138. Enttäuscht
James
Es war schon recht später Nachmittag, als ich gerade neben Lily saß und wir eigentlich Hausaufgaben machten. Wie gesagt, eigentlich. Denn ich war mal wieder viel mehr damit beschäftigt, sie von der Seite anzustarren. Es ist nicht so, dass ich keine Hausaufgaben machen möchte, nur war das nicht so einfach, wenn neben dir ein solch schönes Mädchen sitzt. Allein an das Denken von gestern Abend konnte ich nicht aufhören zu grinsen. In ihrem hübschen Kleid und dem Schein ihrer Augen. Dazu kam noch, dass sie meine Geschenke trug. Als ich das gesehen hatte, war ich wie beflügelt. Mein Herz hatte gepocht wie verrückt. Und alles hatte gekribbelt. Was jetzt übrigens auch so ist. Und dabei tat sie ja nicht einmal was. Sie saß einfach nur da und machte ihre Hausaufgaben. Lächelte so süß und runzelte ihre Stirn manchmal so überlegend. Und jedes Mal dachte ich mich das gleiche: Sie war so schön!
„Bist du schon damit fertig?" Plötzlich blickte sie mich an und ich schreckte schon fast hoch. Interessiert blickte sie auf mein Blatt Papier, was, mal so nebenbei, noch immer leer war. Uuuups...
Sie hob ihren Blick wieder und blickte mich bedient an. Aber selbst dann sah sie so schön aus! Und dieses funkeln in ihren Augen war auch da. Was fast so schön wie ihre strahlenden Augen waren.
„James? Wieso machst du nichts?! Ich denke wir wollen gemeinsam die Hausaufgaben machen. So macht jeder nur die Hälfte.", meinte sie wieder und blickte mich irgendwie enttäuscht an. Oh nein, bitte nicht. Bitte sei nicht enttäuscht. Alles, nur nicht enttäuscht. Sie kann mich anschreien, hauen oder sonst was, aber sie sollte nicht enttäuscht sein!
„Ja, sorry. Ich, ich war nur abgelenkt.", kratzte ich mir mal wieder am Hinterkopf. Man, wieso war meine Hand schon wieder in meinen Haaren?!
„Dann mach du das jetzt bitte. Dann werd ich schon mit Zaubertränke anfangen.", sagte sie mit Verbitterung in der Stimme. Man, warum war sie denn jetzt enttäuscht? Ich wollte sie doch nicht enttäuschen! Aber es war ja auch verständlich. Ich hab's ja sogar angeboten, und dann machte ich nichts. Aber was sollte ich denn bitte machen, wenn sie neben mir saß und nun mal meinen Blick auf sich zog?!
„In Ordnung?", fragte sie mich wieder, als ich wiederholt am starren war. Was machte dieses Mädchen bloß mit mir?
„Ja, Ja klar. Ich beeil mich.", meinte ich und wandte meinen Blick nun direkt auf meine Aufgaben, um nicht nochmals ins Starren verfallen zu können. Ja, und als ich die durchlas stand ich vor einem Problem. Ich hatte nicht mal n Plan, was ich machen sollte. Also musste ich wohl mein Buch hervorkramen. Unter vielen Büchern, welche Lily gebraucht hatte, kramte ich mein Schulbuch hervor und suchte nach der Seite, wo etwas darüber drinnen stehen musste.
Und dann wusste ich auch, was ich zu machen hatte. Oh man, wie ich Schule in den Ferien hasste. Wobei es mit Lily sogar Spaß machte. Als ich nämlich mit meinen Aufgaben fertig war, hatten wir gemeinsam an den anderen gearbeitet und waren wirklich recht schnell voran gekommen. Und hatten viel gelacht... ihr Glockenklares lachen. Ja, ich sollte aufhören zu schwärmen. Und ich sollte mal wieder auf mein Pergament schauen, und nicht wieder Lily anstarren.
Doch da fiel mir wieder der Moment heute Morgen ein, bevor wir geschlafen haben. Sie war so müde, aber so fürsorglich gewesen. Es war mir irgendwie peinlich gewesen auf einmal in ihrem Zimmer zu stehen. Eine ganze Weile hatte ich sogar nur in meinem Zimmer gehockt und überlegt, ob ich wirklich rüber gehen sollte. Aber es war wirklich ein schlimmer Traum gewesen. Was ich gesehen hatte?
Wie Lily blutend auf den Gängen Hogwarts lag und die Slytherins hinter ihr lachten. Ich war zu ihr gerannt, um ihr zu helfen. Doch es hatte nicht aufgehört zu bluten. Kein Zauber hatte gewirkt und auch das drauf drücken auf die Wunde war vergebens. Und die Slytherins haben nur gelacht. Darüber gelacht, wie ich weinend versuchte sie zu retten. Wie sie immer wieder darüber gelacht haben, wie schwächlich Lily doch gewesen sei. Es war Horror gewesen. Schließlich war ich schweißgebadet aufgewacht.
Schon jetzt, wo ich nur auf meine Pergamente vor mir starrte, zog sich wieder alles zusammen. Meine Kehle schnürte sich zu und meine Hände ballten sich völlig unwillkürlich zu Fäusten. Noch jetzt war mir nach Schreien zu Mute.
Auf einmal spürte ich eine zierliche Hand auf einer meiner Fäuste. Lily's Hand.
„Alles gut James?", vernahm ich ihre Stimme von der Seite. Nein, nichts war gut. Die, die Lily in den Krankenflügel gebracht hatten, waren noch immer auf freiem Fuß und hatten noch nicht mal eine Strafe bekommen. Und ich musste jederzeit mit dem Gefühl leben, dass Lily irgendwann wieder dort landen könnte. Oder schlimmer endete. Allein die Wut auf diese Leute war Riesen groß. Aber auch die auf mich selbst. Auf mich selbst, weil ich sie nicht schützen konnte.
„James? Ist es der Traum von gestern, beziehungsweise heute? Willst du nicht doch darüber reden?", redete sie sanft auf mich ein und drückte leicht meine angespannte Faust. Ich schüttelte schlicht den Kopf. Nicht einmal anschauen konnte ich sie. Sie würde mich doch für verrückt erklären, wenn ich ihr sagen würde, ich hätte Angst sie tot zu sehen. Oder das sie in meinem Traum in meinen Armen gestorben war.
„James, schau mich an. Schau mich an James.", redete sie weiter. Warum? Warum sollte ich sie anschauen? Ich wollte darüber nicht reden. Wollte ihr nicht zeigen, dass ich mich mehr um sie sorgte, als es ein normaler Freund tun würde.
Doch kurz darauf legte sich ihre Hand unter mein Kinn und drehte meinen Kopf zu sich. Auch mit dem Vorhaben ihr nicht direkt in die Augen zu schauen, scheiterte ich schnell. Ihre Augen zogen mich einfach an. Ihr Blick war besorgt, doch entschlossen. Und ihre Augen waren mal wieder überzeugend.
„Jetzt rede darüber. Es hilft. Du meintest auch immer, ich solle darüber reden.", meinte sie ernst, lächelte jedoch aufmunternd. Und jetzt hoffte ich wirklich, dass wir allein wären. Denn ich wusste, dass ich diesen Augen nicht noch länger nichts sagen konnte. Diesen bittenden und fürsorglichen Augen konnte ich einfach nichts abschlagen. Da brachte selbst der reinste Wille nichts.
„Ich hab davon geträumt, wie du blutend vor den Slytherins liegst. Okay?! Ich hab Angst, okay?! Und ich bin wütend, wütend auf diese scheiß Angreifer. Ich würde die am liebsten selbst nach Askaban bringen. Doch das einzige was gemacht wurde, war in der Schule zu sagen, dass es für die verantwortlichen Konsequenzen hätte, wenn sie gefasst werden. Doch niemand macht was dafür, dass man herausfindet, wer es war! Ich empfinde regelrecht Hass gegen diese Idioten! Ich hab einfach Angst. Angst um dich.", sprudelte es aus mir heraus. Der Kloß in meinem Hals war zwar noch immer vorhanden, doch wusste ich, dass ich es ihr sagen musste. Und das auch, wenn mit erstickter Stimme.
Ihr Blick wurde weich und sie blickte mich mitleidig an. Ja, und ich machte mich hier richtig zum Affen. Sprach wie ein Weichei über meine Alpträume und konnte es noch nicht einmal verheimlichen, dass ich welche hatte.
„James, ich bin auch wütend. Aber du solltest dich nicht zu lang damit beschäftigen. Es geht mir doch gut. Ich blute nirgendwo, und ich lebe. Okay? Ich bin hier.", meinte sie mit besorgter Miene. Als ob ich das nicht wüsste! Aber diese Träume sind immer so real, es dauert immer eine Ewigkeit ehe ich realisiere, dass das alles nur ein Traum war.
„Ja, ich weiß. Aber ich kann das nicht abstellen. Ich krieg's nicht hin!", erwiderte ich verzweifelt. Ihr Hand verließ mein Kinn und sie legte sie auf meine Wange. Ihre Hand war so weich und beruhigte mich im gewissen Sinne. Mit ihrem Daumen strich sie sanft meine Wange entlang und sendete regelrechte elektrische Stöße durch meinen Körper. Ebenso besorgt blickend wie sie, griff ich nach ihrer weichen Hand und nahm sie in meine. Wieder mal hob ich meinen Blick und schaute in ihre glänzenden Augen, welche mich aufmunternd anblickten. Sie spendeten mir irgendwie Mut und Zuversicht. Doch war ich noch immer aufgewühlt. Es war schrecklich zu wissen, dass jederzeit irgendetwas passieren konnte. Etwas passieren konnte, was Lily schaden könnte.
„Können, können wir weiter machen?", fragte ich, nachdem wir uns wieder mal eine Ewigkeit angelächelt hatten. Sie nickte grinsend und ich ließ schweren Herzens ihre warme Hand los. Entschlossen wandte ich mich wieder unseren Aufgaben zu und versuchte so gut wie möglich normal weiter zu machen. Nach einiger Zeit klappte es auch und wir lachten wiedermal über unsere eigenen Fehler. Es hatte wirklich geholfen es ihr mitzuteilen. Auch wenn diese Angst noch immer vorhanden war und ich mir noch immer Sorgen um Lily machte, wusste ich, dass ich mit Lily darüber sprechen konnte. Dass ich mit ihr über alles sprechen konnte.
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Ich hab jetzt Ferien 😆 Wie ist das bei euch?
In zwei Tagen fahr ich in den Urlaub. Es kann also sein, dass es eine Zeit lang nicht regelmäßige Uploads geben wird. Sry
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