136. So schlimm?
Lily
Und danach, Ja danach ging die Party erst richtig los. Es wurde getanzt, gelacht und öfter mal angestoßen. An sich war die Feier sehr schön. Besonders, als der Schokoladenbrunnen endlich zur Verfügung stand. Eine ganze Weile hatte ich daneben mit James gestanden und wahrscheinlich mehr davon gegessen als sonst jemand auf dieser Feier. Aber mal ehrlich, solch ein Schokoladenbrunnen ist schon cool oder?
Erst als es halb fünf am Morgen war, verabschiedeten sich auch die letzten nach Hause. Auch wenn die alle hier älter waren als ich, waren die fitter nach Hause gegangen, als ich mich fühlte.
„Lass uns hoch gehen.", meinte James neben mir, der meine Müdigkeit schon bemerkt hatte. Nickend lächelte ich ihn an und ging nun mit ihm Hestia und Sirius hinterher. Ich war unglaublich müde. Das ganze tanzen und lachen und einfach existieren hatte schon etwas anstrengendes. Auch wenn es Spaß gemacht hatte und schön war, besonders da James und ich die letzten viereinhalb Stunden nicht irgendwo getrennt waren, überkam mich die Müdigkeit.
„Schlaft gut ihr beiden!", wünschte uns das Paar vor uns eine Gute Nacht und verschwanden, wie sollte es auch anders sein, in Sirius Zimmer. Ich musste schmunzeln. Wenn Mia das sieht weiß ich nicht, ob es sie so glücklich stimmen würde. Aber gut, war ja nicht wirklich mein Problem. Hestia war alt genug. Zumal sie das bestimmt nicht hier machen würden.
Wir waren vor meiner Tür stehen geblieben und ich blickte nochmals zu ihm auf. James lächelte mich ehrlich an und musterte mein Gesicht wieder einmal. Doch schon lang fühlte ich mich nicht mehr nervös unter dem mustern meines Gesichts. Viel zu oft hatten wir uns einfach nur angeschaut. Und wie immer, verlor ich mich in seinen Augen. Seinen vor Glück sprühenden Augen.
„Komm rüber, wenn was ist.", flüsterte er mit rauer Stimme, was mich lächeln ließ. Wie oft hatte ich das schon gehört? Doch wusste auch ich, dass ich es nicht machen würde, wenn er es mir nicht kurz vorm schlafen gehen anbieten würde.
„Du aber auch. Ich bezweifle, dass du immer so perfekt schlafen kannst.", erwiderte ich frech und bekam sein amüsiertes lachen zu hören. Das raue lachen versuchte bei mir eine angenehme Gänsehaut.
„Wenn's so sein sollte, werde ich vielleicht mal darüber nachdenken.", grinste er und wir blickten uns wieder in die Augen. Sie waren so warm. Auch, wenn den ganzen Abend schon das Kribbeln in meinem Bauch nicht aufgehört hatte, verstärkte es sich nun nochmals. Ebenso wie mein Herzschlag. Ich fragte mich wirklich, wie es sein konnte, dass ich nicht umfiel, so schnell wie es pumpte.
„Gute Nacht James.", flüsterte ich lächelnd, ihm in seine Rehaugen blickend.
„Gute Nacht Lily.", meinte er leis zurück und streichelte meinen Arm kurz. Wieder verursachte es ein brennen an dieser Stelle. Ein angenehmes brennen.
Mit einem letzten Lächeln, drehte ich mich um und verschwand hinter der Tür. Das prickeln verschwand, doch die Stärke meines Herzschlages blieb.
Noch immer erfüllte mich die Wärme, die James ausstrahlte, als ich mich umzog und mich ins Bett legte. Meine Gedanken waren vollkommen bei James. Der gesamte Tag war einfach wunderschön gewesen. Erst die Ankunft hier, bei James. Dann die Führung durchs Haus, wo bei mir besonders der Moment in der Bibliothek noch immer Herzklopfen auslöste. Dann die Feier, welche ungemein schön war. Genauso wie der Moment, wo James mich nach einem Date gefragt hatte. Wiedermal erschien ein breites Lächeln in meinem Gesicht. Wir würden auf ein Date gehen. James und ich würden auf ein Date gehen. Auf ein richtiges Date.
Meine Gedanken kreisten eine ganze Weile um die Date-Frage. Ich würde zu gern wissen, was er vorhatte. Aber das würde ich garantiert nicht eher aus ihm rausbekommen.
Wieder einmal wälzte ich mich auf die andere Seite des Bettes und konnte nun die Uhr sehen. Mittlerweile war es sechs Uhr morgens und ich hatte überhaupt noch nicht geschlafen. Der einfache Grund? James. Alles drehte sich im Moment um James.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Ich erhob meinen Oberkörper etwas, um zu sehen, wer etwas von mir wollte, als auch schon die Tür geöffnet wurde. Wenn man vom Teufel sprach, wie die Muggel es sagten.
Dort stand tatsächlich James im Türrahmen, mit verstrubbeltem Haar und mildem, aber auch entschuldigenden Lächeln im Gesicht. Sein Aufzug war schon echt scharf um ehrlich zu sein. Mittlerweile wusste ich zwar, dass er ohne Shirt schlief, doch dass er auch so hierher gekommen war, ließ mich etwas erschaudern. Ich musste mich echt zusammenraufen, um nicht unglaublich lang auf seinen gut gebauten Körper zu starren.
Wieder blickte ich in sein Gesicht und erkannte das verschmitzte und entschuldigende Lächeln auf seinen Lippen. Ein amüsiertes lachen kam von mir, ehe ich mich zurück in mein Bett fallen ließ und mit der Hand neben mich klopfte. Ein Stück rückte ich beiseite, um ihm Platz zu machen. Ich vernahm das schließen der Tür und das leise tapern von James auf dem Boden.
„Ich hätte es mal nicht beschreien sollen, was?", fragte ich noch immer hundemüde, doch auch irgendwo verschlafen. Lächelnd legte er sich neben mich und zuckte trübe mit den Schultern. In seinen Augen vermochte ich Ängstlichkeit zu erkennen. Noch nie hatte ich es so stark bei ihm gesehen. Besorgt musterte ich seine angespannten Gesichtszüge.
„So schlimm?", fragte ich Stirnrunzelnd. Bisher war immer ich diejenige mit den Alpträumen gewesen. Nun hatten wir wohl die Rollen getauscht.
Wiedermal zuckte er mit den Schultern, ehe er seine Arme um mich schlang und sich mit unter die Decke kuschelte. Lachend umarmte ich den, mir nun sehr klein vorkommenden James, welcher sich nun in meiner Halsbeuge versteckte. Und ich genoss dieses Gefühl. Er war es gewesen, der meine Nähe suchte und es erfüllte mich so sehr mit Glück. Doch ich spürte auch, wie sein Atem zitternd ging und er noch immer recht aufgewühlt wirkte.
Ich lockerte mein Arm und konnte dem Drang, ihm durch die Haare zu fahren, nicht widerstehen. So kraulte ich sein Haar, während ich merkte, wie er sich langsam immer mehr beruhigte. Bei ihm schien diese Geste ebenso wirksam zu sein, wie bei mir das sanfte streicheln seinerseits auf meinem Unterarm. Immer mehr spürte ich wie er sich beruhigte und die Anspannung etwas nachließ.
„Willst du über den Traum reden?", fragte ich sanft, merkte aber nur, wie er leicht den Kopf schüttelte. Ich beließ es dabei. Er musste es mir ja nicht erzählen. Das musste ich schließlich auch nie. Also warum sollte ich ihn zwingen? Allein die Empfindung, dass er sich bei mir sicher fühlte machte mich froh. Das er zu mir gekommen war und es nicht versucht hatte allein zu überstehen. Und ich hatte das Gefühl, ihm endlich etwas zurück geben zu können. Ihm Trost zu spenden.
Eine ganze Weile fuhr ich durch seine verstrubbelten Haare, bis ich merkte, dass er eingeschlafen war. Sein leichter Atem strich immer wieder meinen Hals und ließ willkürliche Schauer meinen Rücken hinunterlaufen. Fest umklammerte er mich um die Hüften und hatte ein Bein um meine gelegt. Also im Grunde hatte ich keine Chance mich aus seinem Griff zu lösen...
Aber das wollte ich auch gar nicht. Viel zu schön war das Gefühl, welches er mir stetig gab.
So schloss auch ich langsam, mit pochendem Herzen und breitem Lächeln im Gesicht die Augen. Meine Gedanken schweiften wieder zu diesem Tag. Einen besonderen Moment hatte ich vorhin ausgelassen. Den Moment, wo Mia ein Foto von uns beiden gemacht hatte. Wie er wie selbstverständlich seinen Arm um mich Gelegt hatte. Wieder daran denkend kribbelte es im Bauch. Als er mir auch noch einen Kuss auf den Scheitel gegeben hatte, war etwas passiert, was ewig anhalten würde. Schließlich hatte er das vor allen gemacht. Vor allen Gästen und vor allem direkt vor seiner Mutter. Wo er seiner Mutter doch unglaublich viel Vertrauen und Ansehen schenkte. Ihm bedeutete seine Mutter ungemein viel, weshalb mir dieser kurze Kuss auf meinen Scheitel so viel bedeutete. Schließlich musste es schon etwas bedeuten, wenn man als Mutterkind einem normalen Mädchen einen Kuss auf den Kopf gab, oder?
Oder ich bildete mir sowas einfach nur mal wieder ein. Bildete es mir ein, weil ich zu einem dieser dummen, verknallten Mädchen montiert war...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top