131. Witzfigur

Lesenacht: 1/4

Lily

„Mia. Können wir helfen?", fragte ich die in ihrem grauen Jumsuit stark aussehende, als sie gerade hin und her eilte. Sie schaute trotz des, wie es mir schien, Stresses glücklich lächelnd auf.
„Ja. Ihr könnt zu den Jungs in die Küche gehen. Die servieren schon  das Essen. Hübsch seht ihr aus Mädels.", lächelte sie entzückt und verschwand schon hinter der einen großen Tür, die den Raum verbarg, den mir James eigentlich noch zeigen wollte. Nicht einmal zur Erwiderung des Kompliments kamen wir.

So machten Hestia und ich uns auf den Weg zur Küche und vernahmen schon das Geplänkel zwischen den Jungs. Lachend quatschten sie über etwas, was ich nicht ganz definieren konnte. Lediglich einzelne Wortfetzen waren zu vernehmen. Hestia und ich lächelten uns amüsiert an. Allein das Lachen er beiden war manchmal so witzig, dass man fast selbst lachen musste.
In dem Durchgang war Platz genug, sodass wir beide gleichzeitig hineintreten konnten. Als sie bemerkten, dass wir den Raum betraten, schauten sie auf und wurden augenblicklich still. Sirius grinste dümmlich, nachdem er seinen Mund wieder geschlossen hatte. Hestia ging grinsend auf ihn zu und ich wandte meinen Blick zu dem anderen Jungen hinter der Arbeitsplatte.
James' Mund stand noch immer leicht geöffnet, dafür zierte jedoch ein leichtes Grinsen seine Lippen. Unbeirrt gingen wir weiter zu den beiden, auch, wenn es mir echt schwer fiel nicht zu grinsen. Denn so wie er schaute, schien ich ihm in seinen Augen zu gefallen. Jedenfalls hoffte ich das. Ein Schauer überkam mich und hinterließ eine angenehme Gänsehaut. Zum Glück trug ich die Jacke von Hestia.
Doch auch die beiden sahen nicht schlecht aus. Wie gesagt, James stand der Aufzug im Anzug einfach. Zumal ich dunkelrote Hemden einfach liebte. Aber pscht, nicht das sein Ego noch zunahm.

Wir stellten uns neben sie. Sirius war wiedermal dabei Hestia zu küssen. Die beiden waren wiedermal in ihrer rosanen Seifenblase. Aber süß waren die beiden ja.
Nun konnte ich mir jedoch kein Grinsen mehr verkneifen, als James mich noch immer lächelnd musterte. Zwar hatte mich schon, sobald sein Blick auf mir gelegen hatte, eine Wärme durchströmt, doch wurde es mit jeder Sekunde intensiver. Schon wieder spürte ich, wie sich mein Herzschlag mal wieder beschleunigte und das kribbeln im Bauch zunahm. Ich senkte den Kopf und nahm mir einen großen leeren Teller, welcher zum Servieren gedacht war, um ihm zu füllen.

„James, vor dir liegt essen. Du solltest nicht sabbern.", meinte ich grinsend und bestückte mit gesenktem Kopf einen Teller mit losen Weintrauben. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie er seinen Blick plötzlich abwandte und den Mund vor Schreck schloss. Ich dachte auch eine leichte Röte in seinem Gesicht zu erkennen, doch war das vielleicht auch einfach nur Einbildung. Schließlich konnte ich ihn gerade nicht genau ansehen. Doch trotzdem war es mir nicht möglich ein amüsiertes grinsen nicht verkneifen. Es war einfach zu schön ihn in Verlegenheit zu bringen.

„Na ihr. Das sieht ja schon super aus. Ihr seid ja schon so gut wie fertig. Super!", kam Mia wieder in die Küche geeilt. Ich fragte mich wirklich wie sie es schaffte so glücklich rüber zu kommen, dabei musste sie doch voll gestresst sein.
„Bringt das dann bitte noch rüber ja?", nickte Mia kurz angebunden, ehe sie sich wieder auf den Weg aus der Küche machte. Ich waren gerade dabei zu Nicken, als sie sich wieder schnell umdrehte.
„Achso! Stellt das alles bitte aufs Buffet. Und das lose Obst bitte zum Schokoladenbrunnen.", erklärte sie noch, ehe sie zügig aus der Küche verschwand. Schokoladenbrunnen?! Mit großen Augen schaute ich die anderen an. Doch die waren schon wieder mit was anderem beschäftigt. Hallo?! Ein Schokoladenbrunnen!

„Schokoladenbrunnen?!", fragte ich freudig. Ich liebte Schokolade und Schokoladenbrunnen erst recht. Naja gut, ich hatte einmal einen gesehen, aber ich liebte sie einfach. Die anderen schauten auf und fingen an zu lachen.
„Ich vergess immer wieder, dass du das erste mal hier bist. Dabei bist du fast immer Gesprächsthema.", meinte Sirius nun amüsiert grinsend. Gesprächsthema, ich? Hä? So langsam raffte ich gar nichts mehr. Ich sah wie Sirius auf einmal das Gesicht schmerzverzerrt verzog und sich an sein Bein fasste, ehe er James böse anblickte. War das etwa etwas was ich nicht wissen sollte oder was? Wieso sprachen die denn immer über mich? War ich so eine Witzfigur? Nur zum amüsieren der Leute heute Abend zu Gast? Schaut mal eine Muggelstämmige, hahaha.
„Wie meinst du das?", fragte ich mit belegter Stimme. War es schon echt soweit gekommen, dass sich selbst meine Freunde über mich lustig machten? Etwas zog sich in mir zusammen. Vielleicht hätte ich doch nicht zusagen sollen. Auch wenn ich dagegen ankämpfte verstärkte sich das beklemmende Gefühl in meiner Magengegend immer mehr.

„Nun Ja, also...", begann Sirius und blickte undurchschaubar zu James. Musste er sich jetzt echt eine Lüge ausdenken, um mich nicht zu verletzten? Damit die Witzfigur weiter dachte, es wäre alles in Ordnung, um ungehindert die Gäste auf Trapp halten konnte?
„Mia und Fleamont kennen doch die Professoren meist persönlich und so...naja jedenfalls fragen die beiden halt auch oft wie die Schule läuft uns so. Ja, da fällt oft dein Name. Weil, weil James nicht damit klar kommt Zweitbester zu sein.", meinte Sirius. Ich dachte immer, er könnte so gut lügen. Ohne das es jemand mitbekam. Doch das war eindeutige eine Lüge die er mir auftischte, das sah selbst ich. Also doch die Witzfigur von nebenan.

„Ich, ich muss auf Toilette. Ich komm gleich wieder.", meinte ich und schaue niemanden an. Ich bräuchte jetzt etwas Zeit für mich. Ohne ein weiteres Wort ging ich mit Kloß im Hals zügig aus dem Raum und hinauf in das Gästebad. Ich würde mich jetzt schließlich nicht auf dem Gäste-WC im Erdgeschoss verschanzen, sodass den gesamten Abend niemand auf Toilette gehen konnte.
Allein die Treppe rannte ich schon hoch. Meine Kehle zog sich zu und in meinem Bauch verkrampfte sich etwas. Wieso war ich nur so dumm? So dumm und habe mich auf all das eingelassen? Vor allem auf James? Wieso musste ich so dumm sein und denken, er hätte sich wirklich geändert? Wieso?

Ohne das ich es mitbekommen hatte, stand ich nun im Bad und hatte nicht einmal die Tür abgeschlossen. Und das wurde mir zum Verhängnis. Denn auf einmal stand Hestia ebenfalls im Bad und schloss nun die Tür zu. In meinem Kopf rasten die Gedanken geradezu. Wie konnte ich nur so blöd sein? Wie? Und was wollte Hestia jetzt bitte von mir? Konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?!
„Lily, was ist los?", fragte mich Hest mal wieder die Frage, die ich in diesem Jahr viel zu oft gehört hatte. Was war los? In mir schnürte sich alles zusammen und ich hatte mal wieder das Gefühl allein zu sein. Ganz allein.
„Was los ist?! Was los ist?! Ich bin Gesprächsthema Nummer eins, überall. Das ist los Hestia! Ich bin die Witzfigur! Warum sollte ich auch sonst hier sein?", meinte ich aufgebracht und lief im Bad hin und her. Von der Badewanne zum Waschbecken, vom Waschbecken zur Badewanne. Alles drehte sich, kreiste in meinem Kopf umher und zeigte mir nur eine mögliche Erklärung: ich war die Witzfigur.

„Aber Lily. Das stimmt doch gar nicht. Du hast das vollkommen falsch verstanden.", versuchte Hestia mich zum stehen zu bringen. Aufgebracht schüttelte ich ihren Arm ab. Vollkommen falsch verstanden, das ich nicht lache! Hahaha.
„Ach Ja?! Warum sollte mir Sirius dann eine Lüge auftischen? Und James solch ein Gewese um die Wahrheit machen, wenn ich doch nur hier war um den Leuten zu zeigen, was Abschaum ist? Hestia, du verstehst das vielleicht nicht, aber überall wo ich hinkomme wird mit dem Zeigefinger auf mich gezeigt. Oh, schaut mal, eine Muggelstämmige!", rief ich aufgebracht gestikulierend. Selbst den enttäuschten Blick seitens Hestia nahm ich nicht mal richtig wahr. Viel zu sehr schwirrten die Gedanken in meinem Kopf umher und ließen meinen Puls nur noch mehr vor Aufregung und Wut über mich selbst rasen. Wieso? Wieso war ich so dumm?!

Auf einmal packte Hestia mich kräftig an den Oberarmen und und hielt mich auf weiter umher zu rennen. Hart schaute sie mir in die Augen und ich erkannte ihre Fassungslosigkeit in ihren Augen. Anfangs wehrte ich mich, doch konnte ich gegen Hestia nicht ankommen. Eine ganze Weile standen wir da und sie wartete darauf, dass ich mich etwas beruhigte.
„Hör zu Lily! Du bist für niemanden auch nur im geringsten eine Witzfigur oder sowas! Hier ist es egal, ob du Muggelstämmig, Halbblut oder Reinblut bist Lily. Viele der Autoren die heute eingeladen sind, sind zum Teil Muggelstämmig, aber da ist doch egal! Der einzige Grund, warum Sirius lügen musste war James. Und zwar, weil er ständig von dir erzählt okay? Seit dem ersten Tag redet er vor seinen Eltern nur von dir. Von der schönen, klugen und meinungskräftigen Lily Evans. Okay? Es ist James einfach peinlich. Und Sirius ist nun mal sowas wie sein Bruder. Er kann dir schlecht verraten, dass er seit sechs Jahren von dir schwärmt!", redete Hestia auf mich ein, darauf bedacht, dass ich es wirklich verstand. Doch ich schüttelte den Kopf. Nein, das konnte nicht sein. Wieso sollte er denn bitte von mir reden? Das ergab überhaupt keinen Sinn.

„Mensch Lily, James hat sich schon vor Ewigkeiten in dich verliebt. Und wenn du mir das nicht glaubst, Ok, dann wirst du dich halt selbst davon überzeugen müssen. Doch bitte hör auf sowas dort hinein zu interpretieren und komm runter. Gerade ist James Grandma angekommen. Und ich denke sie würde dich liebend gern kennenlernen.", meinte Hestia nun wieder. Okay, vielleicht hatte ich einfach überreagiert. Das lag wahrscheinlich auch einfach an der Situation. Heute war schon so viel passiert, da spielten im Moment meine Gefühle etwas verrückt. Ich sollte mich beruhigen und hinuntergehen. Aber das ging nicht. Ich war total durch den Wind. Ganz konnte ich meine Zweifel eben doch nicht ganz ablegen.

Tief durchatmend nickte ich und blickte ihr nun mit festem Entschluss in die Augen. Sie lächelte aufmunternd und nahm ihre Hände wieder von meinen Oberarmen. Ich müsste ihr jetzt einfach vertrauen. Darauf vertrauen, dass sie meine beste Freundin war und mich wirklich nicht anlog.
„Danke Hestia.", lächelte ich sie milde an. Sie blickte mich noch immer aufmunternd, aber auch glücklich an, ehe wir uns Herzlich umarmten.

Das hatte ich jetzt gebraucht. Einen kurzen Gefühlsausbruch, damit ich diesen Abend genießen konnte. Und diese Umarmung. Ich hatte diese Umarmung gebraucht.
„Seh ich dolle durch den Wind aus?", fragte ich sie entschuldigend anschauend, als wir uns wieder gelöst hatten. Sie lachte kurz ehe sie den Kopf schüttelte. Hoffentlich behielt sie recht. Und zwar mit allem. Nein, nur in diesem Punkt. Woanders würde ich wohl recht behalten...
„Du siehst super aus. Frag James, der wird's bestätigen. Ich will gar nicht wissen, was du fürn Drama bei eurer Hochzeit machst", lächelte sie breit. Nun musste auch ich lachen. Ja, ich war nicht gerade die einfachste beste Freundin.
„So gefällst du mir viel besser.", meinte sie daraufhin, „Lass uns jetzt nach unten gehen." Ich nickte und folgte ihr, wieder mit einem leichten Lächeln im Gesicht, die Treppe hinunter, wo schon James zu warten schien. Nochmals atmete ich tief durch und versuchte meinen aufgebrachten Herzschlag zu beruhigen.

Mein Blick huschte zu James, welcher am Ende der Treppe stand. Er lächelte mich breit an und ich erwiderte es. Mir wurde klar, dass das alles einfach nur Kinderkram gewesen war. Dass ich einfach übertrieben hatte. Allein wenn ich ihn ansah wurde mir warm ums Herz. Ich war vielleicht nicht der einfachste Mensch, aber wusste ich auf wen ich mich zu hundert Prozent verlassen konnte. Und das war zum einen auf meine beste Freundin Hestia, aber auch auf den Junge, der gerade lächelnd vor mir stand.

„Ich wollte dir noch was sagen.", flüsterte er, mir in die Augen schauend. Wiedermal starrten wir uns nur an und ich verliebte mich mal wieder in seine Augen.
„Und zwar?", fragte ich interessiert lächelnd. Sein Lächeln wurde breiter und ich meinte zu erkennen, wie sich seine Pupillen wiedermal etwas weiteten. Doch war das garantiert alles nur Einbildung.
„Du siehst wunderschön aus.", hauchte er schon fast. Mich überkamen Wellen der Gänsehaut und ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Dieses Kompliment verursachte mal wieder das starke kribbeln im Bauch, welches ich jedes Mal so sehr genoss.
„Danke. Der Anzug sieht auch nicht schlecht aus.", grinste ich. Kaum das ich ihm sagte, dass ich ihn heiß darin fand. Das wäre wieder zu viel des guten. Grinsend begann er kurz zu lachen, ehe er mich wieder anschaute.
„Wollen wir? Ich will dir jemanden vorstellen.", grinste er freudig und bot mir Gentleman-like seinen Arm an. Ich ergriff ihn ebenso lächelnd und ging neben ihn in den großen Festsaal.

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