13. Arroganter Arsch

Lily

Nach dem Mittagessen hatten wir eine Freistunde und ich zeigte Anna und Hestia voller Freude die Schülersprecherwohnung.
Doch wie zu erwarten meinte es Merlin echt nicht gut mit mir. Denn die Rumtreiber hatten die gleiche Idee und saßen auf dem gemütlichen Sofa, als wir eintraten.
„Oh welch schöne Damen segnen uns denn jetzt mit ihrer Anwesenheit?", fragte Black mit einem seiner mir nur zu gut bekannten schelmischen Grinsen. Ich hatte schon fast mit sowas gerechnet. Dabei sollte er in den letzten Jahren ja wohl gemerkt haben, dass wir immun gegen seinen Charme waren. Naja, abgesehen von Hest vielleicht. Welche ihm allen Anschein nach am liebsten um den Hals fallen würde.
„Ach halt die Klappe Black und verzieht euch.", brummte ich und schuate dabei besonders Potter mit funkelnden Augen an, was er als Aufforderung nahm sich in sein Zimmer zu verziehen. Immerhin verstand er mich einmal!
„Kommt, wir lassen die, ich Zitiere ‚schönen Damen', allein.", erwiderte James und blickte nun auch mich starr an. Es war kein Streit. Eher ein Waffenstillstand auf Grund von unseren jetzigen Posten. Doch lang würde der wahrscheinlich nicht mehr anhalten. Gemeinsam machten sie sich aus dem Staub in Potters Zimmer, sodass ich meinen Freunden nun endlich meine Wohnung zeigen konnte. Naja, abgesehen von Potters Zimmer. Aber da wollte man garantiert auch nicht rein. Ich wollte gar nicht wissen was für ein saustall das schon nach einem Tag war. 

„Wow Lily! Das ist echt atemberaubend!", meinte Hestia verblüfft und mit großen Augen, als sie sich umgeschaut hatten. Anna hatte es komplett die Sprache verschlagen, wie es schien. Gemeinsam und mit breitem Lächeln auf den Lippen setzten wir uns auf mein unglaublich bequemes Bett. Eine ganze Weile waren die beiden noch stumm und blickten sich interessiert in meinem neuen zu Hause um. Es war zwar schön, doch wird es sich auch irgendwie allein anfühlen.
„Das ist ja alles ein Traum! Das ist echt luxuriös hier. Wenn du dich mit James verstehen würdest, würdest du hier echt viel Spaß haben!", fand An voller Freude ihre Stimme wieder und blickte mich aus großen Augen an. War ja klar, dass sich keiner der beiden solch ein Kommentar verkneifen konnte. Wie oft hatten wir das schon thematisiert? Es nervte einfach nur noch darüber zu reden. Denn allein durch diesen einfachen Satz war meine Stimmung wieder am Boden.
„Lasst mich jetzt bitte mit Potter in Ruhe ja? Er ist das einzige an dem ganzen was scheiße ist!", meinte ich daraufhin böse und blickte beide warnend an. Ich hasste dieses Thema. Niemand schien mich zu verstehen. Immer sei ich die böse, dabei war Potter es doch, der immer irgendwelche gehässigen Kommentare von sich gab. Und das ich dann den Kopf wie ein verletztes Eichhörnchen einzog, konnten sie vergessen. Ich verteidigte mich. Dafür brauchte ich niemanden.
„Man Lils, er ist nicht so schlimm. Er verhält sich in deiner Gegenwart nur immer wie ein Vollidiot!", sagte Hestia die das Thema schon lästig fand. Doch wenn auch sie es so nervig fand, verstand ich nicht, weshalb sie es immer wieder zur Sprache brachte. Schließlich war das das einzige Thema, bei dem wir uns immer streiten konnten. Und das wollte eigentlich keiner.
„Aber ich habe ihn noch nie mit jemand andern anders reden sehen.", erwiderte ich mit Nachdruck, mir trotzdem bewusst seiend, dass das kein gutes Argument war. Schon lang zog dieser Satz nicht mehr. Doch entsprach er durchaus der Wahrheit.
„Ja, weil du ihn, wenn du ihn überhaupt beachtest, anschreist!", durfte ich mir nun von An anhören. Wiedermal spürte ich wie mein Temperament von mir Besitz ergriff. Ich hasste dieses Thema! Sie sollten endlich mal mit dem scheiß aufhören und es lassen mich ändern zu wollen!
„Ja, ich rede so gut wie nie mit ihm, weil er ein nerviger, selbstsüchtiger, arroganter und selbstüberzeugter Arsch ist!", rief ich völlig wütend und wahrscheinlich auch ein bisschen zu laut, den beiden entgegen. Das dumpfe Gelächter aus dem Nebenraum, welches unsere Diskussion begleitet hatte, verstummte und ließ nun den gesamten Turm mucksmäuschenstill werden. Völlig wütend und mit erhitzen Kopf, wurde mir trotz dessen eiskalt. Diese Stille war unheimlich. Kurz danach war eine Türknallen zu hören und heftige Schritte die sich entfernten, ehe das Porträt zuklappte.

„Man Evans! Musste das sein?", hörte ich eine gedämpft rufende Stimme, die nur Balck gehören konnte. Der sollte mich in Ruhe lassen! Es war verdammte nochmal die Realität. Wenn er wollte konnte ich ihm auch mal die Meinung geigen.
Wütend stapfte nun auch ich aus meinem Zimmer, die strafenden Blicke meiner Freundinnen ignorierend und beide auf den Fersen habend. Der konnte sich jetzt was anhören. Als wäre ich an den Stimmungsschwankungen seines ach so tollen Freundes schuld.
„Woher wollt ihr denn bitte wissen, dass ich ihn gemeint habe?!", entgegnete ich in einem vorwurfsvollen Ton, den Black vor mir wütend anfunkelnd. Der sollte mal schon ruhig sein. Als wäre ich an den hässlichen Charaktereigenschaften seines besten Freundes schuld. Da sollte er lieber böse auf Potter sein!
„Man Lily es ist nur logisch! Niemand anderen würdest du so beschreiben!", schlug sich Hestia jetzt wütend auf die Seite ihres Schwarms. So weit war es schon. So blindlings verliebt war sie in den Frauenheld Black. Ich verstand sie nicht. Freunde sollten zu einem halten und nicht gegen einen.
„Ach auf einmal bist du auch anderer Meinung? Nur weil du dich das erste mal verliebt hast, heißt das noch lange nicht, dass ich es auch sein muss beziehungsweise bin!", schrie ich ihr jetzt entgegen, obwohl sie dicht neben mir stand. Die konnten mich alle mal! Sowas musste ich mir nicht bieten lassen. Ich war eine eigenständige und willensstarke Frau. Niemand konnte mich verbiegen oder formen.

Ich rannte aus dem Gemeinschaftsraum raus. Irgendwo hin. Ich hatte keine Ahnung wie lang ich lief, geschweige denn wohin, doch war ich froh, dass mir niemand auf den Gängen begegnete. Das würde nur die nächsten Tratschthemen auslösen, für welche ich nun echt keinen Nerv hatte.
Erst als ich am Astronomieturm ankam wurde mir klar wohin mich meine Beine getragen hatten. Völlig fertig, ausgepowert und den Tränen nahe, setzte ich mich an den Rand der Brüstung. Es war mein Lieblingsplatz. Hier ging ich oft hin, wenn ich Probleme hatte oder einfach Zeit für mich brauchte. So wie jetzt. Jetzt brauchte ich Zeit für mich. Um mal wieder über alles nachdenken und auswerten zu können. Um meine eigene Wortwahl mitzubekommen. Das was ich Hestia an den Kopf geworfen hatte war nicht fair von mir gewesen. Ausgerechnet vor ihrem Schwarm zu sagen, dass sie verliebt war. Auch wenn ich keinen Namen genannt hatte, hatte ich trotzdem das wichtigste Geheimnis meiner Freundin nicht bewahrt. Hatte nicht das getan, was man von einer besten Freundin erwartete. Ich war eine schreckliche Freundin, ein schrecklicher Mensch und eine zu zickige Person. Eine zu eingenommene Person von sich selbst und den eigenen Problemen. Ich würde nie vor meinen Freunden erwähnen, dass ich zugab zickig zu sein oder zugab ein schreckliches Temperament zu besitzen. Aber so war es und so sehr ich es auch versuchte zu ändern, es gelang mir nicht. Aufgegeben hatte ich diesbezüglich nämlich schon längst.

Aber warum war Potter nach diesem wutentbrannten Satz von mir aus der Wohnung gerannt? Warum fragten mich die Rumtreiber ob das wirklich nötig gewesen wäre? Und warum stimmte Hestia ihnen zu? Ich hatte noch tausend weitere Fragen, doch nicht eine Antwort. Es war zum verrückt werden! Niemand verstand mich. Niemand verstand meine Fragen. Und niemand würde mir je antworten geben können. Antworten auf das, was ich nicht beantworten konnte.

Als ich weit hinten, am Horizont, zwei Besen in die Luft steigen sah, glaubte ich jetzt die Chance zu haben in mein Zimmer zurückzukehren, ohne mit Potter konfrontiert zu werden. Wer würde sonst um diese Uhrzeit auf dem Besen sitzen? Schon ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es recht spät war. Das Abendessen wäre nun in vollem Gange. Doch wirklichen Hunger verspürte ich nicht. Viel zu aufgewühlt war ich.
Somit ging ich also zurück und begegnete nur wenigen Schülern, die auf dem Weg zur großen Halle waren. Zum Glück, denn ich musste ziemlich verweint aussehen. Selten kam es vor, dass ich so durchs Schloss stapfte. Besonders in den letzten Jahren. Nie wollte ich vor anderen Schwäche zeigen. So machte es mich doch besonders für die Slytherins angreifbarer.

Im Gemeinschaftsraum der Schülersprecher angekommen nahm ich mir mein Schulzeug zur Hand und begann an meinen Hausaufgaben zu arbeiten. Es lenkte mich immer ab und gerade jetzt brauchte ich Ablenkung. Etwas, was meine Gedanken verlangsamte und verschwinden ließ. Etwas, was mich endlich wieder beruhigte.
Die Zaubertränke-Hausaufgaben waren schnell erledigt, die Verwandlungs-Hausaufgaben jedoch nicht. Wie so üblich  versuchte mich daran die Verwandlung von heute morgen nochmals zu üben, doch schaffte ich es wiedermal nicht. Wie sollte es auch anders sein? Bisher hatte selbst das üben nie wirklich etwas bezweckt. Ich konnte froh sein, mit dem theoretischen Teil immer so viel rausholen zu können.

„Du musst die Bewegung schneller machen, dann klappt's auch.", ließ mich eine Stimme zusammenzucken. Ohne mich anzusehen hatte er gesprochen und ging danach in sein Zimmer. Fast hätte ich die Stimme nicht ausmachen könnten. Doch kurz bevor der verkennbare Struwwelkopf verschwand, erkannte ich Potter. Widerwillig probierte ich es so, wie er es gesagt hatte. Kaum zu glauben, dass ich einen Ratschlag seitens meines Feindes annahm. Doch was hatte ich zu befürchten? Leider musste ich ihm zugestehen, dass er der beste in Verwandlung war. Also warum sollte ich es nicht probieren?

„Yuhu!", rief ich kurz darauf beigesetzt von meiner Errungenschaft, ehe mir einfiel, dass er das gehört haben musste. Mit hochrotem Kopf packte ich also mein Zeug wieder zusammen und ging mit breitem Grinsen in mein Zimmer zurück. Es hatte tatsächlich funktioniert. Ich hatte das erste mal seit Jahren eine Verwandlung fehlerfrei hinbekommen!

Sirius

Evans markante Stimme durchbrach unser Gelächter. Sofort wandte ich mich zu Krone. Die bekannte Verletzlichkeit erschien in seinem Gesicht. Es war nicht fair. Nichts von alldem. Wütend stapfte er aus seinem Zimmer und rannte, ohne auch nur ein Wort zu sagen, davon. Das seine Augen glasig waren, war jedoch nicht nur mir aufgefallen.
Er tat zwar immer auf hart und arrogant, doch wenn Lily ihn beschimpfte oder ein bissiges Kommentar brachte, versuchte er es immer mit coolen Sprüchen so dastehen zu lassen, als würde es ihm nichts anhaben. Jedes mal zerwuschelt er seine Haare, aus Verzweiflung oder Nervosität war mir diesbezüglich nie so klar gewesen. Doch stellte Lilyˋs Gegenwart etwas mit ihm an, was ich bisher bei noch keinem gesehen hatte. Man sollte meinen, dass mich seine Gefühlswelt nicht berührte, wenn ich selbst nicht wirklich verstand was er an Lily fand. Doch machte es mich durchaus traurig ihn so zu sehen. Immerhin war er mein Bruder. Und wenn er schmerzen hatte, hatte ich sie auch.

„Man Evans! Musste das sein?", schrie ich nun selbst verärgert durch die Wand und riss Krones Tür aufgebracht auf. Auch sie kam wütend heraus gestürmt. So wie sonst, wenn sie etwas fuchsteufelswild machte. Es war ja auch eigentlich zu erwarten, dass diese Wohngemeinschaft nicht gut ging.
„Woher wollt ihr denn bitte wissen, dass ich ihn gemeint habe?!", erwiderte sie mir scharfer Stimme und blickte uns nacheinander hasserfüllt an. Jedes Mal fragte auch ich mich, was für ein Problem sie mit uns hatte. Bei James war es ja schon irgendwo verständlich. Die fiesen Kommentare, wenn er versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Oder die ständigen Datefragen, in die er jedes Mal Hoffnung steckte, welche jedoch immer niedergetrampelt wurde. Nur weil sie mit unserem Leben nicht klar kam, mit unseren Streichen und unserem Spaß am Leben, schien sie uns zu hassen. Naja, abgesehen von Moony. Wobei ich nicht verstand, was ihn von James so wirklich unterschied. Mal abgesehen davon, dass Krone für eindeutig mehr Spaß zu haben war, müsste Evans auch ihn mögen. So sind sie doch beide schlau und nett. Nur schien das die Rothaarige ganz anders zu sehen.

Sogleich wollte ich antworten, wurde jedochvon Evans' überaus hübscher Freundin unterbrochen. Hestia müsste ihr Name sein.
„Man Lily es ist nur logisch! Niemand anderen würdest du so beschreiben!", entgegnete sie ihrer Freundin aufgebracht. Ich musste bei ihrer Antwort leicht grinsen. Hestia sah immer süß aus, wenn sie jemandem ihre Meinung geigte. Das war mir nicht verborgen geblieben. Ich kannte sie vom Quidditch-Training und hatte schon lange einen Blick auf sie geworfen. Irgendwie gefiel mir ihre schroffe und ehrliche Art Dinge auf den Punkt zu bringen. Ich verstand weshalb sie und Evans so gute Freunde waren.
„Ach auf einmal bist du auch anderer Meinung? Nur weil du dich das erste mal verliebt hast, heißt das noch lange nicht, dass ich es auch sein muss beziehungsweise bin!", ließen mich Evans Worte hellhörig werden. Sie rannte raus und beide Schülersprecher ließen uns nun also in ihrer Wohnung allein. Doch so wirklich lang dachte ich über diesen Punkt nicht mehr nach. Denn jemand anderes hatte meine Aufmerksamkeit für mich errungen.
In wen war Hestia verknallt? Wer wohl ihr Typ war?

„Anna, du hättest doch auch mal was sagen können!", riss mich das hübsch Mädchen aus meinen Gedanken, als sie zu dem Mädchen hinter ihr sprach. Das war Anna. Auch ein Mädchen unseres Jahrgangs. Jedoch um einiges schüchterner, als ihre beiden Freundinnen.
„Wie denn? Ihr habt euch angeschrien und dann ist Lils auch schon abgehauen!", verteidigte sie sich wild gestikulieren. Es war ihr anzusehen, dass ihr diese Diskussion deutlich unangenehm war. Ganz im Gegensatz zu Hestia. Doch sie scheute auch keine öffentlichen Hasstiraden im Quidditch.
„Ja aber man muss sie denn jetzt ernsthaft überall rumposaunen das ich verknallt bin?! Grins nicht so blöd Black! Geh lieber nach Potter schauen, wir brauchen ihn noch für Quidditch! Nicht das er sich von den Klatschern umbringen lässt!", erwidert sie erzürnt, erst an Anna und dann an mich gewandt. Wie Drachenschuppen fiel es mir von den Augen. Ach du scheiße! Wenn er sich abreagieren wollte, haute er immer gegen die Klatscher. Schlechter Freund. Ganz schlechter Freund. Ich sollte aufhören mich so von Mädchen faszinieren zu lassen.

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