127. So viel Geborgenheit

Lily

Das Essen war unglaublich amüsant. Wir erzählten viel und waren laufend am lachen. Gerade war so das Hauptthema unsere Zeit in Hogwarts. Wir lachten gerade ausgelassen über einen der Wortduelle damals zwischen James und mir. Selbst wir konnten nun darüber lachen. Irgendwo hatte es ja doch Spaß gemacht sich mit jemandem ein Sprachduell zu liefern. Auch wenn ich damals immer recht fies zu James war, erinnerte ich mich gern daran zurück. Im Nachhinein war es ja doch ganz witzig. Zumal wir uns fast immer auf hohem Niveau gestritten hatten.

„Sagt mal, hab ich euch die Geschichte mit der Kröte schon erzählt?", fragte gerade Sirius enthusiastisch. Ich begann zu lachen, James griff sich beschämt an den Kopf und seine Eltern blickten Sirius nur gespannt an.
„Oh wie konnte ich das nicht erzählt haben?! Das ist doch die Story!", erzählte er ungläubig. Ich war immer noch am lachen, worin nach dieser Reaktion auch die beiden ältesten am Tisch mit einstiegen und James sich immer noch beschämt die Schläfe massierte.
„Also, es war so: Ich glaub es war Lily's zwölfter Geburtstag? Und James wollte ihr etwas ganz besonders schenken! So, der ist uns ewig damit auf die Nerven genagten. Moony, unser ach so hilfsbereite Moony, hat sich sogar bei ihr erkundigt, über was sie sich freuen würde. Doch Krone, Ja Krone musste vor ihrem Schlafsaalaufgang auf sie warten. Mit einer Kröte!", begann er und vernahm sofort das amüsierte lachen von Fleamont und Euphemia. Ich musste dabei auch fett grinsen. Damals war ich fast vom Glauben abgefallen. Ich hatte mich wirklich gefragt was mit ihm nicht stimmte. Den gesamtem Tag hatte ich mich über ihn aufgeregt. Ich lachte noch immer, doch sollte ich James vielleicht beistehen, welcher immer kleiner im Stuhl wurde.

„Ne, ne, ne, das beste kommt noch! Wisst ihr was er ihr gesagt hat? Alles liebe zum Geburtstag Lily! Die Kröte ist dein Geschenk, denn die passt perfekt zu deinen Augen!", zitierte er den Zwölfjährigen James. Fleamont kam gar nicht mehr aus dem Lachen raus und Mia schaute ihren Sohn strafend an.
„James! Das sagt macht man ja wohl nicht! So haben wir dich nicht erzogen!", meinte sie strafend, jedoch mit keiner Schärfe in der Stimme. James verschwand geradezu in seinem Stuhl und blickte seiner Mutter entschuldigend entgegen.
„Glaubt mir, alle haben gelacht! Außer Lily, die hat ihn angefaucht. Aber so hatten alle noch mehr zu lachen!", beendete er die Geschichte, weshalb wir wieder lachen mussten. So im Nachhinein konnte man darüber lachen, doch in dem Moment hatte ich mich einfach gedemütigt gefühlt. Zumal ich zu dem Zeitpunkt auch noch eigene Probleme mit meiner Augenfarbe hatte. Viele Slytherins hatten das nämlich auch als Vorwand genommen, um mir Beleidigungen an dem Kopf zu schmeißen.

„Ich kann voll verstehen, dass sie so aus dem Stand gegangen ist. Stell dir mal vor jemand würde dir eine Schlange schenken, weil deine Haare so wellig aussähen Sirius! Wärst du da nicht auch unglaublich gekränkt?", ließ Mia ihren Standpunkt verlauten. Irgendwie machte es mich glücklich, dass sie es genauso sah wie ich. Generell verstanden wir uns recht gut und es machte mich glücklich, dass James Mutter mich zu mögen schien.
Sirius Reaktion darauf musste glaube ich nicht weiter erörtert werden. Ihm fiel vor entsetzten sein Essen aus dem Mund und alle anderen, sogar James, hatten etwas zu lachen.

„Vielen dank fürs Essen Euphemia. Es hat sehr gut geschmeckt. Besonders der Kartoffelbrei. Machst du da irgendwas besonderes rein?", bedankte ich mich bei dem wohlschmeckenden Essen. Es war wirklich lecker gewesen. Sie konnte wirklich gut kochen. Musste sie ja anscheinend auch mit drei Männern im Haus.
„Ja, ich mach noch etwas Muskatnuss rein. Das bringt dem ganzen eine ganz gute Note rein. Danke auch für die Hilfe. So macht das kochen gleich viel mehr Spaß.", erklärte sie mir und ich nickte. Das müsste ich auch einmal ausprobieren. Es hatte wirklich spezieller aber auch besser geschmeckt, als der nur mit Milch zubereiteten Kartoffelstampf.

Als ich Euphemia gerade helfen wollte abzuräumen, hielt sie mich mal wieder auf.
„Oh nein Lily. Das können jetzt mal die Männer machen. Du kannst dir von James das Haus zeigen lassen. Ich hoffe dein Zimmer ist so in Ordnung. Wenn noch etwas fehlen sollte, scheu dich nicht danach zu fragen.", dirigierte sie lächelnd. Sowohl Sirius und Fleamont taten wie geheißen und begannen abzuräumen, während James mich nach kurzem Plaudern mit Mia hinter sich her zog und mit meinem Koffer in der anderen Hand zur Treppe zerrte. Also eigentlich könnte ich ihn ja jetzt damit aufziehen, dass er laut seiner Mutter kein Mann war...aber das ließ ich mal lieber. Fragt nicht warum, aber irgendwie hatte ich gerade keine Lust James zu ärgern.

Die Treppe war etwas weiter hinten im Flur, weshalb wir nur aus der Wohnzimmertür hinaus gingen und den Flur weiter entlang liefen, ehe er eine Abbiegung zur Seite machte, wo sich schon die Treppe befand. Wir waren währenddessen noch an einer großen prunkvollen Tür vorbei gekommen, doch meinte James, dass er mir den Raum später zeigen würde.

„Also, das hier links ist das Zimmer von Sirius. Das daneben ist meins. Hier gegenüber ist ein Bad. Das teilen nur Tatze und ich mir. So, daneben ist dann das Gästebad. Das würdest du dir mit Hestia teilen. Und hier, ist dein Zimmer.", erklärte er mir, als wir den Gang entlang liefen. Wir waren die Treppe nur einmal hinauf gegangen. Also befanden wir uns in der ersten Etage. Hier befanden sich wirklich nur diese sechs Räume. Die müssten alle recht groß sein. Bedächtig und verstehend nickte ich.
„Wie wärs, wenn du dir erstmal dein Zimmer anschaust? Dann kannst du dein Zeug ins Bad packen, wenn du willst. Danach kann ich dir den Rest des Hauses zeigen.", schlug er vor und ich nickte einverstanden, ehe er die Tür sich schon öffnete.

Ich trat ein und war einfach nur begeistert. Mitten im Raum stand ein großes Himmelbett, welches unglaublich nobel aussah. Direkt gegenüber waren viele Fenster eingelassen und unter einem Stand ein großer Schreibtisch. Vereinzelt hingen Bilder an den Wänden, welche Fotografien aus der Natur zeigten. Ein paar Regale schmückten die Wände rechts und links von mir, genauso wie schön dekorierte Kommoden. Ebenso stand ein großer Kleiderschrank an einer Wand und sogar für einen Schminktisch wurde Platz geschaffen. Mit großen Augen schaute ich eben diesem entgegen. Es war einfach unglaublich wie das Haus eingerichtet worden war.

„Ja, meine Mutter musste irgendwo ihren Wunsch nach einem Mädchen im Hause kompensieren.", ließ James grinsend neben mir verlauten, weshalb ich wieder lachen musste.
„Es ist ein sehr schönes Zimmer.", meinte ich grinsend. Langsam trat ich ein und James positionierte den Koffer direkt vors Bett. Interessiert begab ich mich zu den Regalen und überflog die einzelnen Titel der Bücher.
Als ich dort durch war schenkte ich den Fotografien meine Aufmerksamkeit. Ich liebte die Natur, weswegen ich mich nicht daran satt sehen konnte. Insgeheim fragte ich mich, ob James die Bilder geschossen hatte. Auf der Einladung war ja auch ein Bild drauf, welches er gemacht hatte.

„Hast du die Bilder geschossen?", fragte ich interessiert, wandte meinen Blick jedoch nicht von dem Regenbogen über einem See ab. Es war der perfekte Winkel. Das Licht war super und die Umrandung des Regenbogens in der Natur noch mehr.
„Ja. Meine Mum hat die schönsten auf Leinwände gebracht.", erzählte er und kam nun auf mich zu. Leis hörte ich seine Schritte auf dem mit Teppich belegtem Parkett auf mich zukommen.
„Dir liegt das Fotografieren echt. Wie lang machst du das schon?", fragte ich interessiert und musterte das Bild noch immer. James kam zum stehen und ich spürte seine Wärme ohne zu sehen wo er genau stand. Seine Nähe beruhigte mich unglaublich. Seine Nähe, welche jedes Mal aufs neue ein kribbeln verursachte.

„Seitdem mein Opa, welcher verstorben war, als ich im zweiten Jahr war, mir seine Kamera hinterlassen hat. Früher hab ich total gern mit ihm verschiedene Perspektiven ausprobiert. Naja, und irgendwann hab ich mich dann halt mal selbst dran versucht.", erzählte er mit leichter Traurigkeit in der Stimme. Ich wandte mich ihm nun zu und blickte in sein lächelndes Gesicht. Noch immer blickte er verträumt zu seiner Fotografie. Er schien seinen Großvater wirklich sehr zu vermissen. Doch meinte ich etwas stolz in seinen Augen zu sehen. Es freute mich, dass er es weitergemacht hatte. Er hatte wirklich ein Händchen fürs fotografieren.
„Er wäre bestimmt stolz auf dich.", meinte ich deshalb sanft, was ihm ein breiteres Grinsen entlockte. Leicht nickte er, ehe er zu mir schaute. Wiedermal wurde mir warm und ein angenehmer Schauer überkam mich. Seine Augen zeigten so viel. Sie zeigten so sehr wie er wirklich war. Ich hätte früher richtig in seine so schönen Augen schauen sollen. Dann hätten wir viel mehr Zeit gemeinsam genießen können.

„Soll ich dir das Bad zeigen?", bot James mir nun höflich an und ich nickte einverstanden.
„Ja, ich nehm nur noch schnell meinen Hygienebeutel aus dem Koffer.", erklärte ich und ging auf eben diesen zu. Schnell öffnete ich ihn, klappte ihn auf, schnappte mir meinen Beutel und verschloss ihn wieder. James stand schon lächelnd am Türrahmen und wartete auf mich. Ich erhob mich und ging grinsend auf ihn zu. Viel hatten wir heute noch nicht geredet. Irgendwie schade, doch es freute mich einfach, dass wir uns nach den acht Tagen endlich wiedersehen konnten. Ich hatte ihn schon ziemlich vermisst.

Wiedermal nahm James mich an die Hand und lief mit mir in das schräg gegenüberliegende Bad. Mal wieder öffnete er die Eichenfür und ließ mich erneut staunen. Es gab zwei Waschbecken und Spiegel mit einer Toilette, Dusche und Badewanne. Ebenso befand sich ein großes Fenster auf der einen Seite, welches jedoch einen Blickdichten Vorhang hatte. Es war alles in beige und weiß gehalten und verblüffte mich mal wieder. Auf dem Fliesenboden waren vereinzelt Läufer ausgelegt worden, damit man nicht ausrutschte.

Ich ging hinein und legte meine Waschtasche auf eines der Waschbecken. Neben der Dusche hingen schon zwei große Handtücher, ebenso wie zwei kleine neben den Waschbecken. Nochmals drehte ich mich bewundernd in dem großen Bad, ehe ich meinen Blick wieder zu James wandte, welcher erneut einen verträumten Blick aufgesetzt hatte. Grinsend blickte auch ich ihn an. Wir standen einige Meter auseinander, doch fühlte es sich so an, als stünden wir direkt voreinander. Ich sehnte mich einfach nach seinen Umarmungen. Nach seinem Geruch und seiner Fürsorglichkeit. Ich sehnte mich nach James.

Ohne zu überlegen ging ich auf ihn zu und umarmte ihn einfach. Spürte die Nähe zu ihm und das feste an sich drücken seinerseits. Zog seinen beruhigenden Duft ein und spürte die Wärme die von ihm ausging. Niemand von uns sagte etwas, wir standen einfach so da. Im Bad. Uns umarmend. Den Moment genießend. Mehr brauchten wir nicht. Mehr brauchte ich nicht. Diese einfache Umarmung spendete mir so viel Kraft. So viel Geborgenheit.

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