125. Wie zu Hause

Um das nochmal klarzustellen: Ich schenke dem Tag des 31.12. in der Geschichte viel Aufmerksamkeit, weil ich es als wichtigen Tag ansehe. Es wird in einer Woche ungefähr eine Lesenacht geben.
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Lily

Schon allein der Eingang war gigantisch. Als ich vorhin durch das Eingangstor getreten bin, war ich unglaublich perplex gewesen. Zwar hatte ich gewusst, dass James Familie recht viel Geld besaß und in einem großen Anwesen hauste, doch hatte mich das echt überwältigt.

„Hier kannst du deine Jacke aufhängen.", schlug mir Mrs Potter vor und ich tat wie geheißen. Sie war unglaublich nett und offen. Jedenfalls erschien es mir jedenfalls jetzt so. Wir hatten uns gerade ja erst begrüßt.
„Vielen Dank.", lächelte ich James Mum an, als sie mir Hausschuhe reichte. Ich zog sie an und sie passten perfekt. Kaum zu glauben, ich hatte eine recht kleine Schuhgröße. James war nach einiger Zeit auch eingetreten und zog sich gerade ebenfalls seine Schuhe fürs Haus an. Derweil schaute ich mich schon einmal im Flur um. Er war recht breit, mit vielen kleinen Kommoden, wo wie ich vermutete, hauptsächlich Schuhe drin waren und Anhänger für Jacken waren an den Wänden angebracht. Dazu waren noch vereinzelt Spiegel an der Wand befestigt. Allein der Flur wurde von einem prachtvollen Lampe beleuchtet. Durch die hellen Farben des Bodens und der Wände wirkte es richtig gemütlich. Man fühlte sich irgendwie gleich wohl.

„So, kommt mit. Sirius und Fleamont sitzen im Wohnzimmer.", lächelte Mrs Potter und ging voraus. James lief, mich aufmunternd anlächelnd, hinter mir. Einige Meter gingen wir in den Flur, ehe auf rechter Seite ein Holztür eingelassen war. Diese öffnete Mrs Potter und ich vernahm schon das laute und unverkennbare Lachen von Sirius. Doch war auch ein anderes amüsiertes, jedoch nicht allzu lautes Lachen zu hören.

Als ich das Wohnzimmer erblickte stockte mir mal wieder der Atem. Es war so riesig und wunderschön. Direkt gerade zu war eine große Couchgarnitur, wo sich schon Sirius, und ich vermutete James Vater, gegenüber saßen. Links von mir erkannte ich einen großen Kamin, welcher schon prasselnd brannte. Ebenfalls befanden sich davor noch Sessel. Dahinter stand eine große Tafel mit vielen Stühlen. Dieser war auch schon gedeckt. Ich ging davon aus, dass wir hier zu Mittag essen würden. An der gegenüberliegenden Wand befanden sich lauter Bücherregale und unglaublich große Fenster, welche den seitlichen Garten der Potters zeigten. Mein Blick schweifte weiter und ich sah, dass an der linken Wandseite des Raumes keine Tür, sondern ein großer Durchgang geschaffen worden war. Von dort duftete es auch schon köstlich.

Ich bemerkte erst, dass ich stehen geblieben war, als James mich weiter in den Raum schob. Augenblicklich fing ich mich wieder und wandte meinen Blick wieder auf die Familie von James vor mir. Die beiden auf der Couch sitzenden Männer hatten aufgehört zu lachen und lächelten mich nun an.
„Lily! Schön dich wieder zu sehen!", sagte Sirius lauthals und stand auf um mich umarmend zu begrüßen. Ok, das war etwas neu. So oft hatten wir uns noch nicht umarmt. Hatten wir uns überhaupt schon mal umarmt? Naja, das war jetzt egal. Ich erwiderte seine Umarmung kurz und lächelte ihn dann etwas unsicher an.
„Ich freu mich auch. Ich hoffe du konntest mit dem Reinigungszeug für deinen Besen was anfangen.", lächelte ich. Eigentlich war diese Frage provokativ gemeint, weil er seinen Besen über alles liebte, doch hörte man es nicht aus meiner Stimme heraus. Dafür war ich noch viel zu nervös.
„Ach Lily. Ich kann mir jeglichem Reinigungszeug umgehen. Vielen Dank.", meinte er schließlich und drehte sich danach grinsend um, um sich wieder auf die Couch zu begeben.
„Sicher?", ließ Mrs Potter schmunzelnd verlauten, während wir alle amüsiert lachten. Er konnte lediglich mit den Reinigungsmitteln für Besen umgehen. Ich bezweifelte, dass er jemals irgendwas anderes geputzt hatte.
Sirius bemerkte seinen Fehler, verdrehte jedoch nur die Augen, ehe er etwas mit lachte.

„Setzt euch doch. Ich bin Fleamont. James Vater.", meinte er lächelnd, als wir immer noch unschlüssig im Raum standen. Ja, das konnte man ihm ansehen. Er hatte ebenso verwuscheltes Haar wie James und trug eine Brille auf der Nase. Jedoch schien er darauf zu achten, dass sie nicht schief auf der Nase saß.
„Hallo. Ich bin Lily.", stellte ich mich ebenso höflich vor, obwohl ja nun jeder meinen Namen kennen müsste. Er nickte als Antwort und James schob mich wiedermal Richtung Couch. Ich setzte mich, noch immer recht nervös und war froh, dass James neben mir Platz nahm. Und schon jetzt schwirrten mir unnötige Fragen im Kopf umher. Saß ich so richtig? Waren meine Haare von der Mütze aufgeladen? Sah ich so schlimm aus wie ich mich gerade fühlte?

„So, möchtest du etwas trinken? Ein Wasser, Saft, Tee, Kaffe oder sonst etwas?", bot mir Mrs Potter freundlich an und war schon wieder dabei aufzustehen. Doch ich verspürte nicht wirklich den Drang etwas zu trinken. Dann müsste ich nachher nur wieder nach der Toilette fragen und dann würde  ich mich bestimmt verlaufen.
„Nein, aber vielen dank Mrs Potter.", lehnte ich dankend ab, weshalb sie sich wieder setzte und mich gespielt strafend ansah. Schon wieder machte sich Unbehagen in mir breit und ich wurde immer nervöser. Hab ich was falsch gemacht? Hätte ich vielleicht doch zustimmen sollen?
„Ich heiße für dich Euphemia oder Mia. Bei Mrs Potter komm ich mir immer so alt vor.", meinte sie schließlich, weshalb ich sie lächelnd und entschuldigend  anschaute. Ups, wieder ins Fettnäpfchen getreten.

„Aber nun gut. Wir waren deine Weihnachten?", führte sie die Unterhaltung lächelnd fort. Es schien wirklich so, als würde sie es interessieren und wäre nicht nur genötigter Smalltalk. Ich sammelte mich etwas und der Kloß in meinem Hals verlor an Größe.
„Sie waren ganz schön. Meine Eltern haben sich unglaublich gefreut, dass ich doch noch nach Hause gefahren bin.", erzählte ich ehrlich. Euphemia nickte lächelnd, wobei ihre roten Haare, welche sie zu einem Zopf gebunden hatte, leicht hin und her wippten. Zwar zierten ihr Gesicht einige Falten und vereinzelte Narben, doch sah sie sehr hübsch aus. Es importierte mir, wie sie stolz und offen zeigte wer sie war. Sie kam jetzt schon als sehr starke Frau rüber.

„Das glaub ich. Ich hoffe sie waren einverstanden, dass du noch ein paar Tage bleibst.", wollte sie nun wissen. An den Gedanken musste ich lächeln. Ja, meine Mutter war sogar begeistert von der Idee gewesen.
„Ja, das war nicht allzu kompliziert. Sie hatten James ja schon bei der Beerdigung meiner Cousine kennengelernt. Ich hoffe jedoch es macht keine Umstände. Es ist schließlich nicht allzu leicht mit so vielen Teenagern in einem Haus oder? James hatte einige Dinge erzählt wo ich nur den Kopf schütteln konnte.", grinste ich amüsiert, wodurch ich von Sirius ein Augenrollen erntete. James neben mir stieß mir sogar entsetz in die Seite, weshalb ich nun sogar kurz auflachen musste.

„Oh nein, das macht keinerlei Umstände. Schließlich bezweifle ich, dass die beiden auch nur etwas anstellen, wenn du anwesend bist. James hatte mir geschrieben, wie er und die Jungs euren Gemeinschaftsraum aufräumen mussten, weil die ein riesengroßes Chaos angestellt haben. Glaub mir, so schnell machen die sowas nicht wieder.", lachte sie, worin Fleamont und kurz darauf auch ich mit Einstiegen.
„Und herzliches Beileid von uns. Es ist wirklich schrecklich was mit deiner Cousine passiert ist. Sie soll ein sehr herzlicher Mensch gewesen sein.", ergänzte Fleamont seine Frau kurz drauf. Ich nickte und erwiderte darauf nichts weiter. Zwar trübte sich meine Miene kurz, doch war ich längst über die schlimme Zeit hinweg. Die Erinnerung schmerzte noch immer, doch waren die Wunden verheilt. Sie war schließlich immer bei mir.

Kurz darauf hörte man ein piepen aus der vermeintlichen Küche. Es hörte sich so an, als wäre es ein Timer gewesen. Ich sah wie Euphemia aufsprang und meinte: „Das essen. Der Braten müsste fertig sein." Sie war gerade dabei in die Küche zu gehen, als ich sie aufhielt.
„Warte Euphemia. Kann ich helfen?", fragte ich hilfsbereit. Ich liebte es zu kochen, weshalb ich sogar sehr gern helfen wollen würde.
„Wenn du möchtest gern. Aber du musst nicht. James würde dir bestimmt auch gern dein Zimmer zeigen.", erklärte sie, halb im Raum stehend. Ich vernahm zwar, wie James neben mir überzeugt nickte, doch konnte ich mein Zimmer auch nich später anschauen.

„Ach nein. Dann helfe ich dir.", entschied ich mich lächelnd und sah das amüsierte Lächeln auf Mias Gesicht.
„Echt jetzt?!", kam es von der Seite, als ich mich erhob, um ebenfalls in Richtung Küche zu gehen. Als ich meinen Kopf zu James drehte, erkannte ich den unglaubwürdigen und entsetzten Ausdruck in seinem Gesicht. Sirius lachte schon wieder, ebenso wie Mia und Fleamont. Bei seinem verdatterten Blick musste auch ich lachen, konnte aber, auch wenn ich mich vor seinen Eltern vielleicht zurückhalten sollte, nicht zügeln.
„Wieso? Kannst du nicht damit umgehen im Mittelpunkt zu stehen?", fragte ich ihn provokant, wodurch das Lachen nur noch verstärkt wurde. Von James erntete ich einen beleidigten Blick, doch wusste ich, dass er es mir nicht allzu übel nahm.

„Bei Merlin James, du kannst ihr doch auch noch nach dem Essen das Haus zeigen. Das fliegt schon nicht weg.", meinte nun Sirius amüsiert. „Außerdem ist es doch gut, wenn Lily kochen kann. Dann musst du das nicht machen.", meinte er schließlich noch, weshalb er von mir einen bösen Blick erntete. Hahaha. Zumal er darauf anspielte, dass wir irgendwann zusammen leben würden. Auch wenn die Vorstellung super wäre, würde ich garantiert nicht die Hausfrau spielen.
„Ach Sirius. Ich weiß wirklich nicht warum Hestia und du zusammen seid. Du müsstest dich diesbezüglich echt mal zügeln. Als ob wir, nur weil wir Frauen sind, Hausfrauen sein wollten.", belehrte Mia ihn geradezu und Sirius schrumpfte tatsächlich etwas unter ihrem Blick. Amüsiert musste ich nun wieder grinsen. Ich sah wie es James nun auch leicht zu lächeln anfing, ehe ich mit Mia schließlich in die Küche verschwand. Und die Nervosität war schon um einiges gesunken. Irgendwie fühlte ich mich schon wie zu Hause.

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