123. Gerührt
Lily
Kaum waren ein paar Tage vergangen, da war schon der 25. Dezember angebrochen und ich freute mich wie ein Kleinkind auf meine Geschenke. In der Nacht hatte ich das Fenster offen gelassen, damit alle Eulen ihre Päckchen ablegen konnten. Zwar war es arschkalt, doch lohnte es sich jedes Mal. So wie auch heute.
Ich war von einem Eulenkreischen wach geworden, als diese wieder aus meinem Fenster flog. Gestern hatte auch ich meiner Eule lauter Päckchen mitgegeben. Noch war sie nicht zurück, doch sie müsste bald ankommen.
Es war sieben Uhr in der Frühe und selbst das kalte Zimmer konnte mich nicht davon abhalten aufzustehen und glücklich zu den Päckchen zu laufen. Hier lagen alle Geschenke meiner Freunde. Die meiner Eltern lagen unter dem Baum im Wohnzimmer. Bisher hatte ich die Geschenke meiner Freundinnen immer hier oben geöffnet. Viel zu peinlich wäre es manchmal vor meiner Familie geworden.
Somit stand ich auf, flitzte zum Fenster, schloss es und nahm mir aus meinem Schrank eine dicke Jacke, welche ich über James Pullover zog. Ja, ich hatte ihn mit nach Hause genommen. Schließlich war es sowas wie ein Schlafanzug.
Als ich mir dann noch lächelnd und voller Vorfreude schnell dicke Socken übergestülpt hatte, machte ich mich schon daran meine Päckchen aufs Bett zu legen. Auspacken würde ich sie ja wohl im warmen, und warm war es nur unter der Bettdecke.
In diesem Jahr waren es ein paar mehr Geschenke, die in meinem Zimmer verstreut lagen. Naja, ich hatte ja auch zwei drei Freunde mehr dazubekommen. Lächelnd und vor Aufregung fast platzend, setzte ich mich unter die dicke Bettdecke und nahm mir sogleich ein rot verpacktes Geschenk. Grinsend knotete ich die Schnur auf und riss danach das Papier vom Geschenk. Dahinter verbarg sich ein schwarzes, gebasteltes Päckchen. Ich hob den Deckel leicht an und war augenblicklich gerührt von diesem Geschenk. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah wie viel Mühe sie sich gemacht hatte. Dabei war basteln ja nie wirklich ihr Ding gewesen.
Es waren lauter Bilder von An, Hestia und mir säuberlich hineingeklebt worden. Ebenso wie Sprüche, welche bei uns oft fielen. Mein Grinsen war nicht mehr aus meinem Gesicht wegzudenken und sogar eine kleine Träne der Rührung lief meiner Wange hinunter.
„Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, dann löffle das Nutella leer.", flüsterte ich einen der vielen Anekdoten lachend vor mir hin. Das hatte ich damals gesagt, als wir im Prüfungsstress waren. Da hatte ich wenigstens einen Grund gehabt, das von meiner Mutter geschickte Nutellaglas, auszulöffeln.
Als ich alle Sprüche in der wunderschönen Box gelesen und mich an die Zeiten damals erinnert hatte, sah ich, dass am Boden der Box ein sehr schöner Spruch stand.
Wahre Freunde sind wie Rosen in der Wüste. Selten und einzigartig.
Das war wohl wahr. Lächelnd las ich nun den kleinen Brief, welcher dabei gelegt worden war und konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Hestia hatte sich so viel Mühe für all das gegeben. Es musste Ewigkeiten gedauert haben, dass sowohl für mich, als auch für An gemacht zu haben. In den Brief bedankte sie sich für die bisherigen wunderbaren sechseinhalb Jahre und meinte, das egal was passieren würde, wir immer auf sie zählen konnten.
Auch wenn ich die vielen Bilder und lieben Erinnerungen noch ewig mustern wollte, legte ich Hestia's Geschenk beiseite und griff mir lächelnd das nächste. Es war unsauber verpackt und wie vermutet hatte Sirius mir Schokofrösche geschenkt. Damit du nicht vom Fleisch fällst, so wenig wie du isst! stand in seiner krakeligen Schrift auf der Verpackung. Herzlich musste ich lachen und bedankte mich auch innerlich bei dem, wie ich glaubte, als er es geschrieben hatte, schelmisch grinsenden Sirius.
Auch dieses Geschenk hatte bald neben dem von Hestia Platz gefunden und so griff ich mir diesmal ein fein säuberlich gefaltetes Geschenk. Sobald ich es in der Hand hielt, wusste ich von wem es war. Nur einer war so auf Präzision beim verpacken bedacht. Remus. Und wie in jedem Jahr hatte er mir ein Buch mit einer Tafel Schokolade und einer Karte geschenkt. Und jedes Jahr aufs Neue traf er meinen Geschmack. Ich wusste echt nicht wie er es schaffte, aber noch nie hatte er mir ein Buch geschenkt, welches ich schon besaß. Lachend über den Titel des goldenen Buches legte ich dieses beiseite und öffnete die Tafel Schokolade vorsichtig. In diesem Jahr hatte er eine Caramel-Schokoladentafel dazugelegt. Ich liebte es, wie ein Stück der feinen Schokolade auf meiner Zunge schmolz. Genießerisch ließ ich mich kurz zurück fallen und genoss das Stück Schokolade lächelnd.
Auch die Tafel legte ich bald beiseite und griff mir seine Karte.
Nach dem durchlesen der Karte, blickte ich die beiden Geschenke vor mir Stirnrunzelnd an. Ich wusste nicht für welches ich mich entscheiden sollte. Das rechte, in dunkelrotem Papier oder das kleine linke, welches dunkelgrün eingepackt und wo eine Pergamentrolle dran befestigt worden war. In Gedanken machte ich Me-ne-mu-und-raus-bist-du!, ehe ich das dunkelrote Geschenk in den Händen hielt. Lächelnd öffnete ich auch dieses und legte den Müll getrennt auf beide Haufen.
Es war eindeutig das Geschenk von Anna. Sie hatte mir einige Schreibfedern besorgt, welche ich schon immer mal ausprobieren wollte, nur auf Grund der vielen Bücher die ich mir immer vorher noch gekauft hatte, nicht holen konnte. Lächelnd betrachtete ich die Schreibfedern eingehen und war einfach unglaublich glücklich. An war immer eine Person gewesen, die wusste was man sich wünschte ohne mit ihr darüber geredet zu haben. Deswegen faszinierte sie mich auch immer wieder. Es war als könnte sie Gedankenlesen, dabei beherrschte sie die Legilimentik gar nicht.
Strahlend legte ich auch ihr Geschenk beiseite, ehe ich voller Anspannung das letzte Geschenk griff. Es müsste das von James sein. Jedenfalls hoffte ich das. Ich hatte ihm ja auch was geschenkt. Wobei wir wiedermal bei dem Thema der letzten Tage wären. Ich wusste echt nicht, ob ihm mein Geschenk wirklich gefallen würde. Auch wenn meine beiden Freundinnen immer gemeint hatten, mit Quidditch Zeug könnte man nichts falsch machen, wollte ich kein 0815 Geschenk für James. Deswegen war ich die letzten Tage auch ein paar mal in der Stadt, um nach etwas Ausschau zu halten. Es sollte etwas besonderes sein. Deswegen war es auch das Geschenk, welches ich als letztes gefunden hatte. Zwar war ich damit recht zufrieden gewesen, doch machte es mich einfach verrückt nicht zu wissen, ob es ihm wirklich gefiel. Viel zu sehr wollte ich seine erste Reaktion beim öffnen der Schachtel sehen.
Aber gut. Jetzt sollte ich mich wohl seinem Geschenk widmen. Grinsend und gespannt auf den Inhalt, löste ich vorsichtig den Faden um dem verpackten Geschenk. Erstaunlicherweise war es sehr ordentlich eingepackt worden. Das hätte ich gar nicht von ihm erwartet. Aber ich wusste ja noch gar nicht mit Sicherheit, dass es von ihm war.
Zu aller erst hielt ich die Pergamentrolle in der Hand und entschied mich dazu sie zu erst zu öffnen.
Liebe Lily,
Ich wünsche dir fröhliche Weihnachten! Ich hoffe du kannst die Feiertage gut verbringen und genießt die Zeit mit deiner Familie.
Im Päckchen befindet sich dein Geschenk. Ich hoffe es gefällt dir. Wenn nicht, dann können wir es nach Silvester gern umtauschen.
Jedenfalls hoffe ich, dass du all das bekommst, was du dir wünscht. Du hast es verdient.
Außerdem hoffe ich, dass die Zeit bis zum 31.12. schnell vorbei gehen wird. Ich vermisse dich nämlich sehr. Zumal ich ohne dich wahrscheinlich nie die Aufgaben machen würde.
Bis bald,
Dein James.
Lächelnd betrachte ich den Text. Wir hatten in den letzten Tagen oft Kontakt und schrieben wann immer es ging. So war auch schon abgemacht, dass wir auf alle Fälle die Schulaufgaben erledigen werden. Meine Eltern hatte ich auch davon überzeugen können noch etwas länger bei den Potters zu bleiben. Wobei ich meine Mutter nicht einmal überreden musste.
Glücklich und mit klopfendem Herzen öffnete ich das Schächtelchen. Ich war wirklich gespannt was er gekauft hatte. Er fehlte mir unglaublich dolle. Es war komisch, vor einem halben Jahr hatte ich mich noch über ihn aufgeregt und so gut wie nie an ihn gedacht und nun ging er mir nicht einmal mehr aus dem Kopf.
Als ich die Schachtel geöffnet hatte wurden meine Augen riesig. Ich ließ es vor Überraschungen fallen und fasste mir an den Mund. Zum Glück saß ich auf dem Bett. Es war so schön. Immer noch überwältigt musterte ich das Schmuckstück. Es musste doch erdenteuer gewesen sein. Sowas konnte ich doch nicht annehmen. Schon die Ohrringe damals sahen so hochwertig aus, dass ich sie fast zurückgegeben hätte. Zumal sowas nicht in der normalen Schmuckproduktion hergestellt wurde. Das musste in Auftrag gegeben worden sein.
Vorsichtig nahm ich das kleine Seidenkissen in die Hand, wo die goldene Kette drauf gebettet war. Ein Hirsch. Ein goldener, und detaillierter Hirsch. Mit lauter kleinen grünen Sternchen am Ende jedes Geweihzweiges. Sie waren so klein, dass sie nicht aufdringlich wirkten und doch so glänzend. Behutsam strich ich mit dem Daumen über den goldenen Anhänger. Dagegen war mein Geschenk doch überhaupt nichts.
Ich nahm die Kette nun vollständig in die Hand und legte das kleine Seidenkissen beiseite. Immer wieder fuhr ich leicht über die detaillierte Arbeit. Immer noch war ich am überlegen, ob ich dieses Geschenk wirklich annahmen sollte. Ich wollte gar nicht wissen wie teuer es gewesen war.
Sanft drehte ich den Anhänger in meinen Fingern und erkannte etwas eingraviertes auf der glatten Oberfläche der Rückseite. J.P. war dünn eingraviert worden. James Potter.
Und so saß ich nun, mit gerührten Tränen im Gesicht und vollkommen überrascht in meinem Bett. Mein Herz klopfte wie wild und das kribbeln in meinem Bauch nahm nicht an Stärke ab.
Ich musste wieder an den einen Satz in James Brief denken. Ich hoffe es gefällt dir. Und ob es mir gefiel. Es war wunderschön. Auch wenn man es kaum glauben mag, aber ich war von dieser Kette so unglaublich gerührt. Seitdem er mir die Ohrringe geschenkt hatte, trug ich sie ständig. Die grünen Steine in den Ohrringen und die kleinen auf der Kette passten farblich genau zusammen. Als wären sie zusammen angefertigt worden. Und diese Initialen auf der Rückseite bestätigten nur noch, dass es in Auftrag gegeben wurde. Ich wusste jetzt schon, dass er es nicht akzeptieren würde, wenn ich sagte, ich könne es nicht annehmen. Da würde auch eine noch so größere Diskussion darauf hinauslaufen, dass ich sie am Ende doch behielt. Deswegen ging ich nun zu meinem Spiegel und legte mir die wunderschöne Kette um. Lächelnd betrachtete ich das warme Metall an meinem Körper und konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Ich würde mich sehr bei ihm bedanken müssen.
Dieses Geschenk war so unglaublich schön. Selbst das musste ich nun mal zugeben, auch, wenn es mir gar nicht gefiel, dass er so viel Geld ausgegeben hatte.
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