108. Gefühlschaos
Lilie
„Hey.", begrüßte ich meine Freundinnen, als sie strahlend das Zimmer betraten. Sie begrüßten mich auch und man konnte ihnen die Freude im Gesicht ablesen. Doch war mir etwas mulmig im Bauch. Ich wusste, dass es jetzt Zeit war, mit ihnen zu reden. Und das auch, wenn ich es mir nicht mal wirklich selbst eingestand.
Wir hatten uns aufs Bett gesetzt und erstmal über belangloses Zeug geredet. Doch nun will ich von den beiden wissen, wie es mit ‚ihren Jungs' lief. Für meine Neugierde war ich nun mal bekannt.
„Also Hest, jetzt erzähl mal von dir und Sirius." An, welche bereits schon alles wusste, blickte sie nur fröhlich und abwartend an. Auch auf Hestias Gesicht zeichnete sich ein großes Grinsen ab. Es freute mich, dass sie so glücklich waren. Wenn sie glücklich war, dann war ich das auch.
"Naja. Also ich hab ihn halt den einen Morgen geweckt. Naja, und ihm in seinem Halbschlaf einen Knutschfleck verpasst.", meinte sie schüchtern und brachte uns zum Lachen.
„Seinen Knutschfleck hat er aber erst mitbekommen, als ich es ihm sagte hatte. Oh man, seine Augen waren so groß! Ihr hättet seinen Gesichtsausdruck sehen müssen! Zum totlachen und so. ", erzählt sie schüchtern weiter. Natürlich! Typisch Sirius! Das er das nicht mitbekommen hatte war nur noch amüsanter.
"Nur musste er mir natürlich zwei verpassen.", lachte sie leicht. Zwei? Verwirtt schauten sowohl ich auch An unsere Freundin an. Wo war denn dann der andere? Ok, vielleicht wollte ich das auch gar nicht wissen.
Hestia lachte nach unserer Reaktion und deutete, nach hinunterziehen ihres Pullovers auf eine recht verblasste Stelle. Ja, etwas war noch zu sehen.
"Ist jetzt nicht mehr so gut zu sehen. Aber der hatte sogar etwas weh getan, weil er nicht aufgehört hat. Naja, ihr kennt Sirius ja.", grinste sie wieder und wir mussten breit lächeln. Einen Kommentar kann ich mir aber nicht verkneifen.
„Da sind dann auch wohl die Sachen weg geflogen.", lachte ich und begegnete dem scheuen Blick von Hestia die nur dumm grinste. Ich wusste gar nicht, warum sie sich so anstellte. Sie war doch hier diejenige, die die meisten Erfahrungen hatte.
„Aber nur die Shirts! Naja, Sirius hat ja nur in Boxershorts geschlafen.", meinte sie glücklich grinsend. Ich nickte nur verstehend und freute mich sehr für sie. Man konnte ihr ansehen, dass die beiden glücklich miteinander waren. Und mittlerweile waren meine Zweifel gegenüber Sirius auch nicht mehr allzu groß. Doch wenn er sie verletzten sollte, dann würde er etwas zu hören bekommen!
„Aber es ist schön, dass ihr Glück seid.", sagte An lächelnd und ich nickte bestätigend.
„Ja, das sind wir.", nickte Hestia verträumt. Anscheinend waren sie gerade auf Wolke sieben. Ich hoffte wirklich, dass das für die beiden so bliebe.
„Hab ich da aber nicht noch was mit den drei Worten gehört?", fragte ich hellhörig und Hests Grinsen wurde nur noch breiter. Sie nickte wieder überglücklich und mir das Herz auf, sie so zu sehen. Ich freute mich einfach mega für sie.
„Er meinte dann nach dem Knutschen, als wir gekuschelt haben, einfach aus dem nichts, dass er mich liebt. Mir ist das Herz vor Freude stehen geblieben. Ich hatte ja eigentlich damit gerechnet, dass er mich nach zwei Wochen wieder abschießt." , bedeutet sie grinsend, „Na und als er mein geschocktes Gesicht gesehen hat, meinte er, dass es ein echt ungünstiger Moment sei, weil unsere besten Freunde einige Defizite aufweisen würden, wie er es formuliert hat.", begann sie zu lachen, worin ich Einstieg, nachdem ich beleidigt geschaut hatte, „Aber er meinte, dass er das schon eine Weile sagen wollte.", meinte sie dann sonnig. Es ist wirklich so, als würde sie strahlen, den ganzen Raum mit ihren Freude und Wärme ausfüllen.
„Hast du es dann auch erwidert?", fragte ich sie und sie nickte fröhlich. An und ich wollten schon wieder unser typisches Kreischen verlauten lassen, doch begann sie wieder zu sprechen.
„Ich meinte dann, dass das sehr ungünstig wäre, weil ich nicht gleich zu dir rennen könnte, um dir mitzuteilen, dass er das erstens, überhaupt jemandem sagt und zweitens, ausgerechnet zu mir. Aber dann hab ich es lachend erwidert.", Lächelte sie und nun mussten wir sowohl lachen, als auch kreischen. Sie war so sorglos. Es musste wirklich schön sein mit der Liebe seines Lebens, davon gehe ich jetzt mal aus, zusammen zu sein.
„Habt ihr denn jetzt schon ...?", fragte ich und erntete sogleich ein entsetztes Lily! von An. Was denn?! Es war doch eine normale Frage! Hestia guckte mich anfangs mit großen Augen an, schüttelte den Kopf dann aber kurz.
„Nein. Wir haben auch noch nicht darüber gesprochen. Aber es fehlt mir auch nicht wirklich. Um ehrlich zu sein finden ich es sogar toll, dass wir uns Zeit lassen. Zumal er mir gesagt hat, dass er mich liebt." grinste sie. Ich nickte. Irgendwo verstand ich sie. In einer Beziehung ist das nur ein Zusatz und keine Grundlage. Das was zählt ist doch, dass man sich liebt und versteht. Dass man sich beschützt und wohl in der Nähe des anderen fühlt. Dass Reden und Verstehen des anderen ist doch das Wichtigste.
„Und wie läuft's bei dir An?", fragte ich sogleich weiter, doch hatte mich Hestia durchschaut. Ja, ich wollte nur von mir selbst ablenken...vielleicht?
„Nein! Vergiss es Lily! Du wolltest mit uns reden und du schuldest uns noch eine Antwort!", sagte sie und ich vernahm ein bekräftigendes Nicken von Anna. Oh man, warum denn?! Wieder bildete sich dieser unangenehme Knoten in meinem Bauch und ich wollte es eigentlich nicht aussprechen.
„Mein Problem? Ganz einfach. Ich habe ein Gefühlschaos und komme mit den Nachwirkungen des Angriffs nicht klar.", meinte ich schulterzuckend und begegnete den Mitleidsblicken von meinen Freundinnen. Und genau das wollte ich nicht! Mitleid.
„Was ist denn genau los?", fragte Hestia einfühlsam. Jedoch nicht so sehr wie James. Wieso musste ich schon wieder an ihn denken?
„Ich habe Alpträume. Von diesem Ereignis halt. Und, und ich hab Angst, fast Panik davor. Genauso wie allein zu sein. James hat ja heute geschrieben, dass ich mich ausruhen müsste. Einfach weil ich mich geweigert habe zu schlafen. Und heute morgen hatte ich es nicht mehr ausgehalten. Ich hab so geheult, weil dieser Alptraum so schlimm war. Naja und James meinte, ich sollte nun endlich schlafen und so. Er hat mir angeboten da zu sein, eben weil dieses Gefühl des allein Seins aufgeschäumt ist. Nur weiß ich, dass es so nicht ist, aber diese Angst ist trotzdem da.", erklärte ich verzweifelt und ließ die Erwähnung des Gefühlschaos weg. Und erstaunlicher Weise konnte ich das alles recht neutral erklären. Es hatte wirklich geholfen oft mit James zu reden.
Bedauernd legte An ihre Hand auf mein Bein und Hestia schaute mich einfühlsam an. Auch wenn es gut gemeinte Gesten waren, fühlte ich mich irgendwo unwohl dabei. Schließlich hatte ich gerade zugegeben, dass ich Angst hatte. Ich glaube, dass hatte ich noch nie zuvor richtig zugegeben oder zu mindestens jemandem gesagt. Naja, abgesehen von James. Er war der Erste, dem ich es gesagt hatte.
„Und was ist mit deinen Gefühlen im Moment los?", fragte Hestia, als es eine ganze Weile still gewesen war. Und da war es wieder. Die Erwähnung meiner Gefühle und das sofortige Auftauchen James' Kopf vor meinen Augen. Ich senkte meinen Blick wieder und wusste nicht genau, wie ich anfangen sollte. Es war kompliziert. Schließlich hatte ich ihn sechs Jahre lang gehasst. Doch waren seine Augen immer wieder in meinem Kopf, wenn ich die Lider für einen Moment schloss. Dadurch wurde mir immer warm und ich wünschte mir jedes Mal, dass er da wäre, wenn ich sie wieder öffnete.
„Lily.", meinte Anna schlicht, um meine Aufmerksamkeit wieder den beiden Mädchen vor mir zu schenken. Nun gut.
„Das ist nicht so einfach.", meinte ich schlicht und schaute sie an. Ja, es war scheiße so anzufangen. Schließlich hatte ich ja irgendwie rein gar nichts gesagt.
„Da ist klar. Nur was genau meinst du?", fragte meine beste Freundin wieder lächelnd. Aufmunternd schaute mich nun auch Anna an. Als würden die beiden es nicht wissen. Die haben mich doch schon seit Jahren damit genervt. Waren immer der Meinung James und ich wären ein Traumpaar. Wie ich sie dafür gehasst hatte. Doch nun fand ich diese Vorstellung gar nicht so schlecht. Nur war es so irrsinnig, dass James mich jemals wirklich lieben würde. Er war doch so beleibt, er könnte jede haben. Ich schloss kurz die Augen. Ich musste es ihnen sagen, sie waren meine besten Freundinnen. Außerdem musste ich mit jemandem darüber reden.
Nochmals atmete ich tief durch und blickte ernst in die liebevollen Gesichter meiner Freundinnen.
„Ich glaub ich hab mich in James verliebt."
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