1. Der Brief

Es waren Sommerferien und in einer Woche würde mein letztes Jahr auf Hogwarts beginnen. Schon seit Tagen war ich aufgeregt. Ich hüpfte umher in der Wohnung, bekam strafende Blicke meiner Eltern zugeworfen und explodierte fast vor Freude. Naja, vor Freude und Trauer. Denn, es war wie gesagt, mein letztes Jahr. Doch ich hatte mir vorgenommen, aus diesem Jahr das Beste zu machen.

Es war 11 Uhr und ich lag im Bett, meine Schwester hatte mich, mal wieder, zu früh geweckt. Sie war der Meinung, dass Schönheit ihren Schlaf bräuchte, doch niemand wie ich. Sie mochte mich seit meinem 11 Geburtstag nicht mehr. Klar ich war immer anders und das hatte sie mich auch immer spüren lassen, doch seitdem ich auf eine Schule für Hexen und Zauberer ging hatte sie mich komplett ausgeschlossen. Es fiel mir schwer, wir hatten immer solch ein gutes Verhältnis. Als Kinder waren wir unzertrennlich, haben unseren Eltern sogar manchmal Streich gespielt. Da hätten selbst die Rumtreiber nicht schlecht geguckt.
Doch wenn ich nun jedes Mal ihre hasserfüllten Blicken begegnete, zog sich etwas in mir zusammen. Ich liebte meine Schwester, doch sie schien mich nicht mehr zu lieben. Seitdem ihr deutlich gemacht worden war, dass sie nicht nach Hogwarts gehen durfte, verabscheute sie alles was auch nur in die Nähe der Welt der Zauberei ging. Und somit auch mich.

Ich lag also hier im Bett und versuchte wenigstens noch etwas Schlaf abzubekommen. Doch auf einmal klopft es an meiner Fensterscheibe. Oh man was soll das denn jetzt?! Ich will schlafen! Wobei? Müsste das nicht der Brief von Hestia sein?! Plötzlich war ich hell wach, sprang auf und rannte schon fast zu meinem Fenster. Hestia würde die letzte Ferienwoche bei mir verbringen. Das war schon fast Tradition. Nur, dass es eben diesmal bei mir, statt bei ihr war. Voller Vorfreude öffnete ich das Fenster und schloss es kurz darauf wieder. Was eine Hitze dort draußen!
Lächelnd strich ich Aria, meiner Eule über ihr Federkleid und suchte noch kurz nach Eulenkeksesn, ehe ich ihr dankend dem Brief abnahm. Doch wider meinen Erwartungen erkannte ich einen anderen Namen, als ich den Brief wendete. James Potter!

Jetzt denkt ihr wahrscheinlich Oh mein Gott der James Potter!? Ja der James Potter, der Frauenheld aller und deren Motto es war, alles zu vögeln was nicht bei drei auf dem Besen saß. Oh wie ich ihn hasste! Er und Black waren die absoluten Lieblinge und ihr Motto war das selbe. Sie hatten noch zwei andere Freunde. Remus und Peter. Sie waren zusammen die Rumtreiber und stellten jeglichen Blödsinn an. Remus war aber voll in Ordnung, er war der einzige den ich als guten Freund bezeichnen konnte. Die anderen, ach naja sind eher sowas wie Vollidioten. Fragt nicht wieso Peter zu den Rumtreibern gehörte, er war eher der, naja wie soll ich sagen, eher der dümmliche kleine Kerl der nichts checkte.
Und Potter ist der schlimmste von allen! Er fragte mich seit sechs Jahren nach einem Date! Aber wieso sollte ich, Lily Evans, mit einem arroganten, selbstüberzeugten und hochnäsigen Idioten auf ein Date gehen wollen?! Ich hatte ihn bisher immer abblitzen lassen, auch wenn das manchmal die ganze Schülerschaft und Lehrer mitbekommen haben. Man sollte meinen, ich würde Reue empfinden. Doch das tat ich nicht. Er war mir sowas von egal! Seit Ewigkeiten nervte er mich mit diesen Date-Fragen, obwohl er wusste, dass er immer die selbe Antwort bekam. Nämlich ein schlichtes, manchmal geschrieenes Nein!
Oft frage ich mich, ob er nicht jemand anderen nerven konnte. Beispielsweise all die anderen Mädchen auf Hogwarts. Schließlich fuhren fast alle auf ihn ab. Fast alle. Denn wie es mir schien, waren meine Freundinnen Hestia und Anna mit mir die Einzigen, die noch nicht den Idioten Potter und Black um den Hals gefallen waren. Und das würde sich auch im letzten Jahr in Hogwarts nicht ändern!

Nun saß ich also wieder auf meinem Bett und starrte den Brief ungläubig an. Ich wollte ihn nicht lesen. Ich hasste Potter. Aber ich war nun mal auch für meine Neugierde bekannt. Doch ich konnte ihn nicht öffnen. Er war von Potter! Ich legte den Brief auf meinen Schreibtisch ab, nicht wie andere Briefe die ich täglich bekam. Es waren die Briefe von Severus. Sie hatte ich immer gleich im den Mülleimer geschmissen. Komischerweise wollte ich bei ihm nicht wissen, was er zu sagen hatte. Er hatte mich im vorletzten Jahr am meisten verletzt. Er, der immer zu mir gehalten hatte und mein bester Freund gewesen war, gerade er hatte mich Schlammblut genannt. Er wollte es schon im letzten Jahr immer mit Entschuldigungen besser machen, doch ich wurde noch nie so sehr verletzt. Schon damals hatte ich beschlossen, mich nie wieder für ihn stark zu machen oder auch nur ein Wort mit ihm zu reden, damit war Schluss! Schon allein an die Erinnerung bahnten sich Tränen an. Doch ich würde nicht weinen. Viel zu viele Tränen hatte ich wegen dieses Arschlochs schon vergossen. Er war es nicht wert. So wie ich in seinen Augen nicht.

Ich legte mich wieder in mein Bett und wollte weiter schlafen, doch dies gelang mir nicht. Zu viel schwirrte in meinem Kopf umher. So viele Fragen und keine einzige Antwort. Wie oft hatte ich schon grübelnd in meinem Bett gelegen und versucht antworten, auf diese unmöglichen Fragen zu finden? Auch wenn viele der Meinung waren, ich sei die klügste Hexe meiner Generation, gab es, man sage und staune, Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Und gerade auf diese wollte ich so beharrlich Antworten haben.

Somit stand ich kurz darauf wieder auf und ging ins Bad, duschte und ging wieder zurück in mein Zimmer. Die Dusche hatte sogar etwas geholfen. Weniger Gedanken machte ich mir nun über all die Jahre zu vor. Nur noch das kommende Jahr befand sich in meinem Kopf. Und auf dieses freute ich mich ganz besonders.

Gerade stand ich vor meinem großen Kleiderschrank und und fragte mich, was ich anziehen sollte. Es war recht warm, weswegen ich mich für ein paar kurze Jeans und ein dunkel grünes Top, welches perfekt zu meinen roten Haaren passte, entschied.
Schlussendlich zog mich an und wollte gerade runter in die Küche zum Frühstücken gehen, als ich den fast vergessenen Brief auf meinem Schreibtisch liegen sah und so wie ich nun mal war, konnte ich nicht mehr an mir halten und öffnete eben diesen gespannt.

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