Kapitel 30: Gnadenstoß

» Mutig hatten sich die Männer auf den Weg gemacht, um Zhao Jun und seine Männer zu töten und die Wokou zu befreien. Ein langer Ritt hatte ihre Kräfte bereits ausgelastet, noch bevor sie den Treffpunkt erreicht hatten.
Zhao Jun hatte dies von Beginn an beabsichtigt, da ihm bewusst war, dass er Taehyung nicht besiegen konnte, wenn dieser nicht vorher geschwächt sein würde.

Obwohl Prinz Bongju Taehyung geraten hatte, seine Kräfte vor Beginn des Plans wiederherzustellen, hatte dieser den Rat des Prinzen dankend abgelehnt. Er wollte nicht länger warten- er wollte den Mann endlich töten, dem all sein Hass galt.
Ein letztes Mal hatten die Männer den Plan besprochen, bevor Taehyung sich alleine auf den Weg zu Zhao Jun gemacht hatte.

Dort angekommen musste er sich erneut den Bildern seiner Erinnerungen stellen, denn waren Hyes Beschreibungen zutreffend gewesen:
Zu sehr erinnerte das Szenario den jungen Kieger an sein geliebtes Dorf.
Doch war dies nicht Hallasan, dass wusste er. Sein Dorf war verloren, doch diese Menschen konnten noch gerettet werden.
Tapfer hatte er seinen Weg fortgesetzt und mit jedem weiteren Schritt war der Wunsch nach Heimzahlung in ihm gewachsen.

Zhao Jun hatte geduldig auf Taehyung gewartet, hatte auf sein Kommen spekuliert, da sein Druckmittel ihm entflohen war.
Doch war Taehyung erschienen, um die Menschen zu befreien.
Er war umringt von Zhao Juns Männern, die nur darauf gewartet hatten, seinen Körper in Stücke zu zerteilen.
Doch war der junge Krieger nicht zum sterben gekommen, sondern zum töten.

Zhao Jun und Taehyung waren keine Männer der großen Worte, ließen stattdessen lieber ihre Waffen für sie sprechen.
So schaffte es Taehyung vorerst Zhao Jun in Schach zu halten, damit Prinz Bongju und seine Männer die Geiseln unauffällig aus den Fängen der Räuber befreien konnten.
Einige Wokou bemerkten die Befreiung und verhalfen ihren Familien ebenfalls zum fliehen, damit diese in Sicherheit waren.

Immer heikler hatte sich in der Zeit der Kampf zwischen Taehyung und Zhao Jun entwickelt, die einander immer häufiger mit ihren Waffen verwundeten.
Als es jedoch schien, als würde Taehyung sterben, griff der zweit älteste Königssohn mit seinen Männern ein und bewahrte den Krieger seiner Halbschwester vor dem Tod.

Ein riesiges Schlachtfeld, auf welchem Männer töteten und starben, hatte sich um Taehyung und Zhao Jun gebildet.
Zhao Jun sah, wie aussichtslos seine Situation war und wollte seinem Schicksal entfliehen, doch hielt Taehyung sein Schicksal in seinen Händen- und dieser hatte bloß eine Möglichkeit für Zhao Jun gesehen.

Ein letztes Mal schwang Taehyung sein Schwert und durchtrennte die Sehnen von Zhao Juns Beinen, wodurch diesem eine Flucht unmöglich war.
Ein letztes Mal blickte er dem Mann in die Augen, der Schuld an dem Verlust seiner geliebten Menschen trug, ehe er sein Schwert in Zhao Juns Brust stieß.

Es war jedoch kein gewöhnlicher und tödlicher Stoß.
Es war ein Stoß mit welchem Taehyung endgültig mit seiner Vergangenheit abschließen konnte.
Ein Stoß, der nötig war, um sich von den Ketten zu befreien, die ihn seit Hallasan gefangen gehalten hatten. « 

,,Prinzessin, wieso zittert Ihr? Ist Euch kalt?" Die Stimme eines der vielen Kinder, die Prinzessin Meili und ich mit hinauf in eine der Höhlen in den Bergen genommen hatte, klang besorgt. Wir Frauen hatten uns mit den Kindern hierher zurückgezogen, falls das Anwesen meiner Mutter angegriffen werden würde. Bogyeong hatte darauf bestanden, beim Anwesen zu verweilen, um uns das Signal geben zu können, wenn unsere Männer zurückkommen würden.
,,Ich bin bloß nervös", versicherte ich dem kleinen Mädchen und lächelte dieses beruhigend an. Ich war immerhin bloß nervös und vorallem besorgt. Niemand wusste, wie es um die Männer stand, geschweige den, wer lebend zurückkommen würde.

» Prinz Bongju hatte die Frauen und Kinder hinauf in die Berge geschickt, da auch er nicht gewusst hatte, ob sein Plan funktionieren würde.
Denn wäre sein Plan gescheitert, wären die Frauen und Kinder bei einem Überfall auf das Anwesen in Sicherheit.
Aus diesem Grund hatte Prinzessin Meili einen Tag zuvor Lebensmittel hinauf in die Berge bringen lassen, damit die dort Verbliebenen nicht verhungern würden.
Doch, dass dieser Plan B nicht in Kraft treten würde, wussten die Frauen nicht.
Erst der laut klingende Gong würde diese von ihren Sorgen befreien. « 

,,Was ist das?", fragte das kleine Mädchen plötzlich, weshalb ich sie für einen kurzen Moment nichts wissend ansah, dann jedoch die Klänge des Gongs hörte. Sofort fanden sich Prinzessin Meilis und mein Blick. Wir zögerten keine Sekunde und machten uns gemeinsam mit den Kindern und den Frauen auf den Rückweg. Jede Einzelne war nervös und hatte Angst, dass ihr Mann nicht lebend zurückgekommen war. Ich musste gegen das Verlangen ankämpfen, loszulaufen, um zu sehen, ob Taehyung und Byeongsu lebten. Doch hatte ich ebenfalls die Verantwortung für die Kinder, deren Mütter nicht bei uns waren, sondern gemeinsam mit meiner Mutter über uns wachten.

Weit am Horizont bildete sich nach und nach das Anwesen meiner Mutter ab, ebenso wie viele erschöpfte Gestalten.
,,Geht schon." Prinzessin Meili nickte in Richtung des Anwesens. Ich zögerte keine Sekunde, lief los und eilte in Richtung des Anwesens, welches von mehr Menschen umzingelt war, als ausgeritten waren.
,,Siehst du, ich hatte doch gesagt, du musst mehr Vertrauen in mich haben!", erklang Byeongsus Stimme hinter mir, nachdem ich ihn in der Menschenmasse gesucht hatte. Den Tränen nahe wandte ich mich zu ihm um und schloss ihn in meine Arme.
,,Ihr habt es geschafft!", rief ich voller Freude und blickte meinem ebenfalls erleichterten Bruder in seine erschöpften Augen. Bis auf wenige Schürfwunden war er unverletzt. Die Erleichterung hielt nur für einen Moment an. Erneut ließ ich meinen Blick durch die Menge von Menschen wandern, konnte Taehyung jedoch nicht finden.
,,Bogyeong kümmert sich persönlich um ihn", erklärte Byeongsu mir und blickte in Richtung des Anwesen. Kurzerhand blieb mein Herz stehen. Wenn Bogyeong sich persönlich um Taehyung kümmerte, konnte dies nichts gutes bedeuten. In mir drehte sich der Magen um, dennoch eilte ich hinein und suchte jeden Raum nach meinem Bruder und Taehyung ab, wobei meine Angst mit jedem Mal stieg. Was war, wenn er schwer verletzt war?

Immer schrecklicher wurden die Bilder in meinem Kopf, bis ich plötzlich die richtige Tür öffnete und die beiden erblickte. Die Erleichterung füllte sogleich mein Herz und meinen Körper, als ich Taehyung bei Bewusstsein erblickte. Meine Sicht verschwamm für einen Augenblick, aufgrund der Tränen, die sich in meinen Augen gebildet hatten. Ein strahlendes Lächeln zierte sein Gesicht, als auch er mich erblickte.
,,Aera, gedulde dich noch einen Augenblick", bat Bogyeong konzentriert, hielt mich so davon ab, Taehyung in die Arme zu springen. Völlig aufgelöst hielt ich meine zittrige Hand vor den Mund und versuchte Bogyeongs Befehl zu befolgen, während dieser Taehyungs Wunde entgültig verband.
"B-Bogyeong, wieso hast du Taehyung persönlich verarztet?" Sanft lächelte er mich an und ließ von Taehyung ab, ehe er seine Tat erklärte.
,,Ich wünschte, ich könnte mehr tun, doch ist dies vorläufig das Einzige und das Mindeste, was ich machen kann, um unserem Retter danken." Gesteuert von meinen Emotionen, fiel ich meinen Bruder in seine Arme, spürte gleich daraufhin seine warme Hand auf meinem Kopf, die beruhigend über diesen strich. Er schein endlich wieder der Alte zu sein.

,,Du kannst es ihm jetzt sagen", flüsterte Bogyeong mir zu und löste sich von mir.
Ein letztes Mal sah ich ihn dankbar an, lief dann allerdings auf Taehyung zu, welchem ich sofort in die Arme sprang, ihn gleich daraufhin leidenschaftlich küsste. Er war hier. Er lebte. Und Zhao Jun war besiegt. Ich konnte es nicht glauben, selbst durch unseren Kuss nicht. Es schien zu schön, um wahr zu sein.
,,Hattet Ihr solch eine Angst um mich?", fragte Taehyung sanft und löste sich von mir, um mir in die Augen sehen zu können. Sein schönes Gesicht wies ebenfalls einige Schürfwunden auf.
,,Ihr ahnt nicht, wie groß meine Angst um Euch war", beantwortete ich seine Frage und ließ zu, wie er meine von Tränen befeuchteten Wangen trocken wischte.
,,Ich hatte Euch doch gesagt, dass ich zurückkommen würde."
,,Doch hattet Ihr es nicht versprochen." Lachend sah Taehyung mich an, küsste mich gleich daraufhin noch einmal leichtfüßig. Er schien endlich von all seinen Sorgen befreit zu sein.

,,Ich habe meine Worte dennoch gehalten. Und nun möchte ich erfahren, was Ihr mir vor meiner Abreise erzählen wolltet."
Ich konnte gar nicht anders, als erneut zu weinen. Zu erleichtert und glücklich war ich aufgrund der Tatsache, dass ich ihm nun endlich von allem erzählen konnte. Endlich konnte ich ihm von seiner Zukunft erzählen, die bereits lange auf ihn wartete.
,,I-Ich werde Prinz Nianzu nicht heiraten müssen." Taehyung schien meine Worte erst verarbeiten zu müssen, da dieser mich völlig entgeistert anblickte.
,,I-Ihr müsst ihn nicht-" Ich unterbrach seine Worte, als ich ihm meinen Finger auf seine weichen Lippen legte, damit ich ihm auch noch die restlichen Neuigkeiten mitteilen konnte.
,,Ich werde ihn nicht heiraten müssen und-", tief holte ich Luft, um ihm nun die alles entscheidende Nachricht mitteilen zu können.

,,- ich erwarte ein Kind. Euer Kind Taehyung."

Fassungslos und wie erstarrt lag Taehyungs Blick auf mir, trieb mir für einen Augenblick die pure Sorge ins Herz. Doch verblasste diese, als ich sah, wie einzelne Tränen seine Augen verließen und sich ein Lächeln um seine Lippen legte. Trotz seiner Tränen strahlten seine Augen vor Glück und stolz.
"I-ist das war?" Lächelnd nickte ich, als weitere Tränen seine Augen verließen. Doch waren dies keine Tränen der Angst oder der Trauer- es waren Tränen der Freude und des Glücks.Geradewegs schloss er mich in seine Arme, so schnell, dass ich vor Schreck zuerst schrie, dann jedoch stark von ihm gedrückt wurde. Ich konnte mir sein Verhalten garnicht schnell genug erklären, als er seine Lippen plötzlich so voller Emotionen auf der meinen legte, ich von seinen Gefühlen übermannt wurde. Es dauerte seine Zeit, bis er sich von mir löste und sein Blick beförderte mir die Tränen ebenfalls wieder in die Augen.
Er sah mich so voller Erleichterung und Freude an, wie ich es noch nie in seinem Blick gesehen hatte. Nur dies lag in seinen Augen, die Spuren der Trauer und der Verachtung waren fort.
"B-Bedeutet das?" Noch immer schien Taehyung nicht zu begreifen, dass meine Worte der Wahrheit entsprachen, weshalb ich erneut lächelnd nickte und es ihm deutlich machte.

"Ihr werdet Vater Taehyung."

» Weinend fiel der junge Krieger seiner Angebeteten erneut in die Arme, konnte seine Tränen nicht zurückhalten.
Endlich waren die grauen Tage für ihn vorbei, endlich konnte er durch den dichten Nebel der Trauer nach vorne sehen.
Sein Herz war gefüllt von Dankbarkeit und Liebe, denn wenn er eins niemals gedacht hatte, als er vom König in den Palast gerufen wurde, war dies eins:

Dass seine Zukunft dort auf ihn gewartet hatte.« 

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