Kapitel 3: Weisheiten

»Stellt Euch mir im Kampf und ich sage Euch, wer ihr seid.«

Gespannt beobachtete ich Bongju und Taehyung, die einander gegenüber standen und ihre Augen über ihren Gegner schweifen ließen. An ihren Gesichtern, der ernsten Art, wie sie einander fixierten, erkannte sogar ich, wie sehr sie das Töten gewöhnt waren. Der eiskalte Schauer, der meinen Rücken überkam, zeigte mir einmal mehr, wieso ich normalerweise aus diesen Angelegenheiten rausgehalten wurde.

Plötzlich erschien einer unserer Diener mit einer schwarz-roten Rüstung und einem Schwert, die er zu Taehyung trug, dieser jedoch abwunk und nur das Schwert entgegen nahm. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich mochte nicht viel über die Kunst des Kampfes wissen, dass es jedoch töricht war, sich ohne Rüstung in einen Kampf zu begeben, war mir bekannt.
,,Wieso macht er das?", fragte ich Bogyeong flüsternd und verwirrt, in der Hoffnung, dass er meinen Mangel an Wissen beheben könne.
,,Ich weiß es nicht."
,,Wollt Ihr mich etwa verhöhnen?!", rief Bonju verärgert aus, ehe er sein Schwert aus seiner Schwertscheide zog und die Klinge des langen, silbernen Schwertes geradewegs auf Taehyung richtete.
,,Zieht gefälligst Eure Rüstung an! So naiv kann doch niemand sein!"

»Der zweite Sohn des Königs war schon immer ein leichtsinniger Mann gewesen. Der König fürchtete, dass sein Nachkömmling irgendwann seines eigenen Todes Schuld tragen würde, weshalb er ihm eine Lehre erteilen wollte.« 

,,Wie könnt Ihr es wagen einen Prinzen zu unterschätzen und zur selben Zeit so arrogant drein zu schauen?!" Als ich in Taehyungs Gesicht sah, fand ich keine Spur der Arroganz. Anders als Bonju sah sein Gesicht konzentriert und zugleich auf eine Weise emotionslos aus. Er trug einen Blick in seinem Gesicht, welcher zeigte, dass er bereit war Leben zu nehmen. Und man sah in seinen Augen, die so hart und gleichzeitig reumütig zu Bongju schauten, dass er es bereits des Öfteren getan hatte.
,,Ihr schwingt viele große Töne, aber dafür weniger Euer Schwert", erklang Taehyungs Stimme eisern und brachte meinen Vater amüsiert zum Lachen. Ich spürte keine Ruhe mehr in meinem Körper, sondern einen eisig kalten Windzug auf meiner Haut, welcher das Blut in meinen Adern gefrieren ließ.

Sobald Taehyung seine Worte ausgesprochen hatte, machte er zwei Schritte auf Bongju zu und schwang sein Schwert zu der Seite von Bongjus Körper, an der er sein Schwert nicht hielt. Bongju hatte mit diesem plötzlichen Angriff nicht gerechnet und schaffte es gerade noch im letzten Moment, dem Schwerthieb auszuweichen, verlor jedoch im nächsten Moment sein Gleichgewicht und fiel zu Boden. Blitzschnell hielt Taehyung sein Schwert vor Bongjus Gesicht, was den Kampf entscheidend beendete.

Byeongsu und ich sahen einander mit geöffneten Mündern an und wandten unseren Blick gleich wieder zurück zu unserem Bruder und Taehyung, als Taehyung zu sprechen begann.
,,Auf dem Schlachtfeld spielt es keine Rolle, ob ihr ein Prinz seid oder nicht. Auch spielt es keine Rolle, wer Euer gegenüber steht. Ihr seid ein Krieger wie jeder andere und kämpft für unser Königreich bis zum letzten Atemzug. Hättet Ihr nicht gewusst, dass ich gegen Euch kämpfe, dann hättet ihr mir den Rücken, aufgrund meiner einfachen Kluft, zugewandt und ich hätte Euch mein Schwert ins Herz stechen können", erklärte er streng und hielt Bongju seine Hand hin, um ihm dabei zu helfen, sich aufzurichten. Taehyung wirkte beinahe wie ein enttäuschter Lehrer, der von seinem Schüler erwartet hatte, nicht so schnell zu verlieren.
,,Ich muss mich nicht von jemandem wie Euch belehren lassen!" Wie ein trotziges und gedemütigtes Kind schlug Bongju Taehyungs Hand von sich, richtete sich auf und verschwand aus unserem Blickfeld.

»Der Krieger, dessen Können auf einer Tragödie basierte, dessen Herz im Kampf eisern war, wie der Stahl seines Schwertes und dessen Hilferuf niemals erhört wurde...
Schon bald sollte er spüren, dass Gott seinem Hilferuf Gehör geschenkt hatte und seine Wunden geheilt werden würden.«


,,Mein Kind, was bereitet dir Sorgen?" Verwundert schaute ich meine Halmoni an, senkte meinen Blick dann jedoch wieder und sah auf das Brett vor uns. Wie jeden Tag hatten wir uns wieder zusammengefunden, um das Spiel zu spielen, was wir beide am liebsten hatten. Doch heute war ich bei weitem nicht so konzentriert, wie ich es sonst immer war.
,,Vater hat mir erzählt, dass der Sohn des chinesischen Kaisers hierher kommen wird, wenn er sich in China aufhält." Mit einem Blick voller Bedauern schaute sie mich an und griff gleich darauf nach meiner Hand. Sie wusste, ebenso wie ich, was dies für mich bedeutete.
,,Aera...", sie verstummte, als ich meinen traurigen Blick hob.

»Die Mutter des Königs war eine weise Frau, die von jedem im Land hoch geachtet wurde und das, obwohl sie schon lange nicht mehr Königin war. Auch wenn ihr Sohn nun das Land regierte, war sie diejenige, die ihre schützende Hand über die Familie hielt. Eine weise Frau, die gütiger nicht hätte sein können und sich nichts mehr wünschte, als dass ihre Enkelin ihrem Schicksal entfliehen konnte.«

,,Wollen wir ein Stück gehen?", fragte sie sanft, nachdem sie sich erhoben hatte und hielt mir einladend ihre Hand hin. Sofort legte ich meine Hand in ihre und erhob mich. Nebeneinander gingen wir über eine der vielen Brücken unseres Palastes und schon bald erkannte ich, wo sie mich hinführte. Neugierig schaute ich zum Trainingsplatz, an dem Byeongsu und Taehyung seit Tagen ununterbrochen trainierten, was vorallem an Byeongsus Ehrgeiz lag. Mein Blick ruhte allerdings hauptsächlich auf Taehyung, der aussah, als hätte er nie etwas anderes getan, als zu kämpfen. Als würde er eins mit seinem Schwert sein. Selbst aus der Ferne konnte ich die Schweißperlen auf seiner Stirn erkennen, die an den Seiten seiner Augen hinunter liefen, während seine Augen in meine Richtung blickten.

Auf frischer Tat ertappt, wandte ich meinen Blick ab und spürte, wie sich mein Gesicht mit meinem Blut füllte. Sein Blick wirkte genauso intensiv auf mich, wie seine ruhige Stimme.
,,Er ist ein äußerst attraktiver Mann, findest du nicht?"
,,Es ist nicht wichtig, was ich über andere Männer denke", murmelte ich und versuchte meine erröteten Wangen mit meinen kalten Händen zu kühlen.
,,Doch mein Kind. Noch bist du nicht verheiratet oder offiziell verlobt. Noch kannst du dein eigenes Leben leben."
,,Ich werde es aber bald sein. Außerdem denke ich nicht, dass es gut wäre, wenn ich mich an das Gefühl der Freiheit gewöhnen würde."

»Des Kaisers Sohn würde in 2 Wochen Hanyang erreichen und offiziell um die Hand der Prinzessin anhalten. Viele Männer hatten bereits um sie geworben, doch hatte sie ihr Herz für sich behalten. Und sobald sie sich verloben würde, würde ihr dieses entrissen werden und in die Ketten der Ehe gelegt werden. Jedoch...  «

Plötzlich nahm mich meine Halmoni an die Hand und führte mich zu dem Grabstein ihres verstorbenen Mannes. Gemeinsam knieten wir nieder und verbeugten uns, ehe meine Halmoni erneut zu sprechen begann.
,,Weißt du Aera... Ich befand mich einst in der gleichen Situation, in welcher du dich jetzt befindest. Mein Vater hatte mich einem Mann versprochen, den ich nicht liebte und von dem ich wusste, dass ich ihn niemals lieben könnte. Meine Mutter sagte mir damals, dass es meine Pflicht sei, diesen Mann zu heiraten, auch wenn ich niemals glücklich werden könnte. Aber weißt du, was sie danach zu mir sagte?", fragte sie mich und lächelte sanft, ehe sie ihre zierliche Hand an meine Wange legte.
,,Nur der Mann, dem dein Herz gehört, kann dich glücklich machen. Und nach diesem sollte ich suchen, solange ich noch die Zeit dazu hatte."
,,Aber was passierte mit der Hochzeit?" 
,,Ich heiratete deinen Großvater, statt den Mann, den mein Herz nicht wollte."
,,Aber-"
,,Mein Kind... Du brauchst erst die richtige Karte, um den richtigen Weg finden zu können. Denn nur so bist  du in der Lage, den Weg zu gehen, der dir wirklich bestimmt ist. Wir mögen den Männern in vielerlei Hinsicht gehorchen und unterlegen sein, dennoch sind wir eine ehemalige Königin und eine Prinzessin. Auch wir haben Privilegien, vergiss dies nicht."

 » Zu diesem Zeitpunkt wusste die Prinzessin noch nicht, was genau die Königin mit ihren Worten gemeint hatte. Doch hatte sie ihre Karte auch noch nicht gefunden. Denn erst wenn sie diese finden würde, würde sie erkennen können, welche Botschaft ihr ihre Großmutter damals mitteilen wollte.« 

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