Kapitel 25: Verlust(-e)
» Betäubt von dem Verlust, verzögerte sich die Flucht der königlichen Familie ungewollt.
Ein Mann war verloren, eine Frau konnte nicht glauben, dass sie ihre Freundin verloren hatte.
Nur eine Person, deren Schicksal des zukünfigen Königs Schicksals ähnlich war, konnte den zukünftigen König vom fliehen überzeugen, welcher mit seiner bereits verstorben Angebeteten sterben wollte. «
,,Gaeun! Gaeun!", rief ich verzweifelt den Namen meiner Kriegerin und schüttelte ihren leblosen Körper immer wieder, solange bis Bogyeong aufgelöst meine Hände umgriff und mich davon abhielt. Er schüttelte seinen Kopf, zeigte mir, dass sie nicht wieder kommen würde- egal wie sehr ich an ihrem leblosen Körper rüttelte.
,,Lasst uns hinein! Wir sind es!", ertönte die Stimme von Byeongsu, welcher so gleich mit Meili, Nianzu und Bongju in den Stall gelaufen kam, Taehyung und Youngsik die schweren Holztüren gleich wieder schlossen.
,,Was ist hier-" Byeongsu beendete seine Frage nicht, als er Gaeuns Leichnam neben Bogyeong und mir erblickte, sein Blick völlig entgeisterte.
,,Ihr müsst fort von hier", erinnerte uns Bogyeong, wandte seinen Blick jedoch nicht von Gaeun ab, deren Augen er bereits geschlossen hatte. So sah es aus, als würde sie friedlich schlafen.
,,Und was ist mit dir?!"
,,Ich werde hier bleiben. Ich werde sie nicht zurücklassen", erklärte Bogyeong verbissen, und umgriff Gaeuns Hand, während er sie trauernd ansah.
Plötzlich sah ich, wie sich Prinzessin Meili neben Bogyeong niederließ und dessen Gesicht sanft mit ihren Händen umgriff. Wissend blickte sie ihm in seine rastlosen Augen, ehe sie ruhig zu sprechen begann.
"Ihr dürft nicht an diesem Ort bleiben, Bogyeong. Wenn Ihr nicht mit uns flieht, werdet Ihr sterben. Sie darf nicht umsonst ihr Leben für Euch gelassen haben. Ihr Tod wäre sinnlos, genauso wie es Euer Tod wäre, wenn Ihr hier bleibt. Wenn Ihr tot seid, könnt Ihr ihr Leben nicht rächen. Es ist Eure Pflicht am Leben zu bleiben." Ruhe herrschte im Stall, nur die aufgebrachten Pferde und Schreie von außerhalb waren zu hören.
,,Wieso sagt Ihr so etwas? Ihr wisst nicht-"
,,Doch, ich weiß sehr wohl wie Ihr Euch fühlt", sprach Meili dünn und ließ mit ihren Händen von Bogyeongs Gesicht ab. Wehleidig sah sie Gaeun an, weinte im nächsten Moment, als sie an etwas aus ihrer Vergangenheit zu denken schien.
,,Mein Verlobter wurde vor meinen Augen ermordet, weil er mich Dinge gelehrt hatte, die ich als Frau nicht lernen durfte", erklärte sie und erhob sich gleich daraufhin geschwächt.
,,Niemand wird Euren Schmerz so sehr verstehen können wie ich. Deshalb müsst Ihr mit uns kommen. Denn Ihr seid nicht die Person, die Ihr Leben aus Liebe gab. Ihr seid die Person, die die Chance bekam, ihr Leben weiterzuführen und Dinge zu verändern."
Reumütig sah Bogyeong hinauf zu Prinzessin Meili, wandte seinen Blick dann noch einmal unentschlossen Gaeun zu.
,,Ich werde sie mit nehmen, Prinz Bogyeong", meldete sich Youngsik ruhig, dennoch schien auch er ihren Verlust mehr als nur zu bedauern. Doch seine Worte veranlassten Bogyeong endlich dazu, widerwillig zu zustimmen. Als wären unsere Seelen woanders, sahen Bogyeong und ich dabei zu, wie Youngsik Gaeuns Körper auf den Rücken eines Pferdes legte und gleich darauf ebenfalls aufstieg. Vorsichtig griff Taehyung mir unter die Arme, half mir dabei, mich auf sein Pferd zu setzen und daraufhin ebenfalls aufzusteigen. Schützend saß er hinter mir, hatte die Zügel seines Pferdes umgriffen, um zu garantieren, dass ich nicht hinunterfallen würde.
,,Reitet vor. Byeongsu und ich werden so schnell wie möglich nach kommen, wenn wir die restlichen Leute aus Hanyang evakuiert haben", erklärte Bongju, nachdem er Prinzessin Meili auf mein Pferd geholfen hatte.
,,Gebt Acht aufeinander", flehte ich Byeongsu und Bongju erschöpft an. Beide nickten mir entschlossen zu.
,,Ich werde nicht sterben, Aera. Ich verspreche es dir", versicherte mir Byeongsu, der meine Hand kurz ergriff und diese drückte, eher er uns Bongju auf die Rücken ihrer Pferde stiegen. Ein letztes Mal tauschten Byeongsu und ich einen Blick aus, ehe wir gemeinsam aus dem hinteren Tor des Stalles ritten und von dem Ort flohen, an dem wir gelernt hatten, zu lieben und zu achten, was lebt. Wir flohen von dem Ort, der nicht mehr war, was er einst für uns war.
» Schutzsuchend ritten die Hoheiten in Richtung des Anwesens der vor langer Zeit verstobenen Königin.
Es war der Ort, an dem Prinzessin Aera und ihr Zwillingsbruder sonst immer kehrten, wenn sie ihrem Alltag entfliehen wollten.
Doch war dieses Anwesen seit je her als Schutzanwesen gedacht und erbaut worden, um in den schlimmsten Kriegen die Menschen in Sicherheit zu bringen.
Der Weg war weit, bot viele Gefahren, die nur Wissende umreiten konnten.
Die Berge schützten das Anwesen und der Standort war Feinden stets unbekannt geblieben «
Erschöpft ließ ich den schweren Krug mit Wasser neben dem verletzten Cheon nieder, um seine Wunden mit dem frischen Wasser reinigen zu können. Er war einer der wenigen, die weniger schwer verwundet waren. Immer mehr Hilfesuchende und Verletzte strömten in das riesige Anwesen meiner Mutter, halfen wo sie konnte. Die Vorräte des Anwesens wurden immer weiter geleert, vorallem die Kräuter und Salben. All den Menschen war genauso viel Leid widerfahren, wie uns vor einigen Stunden. Vorallem die vielen Kinder hatten gelitten und weinten ununterbrochen, riefen nach ihren Müttern, die jedoch meistens niemals mit gekommen waren.
Prinzessin Meili kümmerte sich liebevoll um jedes einzelne Kind, wusch sie im See von all dem Blut und Schmutz rein. Youngsik, Taehyung, Nianzu, Bogyeong und einige weitere Männer, die nicht sonderlich verletzt waren, trugen die Schwerverletzten in einen Raum, in welchem sich einige Ärzte gleichzeitig um über 50 Verletzte kümmerten.
,,Ich danke Euch", ertönte die Stimme des erschöpften Cheon, welcher seine Augen geschlossen hatte, um seine Kräfte neu zu sammeln. Leicht lächelte ich den schlafenden Mann an, machte mich auf zum nächsten, dessen Wunden ich säubern sollte. Meine Erschöpfung war bereits an ihrem Rand angekommen, ich fühlte mich immer schlaffer und müder, je mehr ich mich bewegte.
Plötzlich ertönte der Ruf eines nahenden Pferdes, weshalb mein Blick sofort zu den Menschen schnellte, die Platz für einen Reiter machten. Ich betete, dass es Byeongsu und Bongju waren, doch wurde ich enttäuscht. Es war erneut keiner meiner Brüder. Ich schien nach außen hin ruhig zu wirken, doch wühlte in mir eine Unruhe, die nicht enden wollte. Ich machte mir solche Sorgen. Immer wieder schlich sich der Gedanke in meinen Kopf, was wäre, wenn Byeongsu nicht wieder kommen würde. Wenn Bongju nicht wiederkommen würde. Ein Gedanke, der mich erschaudern ließ.
Fürsorglich wandte ich mich dem nächsten Verletzten zu, wurde jedoch unterbrochen als ich die Aufruhr in der Menschenmenge bemerkte und Taehyung zu dieser rennen sah.
,,Entschuldigt mich bitte kurz." Schnell lief ich Taehyung hinterher, drängte mich durch die Menschenmenge und erblickte Bongju, welcher beim absteigen seines Pferdes beinahe zu Boden fiel. Stützend hielt Taehyung Bongju fest, welcher sich herzlich bedankte, ich ihm gleich daraufhin auf Wunden prüfte.
,,Es geht mir gut. Ich bin nur erschöpft", versicherte er mir, woraufhin Taehyung und ich einander zu nickten.
,,Ich bringe Euch hinein", erklärte Taehyung, ehe ich nach den Zügeln von Bongjus Pferd griff, jedoch erstarrte als mir etwas auffiel.
,,Bongju, wo ist Byeongsu?", fragte ich und drehte mich zu meinem Halbbruder um, welcher mich perplex ansah.
,,Er hat die Abkürzung genommen und müsste vor mir angekommen sein." Meine Beine gaben unter mir nach. Ich brach ein. Mein Herz blieb stehen.
,,E-Er ist nicht vor dir angekommen", hauchte ich, sah wie mein Halbbruder blass wurde.
Tränen strömten aus meinen Augen, fielen auf den Boden auf welchem ich verloren hockte. Mein Herz war verloren. Mein Bruder war nicht hier. Byeongsu war nicht mit zurückgekommen. Meine Mutter war bereits fort und nun auch der letzte Mensch, der mich an sie erinnerte. Meine andere Hälfte war fort. Mein Zwilling war fort und somit der Teil von mir, der das Leben liebte.
»Völlig aufgelöst sah Prinzessin Aera der Tatsache ins Auge, dass ihr Bruder nicht zurückkommen würde.
Er hatte sein Versprechen nicht halten können- oder doch? «
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