Kapitel 14: Frauen

» Nervös machte sich die Prinzessin auf den Weg zu dem wunderschönen und in voller Blüte stehenden Kirschbaum, bei welchem Prinzessin Meili bereits geduldig auf sie wartete.
Prinzessin Aera war ihr Anliegen nicht bekannt, jedoch spürte sie ein unwohles Gefühl in ihrer Magenregion aufsteigen, als sie Prinzessin Meili an dem großen Kirschblütenbaum verträumt stehen sah. « 

,,Prinzessin Meili. Ihr habt nach mir schicken lassen?", erkundigte ich mich bei ihr und verbeugte mich hochachtend vor ihr, hielt meinen Blick dabei gesenkt, damit sie mir mein Unbehagen nicht unmittelbar nach meiner Ankunft ansah.
,,Das ging aber schnell!", bemerkte sie bewundernd, weshalb ich meinen Kopf anhob und ihr dabei zu sah, wie sie eine Blüte genaustens betrachtete, sie gleich darauf pflückte.
,,Unsere Welt ist so groß, so aufregend. Wir leben mit so vielen Lebewesen Seite an Seite, töten sie, um zu überleben. Doch wieso töten wir einander, wenn wir doch alle der selben Spezies angehören?" Nachdenklich zogen sich meine Augenbrauen zusammen. Nicht wissend, was ich ihr hätte antworten sollen, erwiderte ich nichts auf ihre tiefgründige Bemerkung, sondern wartete einfach ab. Es schien mir ohnehin so, als würde sie nicht mit mir, sondern mit sich selbst sprechen.

,,Wir Menschen, wir sind seltsame Wesen", sprang sie scheinbar hinüber zu ihrem Anliegen, da sie sich zu mir drehte und langsam auf mich zu kam, mich dabei nicht aus den Augen ließ.
,,Wir leben ein Leben, welches von anderen bestimmt wird. Und wenn wir leben, wie es uns gefällt, glücklich sind, dann wird uns das genommen, was wir am meisten begehren."
Nachdenklich kam Prinzessin Meili genau vor mir zum stehen und betrachtete mich durchdringlich.
,,Es verlangt uns nach dem, was wir nicht haben können und lehnen wir ab, was wir bekommen können", flüsterte sie, als sie sich zu mir hinüber gebeugt hatte und mich seltsam anlächelte.
"Aera, wisst Ihr was Ihr möchtet? Wonach es Euch verlangt?", fragte sie und wickelte eine meiner Haarsträhnen um ihren Finger, während ich ihrem Blick nicht entfliehen konnte, stattdessen schwer schluckte. Sofort ließ sie von mir ab.

,,Einst hatte ich mich in einen Mann verliebt. Er gab mir einen Sinn zu leben, befleckte mein graues Leben mit Farbe. Wir wollten einander heiraten, doch kurz vor unserer Hochzeit starb er unerwartet." Mein Herz zog sich zusammen, als der wunderschönen Meili eine Träne aus ihrem Auge entglitt, während sie an ihren verstorbenen Verlobten dachte.
,,Seitdem hat mein Leben an Farbe verloren. Aus diesem Grund bin ich mit meinem Bruder verreist. Ich konnte die Stille im Palast nicht länger ertragen. Meinem Herzen verlangte es nach Abwechslung. Also sagt mir Aera, wonach verlangt es Euerem Herzen?" Perplex und hilflos zugleich betrachtete ich ihr trauriges aber neugieriges Gesicht.
"I-ich möchte Euren Bruder heiraten", log ich, wurde jedoch sofort von ihr entlarvt.
"Ist das so?", fragte sie geheimnisvoll und kam meinem Gesicht noch näher, weshalb ich meinen Atem unbewusst angehalten hatte, sich das unwohle Gefühl immer weiter in meinem Körper ausbreitete.
,,Ich habe Euch und Euren Krieger gesehen", hauchte sie mir ins Ohr. Ihre Worte und ihr heißer Atem jagten mir einen unangenehmen Schauer den Rücken hinunter.

Mein Herz hörte augenblicklich auf zu schlagen, meine Augen hatten sich weit aufgerissen, nachdem sie sich von meinem Ohr gelöst hatte und mich zufrieden angrinste, da mein erschrockener Gesichtsausdruck ihr versehentlich die Antwort lieferte, die sie von mir unausgesprochen verlangte.
,,Ich-"
,,Glaubt Ihr, mein Bruder wird Euch auf Ewig treu sein? Glaubt Ihr, dass er euch zur Frau nehmen will? Schaut doch, wie er eure Dienstmädchen betrachtet und ihnen schmachtend hinterher blickt. Glaubt Ihr wirklich, ein solcher Mann wäre für die Ehe geschaffen?" Missbilligend sah sie in seine Richtung, weshalb ich ihrem Blick wortlos folgte, mir gleich daraufhin auch schon die Übelkeit zu Kopf stieg. Er war kein Mann für die Ehe und so wie er mit meinen Dienstmädchen sprach, war ich mir sicher, dass er in der letzten Nacht nicht allein gewesen war.


,,Wir Frauen sind für die Männer nichts weiter als ein Mittel zum Zweck. Sie brauchen uns, um ihre Triebe zu befriedigen und ihren Stand als Mann zu erhöhen. Wieso sollten wir damit leben, wie Gegenstände behandelt zu werden, wenn wir selber mächtige Frauen sind, die sich nehmen können, wonach es ihnen verlangt?" Es schien erneut, als würde sie eher mit sich selbst reden, als mit mir, denn die Wut in ihren Augen schien an jemand weit entferntes gerichtet zu sein.
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,Wisst Ihr, meine Verlobung war aus freiem Willen geschehen. Eure hat jedoch nur politische Gründe. Sowohl mein Bruder als auch Ihr möchtet den jeweils anderen nicht heiraten, doch verstehen dies unsere Väter nicht. Sie sehen nicht, dass sie zwei Leben zerstören, statt ihre Dickköpfe zusammenzustecken und unsere Probleme neutral zu beseitigen. Also nutzt Eure Chance, solange ihr noch die Chance dazu besitzt und verbringt soviel kostbare Zeit mit Eurer geliebten Person, wie Ihr könnt. Denn schon bald werdet Ihr in einem goldenen Käfig gefangen sein und Euch wünschen, niemals gelebt zu haben", sprach sie und umschloss meine Hände mit der ihren, ehe sie mir zwei der Blüten in meine Hände legte. Die eine war noch keine richtige Blüte, sondern eher eine Knospe, doch die andere Blüte blüte bereits in ihrer vollen Pracht.


,,Ihr seid noch jung Aera. Lebt und liebt die Person, die ihr lieben möchtet. Denn sonst werdet ihr niemals in den Genuss kommen, das Leben mit anderen Augen zu sehen."
,,Aber Ihr sagtet doch, dass euer Leben an Farbe verloren habe, nachdem Euer Verlobter gestorben war?"
,,Das stimmt. Jedoch erinnert mich der Schmerz daran, dass ich gelebt habe und die Erinnerungen bleiben unser Leben lang erhalten. Egal, was kommen mag, nur sie werden Euch am Ende am Leben halten. Menschen können einander die Personen nehmen, die sie lieben, aber niemals die Erinnerung an diese. Ihr müsst Euch nur entscheiden, wer Eurem Leben die Farbe verleihen darf- oder sie nehmen kann."

Tiefsinnig sah ich Meili zu, wie sie die Hand mit der blühenden Blüte schloss und mich aufmunternd ansah, ehe sie sich leicht verbeugte und sich von mir entfernte.
,,Aera, noch etwas. Euer Geheimnis ist bei mir sicher", hörte ich Prinzessin Meili noch sagen, als diese sich warmherzig lächelnd zu mir umgedreht hatte. Dankbar erwiderte ich ihr Lächeln, ehe sie ihren Weg fortsetzte.

Ich ließ auf einen naheliegenden Stein nieder und hörte plötzlich etwas in dem Baum neben mir rascheln, weshalb ich erschrocken hinauf zu Gaeun schaute.
,,Du mich erschreckt!"
,,Verzeiht, Prinzessin", entschuldigte sich Gaeun aufrichtig bei mir und verbeugte sich tief vor mir, nachdem sie sich zu mir gesellt hatte.
,,Was glaubst du?", fragte ich sie nach ihrer Meinung, weshalb sie mich nachdenklich betrachtete.
,,Prinzessin Meili ist im selben Alter wie Bogyeong. Sie wird wissen, wovon sie spricht. Ich habe schon oft gehört, dass sie eine ungewöhnlich gebildete Frau ist, die unsere Traditionen und die große Macht der Männer über die Frauen verabscheut. Außerdem finde ich, dass sich Prinz Nianzu seltsam verhält. Irgendetwas an ihm versetzt mich in Alarmbereitschaft. Wenn es Euch keine Umstände machen würde, würde ich mit Taehyung sprechen, sodass Ihr auf keinen Fall mit ihm alleine seid."
,,Ich danke Euch, Gaeun. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich auch sicherer, wenn ich einen von euch an meiner Seite habe, wenn ich mit Prinz Nianzu zusammen bin", antwortete ich ihr, ehe sie sich verbeugte und sich entfernte.

»Die Prinzessin wusste nicht, dass ihre Sorgen berechtigt waren, denn war der junge Prinz nicht der, der er vorgab zu sein.
Etwas dunkles verbarg sich in ihm und die Prinzessin würde bald mit dieser Dunkelheit Bekanntschaft schließen. « 

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