Kapitel 11: Süße Versuchung

»Das Herz der Prinzessin hatte in kürzester Zeit einen Mann erwählt, den sie niemals heiraten konnte. Sie hatte eine Verlobung mit dem chinesischen Prinzen nie gewollt und nun schienen die Verlobung und die anstehende Hochzeit wie ein Messerstich in ihr Herz. Denn sobald sie an den noch fremden Mann vor Gott gebunden war, würde das Leid ihren Lauf nehmen.«


,,Wisst Ihr noch, wie wir damals angefangen hatten, das Reiten zu erlernen?", fragte mich Gaeun und schaute mit einem verträumten Lächeln den strahlend blauen Himmel empor.
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,Meinst du, wo ich galant vom Pferd gefallen war?", spielte ich auf ihre Frage belustigt an, was sie sofort zum Lachen veranlasste, Gaeun sich aber schnell und entschuldigend wieder fing.
,,Ich meinte eigentlich die Situation, wo wir gemeinsam davongeritten waren und mein Vater und Euer Vater mit Müh und Not versucht hatten, unser Pferd zu stoppen, ohne dass sie uns dabei verletzten."
,,Wie könnte ich dies vergessen. Ich hatte noch nie zuvor soviel Spaß gehabt, wie an diesem Tag."

Es war seltsam, doch kam es mir vor, als hätte sich Gaeuns und mein Verhältnis seit dem Vorfall verändert, bei welchem ich ihre und Bogyeongs Beziehung ungewollt entlarvt hatte. Gaeun wirkte nun nicht mehr so distanziert und geheimnissvoll, wie schon eine längere Zeit zuvor und ich war mir sicher, dass es daran lag, dass sie nichts mehr vor mir verbergen musste.

"Damals waren wir noch in der Lage, unseren Pflichten davonzureiten", sprach Gaeun nachdenklich und richtete ihren Blick zurück auf Taehyung und Byeongsu, die aus irgendeinem Grund ihre Ausdauer trainierten, indem sie schwere Sandsäcke von einem Punkt zum anderen trugen. Zustimmend nickte ich ihr zu und musterte Taehyung genau, als er wieder in unsere Richtung gelaufen kam und die Sandsäcke auf seinen Schultern schienen, als würden sie nicht einmal 1 Kilogram wiegen. Und dass, obwohl sie in Wirklichkeit 25 Kilogram schwer waren.


Ein ungewöhnliches Gefühl durchfuhr meinen Körper, als ich Taehyungs konzentriertes Gesicht ansah, in welchem ein paar Haare von ihm klebten. Tief atmete ich ein und biss mir auf meine untere Lippe, während ich ihn sehnsüchtig ansah.
,,Hier seid ihr also!" Ruckartig zuckte ich zusammen, als Bogyeongs Stimme hinter mir ertönte und ich mich aus mir unerklärlichen Gründen ertappt fühlte.
,,Siehst du, mein Enkel. Ich weiß wo meine Schätze sind", sprach meine Großmutter zufrieden, weshalb ich mich sofort aufrichtete und sie und Bogyeong fragend betrachtete.
,,Gaeun... Könntet Ihr mir bitte bei dieser speziellen Sache helfen, während meine Großmutter Aera entführt?"
,,Bei welcher speziellen Sache?", fragte Gaeun ihn daraufhin verwundert, weshalb sich Bogyeong nervös umsah.
,,Bei dieser einen Sache."

Beschämt kratze Bogyeong sich an seinem Hinterkopf, als Gaeun immernoch nicht verstand, was genau Bogyeong versuchte, ihr zu sagen.
,,Ich denke, er möchte etwas Zeit mit dir verbringen", flüsterte ich ihr zu, weshalb sie sofort errötete und beschämt zu Boden sah, um Bogyeong im nächsten Moment zu folgen.
,,Ihr beide seid ohne Zweifel, wie euer Vater", sprach meine Großmutter verträumt und schaute mich wissend an, als sie in Taehyungs Richtung nickte und ich nun diejenige war, die verlegen zu Boden sah. In ihrem letzten Leben war sie mit Sicherheit eine Göttin, die alles wusste und alles sah.

,,Wir müssen jedoch anfangen dein Hochzeitskleid anzufertigen, Aera. Also folg mir." Hilfesuchend sah ich zu Taehyung, der meinen Blick abfing, sich auf seine Lippe biss und seinen Blick abwandte, bevor ich mich ebenfalls umdrehte. Denn sein Blick sprach mehr als tausend Worte.


(...)

Langsam ließ ich mich in das Wasser gleiten, nachdem eine der zwei Dienerinnen mir mein Tuch, welches ich zuvor um meinen nackten Körper gewickelt hatte, abgenommen hatte.
,,Ihr dürft euch entfernen", sprach ich ausgewogen und lächelte beide Dienerinnen an, die sich verbeugten, bevor sie sich von der heißen Quelle entfernten. Das wohlig warme Wasser fing allmählich an meinen Körper wohltuend von seinen Schmerzen zu befreien und schon bald fühlte ich das angenehme Gefühl der Gelassenheit in meinem Inneren aufsteigen. Tief atmete ich den aufsteigenden Wasserdampf ein und lehnte mich an den ebenfalls warmen Steinen an, ehe ich meinen Kopf in den Nacken legte und meine Augen schloss.

»Bereits in wenigen Tagen, würde Prinz Nianzu Hanyang mit seinen Männern erreichen und offiziell um die Hand der Prinzessin anhalten. Die Prinzessin spürte jedoch, wie sich sowohl ihr Körper, als auch ihr Geist und ihr Herz gegen den Gedanken auflehnten, den Prinzen zum Gemahl zu nehmen.«

Ein kräftiges Räuspern erklang, weshalb ich meine Augen sofort öffnete und zur Tür hinüber sah, hinter welcher ich deutlich männliche Konturen erkennen konnte. Es brauchte keine drei Sekunden, um mir bewusst zu machen, dass Taehyung dort stand. Wartend hinter der fast durchsichtigen Tür, die ihn davon abhielt mich so entblöst zu erblicken.
,,Byeongsu schickt mich, um Euch zu fragen, ob er Euer Pferd für einen Ausritt nutzen könne", erklärte Taehyung höflich und wartete geduldig auf meine Antwort, die er jedoch nicht bekam. Laut plätscherte das Wasser, als ich meinen Körper aus dem Wasser erhoben hatte und nach dem Tuch griff, um mir dieses um meinen nassen und entblösten Körper zu binden. Entschlossen ging ich zur Tür und zog diese mit einem Ruck auf, was Taehyung erschrocken zusammenzucken ließ. Doch war dieser Schock nur von kurzer Dauer, da sich sein Blick verschleierte, als er mit seinen Augen meinen Körper musterte, an welchem das bereits durchnässte Tuch klebte.

,,Er darf es nehmen", erklärte ich ihm und schaute ihm tief in seine Augen, in denen ein Feuer loderte.
,,Wollt ihr nicht vielleicht hier bleiben?", fragte ich und schaute ihn lockend an, da ich wollte, dass er blieb.
Seine Augen weiteten sich, als ich meine Worte ausgesprochen hatte und die Überraschung ihm zurück ins Gesicht gewichen war. Lächelnd sah ich ihn an und legte ohne darüber nachzudenken meine Lippen auf die seinen, um erneut in den süßen Genuss seines Verlangens zu kommen.
,,Bleibt hier", hauchte ich mit einem leichten Befehlston in meiner Stimme und umgriff sein Gewand mit meiner Hand, um ihn aus der Tür zu ziehen, die er so gleich hinter sich schloss.

Innig betrachteten wir einander, jedoch sah ich, wie Taehyung etwas zu sorgen schien, als er seine Brauen zusammen zog und sich mein Verdacht bestätigte.
,,Ihr solltet Euch nicht in jemanden meines gleichen verlieben und jemandem wie mir die Chance geben, Dinge mit Euch zu machen, die ihr bereuen würdet. Ihr hättet mich gar nicht hineinziehen dürfen."
,,Und Ihr glaubt zu wissen, was ich bereuen würde?", fragte ich skeptisch und ließ ihn für einen Moment los.
,,Ja. Bitte verzeiht und vergesst, was geschehen ist, als ich nicht ganz bei Sinnen war. Das Fieber hatte meinen Verstand getrübt." Betroffen wandte ich meinen Blick von ihm ab und verbarg gar nicht erst, dass mich seine Worte getroffen hatten. Tränen füllten meine Augen, als er mich scheinbar emotionslos betrachtete, er sich leicht verbeugte und zurück in Richtung Tür ging.

,,Bin ich Euch nicht schön genug? Reiche ich Euch nicht?", fragte ich heiser und schaute ihn gekränkt an. Sofort hielt er inne.
,,Ihr seid die schönste Frau, die mir jemals begegnet ist, Prinzessin. Sowohl von innen, als auch von außen." Gequält schaute er mich an, nachdem er sich erneut umgedreht hatte.
,,Doch weiß ich, dass ich nicht gut genug für Euch bin und Euch nicht das geben kann, was Ihr verdient." Er wollte gerade die Tür öffnen, als ich tief einatmete.
,,Stellt euch vor mich", befahl ich ihm und ließ dabei keinerlei Widerworte seinerseits zu, die jedoch auch nicht kamen. Er wusste immerhin, dass er Befehle nicht verweigern durfte.
,,Seht mich an", befahl ich erneut und schon gleich zog sich mein Herz schmerzend zusammen, als ich Taehyungs verlorenen Blick sah.

,,Ihr habt vielleicht eine schlechte Meinung von Euch selbst, doch teile ich Eure Meinung nicht. Denn wenn es bedeutet, etwas Falsches in Euren Augen zu machen und etwas Richtiges, nach der Auffassung meines Herzens....Dann bin ich dazu bereit, Euch mit meinem Herzen von dem Richtigen zu überzeugen", erklärte ich ihm entschlossen und schaute ihm in seine dunklen Augen, die nicht in meine Augen, sondern auf meine Lippen starrten. Langsam beugte ich mich zu ihm hinüber, um meine Lippen sanft auf der seinen zu legen und ihm meine Gefühle mitzuteilen.
Plötzlich spürte ich, wie Taehyungs Hand meinen Rücken fand und mich so näher an sich drückte, ehe er meinen Kuss leidenschaftlich erwiderte- so als wäre sein Leben abhängig von diesem Kuss.

»Sowohl die Prinzessin, als auch ihr Krieger wussten, dass dies nicht richtig war.
War die Liebe vielleicht stärker, als der Schmerz und ging über richtig oder falsch hinaus?«

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