Kapitel 45 - Die letzte Festung
Vor Jensite und Marito lag nun die Festung des Zyklopen. Schritt für Schritt näherten sie sich dem großen Haupttor. Es war aus schwerem Stahl gefertigt, muss mindestens 10 Mann hoch gewesen sein, und war damit vermutlich groß genug, dass auch der Zyklop dieses Tor benutzen konnte. Es war grob und unsauber in die Mauer geschlagen worden. Jensite und Marito stemmten sich gegen das Tor, und versuchten es aufzudrücken. Das tiefe Quietschen der alten Schaniere dröhnte in den Ohren der beiden. Als es sich schließlich öffnete, strömte aus der alten Eingangshalle ein fauliger, verwester Wind. Das Tor war wohl lang nicht mehr geöffnet worden. Die Halle, die vor den Helden lag, war schwach durch Löcher in den Wänden und der Decke beleuchtet. Der Boden war voller Trümmer, wodurch die alten Fliesen trüb und zerkratzt waren. Vorsichtig traten Jensite und Marito ein, bereit, dass aus jeder Richtung ein Feind kommen konnte. In langsamen Schritt folgten sie dem gewaltigen Mittelgang in das innere des Gemäuers. Riesige Spinnenweben hingen in den Ecken und Kanten des Raumes. Ein leises Rascheln klang in der Dunkelheit. "Wir sind nicht allein hier... Ich spüre eine Quelle von Magie.", flüsterte Jensite. "Ich fühle es auch. Jemand beobachtet uns.", antwortete Marito leise. Mit jedem Schritt den die Beiden taten, wurde das Rascheln lauter, die Präsenz stärker. Die beiden blickten angespannt umher. Was auch immer hier lauerte, war sicher nicht harmlos. Das Licht am Ende dieses Ganges zog die beiden förmlich magisch an, während die Anspannung ihnen langsam den Atem raubte. Mit jedem Schritt wurde es heller, wärmer, während die Dunkelheit hinter ihnen immernoch auf einen Moment der Unachtsamkeit wartete. Das Rascheln wurde wieder verdächtig still. Marito kniff die Augen zusammen, um durch das plötzlich heller werdende Licht sehen zu können, doch er konnte kaum fassen, was er vor sich erblickte. "Die Tür, da kommen würde niemals durch! Siehst du all die Spinnenweben.", erklärte er ernst. "Da vorne muss doch etwas sein. Immerhin muss, dem Zustand der Burg nach, der Zyklop hier durchgekommen sein." Marito fasste sich fragend an den Hinterkopf. Schließlich erreichten sie die Mauer am Ende des Ganges. Es war eine schlichte Steinmauer, die mit einigen Fackeln beleuchtet war. Die Hokztür war überwuchert mit Spinnennetzen und -weben. Es muss einen Weg hindurch geben!
Das Rascheln wurde wieder lauter. Es kam näher. Jede Sekunde, jeden Augenblick kam es näher, während die beiden mit dem Rücken zur Wand standen. Marito zog sein Schwert, Jensite hielt eine Flamme in seiner Hand. Sie starrten suchend in das Dunkel vor ihnen. Ein ungewolltes, unangenehmes Kribbeln kam über die Körper der beiden, während sie sich langsam auf die Wand hinter sich zu bewegten. Jensite riss plötzlich die Augen weit auf. Kleine Stiche bewegten sich auf seinem Nacken. Schnell schlug er, was sich auch immer auf ihn befand weg. Es krabbelte sofort in die Dunkelheit. Er hüllte seinen Körper in Flammen, woraufhin unzählige kleine Spinnen von ihm absprangen. Als Marito das sah, konnte er keinen Muskel mehr rühren. "Halt still, Marito", ordnete Jensite an. Der Magier hüllte Marito daraufhin in einen schwachen Feuerschwall, der die Spinnen zwar vertrieb, Marito aber kaum etwas tat. "Das ist so widerlich hier. Wir sollten hier schleunigst wieder raus...", flüsterte Marito. "Bleibt doch noch ein wenig, liebe Kinder", sprach eine unbekannte, sanfte - fast melodische Frauenstimme. "Wir bekommen nicht oft Besuch, meine Kinder und ich sind wirklich erfreut euch hier willkommen zu heißen" Jensite sah sich nervös um. "Wer sind Sie, und wovon reden Sie bitte?" "Na los, zeig dich!", befahl Marito etwas überheblich. "Na los Kinder, begrüßt unsere Gäste" Aus dem Schatten krochen scheinbar unzählige Spinnen hervor, und näherten sich den beiden. "Bleibt bloß weg von mir!", schrie Marito, die Klinge auf den Boden gerichtet. "Ihr habt ihn gehört, meine Kinder, unser lieber Gast möchte ein wenig Distanz waren. Bleibt stehen, meine Kinder, bleibt stehen!", schien die Stimme aus den Schatten beinahe zu singen. "Könnten Sie vielleicht auch aus den Schatten kommen?", fragte Jensite zögerlich. "Natürlich, liebe Gäste, natürlich." Das Rascheln wurde wieder lauter. Langsam wurde in der Dunkelheit die Silloutte einer jungen Frau erkennbar. Doch je näher sie kam, desto weniger wirkte sie wie ein Mensch. Sie war bleich, hatte pechschwarzes Haar, und dunkelrote Lippen. Ihr Gesicht schien vergleichsweise jung, jünger als Jensite oder Marito. Gekleidet war sie in ein langes, weißes Kleid. Sie trug keine Schuhe oder Socken. Auf ihrem Kopf befand sich ein kleines Diadem aus Silber. Doch als sie noch näher kam, wurde noch mehr von ihr sichtbar. Aus ihrem Rücken sprossen vier Spinnenbeine, sowie ein Spinnenhinterteil. Sie war halb Mensch, halb Spinne. "Ich bin Amelia, ich lebe in diesem Schloss, und das sind meine Kinder." Sie starrte Jensite ohne zu blinzeln an. "Ich bin Jensite, und das ist Marito. Wir sind hier, um den Zyklopen aus dieser Burg zu vertreiben." Marito brachte bei diesem Anblick kaum ein Wort heraus. "Was ist mit ihm? Wieso spricht der andere nicht? Das ist unhöflich." Marito begann zu stammeln. "Diese Spinnen sind deine Kinder...du bist eine Spinne... Ich...ich kann hier nicht bleiben... Ich muss gehen..." Amelia sah Marito nur verwirrt an. "Aber wieso... Ich hatte so lange keinen Besuch mehr. Sonst kommt nur Essen durch dieses Tor, aber ihr seid anders. Für gewöhnlich fangen sie alles, was hier hinein kommt. Bitte bleibt." Marito zitterte, und musste schwer schlucken. "Was soll das heißen? Essen fangen?" Amelia kicherte mit ihren Händen vor dem Mund. "Was wohl? Für gewöhnlich beißen und umspinnen meine lieben Kinder Menschen, die in diesen Gang kommen." Marito wurde schlecht. Die kleinen Spinnen kamen näher. "Kannst du uns sagen, wie wir zum Zyklopen kommen?", fragte Jensite. "Nun ja, wenn der liebe Nathantue und sein Freund kommen, dann bitten sie mich die Tür freizugeben, und später, wenn sie gehen, wieder zu verschließen." Jensite grinste verlegen. "Könntest du uns vielleicht damit helfen?" Amelia sah von ihnen weg. "Könntet ihr vielleicht noch ein Minütchen hier bleiben, es ist immer so furchtbar einsam hier.", flüsterte sie in die Dunkelheit. "Tut mir leid, wir haben es eilig. Vielleicht haben wir auf dem Rückweg Zeit." Die kleinen Spinnen kamen immer näher auf Marito zu. Er konnte kaum noch aufrecht stehen. "Du lügst. Meine lieben Kinder, sie können die Abscheu deines Freundes spüren. Ihr werdet weglaufen, sie alle laufen immer vor mir weg. Aber ihr...ich werde euch bei mir behalten. Und wenn es Zeit wird zu gehen..." Die Stimme von Amelia wird lauter, grenzte fast schon an ein Kreischen "...dann haben meine Kinder ein kleines Dessert." Amelia stellte sich auf ihre langen, dünnen Spinnenbeine. Die kleinen Spinnen kamen näher.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top