Kapitel 44 - Der vergessene Tempel
Während ihre Freunde und Verbündeten ihnen Zeit verschafft hatten, kämpften sich Jensite und Marito durch die innere Stadt. Jeder Feind, der ihnen entgegenkam wurde niedergestreckt. Bald erreichten sie auch die befestigte Burg im Herzen der in Trümmern liegenden Stadt. Ihre Mauern wahren verbleicht, beschädigt und brüchig, und die Überreste ehemals in mühsamer Handarbeit geschaffenen Zierstatuen und eines alten, vertrockneten Springbrunnens erstrecken sich über den mit Unkraut überwucherten Pflastersteinboden. Man konnte sich angesichts dessen kaum noch vorstellen, wie schön diese Stadt gewesen sein muss, doch nun war sie nur noch ein Ruine, ein heruntergekommenes Versteck eines Monsters. Langsam gingen die Jungen über den ehemaligen Schlossvorhof, ihren Blick auf das Gebäude vor ihnen gerichtet. "Was tut ihr beiden da!", grölte eine tiefe, ältere Stimme den beidem von hinten zu. Marito zückte sofort sein Schwert, und Jensite entzündete seine Fäuste, während sie sich schnell umdrehten. "Wie könnt ihr es wagen feindselig das innerste der Tempelstadt zu betreten. Verschwindet von hier, ihr Barbaren. Es sind schon genügend Monster hier." Zum Erstaunen beider, stand kein finsterer Krieger, oder Dämon vor ihnen, sondern ein kleiner, alter Mann in einen verdreckten, braunen Robe. Er war kahl, trug jedoch einen grauen Bart. Er warf den beiden einen unerwartet vorwurfsvollen Blick zu. "Wer sind Sie, und was tun Sie mitten in dieser Stadt?", fragte Marito ungläubig. "Und wie sind Sie der Armee der Trolle entgangen?", hakte Jensite nach. "Wie seid ihr beiden bitte in das Heiligste der Stadt vorgedrungen? Und was tut ihr hier?" Jensite und Marito konnten ihm nur fragende Blicke entgegenbringen. "Ich bin der Beschützer des Tempels der Richter. Seit jeher stehen der Tempel und dieses Schloss unter dem Schutz der Götter. Seit dem jedoch diese Monster hier sind, verfällt die Stadt. Nur noch ich bin hier um den Tempel zu wahren. Dies bedeutet auch, dass ich Eindringlinge loswerden musste." "Und wir beiden sind hier, um den Zyklopen und seine Armee aus dieser Stadt zu vertreiben.", unterbrach ihn Marito. Der Alte trat einen Schritt zurück. "Ihr wollt es mit dem Zyklopen aufnehmen. Mit einem Dämon? Wie stellt ihr euch das vor?" "Wir haben bereits viele Monster besiegt, die vier Hochvasallen des Zyklopen eingeschlossen", erklärte Jensite sachlich. "Dann seid ihr vielleicht... Bitte, folgt mir in der Tempel. Ich muss etwas mit euch unterreden." Sowohl Jensite als auch Marito stimmten zu, und folgten dem alten Mann in ein Gebäude, das am anderen Ende des Hofes lag, und schwach beleuchtet war.
Sie standen in einer gewaltigen, sanft beleuchteten Halle. "Das hier ist der Tempel der Richter. Seit der Zeit vor dem Krieg wird hier alles dokumentiert, was die Schöpfer und Dämonen betrifft. Auf euren Reisen habt ihr bestimmt viele verschieden Geschichten gehört. Bestimmt passten nicht immer Teile der Geschichte zusammen." Jensite dachte über all die Dinge nach, die er von seinem Vater, Ilona, dem Schwarzen Ritter, den Büchern und anderen Quellen erfahren hatte. Die Teile waren immer verstreut. Doch dieser Mann konnte ihm nun endlich eine Antwort liefern. Er sah ihm erwartungsvoll in die Augen. "Nun denn, hier ist unsere dokumentierte Geschichte über die Ereignisse des großen Krieges." Er begann die Geschichte von Beginn an zu erklären.
"Am Anfang, schufen die Urgeister die Erde, die antike Welt, und die Unterwelt. Die Angarier, als Wächter des Guten, die Dämonen als bösen Gegenpol, und die Menschen als freie Wesen. Die Welt war eine Ödnis, und die Menschen lebten in kleinen Dörfern. Die Angarier, Bewohner der antiken Welt, teilten ihr Wissen, ihre Magie, ihre Technologie und ihre Ideale mit den Menschen, da sie das Gute in ihnen sahen. Sie hatten das Leben der Menschen neu erschaffen, und sie gingen als Schöpfer in die Geschichte ein. Die Blütezeit der Menschen begann, die Welt war so friedlich wie nie. Doch in den Tiefen der Welt gab es immernoch Monster und Dämonen, die den Menschen schaden wollten. Die Menschen mussten sich gegen diese Monster wehren können, und so erfanden sie, mithilfe der Schöpfer, Waffen. Doch die Schöpfer unterschätzten den Einfluss der Dämonen. Der Kampf entblößte schließlich den wahren Charakter der Menschheit. Der Zorn, der Neid, die Feindseligkeit wurden stärker. Die finsteren Mächte bemerkten dies, und wollten dies gegen Menschen und Schöpfer einsetzten. Die sieben Dämonenfürsten erhoben sich, boten den Menschen unübertreffliche Macht an, aber vergifteten im Gegenzug ihre Seele. Die Menschen begannen gegeneinander, gegen die Schöpfer, und in ihrem Chaos auch die Dämonen anzugreifen. Der große Krieg begann. Über Jahrhunderte tobte ein Kampf zwischen den drei Parteien. Bis schließlich die zwei legendären Lichtgestalten auftauchten. Ein Mensch, der dem altem Pfad folgte, und ein finsterer Ritter, der die Künste der Dämonen beherrschte. Diese konnten die Götter zurückdrängen. Die Schöpfer verzichteten schließlich auf weitere Gewalt, und die Dämonen wurden zu großen Teilen von Menschen und Richtern in die Unterwelt gesperrt. Danach kam die Zeit des Wiederaufbaus. Aus einem fernen Land tauchte ein Krieger auf, der durch seine Führungsqualitäten und seinen Ehrgeiz zum König aufsteigen sollte, die 5 Siegelritter bewachten die drei Portale zur Unterwelt. Um dieses Heiligtum, das mit dem erstem Kontakt mit den Schöpfern erbaut wurde, errichtete man die Tempelstadt, ein Ort voller Heiliger Stätten zu Ehren der Schöpfer. Wir Wächter des Tempels sahen jedoch voraus, dass sich die Geschichte wiederholen würde. Die Schöpfer hielten es für ausgeschlossen. Doch dann, vor 1000 Jahren geschah es wieder. Ein Dämonenfürst stieg empor, verführte einen mächtigen Menschen, einen der Siegelritter, der dann mehr und mehr Monster heraufbeschwor. In der Wüste wurde ein König verdorben, und sein ganzer Stammbaum trug den Wahnsinn in sich. Die Welt drohte wieder im Chaos zu versinken, doch die Siegelritter und der König konnten Zeit gewinnen, bis die Helden aus der Legende zurückkehren würden. Leider schlug ihr Plan fehl, und Talion unterliegt der Willkür der Dämonen. Doch das schlimmste kommt erst noch. Die Schöpfer zerteilten die Magie ihres Portales, welches sich im Keller dieses Tempels befindet, auf zwölf Schutzsteine und verteilte in aller Welt. Damit wollten sie vermeiden, dass sich der große Krieg wiederholt, aber die Menschheit ist ohne ihre Hilfe den Dämonen nicht gewachsen. Sie bleiben in der antiken Welt, so wie die Dämonen die Unterwelt eigentlich nicht verlassen dürften. Jetzt kommt ihr ins Spiel. Ihr beide, ihr könnte die Helden sein, auf die die Menschheit gewartet hat."
"Wir sind also die Helden sein, die Talion retten.", fragte Marito aufgeregt. "Es scheint so.", antwortete der alte Mann. "Dieses Wissen ist unglaublich...", staunte Jensite nicht schlecht. "Nun, ich wollte euch nicht nur eine Geschichtsstunde geben, sondern eigentlich, bevor ich in die Historie abgeschweift bin, einen Schutzzauber auf euch legen, der euch vor den finsteren Kräften behüten soll, und ein Wort des Rates mitgeben. Dieser Zyklop ist zwar der Auslöser dieses Krieges, aber nicht sein Ursprung. Unterschätzt den Dämonenfürsten, der mit dem finsteren Ritter im Bunde steht nicht. Nun denn, ich will euch nicht länger aufhalten." Damit drehte er sich um, und schien in den Schatten der Tempelhalle zu verschwinden. Jensite und Marito verließen den Tempel wieder, um sich wieder ihrem Ziel, dem Schloss des Zyklopen zu widmen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top