Kapitel 23 - Neue Kraft
Einige Tage sind bereits vergangen. Ein greller Lichtstrahl fiel durch das Fenster. Die aufgehende Sonne glühte golden am Horizont. Ilona, Varaja, die beide bei Jensite im Gästezimmer geschlafen hatten, wachten durch das laute zwitschern der Vögel auf. Ilona kroch sofort aus dem Bett, und ging zum erstbesten Spiegel, um sich ihre langen, dunklen Haare durchzukämmen. Sie tat das eigentlich jeden morgen, doch noch nie hat jemand darauf geachtet. Sie greift in eine Innentasche ihrer Bluse und holt eine hölzerne, fein ausgearbeitete Bürste hervor. Sofort beginnt sie, ihre vom Sand verschmutzten, verknoteten Haare mit langen, festen Zügen zu bürsten. Varaja konnte sich dieses Schauspiel nur schadenfroh grinsend ansehen. "Prinzesschen, deine Frisur wird dir nicht helfen, irgendwelche Monster niederzustrecken, also wozu der Aufwand?" Ilona rollte nur die Augen und warf Varaja einen kalten Blick zu. "Du kannst meinetwegen herumlaufen wie ein wildes Tier, aber ich brauche wenigstens dieses bisschen Zivilisation." Varaja lächelt Ilona nur selbstgefällig an. "Du bist die Wildnis nicht gewohnt. Habe ich recht? Dafür musst du dich als Tochter eines Adeligen doch nicht schämen. Stell dir vor, ich habe immer in der Wildnis gelebt und kann nicht mal lesen." Ilona kann sich den Lacher nicht verkneifen. " Und was hat das mit meinen Haaren zu tun?", fragt Ilona mit einem ironischen Unterton. Auch Varaja lächelte. Auch wenn die Situation nicht mal besonders witzig war, konnten die beiden lachen. Jeder Augenblick ohne Lebensgefahr war einfach nur schön. Aus dem Flur hörte mal ein lautes Poltern. Jensite war im Halbschlaf gegen die Wand gelaufen. Er betrat das Zimmer. "Mädels...", flüsterte er gähnend, bevor er tiefeinatmete, "wenn ihr euch nicht sofort in Zimmerlautstärke unterhaltet, werde ich ungemütlich..." Jensite setzte seine rechte Faust in Flammen, hielt sich die linke Hand vor den Mund, weil er erneut gähnen musste, und sagte ruhig: "Es gibt Leute die schlafen wollen" Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich um und ging wieder in sein Zimmer. Ilona flüsterte: "Ich wusste garnicht, dass der so ein Morgenmuffel ist. Weißt du, was wir machen könnten." Varaja dachte kurz nach, bis sie einen diabolischen Einfall erhielt. "Lass uns...", sie grinste frech,"Marito aufwecken!" Ilona sah sie nur perplex an. "Im Ernst?!" Varaja nickte.
Sie verließen leise das Haus und gingen zu Marito. Varaja hob bereits ein paar kleine Steine auf, die sie gegen das Fenster werfen wollte. Als sie jedoch dort ankamen, entdeckten sie Marito, welcher im Vorgarten Holzscheite, oder ganze Stücke von Bäumen vom Boden aufhob, über den Kopf hob, und wieder runterließ. Sein Verband war bereits gewechselt und wieder weiß. "Da ist wohl einer hyperaktiv.", zischt Varaja, als sie enttäuscht die Steine wegwerfen musste. "Er trainiert einfach...er nutzt seine Freizeit, um zu trainieren." Marito spaltete dann einen breiten Holzscheit mit dem Schwert. Er schnitt einfach mit deinem Schwert durch ein Stück Holz, das eine Elle Durchmesser hatte. Ilona wünschte ihm sofort einen guten Morgen. Varaja lächelte ihm nur zu. "Morgen Mädels, ist die Schlafmütze gar nicht mitgekommen." "Nein, der schläft noch", fügte Varaja hinzu. Marito grinste. "So trainiert man am besten, mit harter Arbeit! Seit Tagen mache ich nichts anderes." Ilona stellte sich neben Marito. "Ich wollte dir doch meine Technik zeigen, du weißt schon Marito, die Technik, mit der ich den Feuerball gelockt habe?" Marito nickte stark. Mit so einer Technik wären ihm alle Magier ausgeliefert. "Ich weiß, wo wir das üben können", erklärte Marito. Sie gingen zur der Scheune, in der sie als Kinder bereits geübt hatten." Ilona begann zu erklären. "Also man muss das Zentrum der Energie finden, und dieses angreifen." Marito nickte "Nichts leichter als das" Ilona begann weiter zu erzählen. "Und nur die Spitze der Klinge darf den Kern berühren, weil sonst die Waffe die magisch Energie nicht ableitet, sondern nur herumstreut. Varaja konnte mit der Schwertkämpferei nichts anfangen. Sie hatte ja ihnen Bogen, und die Bestienform, wenn es wirklich hart auf hart kommt. Marito versuchte sich zusammen mit Ilona etwa eine Stunden lang an der perfekten Körperhaltung und Schlagtechnik, doch Maritos Kampfstil war zu ungestüm und wild, während Ilona auf Eleganz und präzise Technik legte. Marito sah etwas enttäuscht aus, weil er es nicht auf Anhieb geschafft hat. Ilona schlug ihm sanft auf die Schulter. "Kein Meister ist bisher vom Himmel gefallen, lass uns weiter üben. Es sei denn, du willst nicht" Mairto nickte nur einverstanden."Das kriege ich schon hin!" Sie trainierten beide zusammen weiter. Bis Marito die Technik beherrschte. Es war zwar nicht perfekt, aber es sollte den einen oder anderen Feuerball neutralisieren. Ilona war erfüllt von Stolz, dass sich Marito ihre selbstentwickelte Technik aneignete. Normalerweise brachte Marito ihr Techniken bei, nicht umgekehrt.
Varaja lief auf dem Rückweg Jensite über den Weg. Dieser war mittlerweile wieder völlig normal und ausgeschlafen. Jensite und Varaja liefen die Straße wieder vollkommen zurück, um zur Scheune zu gelangen. Jensite grinste ununterbrochen, weil er wieder glücklich war. Und weil er bereits 3 Tassen Kaffee getrunken hat. Varaja begann schließlich, Zielschießen zu üben. Hauptsache, sie tut irgendwas, weil die anderen auch schon etwas tun. Training aus Gruppenzwang. Sie alle wussten, was auf sie zukommt, und dass Monster nicht schwächer werden. Jensite arbeitete an seiner Ausdauer, Ilona versuchte mehr Ausdauer und Kraft zu aufbekommen, Marito stärkte Kraft und Technik und Varaja schoss ein paar Pfeil, weil die anderen auch trainierten. Als es dann Mittag wurde, wollten die vier wieder nachhause gehen, um etwas zu essen. Jedoch kam ihnen plötzlich ein junge, vielleicht 10 oder 11 Jahre alt entgegen. Ganz aufgeregt und laut atmend fragte er: "Ich kenne euch, ihr seid Jensite und Marito, ihr beiden habt doch mal die Stadt gerettet. "Ja, die sind wir!", posierte Marito heroisch, während Jensite sich zurückhielt."Ihr...Ihr beiden, könnt ihr mir vielleicht auch helfen?" Marito fragte in einem elterlichen Ton: "Was ist denn, Junge" Der Junge atmete kurz kräftig ein. "Mein Hund ist in den Wald in Richtung der Berge dahinten", dabei zeigt er auf ein gut sichtbares Gebirge, "gelaufen, und Mama erlaubt mir nicht dorthin zu gehen." Ein kurzer Moment der Stille. "Keine Sorge, wir finden ihn schon. Wir müssen da sowieso hin...", erklärt Jensite, wird aber ganz rot im Gesicht. Die Augen des Jungen beginnen zu funkeln wie Diamanten im Snnenlicht. "Danke!", rief er jubelnd. "Marito, wenn das nicht auf dem Weg gelegen hätte, dürftest du das jetzt allein machen." Marito lachte nur, als sie langsam durch das Nordtor schritten. Das Gebirge im Norden. Die letzte Hürde auf dem Weg zum Zyklopen. Mit neuer Kraft stellen sich unsere vier Helden den kommenden Herausforderungen.
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