Kapitel 22 - Heimkehr

Reddock war endlich besiegt, aber die vier Helden waren am Ende ihrer Kräfte. Die Banditen wandten sich ihnen zu. "Ihr Kinder habt es also geschafft unseren Anführer und seine Monster zu besiegen. Unser Volk sehnt sich seit Jahren nach Rache für die Herrschaft Reddocks und des Zyklopen, und ihr habt das Zeug, dieses Ziel zu erreichen. Wir Wüstenleute werden an eurer Seite kämpfen, wenn ihr gegen den Zyklopen in die Schlacht zieht!", erklärte der neue Anführer, der Mann, der Reddock tötete. "Danke sehr, wir können wirklich jede Hilfe brauchen", sagte Jensite schwer atmend. "Ihr braucht dringend medizinische Hilfe. In einer Stadt, einige Meilen im Süden, gibt es einen fantastischen Arzt. Wir können euch dorthin bringen." Jensite nickte zufrieden. Sogleich bereiteten die Banditen eine große Kutsche und vier Pferde, um diese zu ziehen vor. Das alte, trockene Holz der Räder knautschte im Sand. Die Banditen halfen den Vieren in die Kutsche. Schnell kletterte der Anführer auf den Kutschersitz und gab den Pferden den Befehl, sich zu bewegen. Die Fahrt verlief ruhig, denn der Sand bot wenig Widerstand. Als Jensite aus dem Fenster blickte, strahlte ihm ein roter, breiter Sonnenuntergang hinter den golden glänzenden Dünen entgegen. Das Orange und Rot verschwommen zu einer warmen, vertrauten Farbe. Das gleichmäßige Knarren der Räder wirkte wie hypnotisierend. Ein lauter Windzug pfeift an der Kutsche vorbei. Jensite schloss die Augen, und konnte endlich, nach so einem grauenhaften Tag einschlafen. Die Sterne leuchteten klar und weiß am Nachthimmel.

Als er am nächsten Morgen aufwachte befand sich Jensite in einem kleinen Zimmer. "Auch schon wach?", fragte ihn eine bekannte Stimme. "Wir sind zuhause, Jensite, zuhause", erklärte Marito. "Kein Witz!?", fragte Jensite aufgeregt. Sie beide waren zuletzt hier, als sie ihre Reise angetreten haben. Das war bestimmt schon 2 oder 3 Monate her. Marito hielt sich seinen Bauch. Er war mit einem Verband eingewickelt, und mit einem Stoffgurt gesichert. "Doktor Makin hat mich echt gut zusammengeflickt, aber sowas verheilt nicht über Nacht.", erzählte Marito, "aber ich sollte in einer Woche wieder fit sein. Solange müssen wir etwas mit unserer Zeit anfangen." "Wir müssen trainieren, stärker werden, wir müssen den Zyklopen töten!", schrie Jensite aufgeregt. "Bleib locker, hast du von gestern nicht genug. Ich habe auch meine Grenzen, genau so wie Varaja und Ilona. Lass uns zur Abwechslung mal wieder Spaß haben, so wie früher" Jensite schluckte laut. Er atmete einige male tief durch. "Marito, du hast Recht, wir sind auch nur Menschen", flüsterte Jensite, "also lass' uns heute einfach mal entspannen" Marito nickte zufrieden. Sie verließen das Zimmer. Ilona und Varaja kamen ihnen im Flur entgegen. "Guten Morgen", begrüßten sie sich alle gleichzeitig. "Und, wie gehts dir so Varaja", fragte Jensite schüchtern. "Bis auf die Knochenbrüche und Schmerzen, eigentlich ganz solide." Die Jungen lächtelten ihr erleichtert zu. "Ein Glück, dass du noch lebst, nach dem, was dir passiert ist.", sagte Marito. "Macht euch keine Sorgen um mich. Ich bin froh, dass ich euch irgendwie helfen kann, ihr beide müsst es schaffen, ihr -" Varaja wurde unsanft durch eine Ohrfeige von Marito unterbrochen. "Sag' sowas nie wieder. Hast du mich verstanden?", fauchte Marito sie an. Ilona und Jensite konnten nur schockiert zusehen. Varaja sah Marito ungläubig in die Augen. "Keiner von uns 'muss' auf der Strecke bleiben, und keiner von uns 'muss' der Held sein. Ich lasse nicht zu, dass auch nur einer von uns nochmal in so eine Gefahr gerät. Wenn ich nur kämpfen hätte können..." Jensite legte seine Hand auf Maritos Schulter. "Du alter Angeber musst wieder den Helden spielen. Wie du selbst gesagt hast, jeder hat Grenzen, keiner muss alles schaffen", beruhigte Jensite ihn. "Wir müssen einfach das Beste daraus machen, und füreinander da sein.", warf Ilona ein. Diese Art von Zusammengehörigkeit war Varaja fremd. Sie jagte immer allein. Jetzt hatte sie diese Freunde, die lieber sterben, als einander zurücklassen würden. "Also Leute, wir treffen uns um Mittag am Stadtplatz, ich gehe erstmal meine Eltern besuchen.", erzählte Jensite. "Ich sehe nach meiner Mutter", beschloss Marito. Ilona und Varaja begleiteten Marito.

Jensite klopfte leicht an seiner Haustüre. Das Reihenhaus am Stadtrand zeigte kaum Spuren vom Kampf mit den Trollen. Die Türe öffnete sich. Ein freundliches, bärtiges Gesicht strahlt Jensite entgegen. "Vater...", flüsterte er, und fiel seinem Vater um den Hals. "Endlich bist du wieder daheim, du kannst... du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr deine Mutter und ich dich vermisst haben." Eine Träne der Erleichterung lief dem Vater die Wange hinunter. "Ich habe euch auch vermisst", schniefte Jensite, seinen Vater fest umarmend. "Versprich mir, dass wir uns nie wieder so sorgen müssen", bat der Vater. Jensite wandte sein Gesicht ab. "Vater... das kann ich nicht. Sein Vater drückte ihn noch mal fest."Du machst mich so stolz, Jensite!",schniefte auch der Vater. Jensite blieb stumm bei seinem Vater. Gemeinsam gingen sie in das Haus.
Marito war mit Ilona und Varaja an seinem Haus angekommen. Es lag im Schmiedeviertel. Er öffnete seine Tür und trat ein."Mutter?", rief er fragend durch das Haus. Ein lautes Klirren ertönte. Teller zerbrachen. Maritos Mutter ließ alles stehen und liegen und rannte aus der Küche. "Marito... was fällt dir ein so nach hause zu kommen. Deine Klamotten total dreckig, verletzt und mit gleich zwei Mädchen im Schlepptau. Junger Mann, du hast wohl echt den Verstand verloren.", kreischte Maritos Mutter wie eine Furie. Marito blieb wie angewurzelt stehen. Seine Mutter kam in schnellen Schritten auf ihn zu. Sie blieb eine Zentimeter vor ihm stehen. "Du bleibst besser zuhause", sagte sie bestimmt, bevor sie ihn plötzlich fest umarmte und in Tränen ausbrach. "Lass mich nie wieder so lange allein" Marito klopfte ihr sanft mit der Hand auf den Rücken. "Mach dir keine Sorgen Mama, alles wird gut" Maritos Mutter wischte sich sie die Tränen aus dem Gesicht und sah zu den Mädchen. "Kommt doch rein, ich habe einen Tee gekocht" Sie traten ein und setzten sich zu einem Tee hin.

Den Nachmittag verbrachten die Vier am Stadtplatz, bei all den Geschäften und dem Stadtleben. Dieser Tag blieb ihnen als Hoffnungsschimmer in einer schwierigen Zeit in Erinnerung. Als Licht in dem Dunkel, dem sie sich früher oder später stellen müssen.

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