Kapitel 18 - Die Zeit des ersten Krieges

Reddock lachte überheblich, wobei seine gelben Zähne zur Schau stellte. "Welche von euch Maden will anfangen. Euer erster Gegner ist Schnuffel." Er zeigte auf den Wolf. "Das bin dann wohl ich", knurrte Varaja. Sie legte ihren Bogen an. Reddock schnippte mit seinem eisernen Arm, woraufhin kleinere Trolle begannen an willkürlich aufgestellten, riesigen Kurbeln zu drehen. Durch einen Mechanismus wurden steinerne Wände aus dem Sand nach oben geschoben. Sie bildeten langsam ein Oval, eine Arena. Der Sand rieselte von den alten, brüchigen Mauern. Varaja staunte. Sie sah zum ersten mal derartige Bauwerke des antiken Wüstenvolkes. "Meine Vorväter bauten diese Arena zur Zeit des ersten Krieges zur Belustigung für die Dämonen und Schöpfer. Hunderte unserer Vorfahren wurden hier schon hingerichtet. Von Licht und von Schatten. Hier werde ich unser Volk zu neuer Macht verhelfen, die Götter stürzen und zum Herrscher der Welt werden! Und ihr könnt nichts dagegen tun!", grölte er in die Wüste. Sowohl Banditen, als auch Trolle jubelten Reddock zu.  "Der Typ ist fast genauso schlimm wie der Zyklop.", schnaufte Jensite. Ilona schien Jensite kaum zu beachten. Sie grübelte über etwas anderes nach. "Die Zeit des ersten Krieges...", murmelte sie. Sie kannte die Geschichte des ersten Krieges. Eine alte Legende. Sie lautet wie folgt...

Als die Welt noch jung war, ging es den Menschen gut. Geschaffen und behütet von den Schöpfern lebten sie ein frommes Leben. Doch sie hatten keinen Horizont. Das leben hat ihnen nichts geboten. Sie begannen zu zweifeln, und wo Zweifel ist, ist ein zweiter Weg. So kam es, dass sie das Feuer von den Dämonen bekommen haben. Sie erlernten Magie, das Schmieden und die Künste. Der Mensch war nun zu höherem bestimmt. Doch so wie die Menschen größer wurden, um so größer wurden auch ihre Sünden. Ihr Neid, ihr Hass, ihre Gier. Das Böse in ihnen wurde befreit. So kam es, dass Kriege begannen und die Menschen die Blitze vom Himmel selbst und das Feuer der Hölle aufeinander niederregnen ließen. Dadurch wurden die Schöpfer, die den Menschen und die Welt erschaffen haben, zornig. Der Mensch hatte seinen Platz auf der Welt vergessen. Er musste bestraft und zurückgewiesen werden. Die Dämonen, die nach Zerstörung trachten, und den Menschen das Feuer in böser Absicht gaben, waren angewidert von der Arroganz der Menschen. So begannen sowohl Schöpfer als auch Dämonen die Menschen zu vernichten. Ausgeliefert gegen die Macht der Götter wurde die Zivilisation der Menschheit zerstört. Beinahe alle Menschen starben. Das Werk der Schöpfer war vollbracht, der Mensch war wieder auf seinem ursprünglichen Platz. Als Schöpfung, die den Göttern zu gehorchen hat. Die Dämonen jedoch waren unzufrieden. Sie wollte den Rest auch noch vernichten. Der erste Krieg begann. Die gewaltigen Kräfte beider Parteien rissen die Welt in Mitleidenschaft. Der goldene Glanz der Schöpfer brannte mit der Kraft der Sonne, während die Schatten der Dämonen mit der List des Mondes rauschten. Unfähig sich zu wehren, sich einzumischen, beteten die Menschen um Frieden. Das Feuer, dass einst gegeneinander gerichtet wurde, bot nun Wärme. Die Blitze der Magier erhellten die Nächte. Die Schwerter wurden gebrochen, und zu Werkzeug geschmolzen. Die Menschen erkannten nun, was sie taten, was sie tun hätten tun können. Sie sahen die Fehler ihrer Vergangenheit und waren bereit die Konsequenzen zu tragen. So kämpften Schöpfer und Dämonen für 100 Jahre. Bis eines Tages der Mond die Sonne überdeckte. Im Zwielicht erschienen zwei schemenhafte gestalten. Eine gehüllt in Licht, die andere bedeckt von Schatten. Ohne Worte zogen sie auf das Schlachtfeld. Sowohl die Schöpfer, als auch die Dämonen hielten den Atem an. Das Licht des einen versengte die Dämonen, die Dunkelheit des anderen vertilgte die Schöpfer. Die Menschen jubelten. Sie waren nun nicht mehr hilflos. Die Zwei gestalten verschwanden mit der Sonnenfinsternis, doch ihre Stärke gab der Menschheit neue Kraft. Die Menschen konnten damit den Rest der Schöpfer und Dämonen vertreiben und endlich war wieder Frieden eingekehrt. Die Menschen bauten wieder Städte auf der verbrannten Erde des Krieges. Und nach erneut 100 Jahren war die Welt wieder in Ordnung. Doch die Menschen lernten aus den Ereignissen und bemühten sich weiteres Unheil zu ersparen. Doch die alten Priester prophezeiten, dass die Dämonen den Menschen nicht verzeihen konnten und irgendwann zurückkehren würden. Somit notierten sie alle vollständigen Sonnenfinsternissen, um die Retter wieder herbeirufen zu können. Daher wird seit jeher jedes fünfte Jahr der "Dunkellicht-Tag", der Tag an dem sich laut Kalendarium die Sonnenfinsternis ereignen müsste, gefeiert.

Der Kampf zwischen Varaja und dem Wolf begann.  Diese beschoss das gewaltige Ungetüm schnell mit Pfeilen, doch es schien unbeeindruckt. Es spürte keinen Schmerz mehr. Varaja nahm ihre Animalform an, da sie die zusätzliche Durchschlagskraft benötigte. Sie wusste jedoch, wie sehr dies an ihrer Kraft zehrte. Ihre Haare wurden heller und länger, Fell begann zu sprießen, ihre Fingernägel wurden zu silbern glänzenden Klauen. Ihr Kopf nahm eine katzenartige Gestalt an, sie ging auf alle Viere. Ein Schweif ragte aus ihrem Rücken. Sie wurde zu einer platinfarbenen Raubkatze. Sie sprang um den Wolf herum, nutzte ihre Instinkte um Schwachpunkte zu finden. In einer schnellen Bewegung sauste sie auf die Kehle zu. Ein fester Biss. Der Wolf begann sich zu wehren, tobte wie verrückt, während Varaja ihre Reißzähne in sein Fleisch bohrte. Mit einer gewaltigen Nackenbewegung schleuderte die Bestie zu Boden. Ein lautes Heulen durchschallte die Wüste. Mit seinem gigantischen Maul packte der Wolf Varajas Rumpf, hob sie wie ein Hundespielzeug hoch und trug sie demütig zu Reddock. Dieser begann laut zu lachen. "Zeit für die Hinrichtung!", grunzte er schadenfroh. Marito saß weinend in der Ferne an einen Felsen gelehnt. "Wäre ich...nur..nur nicht so...verletzt...so...schwach..." Er schrie laut auf, eine Wunde, die er sich in seinem letzten Kampf zuzog riss wieder auf. Reddock hörte dies, hob seinen intakten Arm, atmete tief ein und brüllte: "SCHNUFFEL! Bist du ein braver Hund?" Der Wolf wimmerte. "Komm und hol dir dein Fresschen!" Er schnallte laut mit der Peitsche, woraufhin der Wolf zu knurren begann und in Maritos Richtung blickte. Varaja, nach wie vor in der Animalform blinzelte einige Male. Ihr Bewusstsein kehrte zurück. Sie rappelte sich langsam auf. Sie war noch nicht fertig mit dem Wolf.

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