Kapitel 17 - Reddock, das Ungeheuer
Alle vier Helden rannten auf den Wüstengeneral zu. Marito konnte trotz seiner Verletzungen mit Ilona mithalten, so leicht gibt er nicht auf. Als sie schon fast an der Wüstensäule waren, brach Marito letztendlich doch zusammen. Er hatte zu viel Blut verloren, der Schmerz betäubte ihn. Er lag mit dem Gesicht im Sand, konnte nur schwer atmen. Ilona versuchte ihn aufzurichten, doch brachte nicht die Kraft auf. Marito griff mit der Hand in den Sand, verzweifelt versuchte er sich im Sand nach vorne zu ziehen. Er könnte nicht auf halbem Weg aufgeben, wegen ein paar "Kratzern". Ilona ging in die Hocke, sah Marito ins Gesicht und sagte leise, in einem ernsten, mitleidigem Ton: "Lass es endlich gut sein. Wem willst du was beweisen. In deinem Zustand wirst du uns kaum helfen können. Nimm dir ein wenig Zeit um dich zu erholen!" Marito lies langsam locker. Der Dreck und der heiße Sand in seinem Gesicht machten ihm klar, dass es keinen Zweck hat, jetzt noch dagegen anzukämpfen. "Pass auf Marito. Ich werde gegen diesen Ganoven kämpfen, und du versteckst dich. Wir können später auf deine Fähigkeiten nicht verzichten. Du musst beim Kampf gegen den Zyklopen bei Kräften sein." Marito schnaufte auf. Er lies sich von Ilona an einen Felsen zerren. "Ilona, ich...ich bin nicht so schwach...ich muss doch etwas tun können", keuchte Marito mit trockener Stimme. "Wenn du schwach wärst, würde dein Dorf nicht mehr leben. Ich würde nicht leben. Jesite, Varaja, niemand von uns. Keiner zweifelt an dir. Du musst nur langsam deine Grenzen kennen." Marito nickte stumm. Ilona spähte inRichtung Wüstensäule. "Wo Jensite nur bleibt?" "Er wird kommen. Unsere Wege hatten das gleiche Ziel." Marito lehnte sich stark gegen den Fels. Er schlief vor Erschöpfung ein. Ilona sprintete in Windeseile durch den Wüstensand, wodurch dieser leicht aufgewirbelt wurde.
Aus der gegenüberliegenden Seite der Säule kamen Jensite und Varaja, bereit sich dem Wüstengeneral zu stellen. Eine Horde von kleinen Trollen und anderen Monstern sammelten ich an der Säule. Jensite blickte auf eine Gestalt, einen großen Mann, welcher auf einem erhöhten Podest stand und in das Portal hinein rief. Jensite rannte in einem Mordstempo auf die Säule zu. Seine Hände glühten bereit zum Angriff. Im Laufen streckte er seinen Arm nach vorne, die Trolle löschte er einfach aus. Er bahnte sich einen Weg zum Wüstengeneral. Varaja beobachtete die Situation aus einiger Entfernung. Diesen konnte er nun genau betrachten. Es war ein großer, breit gebauter, muskulöser Mann. Er trug eine luftige Stoffhose, ein ärmelloses Hemd, welches mit einem Brustpanzer verstärkt war und eine Peitsche, deren Spitze eine kleine, mit Dornen übersäte Eisenkugel war. Sein linker Arm war unterhalb des Ellenbogens aus Eisen, seine rechte Gesichtshälfte von einer Narbe durchzogen und über seinem rechten Auge trug er eine Augenklappe. Er ging mit kräftigen Schritten auf Jensite zu. "Du bist also der Magier, der meine Kollegen aus dem Weg geräumt hat. Ich weiß nicht ob ich dir danken, oder dich auf der Stelle töten soll." Er lachte höhnisch. Jensite starrte ihn nur hasserfüllt an, sprang in die Luft und feuerte eine Feuerkugel ab. Der Wüstengeneral streckte nur seinen Metallarm aus und wehrte die Kugel so ab. "Was sollte das jetzt. Du kleiner Wicht hast wohl Aggressionsprobleme." "Ich werde nicht zulassen, dass du mehr Monster in diese Welt holst. Du bist schuld an all der Zerstörung!" Jensite war offensichtlich blind vor Zorn. Ein seltener Anblick. "Als ob meine Schaukämpfe euch stören würden.", lachte der Bandit auf. "Was meinst du damit?" "Ich lasse diese Dämonen gegeneinander kämpfen. Das ist sehr unterhaltsam anzusehen." Jensite sah ihn entsetzt dann. "Diese...diese Respektlosigkeit vor einem Leben ist abstoßend." "Ihr tötet die Viecher doch auch ohne einen Skrupel" "Aber nicht zum Spaß oder zur Belustigung. Wir kämpfen, weil es nötig ist." Der Wüstengeneral lachte auf. "Eure Selbstgefälligkeit ist beeindruckend." Varaja spannte einen Pfeil. Sie würde diesem Scheusal ein Ende setzen. Die Sehne ist gespannt, sie lässt den Pfeil los. Er saust durch die trockene Wüstenluft. Der Wüstengeneral griff schnell nach seiner Peitsche, umwickelt einen Troll mit einem Peitschenhieb und warf ihn in die Flugbahn des Pfeils. Der Troll bremste den Pfeil mit dem Verlust seines Lebens ab. "Denkt ihr so ein alberner Angriff würde funktionieren. Lächerlich." "Wie kann man nur seine eigener Leute so einfach in den Tod schicken, wenn du so clever bist, hättest du auch ausweichen können.", zischte Jensite. "Ich gebe einen feuchten Dreck auf das Leben dieser Stinktiere." Er schlug mit seiner Peitsche von oben auf einer Troll. Dessen Kopf zersprang in der Mitte. "Siehst du, Magier." Jensite stockte der Atem. "Ich kann hier tun und lassen, was ich will! Ich bin der König der Wüste, Reddock!"
Ilona betrachtete die Situation von der anderen Seite der Säule. Sie konnte nicht glauben was sie da sah. Reddock tötete seine eigenen Leute - aus Spaß am Morden. Sie rannte schnell von hinten auf diesen zu, sprang in die Luft, das Schwert zum Stich bereit. Sie stürzte sich auf Reddock, bereit diesen zu töten. Kurz bevor die Klinge ihn berührte, verharrte sie in der Luft. Mit seinem Eisenarm hielt er Ilonas Degen fest. Er verpasste der erstaunten Ilona einen Tritt, welcher sie meterweit wegschleuderte und ihr Schwert, welches er immer noch fest im Griff hatte, warf er vor sich in den Sand. "Lächerlich. Ihr wollt den Zyklopen töten. Nichtmal ich kann das. Und ich kann drei von euch spielend in Schach halten - Wo ist eigentlich der vierte?" "Den brauchen wir für dich nicht", erwiderte Ilona. Jensite glotzte Ilona überrascht an. "Hat die Blüte ihn getötet?" Ilona kochte vor Wut auf. "Jetzt wo ich so darüber nachdenke, der heutige Kampf könnte spannend werden. Ihr gegen drei meiner Monster, danach gegen mich. Das ultimative Spiel um Leben und Tod. Klingt das nach einem Angebot?" Die Freunde hielten kurz inne. "Und wie!", antwortete Jensite gelassen. "Na gut, so habe ich wenigstens noch ein bisschen Spaß bevor ihr Schwächlinge krepiert. Ich würde euch nur noch gerne kurz mitteilen, dass es diese Bestien waren, die mich so zugerichtet haben." Er deutete kurz auf seinen Stahlarm "Ich habe sie gebändigt. Jetzt sind sie meine persönlichen Monster!" Er fing an laut loszuschreien, und schnallte mehrmals mit seiner Peitsche. In der Ferne wirbelte eine Menge Sand auf. Laute Fußstapfen waren zu hören. "Da kommen sie", sagte Varaja kühl. Reddock setzte ein siegessicheres Grinsen auf. Die Bestien sprangen auf das Podest.
Das erste Monster sah aus wie ein hellbrauner Wolf, nur dass dieser eine Schulterhöhe von mehreren Metern hatte. Seine ganze Schnauze war blutig und zerbeult, als wäre sie zertrümmert worden. Schwere Eisenbänder waren an den Pfoten angebracht, um die Schnelligkeit der Bestie zu verringern. Das Fell war dicht, hart und borstig. Die Zähne und Klauen waren vergilbt und stumpf, aber die Kraft des Kiefers reichte aus, um Felsen zu zerbeißen. Es heulte auf. Das zweite war kleiner, aber dafür sehr definiert gebaut. Eine Echse mit einem langen Schwanz, dessen Ende eine scharfe Sichel war. Genauso scharf waren die Klauen und die Zähne. Es stieg Rauch aus ihren Nasenlöchern, also konnte es vermutlich Feuer speien. Die Schuppen waren glatt, und schienen nicht mal ein klein wenig vom Wüstensand abgeschliffen zu sein. Es setzte ein unheimliches Grinsen auf und neigte seinen Kopf nach links und rechts. Das dritte wirkte vergleichsweise menschlich. Es hatte ganz bleiche Haut, war nur etwa so groß wie ein Grundschüler und schwebte über dem Boder. Seine Glubschaugen waren komplett schwarz und sein Maul war so breit wie sein Kopf und mit spitzen Zähnen bestückt. Es hatte nur zwei Nasenlöcher und keine Ohren. An Händen und Füßen waren nur jeweils drei Finger beziehungsweise Zehen. Es lachte wie vom Teufel selbst besessen. "Diese blasse Ding, das war mal ein Mensch. Ich habe ihn für drei Wochen nur mit dem rohen Fleisch von Dämonen aus dem Portal gefüttert, und ihn jeden Tag kämpfen lassen. Mit der Zeit veränderte er sich in dieses Ding. Er verlor Finger, Nase und Ohren, schrumpfte und wurde nach und nach weniger menschlich. Bis er schließlich so endete. Abscheulich nicht wahr, die Natur ist grausam. Die einzige Erklärung die ich dafür bekommen habe war, dass er durch das Fleisch, den Mangel an Wasser und die tägliche Folter innerlich verweste." Jensite, Varaja und Ilona konnten diese abscheuliche Kreatur nur angewidert ansehen. Einen Menschen, der zum Dämonen verfaulte. Ein wahres Ungeheuer.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top