Kapitel 14 - Maritos Reise
Marito und Ilona hatten sich von Jensite und Varaja erst vor einigen Stunden getrennt. Bis zur Wüste war es noch ein langer Weg. Auch sie beide gingen nach Westen. Sie nahmen im Gegensatz zu den anderen die nördliche Route. Das Gras wuchs hoch, ein goldener Schein lag über der Steppe. "Marito, denkst du es war klug sich von den beiden zu trennen?", durchbricht Ilona die Stille. "So können wir den Typen schneller finden. Und außerdem kann ich mich nicht immer von Jensite abhängig machen." "Abhängig machen? Wovon redest du?" "Ich rede davon, dass ich ohne Jensite nicht mal den Trollkönig besiegt hätte. Ich muss alleine stärker werden." "Aber Marito...", Ilona unterbrach. Sie wusste nicht was sie nun sagen konnte. Die Hitze nahm zu. Die Wüste kam näher. Die Gegend wurde immer trockener. Das Gras nahm einen leblosen Gelbton an. Der Boden wurde härter. Keine Wolke war am Himmel. Je weiter sie nach Westen gingen, desto sandiger wurde der Boden. Die Pflanzen wurden weniger, die Sonne stärker. Sie sahen in die Ferne. Im Süden lag noch die Steppe. Im Norden nur noch mehr Sand. Jensite hatte vermutlich die Wüste noch nicht erreicht, dachte sich Marito. Ilona sah den Boden nachdenklich an. "Was meinte Marito damit. Wieso stört es ihn so sehr, dass Jensite ihm hilft. Jensite ist doch ohne Marito genauso aufgeschmissen." Marito stapfte stumm weiter. Er blieb stehen. Ilona sah ihn verwundert an. Marito richtete seinen Blick auf den Boden. Zögerlich begann er zu sprechen: "Ilona, soll ich dir sagen, wieso ich nicht von Jensite abhängig sein will?" Er hielt kurz inne. Ilona starrte ihn gespannt an. "Irgendwann werden sich unsere Wege für immer trennen. Wer bin ich ohne Jensite? Was kann ich ohne ihn tun? Das muss ich wissen." Ilona nickte ihm entschlossen zu. "Ich weiß nicht wie du das siehst, aber ich bin auch noch da!?" "Wir kämpfen zwar zusammen, aber es ist etwas anderes." "Genau das ist dein Problem. Du siehst nur dich selbst. Das was du selbst erreichen kannst. Deswegen willst du keine Hilfe von jemandem, der ganauso stark ist wie du." "Du hast Recht Ilona, ich bin ein Egoist. Aber in einem Punkt irrst du dich. Ich bin nicht genauso stark wie er. Jensite besiegt mich ohne Schwierigkeiten." Ilona war verdutzt. "Und jetzt sollten wir weiter." Sie beide verstummten.
Es wurde Abend. Die Hitze wich einer frischen Kühle. Sie erreichten ein leerstehendes Gebäude. Eine kleine, steinerne Burg. Ein Vorposten. Sie gingen hinein. Es war offensichtlich unbewohnt. Keine Laternen oder Fackeln brannten. Es war ungewöhnlich still. Ilona ging voraus. Sie erreichte einen großen, reich geschmückten Saal, in dessen Mitte eine Feuerstelle war. Ein prächtiger Kaminofen. "Was für ein Vorposten ist das. Sieht eher aus wie das Gebäude eines Kleinadligen." Marito untersuchte währenddessen die anderen Räume. Leere Schlafgemächer. Er ging eine Treppe hinunter und erreichte Ilonas Saal. Sie fanden von dort aus die Küche, welche gegenüber des Eingangs lag. Ilona griff sich die Feuersteine, um die Feuerstell zu erleuchten. Marito suchte nach möglichem Proviant. Er öffnete einen Schrank. Er riss erschrocken die Augen auf. Er atmete schwer. Er begann sich selbst zuzuflüstern:"Frisches Essen? Hier müssen vor einer Woche noch Menschen gewesen sein!" Ilona hatte währenddessen alle Fackeln und Laternen im Hauptsaal angezündet. Marito eilte aus der Küche zu ihr. "Die haben hier haufenweise Essen", jubelte er, "Und die sind erst vor kurzem Abgehauen. Hier ist alles noch brauchbar." "Da haben wir aber Glück", freute sich Ilona. "Schön, dass ihr hergefunden habt.", flüsterte eine unbekannte weibliche Stimme, "Ich heiße euch willkommen!" Marito und Ilona drehten sich kampfbereit um. Eine mit Tüchern maskierte, weibliche Gestalt mit einem schwarzem umhang stand plötzlich im Raum. "Verzeiht, ich muss mich noch vorstellen. Ich bin die rote Blüte." Ilona riss die Augen entsetzt auf. "Was machst du hier, irgendwo in der Wüste?", fragte Marito misstrauisch. "Ich werde von anderen auch Kommandant Mina genannt." "Kommandant von was?", zischte Ilona feindselig. "Kommandant der Wüstenbanditen." Ilonas Misstrauen nahm zu. Die rote Blüte war ein Feind. Wieso hatte sie ihnen vorher geholfen? Was wollte sie erreichen? "Ich habe euch aus gutem Grund geholfen. Der Banditengeneral will die anderen drei Hochvasallen loswerden. Und dann die Einflussgebiete der Wüstenbanditen ausweiten." "Er ist also ein Verräter. Und du unterstützt das?", bohrte Ilona nach. "Weißt du wie es ist in der Wüste zu leben? Wir sind die Nachfahren von Verbannten. Wir wollen nur zurück in die bewohnbaren Teile von Talion. Ist das verwerflich? Der Zyklop hat uns versprochen, dass wir die Wüste verlassen dürfen." "Wieso wollt ihr ihn dann verraten? Ihr Sandleute habt sie ja nicht alle.", sprach Marito mit arroganter Stimme. "Der Zyklop zwingt uns aber nun, das Wüstenportal, einen Turm, der mit der Dämonenwelt verbunden ist, zu bewachen. Wir wollen nur, was uns zusteht. Und ihr konntet uns dabei behilfich sein." "Wir halten also einen Thyrannen auf, und helfen dabei euch, die anderen zu unterdrücken?", zischt Ilona. Die Frau lachte auf. Sie kam einige Schritte näher. "Wir können zusammenarbeiten. Dann werdet ihr mit uns leben können. Ihr werdet Macht haben. Oder ihr stellt euch gegen uns. Dann töte ich euch. Denkt darüber nach. Den Vorposten könnt ihr meinetwegen behalten." Sie verließ das Gebäude. Marito und Ilona grübelten. "Die können nicht so schlimm sein, wie das was der Zyklop macht", wirft Marito ein. "Aber sie sind trotzdem Thyrannen. Wir dürfen ihnen nicht helfen." "Aber wir könnten für Frieden sorgen. Sie wollen doch nur aus der dreckigen Wüste raus. Sie wollen keine Macht." Ilona sieht Marito erzürnt an. "Du bist doch so ein Vollidiot! Nichts rechtfertigt, dass man Anderen, Unschuldigen, die Freiheit raubt. Du weißt das ganz genau Marito!" Marito verstummte. Ilona hatte recht. Sie müssen sich der roten Blüte stellen. Diesen Wahnsinn beenden. "Na gut Ilona. Wir werden gegen sie kämpfen. Aber du - du wirst gegen die Blüte kämpfen. Stelle dich deinen Zielen selbst." "Das werde ich tun, du Angeber!" Sie legten sich schlafen.
Am nächsten morgen packten sie sich Rationen. Sie mussten weiter nach Westen. Sie mussten den Banditengeneral stürzen. Marito sieht in die Ferne. Er erblickt einen Steinernen Turm weit in der Ferne. "Das ist also das Portal", flüstert er. Ilona geht mürrisch voraus. Marito geht ungeduldig hinterher. Marito dachte darüber nach, was er gesagt hat. Wollte er wirklich allein sein. Alleine alles schaffen. War es ihm wirklich so wichtig, etwas zu erreichen, dass er dafür seine Freunde zurücklässt. Er sah in den Süden. Dort irgendwo musste Jensite sein.
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