kapitel zweiundzwanzig, IN KETTEN GELEGT.
JENSEITS VON EDEN
IN KETTEN GELEGT.
I would rather share one lifetime with you,
than face all the ages of this world alone.
10. Januar 1978
ALS EDEN DIE SCHWELLE ZU dem Haus ihrer Großeltern betrat, fühlte sie einen fürchterlichen Druck auf ihrem Herzen.
Schon seit einigen Wochen schweiften ihre Gedanken ständig zu ihrer bevorstehenden Verlobung ab, doch als sie ihrer Großmutter mit ihrem streng zurückgekämmten, grauen Haar gegenüber trat, nahm sie es nur stumpf zur Kenntnis, als wäre dies nicht ihr eigenes Leben, sondern das einer Anderen.
Es folgte keine liebevolle Begrüßung, sondern forsche Befehle.
„In wenigen Minuten wirst du dich in deinen Schlafgemächern einfinden, Eden. Dort ist schon alles für den Abend vorbereitet." Ihre Stimme war schneidend, aber das war sie schon immer gewesen. Als sie jünger gewesen war, hatte die Härte in dem Gesicht ihrer Großmutter und der Fakt, dass Eden sie nicht Oma nennen durfte, sie traurig gestimmt, doch inzwischen war viel passiert, welches diese Trauer in den Schatten stellte.
„Natürlich, Großmutter," nickte sie und begab sich zur ihrem Zimmer, in welchem sie sich seit sie denken konnte aufhielt, wann immer sie hier war.
Kurz sah sie sich um und stellte fest, dass sich nichts verändert hatte, bis sie das blaue Kleid, welches sorgfältig gefaltet auf ihrem Doppelbett lag, entdeckte.
„Sie müssen Miss Stark sein, es ist mir eine Freude Sie kennenzulernen," kam es urplötzlich aus einer Ecke.
Eden erschrak und drehte sich abrupt um, stieß die Frau mittleren Alters dabei fast um. „Entschuldigung, ich wurde nicht darüber informiert, dass jemand hier sein würde."
„Das muss Ihrer Großmutter wohl entfallen sein. Ich bin heute dafür zuständig, dass Sie umwerfend aussehen," seufzte sie. „Wir haben weniger Zeit als ich gerne hätte, daher werden wir gleich anfangen." Mit diesen Worten scheuchte sie die perplexe Blondine in das angrenzende Badezimmer.
SIRIUS BLACK WAR NICHT ERFREUT GEWESEN, als er erfuhr, dass seine Mutter Walburga Mr. und Mrs. Potter, einen recht unhöflichen Brief geschrieben hatte, dass sie ihn bei der Verlobungsfeier seines jüngeren Bruders und Eden Stark erwartete.
Er war außer sich, bis James Eltern ihm erklärten, dass auch sie eingeladen worden waren. Obgleich die Potters in den Augen vieler Blutsverräter waren, gehörten sie noch immer zu dem kleinen Kreis von Reinblütern. Somit würde Sirius wenigstens seinen besten Freund an seiner Seite haben, wenn er seiner anderen Familie gegenübertreten würde.
Als der Brief am Anfang der Weihnachtsferien gekommen war, schien die Verlobung noch Ewigkeiten entfernt und obwohl er sich zuerst geärgert hatte, hatte er sich doch selbst immer vorgemacht, dass es möglicherweise nie stattfinden würde. Vor allem nicht nach der Silvesternacht.
Und doch betraten sie gerade, Sirius mit klopfendem Herzen, Stark Manor.
Er wurde weder von seinen Eltern, noch von seinem zahlreichen Cousins und Cousinen beachtet oder gar begrüßt. Nicht, dass es ihm viel ausmachen würde, aber waren sie es schließlich gewesen, die auf seine Anwesenheit bestanden hatten.
Stark Manor war riesig. Es übertraf sogar Grimmauldplatz Nr. 12. Es sah eigenartig antik aus und war hell, mit vielen Fenstern und wohin man auch blickte, bestand es aus beigem Holz.
Viele der anwesenden Gäste hatten sich auf die zahlreichen Sofas gesetzt, andere standen noch immer in kleineren Grüppchen und unterhielten sich gedämpft.
Es schien, dass Sirius und die Potters gerade rechtzeitig gekommen waren, denn nach einigen Minuten machte Stark Senior auf sich aufmerksam.
Er war ein groß gewachsener Mann, dessen Haar schon ein wenig schütt wurde. Dennoch schien er eine gewisse Macht auszustrahlen, mit seinem edlen Festumhang, welcher sich um seine breiten Schultern wand und dem edlen Gehstock, auf den er sich nur des Aussehens halber leicht stützte.
„Wie alle von Ihnen wissen, haben wir uns am heutigen Abend versammelt, um die Verlobung meiner Tochter, Eden Lyanna Stark, und Regulus Arcturus Black zu feiern," begann er mit tiefer Stimme. Er machte eine kurze Pause bevor er fortfuhr. „Ich möchte Ihre kostbare Zeit nun nicht weiter mit Geschwafel vergeuden. Also ... ein Hoch auf unser frisch verlobtes Paar."
Von allen Seiten kam zustimmendes Gemurmel, welches verstummte, als Eden und Regulus zusammen die Stufen herunterkamen. Sie waren ein beeindruckendes Paar, das musste sogar Sirius in Gedanken zugeben.
Regulus war größer, als Sirius ihn in Erinnerung hatte. Sein pechschwarzer Festumhang saß wie angegossen und seine Haare hatten die selbe Eigenart wie die seines größeren Bruders, nie so zu sitzen, wie man es gerne hätte.
Und Eden, oh Eden, sah atemberaubend aus.
Ihr Kleid hatte die Farbe des Himmels früh am Morgen und Sirius wusste, dass dies ihre Lieblingsfarbe war. Es sah aus, als wäre es nur für sie gemacht, wie Wasser floss es ihre Taille, ihre Hüfte, ihre Beine entlang. Ihre Haare waren in einem festen Knoten an ihrem Hinterkopf angebracht und keine einzige Locke fiel ihr ins Gesicht, wie es sonst so oft der Fall war.
Sie lächelte und nicht einmal Sirius, der von sich behaupten mochte, sie sehr gut zu kennen, konnte sicher sagen, ob es unecht war.
Langsam kamen sie zusammen die Treppe herunter, Arme miteinander verschränkt.
Die Gäste fingen an, dem Paar zu gratulieren, nachdem sie am Ende der Stufen angelangt waren. Es dauerte eine Weile, bis die Potters an der Reihe waren und während Regulus ihnen gezwungen die Hände schüttelte, umarmte Eden alle herzlich und Sirius gab sie ein Lächeln und dieses Mal war er sich sicher, dass es traurig war.
„Danke, dass du gekommen bist," flüsterte sie, ohne ihre grünen Augen auf ihn zu richten. Dann wandte sie sich ab, um die nächsten Gäste zu begrüßen und ihre Glückwünsche entgegenzunehmen.
In seinen Gedanken schwirrten nur die Erinnerungen an die Nacht auf den 1. Januar herum und wie glücklich sie waren.
Wie glücklich sie hätten sein können.
ES WAR NACHDEM SIE ALLE gegessen hatten, als er das Gefühl bekam, nicht mehr atmen zu können, als würden seine Lungen ihm nicht mehr gehorchen und mit hektischen Schritten begab er sich zu der Glastür, welche auf einen breiten Balkon führte.
Kalte Luft begrüßte ihn und er atmete ein paar Mal tief ein, bis er sich sicher war, dass ihm nicht schwarz vor Augen werden würde, wenn er das Geländer loslassen würde.
Mit zittrigen Fingern löste er seine Krawatte ein Stück und öffnete die ersten Knöpfe seines Hemds.
Hinter ihm öffnete sich die Balkontür und er wusste, dass sie es war, bevor Eden sich neben ihn stellte. Einige Minuten lang standen die beiden schweigend nebeneinander und sahen dem Schnee beim Fallen zu, dann öffnete Eden schließlich den Mund. „Erinnerst du dich an den Mittag, in Hogwarts, als du mich auf den Astronomieturm mitgenommen hast? Wir waren noch vollkommen durchgeschwitzt vom Quidditch Training, aber in dem Moment, als ich nach unten gesehen habe, schien alles so unwichtig. Erinnerst du dich daran?" fragte sie ihn, während der Schnee auf ihren nackten Schultern schmolz.
Peter und er hatten den Platz in ihrem dritten Schuljahr entdeckt, als sie dort keinen nächtlichen Astronomieunterricht hatten und waren überrascht gewesen, wie weit man am Tage tatsächlich über die Wälder sehen konnte. Sirius hielt ihn noch immer für einen der besten Plätze in ganz Hogwarts.
Er lächelte leicht. „Ja, ich erinnere mich. Bei Merlin, du bist fast heruntergefallen." Ihre grünen Augen waren weit vor Staunen gewesen, als sie sich über das Geländer gelehnt hatte, während Strähnen ihres blonden Haars ihr vom Quidditch Training an der feuchten Stirn klebten. Er war ein wenig stolz auf sich selbst gewesen, dass er sie so glücklich machen konnte.
„Ich wusste nie, wie ich es dir sagen sollte, doch es war einer der schönsten Momente in meinem Leben." Bei diesen Worten trat sie einen Schritt näher und legte eine ihrer Hände auf seine stoppelige Wange. Ihre Fingernägel strichen über seine kalte Haut und Sirius musste ein Zittern unterdrücken. „Ich kann nicht aufhören, mir vorzustellen, dass du gerade an meiner Seite wärst, wenn die Sachen anders gelaufen wären."
Es tut mir leid, dachte Sirius, doch konnte er sich nicht dazu überwinden, es tatsächlich zu sagen. Denn zum ersten Mal in seinem Leben, war er sich nicht komplett sicher, dass er damals die richtige Entscheidung getroffen hatte, seinem Elternhaus zu entfliehen.
Im Gegensatz zu ihm, entschied sich Eden für ihre Familie und gegen sich selbst, gegen ihr eigenes Glück.
Es schien, als würde Eden nichts mehr sagen wollen und sie legte schon eine Hand auf die Türklinke, aber dann änderte sie ihre Meinung, als ihre Gedanken zu der Silvesterparty wanderten.
Ich liebe dich auch, dachte sie, doch schien es ihr nicht fair, es ihm zu sagen.
„Danke, dass du mich geliebt hast. Du hättest jede wählen können." Mit diesen Worten schloss sie die Balkontür und gesellte sich wieder zu ihren Gästen.
Was fühlte Lucifer, als er fiel?
Für Sirius Black war sie das reinste, was die Welt besaß, bis ihre Eltern ihr Ketten umlegten. Es zerstörte ihr wertvolles selbst und verbog sie zu einem Punkt jenseits jeder Rückkehr, wo sie aufhörte zu lachen und ihre Augen nicht mehr strahlten.
Sirius dachte, dass er schon alles boshafte gesehen hatte, was die Welt zu bieten hatte. Doch er lag falsch. Es würde noch vieles auf ihn zukommen.
Er wusste, dass er alles was er besaß und mehr für sie gegeben hätte. Um die Zeit zurückzudrehen und Eden zu retten.
Denn das Mädchen, dass er vor einigen Monaten kennengelernt hatte, war nicht mehr da und stattdessen hatte sie eine leere Hülse von sich zurückgelassen, innerlich dafür brennend, etwas anderes zu spüren, als Schmerz. Frieden.
Doch es gab keinen Frieden, der auf sie wartete. Kein gutes Ende. Denn wenn man den Weg wählt, den sie genommen hatte, gab es kein zurück mehr.
Hat Gott Lucifer betrauert, als dieser den Himmel verließ?
Vielleicht. Vielleicht gab es Erlösung für ihre Seele.
JENSEITS VON EDEN. anmerkungen
Ich hoffe, dass ich Eden so realistisch wie möglich schreibe, auch wenn mir dies oft sehr schwer fällt. Ich versuche, sie tapfer und mutig, aber auch ein bisschen egoistisch zu machen und obwohl sie ein guter Mensch ist, verletzt sie viele ihrer Mitmenschen, wenn sie versucht das richtige zu machen. Ich möchte vermeiden, dass ich sie als Mary Sue schreibe, denn das ist sie auf keinen Fall, auch wenn ich sie mir als intelligent und schön vorstelle.
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