kapitel zweiunddreißig, IN EINEM ANDEREN LEBEN.

JENSEITS VON EDEN








IN EINEM ANDEREN LEBEN.

I know that I'll never forget him,
and i don't wish to forget our love.

But I do wish it stops haunting me,
because there's traces of him
in everything I do,
and there's not enough of him in other people.



11. Juni 1978

SIRIUS BLACK HATTE SEINEN BESTEN Freund selten so wütend gesehen, wie in diesem Moment, in dem er im Jungenschlafsaal vor ihm hin und her lief.

     „Verdammt, lass sie dir nicht entwischen! Ich weiß, wir sind jung und du willst so viele Mädchen gehabt haben wie möglich und du willst keine Freundin und dir die Haare darüber ausreißen. Du willst der sein, den jede haben will und der jede haben kann. Aber du hast etwas so Gutes vor deiner Nase, bitte verschwende deine Zeit nicht mit Mädchen, deren Namen du in ein paar Wochen wieder vergessen hast. Was nützen sie dir?" hatte er Sirius aufgebracht gefragt.

     „Keine von ihnen wird dich jemals so umhauen wie Eden. Und wenn der Moment gekommen ist, an dem du bemerkst, was du hattest und wie viel du verloren hast, wirst du sie zurückhaben wollen und sie wird nicht mehr da sein. Sie wird jemand anderen finden, der sie so glücklich macht, dass sie nicht aufhören kann zu lächeln, und sie wird all die kleinen Dinge bemerken, die er für sie tut. Und es wird das schlimmste sein, sie dabei zu beobachten, wie sie jemand anderem ihre Aufmerksamkeit schenkt, wie sie es bei dir einmal getan hat. Rede mit ihr, schreib ihr, was auch immer du machst, desto länger du wartest, desto schneller wird sie dir durch die Finger gleiten. Lass' sie nicht gehen und erwarte, dass sie zu dir zurückgelaufen kommt, denn das wird sie nicht tun. Sie war deins, jetzt kämpf dafür, dass sie es ein weiteres Mal ist. Sie vermisst dich, Bruder, hol sie dir zurück."

     Das waren James' Worte gewesen, als sie alleine im Schlafsaal gestanden hatten, nur wenige Stunden bevor der Abschlussball beginnen sollte.

     Und sosehr Sirius sie auch beherzigen wollte, konnte er es nicht. Ich habe Eden schon so viel Schmerz in ihr Leben gebracht, dachte er, vielleicht ist sie ohne mich tatsächlich besser dran.

     Er war in seinem Leben oft egoistisch gewesen, doch heute würde er es nicht sein.

ALS ER DIE GROSSE HALLE betrat, überkam Sirius ein unwohles Gefühl und die Erinnerungen an den letzten Ball an Valentinstag, zu dem er mit Eden gekommen war, überfluteten seine Gedanken.

     Es war einer der besten Momente seines Lebens gewesen und als er rechts neben sich die schwarzhaarige Hufflepuff erblickte, hätte er am liebsten das Gesicht verzogen. Das Mädchen, welches ihn glücklich anstrahlte, war hübsch und freundlich und sicherlich eine wundervolle Begleitung, wenn er sein Herz nicht schon vergeben hätte. Schwach lächelte er zurück und sie tat ihm leid, weil er ihr diesen besonderen Abend versauen würde, indem er sie bei der nächsten Gelegenheit irgendwo sitzen ließ.

     Man hatte die Große Halle mit den Farben und Bannern der vier Häuser geschmückt und obwohl der Himmel über ihnen schon dunkel war, tunkten zahlreiche Kerzen und Feuer den Raum in helles Licht.

     Während sich Sirius in Gedanken darüber ärgerte, dass sein Festumhang ihm eine Größe zu klein war, hörte er hinter sich das laute Lachen seines besten Freundes. Erleichtert drehte er sich um und schleifte seine perplexe Begleitung hinter sich her.

     James und Lily sowie Alice und Frank waren selbstverständlich zusammen gekommen und gaben traumhafte Paare ab. Als diese Erkenntnis Sirius mit unerträglichem Neid erfüllte, wusste er, dass er kein guter Mensch war. Vielleicht hatte er den Schmerz verdient, der sich in seinem Herzen ausbreitete, als im nächsten Moment Eden durch die Holztüren den Raum betrat.

     Sie und sein Bruder sahen aus, als hätte Merlin höchstpersönlich sie geschickt. Ihre Haare glänzten im Kerzenlicht und ihre blasse Haut ließ sie gespenstisch wirken, während sie sich interessiert umsahen. Als Eden sie erblickte, winkte sie kurz und ging dann in die entgegengesetzte Richtung, wo die restlichen Slytherins schon auf die Beiden warteten. Das Paar schienen zu gleiten, statt zu gehen und sie sahen sich dabei so unheimlich ähnlich, dass einzig und allein Regulus schwarzer Umhang mit dem Kleid von Eden kontrastierte, welches die Farbe von Veilchen hatte.

     Es spürte die Blicke seiner Freunde auf sich, auf eine Reaktion wartend, doch als er sich wieder zu ihnen drehte, schloss er nur kurz die Augen und setzte dann ein Lächeln auf. „Wollen wir?" fragte er sie und zeigte auf einen der Tische, wo schon Remus und Peter mit ihren Begleitungen saßen.

     Er hatte das Mädchen neben sich vollkommen vergessen, bis Remus sich höflich bei ihr vorstellte. Man konnte ihr merklich ansehen, wie unwohl sie sich zwischen diesen vielen fremden Menschen fühlte—nicht einmal Sirius kannte sie seit länger als zwei Wochen und in dieser Zeit hatten sie keine zehn Worte miteinander gesprochen—doch war es ihm gleich. Das Einzige woran er denken konnte, war Eden und wie kühl sie ausgesehen hatte, wie Eis, und doch schöner als alles andere.

     Er hätte sich am liebsten selbst dafür geohrfeigt, etwas so schnulziges zu denken, schließlich war er der Sirius Black. Er hatte sich schon vor zwei Jahren geschworen, sich niemals zu verlieben und so unerträglich zu werden wie James, der gerade in diesem Moment Lily anhimmelte.

     Irgendwie hatte Eden Stark es geschafft, seine Fassade zu durchbrechen. Es gab nicht viel, das er mehr bereute, als sich das Herz brechen zu lassen.

Aber das ist nicht die Wahrheit, dachte er verbittert. Nicht nur mein Herz ist gebrochen. Ihres auch.

Und das war möglicherweise die größte Tragödie ihrer Geschichte.

Als Peter ihn leicht am Arm schüttelte, kam er wieder zurück in die Realität. Sirius spürte erneut die Blicke auf sich und drehte sich stattdessen zu dem Mädchen neben sich, welches nicht den Anschein machte, viel Spaß zu haben. Als sein Blick ihren traf, fing sie erneut an, strahlend zu lächeln.

Fast hätte er die Augen verdreht, doch er entschied sich dagegen. „Hast du schon eine Ahnung, was du hiernach machen möchtest?" fragte er und deutete wild auf ihre Umgebung, um die unangenehme Stille zu durchbrechen.

Ihre Augen leuchteten, als sie begann zu erzählen. „Meine Mutter hat einen Laden in der Winkelgasse und dort werde ich erst einmal helfen, denke ich. Sie verkauft dort allen möglichen Krams für Besenpflege und so weiter," antwortete sie begeistert und Sirius nickte interessiert, mit seinen Gedanken woanders. Ihm fiel auf, dass er keinen Schimmer hatte, was Eden nach der Schule machen wollte.

Mit ihrem Nachnamen standen ihr viele Türen offen und sowohl ihr Vater, als auch ihr verstorbener Bruder hatten in der Aurorenzentrale im Ministerium gearbeitet, somit wäre dies eine offensichtliche Wahl. Eden als Auror in diesen dunklen Zeiten ließ ihn erschaudern. Sein Gesichtsausdruck musste sich verändert haben, denn seine Begleitung sah besorgt aus.

„Ich dachte du magst fliegen?" fragte sie ihn.

„Ich liebe fliegen!" gab er enthusiastisch zurück, während er sich eine schwarze Locke aus dem Gesicht strich. „Vielleicht kann ich dich in dem Laden mal besuchen kommen."

Sein Vorschlag stieß auf Freude und es tat ihm leid, dass er, sobald der heutige Abend enden würde, kein Wort mehr mit ihr wechseln würde. Vielleicht hatte er es tatsächlich verdient, Eden verloren zu haben.

WÄHREND EDEN MIT LUCIUS MALFOY TANZTE, konnte sie nicht anders, als zu ihren Freunden am anderen Ende der Halle zu blicken, welche sich prächtig amüsierten.

     Sirius' Begleitung war schön. Das musste selbst sie zugeben, auch wenn sie sich vielleicht gewünscht hätte, dass es anders wäre.

     „Ich habe selten jemanden getroffen, der so unglücklich aussieht wie du, während er mit jemandem so attraktiven wie mir tanzt," hörte sie ihren Tanzpartner trocken sagen. Als sie sich ihm zuwendete, lag jedoch ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht und auch Eden konnte nicht anders, als beschämt zu grinsen.

     Die beiden mussten ein merkwürdiges Paar darstellen, stellte Eden fest. Mit den blonden Haaren, hellen Augen und der blassen Haut sahen sie sich so unglaublich ähnlich, dass man sie für Geschwister halten könnte, dessen war sie sich sicher. Die Art, wie Lucius sie behandelte allerdings, glich diesem nicht. Immer höflich und charmant, doch hielt er sie ohne Zweifel auf Abstand. Manchmal verhielt er sich wie ihr bester Freund, manchmal wie ihr ärgster Feind.

     Heute Abend jedoch, blitzten seine Augen warm. „Glaubst du wirklich, dass wir in den Ehen, die unsere Eltern uns aufzwingen, glücklich werden können?" fragte sie leise und dachte an die schüchterne Narzissa Black, welche erst nächstes Jahr ihren Abschluss machen würde.

Lucius wirbelte sie einmal herum und das leichtes Kleid wehte ihr um die Beine. „Wer weiß das schon? Hätte ich die Wahl gehabt—" antwortete er nachdenklich, doch beenden schien er den Satz nicht zu können. Sein Blick lag lange auf ihr, bevor er sich abwenden konnte. „So ist es Tradition seit Jahrhunderten. Das ist der Preis unseres Blutes und ich bin bereit ihn zu zahlen."

Es wurde nun ein langsameres Lied gespielt und Lucius zog sie näher zu sich. „Vielleicht bin ich nicht bereit dafür," sagte sie, während sie sich sanft im Takt wogen. „Wir sind so unglaublich jung."

„Und doch wirst du ihn heiraten," gab er zurück und seufzte. „Du wirst Sirius nie haben können, aber Regulus ist das was ihm am nächsten kommt."

An anderen Tagen wäre Eden vielleicht wütend geworden, doch sie wusste, dass er es nicht böse meinte. Das war die Art, wie er aufgewachsen war, inmitten von erzwungenen Höflichkeiten und arrangierten Ehen. „Aber ist das genug für ein glückliches Leben?"

Sie fühlte seine warme Hand auf ihrem Rücken. „Das muss es."

Eden legte ihren Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen.

Es wäre besser für sie beide gewesen, wenn Sirius sie nie geliebt hätte, aber nur der Gedanke daran fühlt sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Irgendwie hatte es sich immer unvermeidlich angefühlt, wie etwas, das schon einmal geschehen war und noch einmal geschehen würde.

Möglicherweise war das der Fluch—Sirius ein einziges, kurzes Mal zu haben und ihn dann wieder zu verlieren. Sie würden sich auflösen wie erlöschende Sterne, einer nach dem Anderen, er dann sie oder sie dann er, nur um es erneut zu wagen, unwissend über den kommenden Schmerz. Sie drehen und drehen sich um sich selbst, für immer.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top