kapitel vierunddreißig, WIE DAS LEBEN SPIELT.

JENSEITS VON EDEN








WIE DAS LEBEN SPIELT.

There was a heart in his chest, beating. But it was only an echo.
She was his true heart, she was his home.



18. August 1978

ES HATTE SICH NICHTS VERÄNDERT und es hatte sich alles verändert. Sie sahen sich fast täglich—aber mindestens einmal in der Woche—auch wenn keiner von ihnen viel Zeit hatte. Doch nun waren sie nicht mehr von den schützenden Mauern Hogwarts umgeben.

     Stattdessen hatten Lily und James sich gemeinsam ein kleines Haus in der Nähe seiner Eltern in Godric's Hollow gekauft. Auch Peter und Remus lebten zusammen, allerdings in einer schäbigen Wohnung im Getümmel London's. Und während sich bei den Potters, wie Eden Lily und James liebevoll nannte, fast immer einer von ihren Freunden aufhielt, kannte sie die Wohnung der beiden Rumtreiber nur aus Erzählungen, da diese immer behaupteten, dass sie keinen Besuch wert wäre, egal wie sehr sie darauf bestand.

     Auch Sirius hatte sich eine Wohnung gemietet, allerdings war diese geräumig und hell und voller flauschigem Teppich. Doch so oft wie er sich bei James und Lily aufhielt, hätte man auch vermuten können, dass er dort lebte. Dorcas war direkt nach ihrem Schulabschluss nach Frankreich gegangen, um einen entfernen Verwandten zu besuchen, während Marlene mit ihrer Ausbildung zum Auroren begonnen hatte.

     Eden war sich sicher, sie alle dachten, dass sie gemeinsam alt werden und Sonntags gemeinsam am Wohnzimmertisch sitzen, zusammen Feiertage und Ferien verbringen würden. Es wäre ein gutes Ende, eines das sie verdient hätten.

     Doch so funktionierte die Welt nicht.

     Nicht mehr.

EDEN WAR DIE EINZIGE, die noch immer bei ihren Eltern wohnte, aus dem einfachen Grund, dass sie nicht wusste, wohin sie stattdessen gehen sollte. Sie wusste, dass sie sich schnell einsam fühlen würde, wenn sie alleine lebte und dunkle Albträume kamen dann einfacher.

Zudem tat es ihr gut, zu wissen, dass ihre Mutter jeden Morgen am Frühstückstisch auf sie wartete, damit sie gemeinsam essen konnten und ihr Vater Eden jeden Abend nach der Arbeit eine Zeitung mitbrachte, welche sie dann zusammen durchblätterten.

     Noah hingegen lebte zurzeit bei ihren Großeltern in Norwegen, die ihn weiter „unterrichteten", wie ihr Vater es genannt hatte. Was damit gemeint war, wusste Eden nicht und nachdem sie den Blick ihrer Eltern gesehen hatte, vermied sie es, weiter nachzufragen. Es gab dadurch in den ersten Tagen wenig, mit dem Eden sich beschäftigen konnte. Die Arbeit für den Orden des Phönix war eine willkommene Abwechslung.

     Zu Beginn hatten sie die Tage im Hauptquartier inmitten Londons verbracht, Albus Dumbledore zuhörend, der ihnen Details über den nahenden Krieg vermittelte. Dieser hatte ihnen allen angeboten, ihn Albus statt Professor zu nennen, doch es fiehl ihnen schwer, die Höflichkeiten abzulegen.

     Eden hatte geglaubt, dass sie nach Filips Tod nicht mehr viel nahegehen könnte. Doch als vor ein paar Tagen die Nachricht eingegangen war, dass die Brüder Fabian und Gideon Prewett von Todessern ermordet worden waren, fiel es ihr schwer, sich davon abzugrenzen. Sie hatte die beiden nicht gut gekannt, hatten sie doch schon vor drei Jahren ihren Abschluss gemacht und nur im vorbeigehen gegrüßt. Aber die erneute Gewissheit, dass sie alle, James und Remus und Peter und Sirius und Lily und Alice und sie selbst, im nächsten Moment sterben könnten, ließ Eden zweifeln.

     Was ist der Wert des Lebens? fragte sie sich Tag für Tag in Stille, doch konnte sie ähnliche Gedanken in den Augen ihrer Freunde erkennen. Wer bestimmt, wer stirbt und wer lebt?

Antworten auf ihre Fragen würden sie nicht bekommen, dessen war Eden sich sicher.

     Ihre Eltern dachten, sie würde Zeit mit ihren Freunden verbringen und dass dies technisch gesehen nicht gelogen war, ließ die Lüge nicht leichter über ihre Lippen gleiten. Sie könnte ihren Eltern es nicht antun, ein weiteres Kind in diesen dunklen Zeiten zu verlieren. Doch wie würde sie jemals wieder in die Augen ihrer Freunde blicken, wissend, dass diese ihr Leben für ihre Sicherheit riskierten ohne etwas zurückzuverlangen? Es war ein Zwiespalt, dem sie nicht entkommen konnte. Eden verließ sich auf ihr Herz.

     Denn auch wenn dieses ihr in ihrem Leben genug Schmerz beschert hatte, bereute sie keine ihrer bisherigen Entscheidungen.

     Sie hatte Sirius nicht vergeben, doch als Eden nach einem schweren Abend die Tränen nicht mehr verbergen konnte, war er es, der sie in den Arm nahm.

Seine Hand strich ihr über das helle Haar, als er sie fester an sich zog. Eden konnte seinen Herzschlag hören, schnell und laut, doch beruhigte es sie. Denn es erinnerte sie daran, dass sie am Leben waren.

Sirius Brust hob und senkte sich gleichmäßig und minutenlang standen sie dort, umschlungen und in Stille. Als er sie losließ, waren ihre Tränen getrocknet und ihre Gedanken ruhiger.

Ihr war bewusst, dass sie spätnachts nicht nach Hause zurückkehren könnte, ohne ihren Eltern Antworten auf Fragen zu geben, für die sie noch nicht bereit war.

„Du bist nicht allein auf dieser Welt," flüsterte Sirius nach einiger Zeit, die sie schweigend verbrachten.

Eden wusste, dass er recht hatte. Sie wurde so sehr geliebt, von ihren Eltern und ihren Freunden. Doch in diesem Moment fühlte sie sich unendlich einsam.

Als sie zu ihm aufblickte, konnte sie ein ähnliches Gefühl in seinen Augen erkennen. „Ich kann dir noch nicht vergeben."

Langsam nickte er. „Ich weiß."

„Aber dieser Krieg kann nicht alleine gewonnen werden," sagte Eden, ihre Stimme zittrig. „Nur gemeinsam."

Erneut nickte Sirius, darauf wartend, dass sie fortfuhr.

„Wir brauchen uns." Ein Herzschlag. „Ich brauche dich."

ALS SIRIUS AM NÄCHSTEN MORGEN aufwachte, lag Eden in seinen Armen, während sie noch immer ruhig schlief.

Er hätte sie ewig beobachten können. Selten hatte sie so friedlich ausgesehen. Denn es ist schwer, friedlich zu sein, wenn es die Welt nicht ist.

     Es war früher Mittag, als sie langsam erwachte. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, doch nur wenig Licht erreichte sie. „Was ist los?" fragte die Blondine ihn verschlafen, während sie sich müde die Augen rieb.

      „Mach dir keine Sorgen," antwortete er leise, als er ihr über den Kopf strich. „Ich habe nur gerade bemerkt, dass es das erste Mal ist, dass wir zusammen aufwachen."

     Sie sah ihn verständnisvoll an. Seufzend schloss Eden die grünen Augen. „Du hast realisiert, dass du den Rest deines Lebens gerne so verbringen würdest, wenn du nur könntest."

     Sirius blieb still und sah sie einfach nur an, während er versuchte etwas in ihnen zu finden—irgendwas, das Angst oder Verzweiflung andeutete.

     Stattdessen war alles was er fand Mitleid und eine Entschuldigung, die sie ihm nicht schuldig war.





JENSEITS VON EDEN. anmerkungen.

Erst einmal: Vielen, vielen dank für 90 Tausend Leser! Wow, ich bin total baff und glücklich darüber und danke euch allen❤️❤️

Es ist so merkwürdig, jetzt nicht mehr über Hogwarts zu schreiben... bin gespannt was ihr über das Kapitel denkt, lasst doch ein paar Kommentare da :)

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