kapitel sechsunddreißig, EDEN LYANNA BLACK.













EDEN LYANNA BLACK.

Unter Füchsen müssen
wir den Fuchs spielen.

THOMAS FULLER






18. September 1978

WALBURGA BLACK WAR RASEND VOR WUT. Die Hochzeit zwischen den Familien Black und Stark sollte das Ereignis des Jahres werden, welches noch Wochen später ein Gesprächsthema der Zauberergemeinschaft sein würde. Doch nun würden Lucius Malfoy und Narzissa Black nur kurz vor ihnen heiraten und während es Eden selbst vollkommen gleich war, war dies ihrer Meinung nach skandalös.

     „Mein einziger Sohn! Meinem einzigen Sohn wird niemand diesen Tag verderben, das lasse ich beim besten Willen Merlins nicht zu," keifte sie, ihr Kopf hochrot.

     Hochzeiten von reinblütigen Familien waren immer ein Spektakel der pompösen Art und Mrs. Black hatte vor, mit dieser die Schlagzeilen des Tagespropheten zu erobern.

     Es war nichts neues, dass Reporter bei royalen Feiern anwesend waren und diese in den jeweiligen Zeitungen Tage später breitgetretenen wurden. Eden wusste, dass dies einfache Routine war, aber hieß das nicht, dass es ihr gefiel. Sie fand es zu intim. Doch würde sie gegen Regulus Mutter nicht das Wort ergreifen. Sie hatte einen besseren Einfall.

       „Ich hätte möglicherweise eine Idee," sagte Eden leise.

      „Und die wäre?" fragte Mrs. Black ungeduldig, nicht daran glaubend, dass irgendetwas diese grausame Situation retten könnte.

     „Gold ist nicht alles. Für die Außenwelt scheinen diese Verlobungen und letztendlichen Hochzeiten kalt und unreal, doch das können wir ändern," erklärte sie vorsichtig. „Die Malfoys werden für eine glamouröse Feier sorgen, davon bin ich überzeugt und auch wir werden an nichts sparen, doch darum geht es für die gewöhnlichen Zauberer und Zaubererinnen nicht bei einer Hochzeit." Der nächste Satz würde Eden schwer fallen, da sie noch immer keinen Schimmer hatte, was sie wirklich für Regulus empfand. „Sondern um Liebe."

Walburga Black schnaubte verächtlich. „Liebe ist eine Illusion, das werdet auch ihr noch herausfinden."

„Natürlich," stimmte sie beschwichtigend zu. „Doch damit werden wir die Leute um den Finger wickeln. Wir lassen sie glauben, dass diese Hochzeit nicht arrangiert ist. Wir lassen sie vergessen, dass Regulus nicht einmal volljährig ist. Wir sind verliebt, wir wollten all dies, nicht unsere Eltern."

Bevor seine Mutter ein Kommentar dazu abgeben konnte, ergriff Regulus das Wort. „Ich gebe Eden Recht. Liebe ist, was die Welt wirklich sehen will und das werden sie sicherlich nicht bei der Hochzeit der Malfoys," sagte er, nahm Edens Hand und stand mit ihr gemeinsam auf. „Wir lassen euch Zeit, darüber nachzudenken." Mit diesen Worten verließen die beiden den Raum.

Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte Regulus sich zu seiner Verlobten um. „Wenn ich es mir lange genug einrede, glaube ich manchmal selbst fast, dass dies echt sein könnte."

„Ich weiß was du meinst," antwortete Eden seufzend. „Vielleicht wird es irgendwann Realität für uns," sagte sie, doch glaubte sie selbst nicht daran.

Sein Handrücken strich sanft über ihre Wange. „Versuche mich zu lieben und ich verspreche dir, ich lege dir die Welt zu Füßen."




04. November 1978

DER TAG WAR GEKOMMEN, an dem sie alles hinter sich lassen würde. Alles, das sie kannte und einmal war, würde sie hinter sich lassen, für etwas, das sie für immer sein würde. Fort wäre Eden Stark und an ihrer Stelle stünde Eden Black. Es hörte sich nicht richtig an und nur der Gedanke daran war eine Qual, doch wusste sie, dass es kein anderen Weg gab.

     Ihre Hände waren schwitzig, doch wagte sie es nicht, sie an ihrem Kleid abzuwischen. Sie wünschte sich mit ganzem Herzen, dass ihr Bruder Filip hier wäre und ihr einredete, alles würde gut werden, aber auch das war nicht mehr und nicht weniger als ein kindischer Traum.

    Eden war noch vor dem Sonnenaufgang geweckt worden und man hatte sie in das Kleid gezwängt. Es war ein weißer Traum aus Spitze und Stickereien und man hatte es so weit zugeschnürt, dass sie keine Luft mehr bekam. Als sie sich im Spiegel betrachtet hatte, waren ihr fast die Tränen gekommen. Noch nie hatte sie so schön ausgesehen und das ausgerechnet an einem so dunklen Tag. Sie hatte ihre Eltern verflucht und hätte man sie nicht genauestens unter Beobachtung gestellt, hätte sie sich den Schmuck und das Kleid vom Leib gerissen.

Stattdessen hatte man ihr Haar so lange gekämmt, bis es strahlte wie Mondlicht und glänzte wie Gold.

Sie spürte wie ihre Unterlippe erneut anfing zu zittern und fast wären die Tränen gekommen, doch dann riß sie sich zusammen. Ich werde keinem von ihnen den Gefallen geben, mich weinend bei meiner eigenen Hochzeit zu sehen, dachte sie und atmete tief ein.

Dann setze sie einen Fuß vor den anderen und bevor sie es wusste, konnte sie Regulus sehen, welcher zusammen mit einem älteren Mann auf einer kleinen, wunderschön verzierten Plattform stand, während die zahlreichen Gäste auf pompösen Bänken saßen, zu ihnen hinaufsehend mit ernsten Gesichtern.

Sie wandte den Blick ab und konzentrierte sich auf Regulus, welcher sie mit einem Schmunzeln staunend betrachtete.

Er sah Sirius so ähnlich. Sirius, den sie so sehr liebte. Aber während seine Augen sie zu jedem Zeitpunkt liebevoll ansahen, waren Regulus Augen kalt. Kalt und grau und kalt. Eden hatte sich selten so einsam gefühlt, wie am heutigen Tag.

Als sie an seiner Seite ankam, drehte sie den Gästen den Rücken zu und sah stattdessen den Mann an, dessen Haare schon zu ausfallen begonnen hatten. Er breitete die Arme aus und sein schwarzes Gewand bewegte sich rauschend. Reinblüter hielten für gewöhnlich nicht viel davon, ihre Zeit zu verschwenden und deswegen war Eden nicht überrascht, dass es keinerlei Worte vor der Zeremonie gab.

     „Eden Lyanna Stark, werden Sie diesen Mann lieben, bis zum Ende Ihres Lebens, dann sagen Sie nun die Worte," wurde sie von dem Mann aufgefordert, welcher sie mit dunklen Augen betrachtete.

Sie wollte ihre Eltern glücklich machen, denn sie wusste, warum sie nie nachgegeben hatten, wenn Eden sie angefleht hatte, die Verlobung aufzulösen. Sie lebten in einer gefährlichen Zeit und es gab nur eines auf der Welt, das schlimmer war, als mit siebzehn zu sterben, weil man sich der neuen Weltordnung nicht angepasst hatte. Und das ist, ein Kind zu haben, das mit siebzehn gestorben war, weil man zu sanft gewesen war.

     Und so sagte sie die Worte, während sie vergeblich versuchte, nicht an Sirius zu denken. „Ja. Von diesem Tag an, bis zum Ende meiner Tage."

Sie konnte sehen, wie sich die Lippen des Mannes bewegten, während er sie prüfend musterte, doch hören konnte sie ihn nicht. Das Blut in ihren Ohren rauschte und sie spürte, wie sich ihre Hände verkrampften.

„Regulus Arcturus Black, werden Sie diese Frau lieben, bis zum Ende Ihres Lebens, dann sagen Sie nun die Worte," wurde nun auch ihr Gegenüber aufgefordert.

Frau. Das Wort rang in ihren Ohren. Sie fühlte sich nicht wie eine Frau. Sie fühlte sich wie ein kleines, ängstliches Mädchen.

„Ja. Von diesem Tag an, bis zum Ende meiner Tage."

     Der Mann erhob die Stimme. „Damit erkläre ich sie zu Mann und Frau, ein Fleisch, ein Herz, eine Seele. Jetzt und für immer."

     Regulus platzierte eine sanfte Hand auf ihrer Hüfte und zog sie zu sich. Als er sie küsste und die Gäste anfingen zu klatschen, spukten die gesprochenen Worte in ihrem Kopf herum. Sie waren das einzige, was Eden hörte.

     Von diesem Tag an, bis zum Ende meiner Tage.

     Ihr Herz brach.

   Jetzt und für immer.

NOAH ERINNERTE SICH DARAN, wie vergeblich Filip darum gekämpft hatte, dass ihre Eltern Eden nicht verheiraten würden. Sein älterer Bruder war immer heißblütiger gewesen als er selbst und als man seine einzige Schwester, süße fünfzehn Jahre, weggeben wollte, wie man es mit ungewollten Sachen tat, hatte es sein Blut zum kochen gebracht. Und nun war Filip tot, begraben unter der kalter Erde und stattdessen hatte Noah seinen Platz eingenommen, rechts neben seinen Eltern.

     Er liebte seine Zwillingsschwester mit ganzem Herzen. Sie hatten alles zusammen gemacht—sie hatten sich schon den Mutterleib geteilt, jeden Geburtstag gemeinsam gefeiert, doch nun waren sie Fremde.

     Er selbst hatte die Entscheidung seiner Eltern damals schweigend hingenommen und wenn er daran zurückdachte, schämte er sich.

Ihre Wangen mussten schmerzen von dem Plaudern mit Menschen, die ihr Angst machten und dem höflichen Lächeln bei Sachen, die sie keineswegs amüsierten, doch hatte er das Gefühl, dass sie bisher einen guten, einen glücklichen Eindruck gemacht hatte. Aber auch, wenn sie sich auseinandergelebt hatte, erkannte er eine Lüge, wenn sie ihm so offensichtlich aufgetischt wurde.

Sirius liebte Eden und Eden liebte Sirius. Regulus liebte Eden und Eden liebte Regulus nicht.

Beide Black Brüder konnten grausam sein, wenn sie wollten und so hoffte er, dass Eden Regulus keinen Grund geben würde, es jemals zu wollen.

Als dieser seiner Schwester eine Hand auf die nackte Schulter legte, sagte sie etwas. Noah saß zu weit entfernt, als dass er die Worte hätte hören können, doch ein verschmitztes Grinsen wuchs auf Regulus Gesicht.

Sein Lachen galt ihr und ihr allein.





JENSEITS VON EDEN. anmerkungen.

Ich habe keine Worte. Es gibt nichts, was ich lieber gemacht hätte, als Sirius an Regulus Stelle dort stehen zu haben. Aber das wäre unrealistisch gewesen und diese Geschichte soll alles, aber nicht unrealistisch sein.
Doch nein, das hier ist noch immer nicht das Ende von Eden und Sirius 😋

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