kapitel fünfzehn, WAS MORGEN NOCH WICHTIG IST.

JENSEITS VON EDEN








WAS MORGEN NOCH WICHTIG IST.

You are tired, my love, of saving the world and forgetting to save yourself.

S. M. B.





10. Dezember 1977

FÜR EDEN DAUERT ES LANGE, bis sie sich von jener Nacht, die ihr aller Leben verändert hat, erholt. Die physischen Wunden heilen mit der Hilfe von Madame Pomfrey schnell, doch die psychischen Wunden bleiben.

     Oft wacht sie nachts schweißgebadet auf, die letzten Erinnerungen ihres Albtraums noch immer im Kopf. Manchmal kämpft sie dabei wieder und wieder gegen kopflose Schatten, doch es gibt auch Träume, bei denen die Schatten Formen annehmen. Regulus, Lucius, ihr Bruder, sie selbst.

     Ein Mal träumt sie von Celeste, dem Mädchen, welches verstorben war. Sie warf Eden vor, dass es einzig allein ihre Schuld war und als sie erwacht, ist sie für einen kurzen Moment derselben Meinung.

     Bisher haben weder Lily und Alice, noch Clarissa oder Hestia etwas von ihren nächtlichen Ausflügen in die grässliche Traumwelt mitbekommen, doch ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich dies ändern wird, denn statt besser zu werden, wird es schlimmer und schlimmer. Sie weiß nicht, dass Alice vor ein paar Tagen in der Nacht aufgewacht war, nur um Eden geplagt von einem Albtraum vorzufinden.

     Die feine Narbe, die sich von ihrer Hüfte bis zum Bauchnabel entlangzieht, ist gut verheilt und fast nicht mehr sichtbar. Eden kann sie noch spüren, wenn sie mit ihrem Zeigefinger darüber streicht und es erinnert sie immer wieder daran, dass sie nächstes Mal möglicherweise nicht so viel Glück haben würde.

Obwohl auch ihre Freunde noch immer unter den Ereignissen leiden und, abgesehen von Alice, nichts von ihren Albträumen wissen, versuchen sie ihr so gut wie möglich darüber hinwegzuhelfen. Es sind die kleinen Dinge, die den Alltag für sie einfacher machen. Als James ihr, während sie im Gemeinschaftsraum lernt, Zimtrollen aus der Küche bringt oder als sie nach einer Nacht, in der sie so gut wie gar nicht schlafen konnte, Alice ihren Lehrern schon Bescheid gesagt hatte, dass sie krank ist, als Eden nachmittags entsetzt aufwacht.

ES IST ZWEI UHR MORGENS, als Sirius vorschlägt ein paar Runden Wahrheit oder Pflicht zu spielen.

Sie sitzen zu neunt im Gryffindor Gemeinschaftsraum und niemand hat sich bisher aufraffen können, schlafen zu gehen, schließlich beinhaltet dies, aufzustehen. Erst haben sie seine Idee als kindisch abgetan, als ihnen zehn Minuten später noch immer nichts besseres eingefallen ist, das sie an dessen Stelle machen könnten, stimmen sie seinem Vorschlag doch widerwillig zu.

„Na gut, da ich das Spiel vorgeschlagen habe, darf ich auch beginnen." Sirius hat einen Arm um seine Begleitung, ein hübsches, blondes Mädchen, geschlungen. „Remus, it's your turn."

Der Angesprochene seufzt. „Wahrheit," sagt er nach kurzem Überlegen.

Sirius verdrehte theatralisch die Augen und verkündet dann feierlich, was Remus zu beantworten hatte. „Wer aus dieser Runde hat den schönsten Arsch?"

     Kurz starrt Remus seinen Freund genervt an, aber weiß er, dass er um eine Antwort nicht herumkommt. Ohne Eden, welche neben ihm sitzt, dabei anzugucken, nennt er ihren Namen. Diese fängt daraufhin wild an zu kichern. „Glaub mir Rem, hätte er mir die Frage gestellt, wärst du auch mein erster Gedanke gewesen," gibt sie zurück, während sie ihm eine Hand auf die Schulter legt.

     Moony, dessen Wangen einen leicht rötlichen Ton angenommen haben, muss auch grinsen. „Du ehrst mich."

     „So, ihr beiden Turteltauben, wenn ihr euch dann wieder beruhigen könntet, wir alle würden gerne mit dem Spiel fortfahren."

     „Ganz ruhig, Pad," antwortet Remus noch immer schelmisch lächelnd. „Bin ich jetzt an der Reihe?" Doch er wartet die Antwort nicht ab, sondern wählt im nächsten Moment schon das nächste Opfer. „Alice, Wahrheit oder Pflicht?"

„Auch Wahrheit," antwortet sie gespannt auf die Frage, die sie erwartet.

„Berichte uns von deinem peinlichstem Erlebnis."

     „Du legst es wirklich drauf an." Alice stöhnt. „Na gut, also ... Diesen Sommer war ich für ein paar Tage bei Frank und dann haben wir etwas leckeres gekocht und es war so schön und dann ... Merlin, ist das peinlich," sagte sie, während sie ihr Gesicht mit ihren Händen verdeckte. „Auf jeden Fall lagen wir irgendwann auf dem Sofa und dann sind seine Eltern hereingeplatzt und ich hatte nur noch meine Unterwäsche an und seine Eltern standen dort wie angewachsen ... Und ich hasse euch alle," endete sie, während ihre Freunde sich kringelten vor lachen.

„Alice, warum hast du mir das nicht erzählt?" fragte Lily ihre beste Freundin, während sie noch versuchte, ihr Lachen zu verbergen.

„Nun, das ist wirklich schwierig zu beantworten und ich kann es dir tatsächlich nicht erklären," antwortete die Angesprochene mit rotem Gesicht.

„Wenigstens darfst du dir jetzt das nächste Opfer aussuchen," grinste Eden fies.

„Allerdings, und das bist du," gab Alice zuckersüß lächelnd zurück. „Wahrheit oder Pflicht?"

„Dann will ich mal die Erste sein, die Pflicht nimmt," antwortete die Blondine.

„Sehr schön.", grinste Alice, die scheinbar schon einen Plan hatte. „Ich will, dass du morgen beim Frühstück ein bisschen mit unserem lieben Severus flirtest."

     Eden fing sofort an, grimmig zu protestieren. „So funktioniert das Spiel nicht, ich muss jetzt sofort etwas machen."

     Doch scheinbar dachten alle ihre Freunde, dass es eine wunderbare Idee war, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnten, dass Severus je auf ein Date mit ihr gehen würde.

     Eden zog eine Grimasse. „Das werdet ihr mir alle büßen," sagte sie und zeigte dann auf ihre Freundin. „Du bist an der Reihe, Lily."

      „Pflicht," gab diese zurück, noch nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee sein würde, wobei sich im nächsten Moment herausstellte, dass es das definitiv nicht gewesen war.

     „Ich würde gerne eine Vorstellung des Chicken Tanzes von dir sehen, selbstverständlich mit den passenden Geräuschen."

     Ihre rothaarige Freundin sah Eden nur ungläubig an. Lily war schnell etwas unangenehm und das würde es sicherlich werden.

     Unglücklich stand Lily langsam auf und begab sich in die Mitte der Runde. Während Lily widerwillig anfing, wild mit den Armen zu rudern und dabei erschreckend echt wirkende, animalistische Laute von sich gab, bekam sich die Gruppe kaum mehr ein vor Lachen.

     Vor allem James hätte nie gedacht, dass er je so etwas fantastisches in seinem Leben sehen würde und ihm liefen Lachtränen über das Gesicht. Nachdem Lily aufgehört hatte, waren ihre Freunde von ihrer Hühnchen Vorstellung so begeistert, dass sie um eine Wiederholung bettelten, doch Lily weigerte sich natürlich vehement. „Sirius, Wahrheit oder Pflicht?" fragte sie schlicht, als sich die Anderen beruhigt hatten.

„Wahrheit," antwortete er überraschend. „Deine Rache für das gerade muss schrecklich sein und ich werde ganz sicher nicht derjenige sein, der dass ausbaden muss," grinste er frech.

Lily rollte nur mit den Augen, doch gab ihm innerlich Recht. „Wie du willst, Playboy. Dann beantworte mir doch mal, ob du vorhast, den Rest deines Lebens weiterhin von einem Bett zum anderen zu hüpfen."

Sirius Augen lagen auf Lily, er wagt es nicht, Eden anzusehen. „Ja."

„Ja?" fragte Sirius Date ihn ungläubig. Sie schien nicht naiv, doch hatte sie wohl auch nicht erwartet, dass er sie vor seinen Freunden so abschreiben würde.

Er zuckte nur mit den Schultern und für kurze Zeit lag Anspannung in der Luft, bis James anfing laut zu lachen. „Habt ihr etwas anderes von unserem Padfoot hier erwartet?" fragte er in die Gruppe und auch der Rest musste schmunzeln, sogar Eden zwang sich zu einem Lächeln.

„Du scheinst ja wirklich große Hoffnungen in mich zu setzen," grummelte Sirius. „Wahrheit oder Pflicht, Prongs?" fragte er dann boshaft.

     „Pflicht, natürlich!" antwortete der Angesprochene sofort grinsend.

„Ich fordere dich heraus, das schönste Mädchen in dieser Runde zu küssen." Er machte eine dramatische Pause, bevor er selbstgefällig fortfuhr. „Bitte bemerkt, dass ich Mädchen, nicht Person gesagt habe, denn seht es ein, keiner von euch könnte mir das Wasser reichen."

     Man hörte ungläubiges Schnauben aus der Richtung von Remus und Peter, bevor James sich unschuldig lächelnd zu Lily, welche zu seiner Rechten saß, umdrehte. „Vergib mir," sagte er, dann hatte er sie auch schon geküsst.

     Es war so kurz, dass Lily sich nicht dagegen wehren konnte, sondern nur mit weit aufgerissenen Augen auf ihrem Platz saß, nachdem James sich schon wieder abgewandt hatte.

AM NÄCHSTEN MORGEN HATTE EDEN ihre Aufgabe schon längst wieder vergessen, bis James sie auf dem Weg zum Frühstück daran erinnerte.

     „Ihr wollt wirklich, dass ich mit Severus Snape ausgehe?" fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

     „Nein, aber es wird ein großer Spaß zu sehen, wie er deine Flirtversuche entsetzt abwehren wird," sagte Remus grinsend.

    „Außerdem können wir die Reaktion deines Bruders gar nicht abwarten," gab nun auch Alice dazu.

     In der Großen Halle angekommen, nahm Eden also den Weg nach links zum Slytherin Tisch und setze sich dort angekommen zwischen Severus Snape und Lucius Malfoy. „Guten Morgen," grüßte sie diese schlicht und fing an, sich Rührei und gebackene rote Bohnen auf einen Teller zu füllen.

     „Morgen, Lya," antwortete Lucius, von Severus Snape jedoch kam keine Reaktion.

     Da er und Eden sich nicht formell vorgestellt hatten, hielt sie ihm breit lächelnd ihre Hand hin. „Eden Stark, schön dich kennenzulernen, Severus."

     Dieser guckte sie allerdings nur skeptisch an und beachtete ihre ausgestreckte Hand überhaupt nicht. Am Gryffindor Tisch konnte sie sehen, wie ihre Freunde sie mit vorgehaltener Hand lachend beobachteten.

     „Dann halt nicht," sagte sie schulterzuckend und widmete sich wieder ihrem Essen, scheinbar hatte er keine Lust zu flirten, doch das war ihr ganz recht. „Hast du eine Slug Club Einladung bekommen?"

     "Nein." Severus sah sie lange an und zuckte dann mit den Schultern. „Scheinbar ist es unserem geliebten Professor wichtiger, seinen kleinen Club mit den Sprossen wichtiger Reinblüterfamilien zu füllen, als mit Talent," antwortete er mit einem bitteren Unterton, während er eine Zeitung aufklappte.

DER-DESSEN-NAME-NICHT-GENANNT-WERDEN-DARF gewinnt an immer mehr Zulauf, Minister erscheint ratlos.

Sie sah Severus Snape's Lippen ein Lächeln formen und wäre am liebsten aus der Großen Halle gerannt. Doch wusste Eden auch, dass er Recht hatte. Weder James, noch Sirius waren besonders talentiert, wenn es um Zaubertränke ging, doch wurden beiden wie selbstverständlich eine Einladung von Slughorn zugesteckt. Sie fühlte sich schlecht, weil sie wusste, wie es war, wenn man das Gefühl hatte, nicht genug zu sein.

     „Euer Hauslehrer hat scheinbar nicht die richtigen Prioritäten gesetzt," seufzte sie. „Vielleicht schließt sich der Kreis letzten Endes damit, dass du Erfolg in deinem späteren Leben hast und Slughorn seine Entscheidungen bereut."

     Severus Snape lachte ironisch. „Das werden wir dann sehen." Mit diesen Worten stand er auf und ging, die Zeitung zurück lassend.

     Eden lief es kalt den Rücken herunter, als sie über das Gesagte nachdachte. Lily hatte ihr davon erzählt, wie sehr der Slytherin sich in den letzten Jahren verändert hatte und wie ihre Freundschaft letztendlich daran zerbrochen war, doch hätte sie nie erwartet, dass er dazu fähig wäre, Voldemort zu unterstützen. Aber in diesen Zeiten maskierten sich Feinde als Freunde, das würde auch Eden noch früh genug erfahren.





JENSEITS VON EDEN.     anmerkungen.

Habt ihr Fantastic Beasts and Where to Find Them schon geguckt?

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