kapitel einundvierzig, TAUSEND AUGENBLICKE.
TAUSEND AUGENBLICKE.
Die Liebe ist der Grund,
warum die Welt sich dreht.
W. S. GILBERT
30. Januar 1979
ALS SIE NOCH JÜNGER WAR, hatte Eden sich ihre Hochzeit so vorgestellt, wie die von Lily und James. Damals hatte sie natürlich noch nicht geahnt, unter welchen Umständen sie tatsächlich diesen Tag verbringen würde, doch niemals war ihre Hochzeit in ihren naiven Träumen erfüllt gewesen von Trauer und Zwang.
Fast ist sie eifersüchtig auf ihre Freundin. Aber Eden hat in ihrem Leben noch kein Paar gesehen, das so wahrhaftig glücklich scheint, wie die beiden zukünftigen Potters und somit ist es ihr unmöglich, an deren besonderen Tag etwas anderes als Freude zu fühlen.
Während sie Lilys flammend rotes Haar in einen komplizierten Knoten an ihren Hinterkopf zaubert, versucht sie ihre Freundin zu beruhigen. Schon als Eden vor zwei Stunden in Godric's Hollow angekommen war, hatte sie die Nervosität in Lilys Augen gesehen.
Sie ist sich sicher, dass es Sirius mit James ähnlich ergeht. Die beiden haben sich im Anwesen seiner Eltern eingerichtet, da Lily auf Muggel Traditionen bestanden hatte. James darf weder das Brautkleid vorher sehen noch die Nacht mit ihr verbringen. James hatte entsprechend grimmig reagiert, sich letztlich jedoch überzeugen lassen.
„Vielleicht habe ich die falsche Entscheidung getroffen," beginnt Lily erneut. „Wir sind noch so jung. Was haben wir uns nur dabei gedacht?"
Eden unterdrückt ein amüsiertes Schmunzeln und richtet eine rote Locke. Dann dreht sie Lily zu sich und sieht sie an. „Liebst du James?"
„Ja."
„Willst du den Rest deines Lebens mit ihm verbringen?"
„Ja."
„Dann solltest du genau so antworten, wenn man dich fragt, ob du James heiraten möchtest."
Lily nickt, doch etwas bedrückt sie noch immer. „Nur wegen mir ist er in Gefahr," flüstert sie und Eden kann Tränen in den grünen Augen ihrer Freundin erkennen. „Ein Reinblüter, der eine Muggelgeborene heiratet. Ich bin der Grund, warum er Tag für Tag um sein Leben fürchten muss."
Eden nickt, denn das ist die Wahrheit. „Das stimmt, Lils. Aber denkst du wirklich, dass James ohne dich und euer Kind glücklicher wäre? Oder überhaupt jemals glücklich sein könnte?"
Lily lächelt und schüttelt mit dem Kopf.
DER GARTEN DES POTTER ANWESENS, in dem die Hochzeit stattfinden wird, ist bis zum Rand gefüllt mit strahlenden Gesichtern, doch niemand sieht so glücklich aus wie die Braut und der Bräutigam.
Selbst die Sonne scheint an dem milden Wintertag auf die Zeremonie herab. Mit Wärmezaubern werden die Gäste vor der eisigen Kälte geschützt. Inmitten dessen sind zahlreiche Stuhlreihen auf dem Rasen platziert, welcher vom allmorgendlichen Frost noch immer unter den Schuhsohlen knirscht.
Die Eltern des Beautpaars sowie Sirius sitzen in den vordersten Reihen und lächeln glücklich. Hagrid winkt James fröhlich zu und Dorcas zwinkert Lily zu, doch diese sucht noch immer die Anwesenden ab. Sowohl Peter als such Remus schütteln ungläubig den Kopf, als können sie nicht glauben, dass dieser Tag nun tatsächlich gekommen ist. Molly Weasley hat ihren jüngsten Sohn Charlie auf dem Schoß, während Bill neben Arthur sitzt. Die Augen aller Gäste hängen an dem jungen Paar.
Und Lily weint. Nicht so, dass es jemandem auffällt, doch einsame Tränen laufen ihr langsam die geröteten Wangen herunter.
Als sie James besorgten Blick trifft, zwingt sie sich zu einem Lächeln. „Ich bin einfach glücklich," flüstert sie. Doch das entspricht nicht gänzlich der Wahrheit. Lily ist glücklich, ohne Zweifel, doch in diesem Moment, in dem sie den einzelnen leeren Stuhl betrachtet, fühlt sie sich betrogen. Denn egal wie zerstritten sie sind, Lily war sich sicher gewesen, dass Petunia kommen würde.
Sie weiß, dass Alice und Eden ihr sagen würden, sie soll sich von ihrer abwesenden Schwester nicht den wahrscheinlich schönsten Tag ihres Lebens ruinieren lassen. Sie hätten Recht, aber dann wiederum—Petunia ist ihre Schwester.
Als die beiden noch jünger gewesen waren, hatten sie sich gemeinsam Hochzeitsszenarien ausgedacht, mit ihren Kuscheltieren als Bräutigam. Und dann hatten Vernon und Petunia geheiratet. Ihre Eltern hatten Petunia angefleht, Lily einzuladen, doch sie war hart geblieben. Sie meinte, Lily würde ihr den Tag zerstören. Trotzdem hatte sie sich entschieden, Petunia einzuladen, denn die Familie ist für Lily das wichtigste im Leben.
„James Potter, werden Sie diese Frau lieben, bis zum Ende Ihres Lebens, dann sagen Sie nun die Worte," wird Lily aus ihren Gedanken gerissen und fühlt sich plötzlich schuldig, dass sie so in ihrer eigenen Welt versunken ist.
James zögert keinen einzigen Moment bevor er sagt, „Ja. Von diesem Tag an, bis zum Ende meiner Tage."
„Lily Evans, werden Sie diesen Mann lieben, bis zum Ende Ihres Lebens, dann sagen Sie nun die Worte," wird sie von dem Mann aufgefordert, welcher sie über seine Halbmondbrille hinweg betrachtet.
Lily schenkt den Gästen einen letzten, kurzen Blick. Sie hätte sich gewünscht, dass ihre Schwester gekommen wäre, um diesen Augenblick mit ihr teilen zu können.
Als sie James liebevollen Blick sieht, beginnt sie zu schmunzeln. „Ja. Von diesem Tag an, bis zum Ende meiner Tage."
Eden, die neben Peter und Dorcas sitzt, hat gehofft, dass Lily die Abwesenheit ihrer Schwester nicht auffallen würde. Sie ist froh, dass das Lächeln ihre rothaarige Freundin echt ist, als diese sich gemeinsam mit James den Gästen zuwendet.
Die Stunden verstreichen wie im Flug und nach einiger Zeit steht die Abendsonne tief am Horizont und färbt den Himmel ein warmes Orange. Das Brautpaar steht einsam auf der Tanzfläche und wird in gleißendes Licht getaucht, während sie langsam ihren Hochzeitstanz beginnen. Die Musik, welche sie umlullt, ist leise und melodisch.
Eden spürt, wie ihr Herz einen Schlag aussetzt, als sie das zufriedene Lächeln auf den Gesichtern ihrer beiden Freunde sieht. Wie viel sie dafür gegeben hätte, so glücklich und voller Hoffnung zu sein, wie ihre Freunde, die noch immer eng umschlungen tanzen.
LILY KANN DIE TRAUER IN den Augen ihrer Freundin sehen, wie sie Sirius ansieht, wissend, dass sie ihn liebt, doch niemals haben kann.
Remus, welcher neben ihr sitzt, folgt ihrem Blick und seufzte. „Es ist dein Hochzeitstag. Du solltest glücklich und egoistisch sein," tadelt er. „Diese Welt hat dich nicht verdient."
Das Lächeln, welches sich auf ihre Lippen stiehlt, lässt sich nicht unterdrücken. Statt zu antworten, drückt sie Remus einen Kuss auf die stoppelige Wange.
„Warum verführst du meine Ehefrau, Remus?" hört sie eine Stimme hinter sich. Lily dreht sich zu James um, der die Hände in die Hüfte gestemmt hat und ein amüsiertes Grinsen auf dem Gesicht trägt.
„Weil sie sich das verdient hat, nachdem sie einen Trottel wie dich heiraten musste," antwortet sie an Remus Stelle und steht auf, um James zu küssen.
Sie hat sich selten so dankbar gefühlt, als sie James betrachtet, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wird.
Tausend Augenblicke schwirren in ihrem Kopf herum und für einen Moment lässt Lily die Vergangenheit Oberhand gewinnen. Sie erinnert sich an das allererste Mal als sie James gesehen hatte, auf dem Weg nach Hogwarts. Seine Brille hatte schon damals so schief auf seiner Nase gesessen, wie sie es auch acht Jahre später noch tut.
Sie erinnert sich daran, wie verwundert James sie angesehen hatte, nachdem sie ihn das erste Mal abgewiesen hatte.
Sie erinnert sich, wie James sie nach einem besonders hasserfüllten Brief Petunias getröstet hatte. Er hatte sie tränenüberströmt auf einer Treppe sitzend gefunden und er war es auch gewesen, der sie in der Küche mit einem heißen Schokolade aufgemuntert hatte.
Sie erinnert sich an einen warmen Abend im Herbst, an dem sie gemeinsam mit ihren Freunden am See gesessen hatten, während das Wasser die untergehende Sonne reflektierte. Eine Flasche Feuerwhisky war herumgereicht worden und zum ersten Mal hatte sie James gesehen. Die braunen Augen, die Sommersprossen, das breite Lächeln.
Sie erinnert sich daran, wie sie James in der Bibliothek gefunden hatte, verzweifelt Bücher über Fußball und Autos lesend, um ihre Eltern zu beeindrucken. Zwei Wochen später stellte sich heraus, dass Daisy und Joshua Evans ihn auch ohne jegliches Muggelwissen lieben.
Sie erinnert sich an den Moment, in dem er herausgefunden hatte, dass sie schwanger war. Er hatte noch nie glücklicher ausgesehen.
All diese Erinnerungen verschmelzen zu dem Moment, in dem James ihr den Ehering an den Finger steckt.
Er ist Lilys Zuhause.
JENSEITS VON EDEN.
Dieses Kapitel widme ich meiner liebsten Lesern, die mir jedes Mal tolle Kommentare hinterlassen, die mich davon überzeugen, dass ich weiterschreiben soll. Danke, dass es euch gibt. Momentfaengerin cruellablack HelenaShadowheart
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