kapitel neun, HELL WIE DER SOMMER.











HELL WIE DER SOMMER.

Ich liebte eine Mädchen
so hell wie der Sommer,
mit Sonnenlicht im Haar.

GEORGE R. R. MARTIN






21. November 1977

ALS SICH IHRE BLICKE TREFFEN, ist es Remus Lupin nicht möglich seine Augen von ihr zu nehmen. Für einen Augenblick mustert sie ihn fragend, dann schwingt Dorcas ihr dunkelblondes Haar über die Schulter und wendet sich wieder ihren Freunden zu, so als wäre nichts geschehen.

„Hast du schon aufgehört zu lachen?" fragt Remus seinen Freund der ihm gegenüber sitzt, nachdem auch er sich abgewendet hat.

„Dein Name bedeutet im Grunde Wolf Wolf," gibt er keuchend zurück und fängt erneut an bellend zu lachen.

„Wahnsinnig komisch," sagt Remus trocken und lehnt sich zurück. „Allerdings glaube ich mich daran zu erinnern, dass Sirius als der Hundestern bekannt ist und in der Konstellation Canis Major liegt. Canis ist lateinisch für Hund. Dein Animagus und Patronus sind ein Hund."

Es scheint, als hätte Sirius noch nie darüber nachgedacht und er versucht sichtlich seinen Schock zu verbergen, was seinem Gegenüber wiederum ein Schmunzeln entlockt. „Aber dafür hat mein Nachname nichts damit zutun," antwortet er sturköpfig.

Remus stützt seinen Kopf grinsend auf seine Handflächen. „Dein Animagus und Patronus sind ein schwarzer Hund, Sirius Black."

„Ja, aber..."

Wau wau!" Nun ist es an Remus sich vor Lachen nicht mehr halten zu können und mit einem breiten Grinsen steht er auf und verlässt die Große Halle, wie sooft ist die Bibliothek sein Ziel.

Unfreiwillig schweifen seine Gedanken zu Dorcas. Der einzige der davon weiß, dass die beiden sich eine Zeit lang hinter verschlossenen Türen getroffen haben, ist James und das nur weil er sie ein Mal nach Nachtruhe auf der Karte des Rumtreibers gesehen hatte.

     Remus findet, dass man sich mit Dorcas unverhältnismäßig gut unterhalten kann. Über belanglose und belangvolle Dinge. Oft haben sie viel gelacht, manchmal sind sie ernst geblieben. Remus hat ihr mehr von sich erzählt, als er es bei vielen anderen getan hat. Abgesehen von seinem kleinen pelzigen Problem, wie er es manchmal nennt, wenn er gute Laune hat, weiß sie fast alles über ihn. Doch gerade das ist alles andere als klein und Remus hat sich vor ein paar Wochen verboten, sich weiterhin mit ihr zu treffen, auch wenn er es so gerne getan hätte.

     Als er James damals von seiner endgültigen Entscheidung erzählte, es zu beenden, war dieser zuerst wütend gewesen, doch wusste er auch, dass er seinen Freund nicht umstimmen kann. Und obwohl Remus noch immer der Meinung ist, das richtige getan zu haben, kann er nicht bestreiten, dass er sich manchmal wünscht, die Zeit zurückzudrehen. Dass er seine Krankheit weiter ignorieren kann.


19. November 1977

REMUS HAT EINEN WEITEREN MORGEN im Krankenflügel verbracht, nach einer besonders schrecklichen Verwandlung in der Nacht zuvor. Er wünscht sich nichts mehr als im Schlafsaal zu verschwinden und den Schokoladenvorrat dort zu plündern, doch scheinbar hat das Leben andere Pläne für ihn.

     „Glaubst du wirklich, dass ich nicht merke was mit dir los ist?" fragt ihn eine ärgerliche Stimme hinter ihm, als er die hölzerne Tür des Krankenflügels schließt.

     Zwei Sachen, mit denen Remus Lupin nicht gut umgehen kann, sind Menschen die wütend auf ihn sind und Tränen. Deswegen ist Dorcas, der stille Tränen über die Wangen laufen, für ihn eine kleine Katastrophe. "Hast du mir aufgelauert?"

     „Merlin, warum hast du mir nicht gesagt, dass du ein Werwolf bist?" flüstert sie nur.

     Die Stille, die folgt, erscheint undurchdringbar und Remus findet keine Worte, welche er Dorcas auftischen kann. Er flüstert ihren Namen fast flehend, als er seine Stimme wiedergefunden hat.

     „Warum hast du es mir nie gesagt?" fragt sie noch einmal, dieses Mal zittert ihre Stimme nicht, sie ist fest. Als er nicht antwortet, fügt sie hinzu: „Dachtest du, ich würde dich verurteilen, für etwas, wofür du nichts kannst?" Dabei schlägt sie ihm halbherzig auf die Brust.

     „Nein, nein, Merlin, nein! Ich dachte... Ich dachte, dass du vielleicht..." Er weiß selber nicht so richtig, was er erwartet hat. „Ich wollte doch nur, dass alles so bleibt wie es ist."

     „Aber das ist es nicht! Du hast einfach aufgehört mich zu beachten. Sogar um es zu beenden warst du zu feige!" wirft sie ihm vor und ihm ist schmerzlich bewusst, dass es die Wahrheit ist. „Was auch immer das zwischen uns war."

     „Es tut mir leid." Das ist alles, was der Rumtreiber dazu sagen kann und sehnsüchtig denkt er daran, diese Konversation hinter sich zu lassen, sie einfach zu vergessen.

     „Du bist ein Troll. Es macht mir nichts aus, dass du ein Werwolf bist! Dann bist du halt einmal im Monat krank, na und? Du bist ein guter Mensch und das ist das einzige was zählt."

     „Du tust ja so, als hätte ich die Grippe. Ich werde jeden Vollmond zu einem grausamen Monster," zischt er und bereut es im nächsten Moment. Sie ist nicht die Schuldige. Mit einer Hand fährt er sich verzweifelt durch die braunen Haare.

Er liebt sie.

      Doch liebt er den Gedanken, dass sie in Sicherheit ist, mehr.

     Für eine lange Zeit ist es still zwischen den beiden, auch wenn Dorcas einige Male den Anschein macht, etwas zu sagen. Ihre Tränen sind getrocknet, als sie wieder etwas sagt. „Meine Liebe reicht nicht, um dich umzustimmen, habe ich recht?"

     Er muss an die vielen Male denken, an denen er überlegt hat, ob er sich selbst diese Liebe erlauben würde, ob er sie annehmen kann. Jedes Mal ist er letzten Endes zu dem selben Schluss gekommen.

     „Vielleicht in einem anderen Leben." Mit diesen Worten geht Remus und sieht nicht zurück.






JENSEITS VON EDEN.

So gerne ich die Beziehung zwischen Remus und Dorcas auch gesehen hätte, ich konnte mir kein anderes plausibles Ende vorstellen.

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