31 Houston, Texas.

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Meine Bachelorarbeit war abgegeben. Frisch gedruckt, voller Wissen und Forschung lag mein Schicksal nun in den Händen meiner Dozenten. Beide lächelten mich freundlich an und ließen mich wissen, dass sie sich in sechs Wochen melden würde.

Während ich nahezu auf dem Zahnfleisch ging, bot mir mein Erstbetreuer noch dreist einen Kaffee und Kekse an. Ausgeschlafen wollte er wissen, ob ich das Masterstudium ins Auge fasste, oder eher nicht.

Keine Ahnung, man! Ich wusste nicht einmal, welcher Wochentag gerade war und ob meine Schuhe zueinander passten. Wie sollte ich so etwas jetzt beantworten?

Um kurz nach elf Uhr am Morgen saß ich mit Noah im Speck-Eck. Der Pub hatte gerade erst seine Pforten geöffnet und wir bestellten das erste Bier. Schwerfällig legte ich meinen Kopf auf die Theke ab und sah, wie der übergewichte, riesige Wirt uns ein frisches Porter zapfte. Wenn wir essen wollten, mussten wir bis zwölf Uhr warten, denn die Küche hatte noch nicht auf.

»Trinken wir darauf, dass wir beide unseren Bachelor durch haben«, feierte Noah voller Energie und stieß gegen mein Bierglas, das ungerührt vor mir stand. Schwerfällig richtete ich mich auf und nahm einen großen Schluck. Mein Haar war zu einem so chaotischen Dutt gebunden, dass ich mir nicht sicher war, ob ich es je wieder durchkämmen konnte.

»Wieso bin ich so fertig und du siehst nur aus, als hättest du eine Nacht schlecht geschlafen?«, wollte ich wissen. Noah grinste schief: »Weil Informatikarbeiten anders aussehen. Mich hat dagegen die Korrektur und das Lektorat arm gemacht.«

Er wirkte missmutig und bedachte mich mit einem strafenden Blick. Doch ich wusste mich zu wehren: »Du wirst es nicht schaffen mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich hatte keine Zeit, um deinen Kram durchzuschauen. Außerdem habe ich von Informatik keine Ahnung.«

»Trotzdem war es teuer!«

Ich musterte Noah und stellte das Bier ab: »Okay, dann lade ich dich heute ein. Bestell was du willst.«

Die Augen meines besten Freundes leuchteten und er versuchte die Aufmerksamkeit des Wirts zu bekommen. Joey kannte uns bereits und beherrschte die eine oder andere Gebärde. Noah macht das Zeichen für Shots und Zwei, sofort wusste Joey Bescheid.

»Ich bringe dich sicher nach Hause, also betrinke dich ruhig«, versprach Noah mir, aber mir war nicht danach mich am frühen Nachmittag abzufüllen. Viel mehr konnte ich mich überhaupt nicht freuen und schrieb eine Nachricht an Harry. Wusste der Geier, wann ich eine Antwort bekam.

Die aktuelle Zeitverschiebung machte Kommunikation etwas schwierig und ich musste heute unbedingt noch packen. Schon morgen Abend flog ich nach Houston Texas und würde Harry endlich wiedersehen. Ich wartete darauf, dass die Vorfreude begann, doch stattdessen war ich einfach nur froh, dass ich alles auf die Kette bekommen hatte.

Die Videos für HearZone, meine Bachelorarbeit und nebenbei half ich Noah hier und da sich für den Deaf Slam in Chicago vorzubereiten.

»Foxy?«, mein bester Freund wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum. »Was ist wirklich los? Ich meine, ich weiß, dass Kapitan und du euch wieder nicht riechen könnt, aber keiner will mir sagen, warum das so ist. Ihr hattet einen prima Waffenstillstand.«

Ich zögerte und schließlich meinte ich: »Von mir hörst du keinen Ton, du ergreifst sowieso wieder Partei für deinen besten Kumpel, auch wenn du vorher schwörst es nicht zu tun.«

»Hältst du mich für so wenig objektiv?«

»Was Kapitan angeht, ja«, was sollte ich drüber lügen, denn so war es einfach. Noah schwieg und nippte an seinem Bier, er schien nachzudenken und als er mir den Shot zuschob, da ließ er mich wissen: »Aber wenn er etwas Falsches getan hat, dann bleibt es falsch. Ich werde das nicht schön reden und weiß, dass er nicht perfekt ist.«

Kurz und knapp kippte ich den Shot herunter, der Alkohol brannte mir in der Kehle und ich wehrte trotzdem ab: »Nein, ich will nicht drüber reden.« Alles, was mit Benny zu tun hatte, verdrängte ich.

»Kommst du denn nach dem Besuch bei Harry Potter wieder richtig nach Hause? Ich finde es mega ätzend, wie du versuchst Kapitan aus dem Weg zu gehen. Immerhin wohnst auch du dort.«

Da mochte Noah recht haben, aber ich hatte durch den vielen Stress keine Energie gehabt, mich Bennys blöden Kommentare entgegen zu stellen. »Wenn ich zurückkomme, dann trete ich ihn ordentlich in den Hintern. Oder ich mache das direkt in Chicago, denn er wird das Finale des Deaf Slams doch sicher Streamen.«

Noah nickte und wischte sich die Handflächen an seiner Jeans ab. »Erinnere mich nicht an den Deaf Slam. Ich kack mich schon alleine bei dem Gedanken daran ein.«

Prompt musste ich lachen, wenn auch nur kurz. Joey erklärte uns, dass wir nun Essen bestellen konnten und wir blieben bei unseren geliebten Fish & Chips. Eigentlich sollte es Bacon & Chips heißen, wenn man das Restaurant schon Speck-Eck nannte.

»Kriege ich eine Antwort, wenn ich frage, ob dich sonst etwas bedrückt? Sonst springst du immer im Dreieck wenn es darum geht Harry Potter auf Tour zu besuchen«, ärgerte Noah mich und trank seinen Shot. Im Gegensatz zu mir, wirkte er zufrieden und erleichtert darüber, dass er seine Abschlussarbeit los war.

»Sieh an, ich hätte gedacht, dass mein Witz-Mädchen schon bei dir gepetzt hätte«, antwortete ich, doch Noah rieb sich mit dem Mittelfinger die Stirn: »Hat sie nicht, sondern nur zickig geschrieben, dass ich dich gefälligst selbst fragen sollte.«

Amanda war ein Zuckerstück. Aber ich merkte am Blick meines besten Freundes, dass er sich ein wenig ausgeschlossen fühlte. Deshalb verriet ich ihm, was meine Freude auf Harry etwas dämpfte. Die Erkenntnis, dass Harry scheinbar meine Welt ignorierte und ich diejenige war, die in unsere Beziehung Herzblut und Energie investierte und er gefühlt... weniger.

Ich wollte ihm nicht vorwerfen, dass ich ihm in irgendeiner Weise egal war, aber es stimmte in unserer Dynamik etwas nicht. Als ich Noah die merkwürdige Vermutung erklärte, da unterbrach er mich nicht. Stattdessen nickte er ab und an und bestellte neue Shots und Bier für uns. Als das Essen schließlich kam, da endete ich.

Noah presste die Lippen aufeinander und fragte: »Weißt du, wie du das mit Harry Potter angehen willst?«

»Nein«, ich griff zu den Chips und ließ mir den Geschmack auf der Zunge zergehen. Dann kippte ich großzügig Ketchup drüber.

»Ich würde ihn testen. Ist vielleicht gemein, aber so weißt du ganz genau, ob er wirklich bewusst deinem Umfeld aus dem Weg geht, oder es wirklich sein enger Terminplan ist«, Noah machte sich über seinen frittierten Fisch her und ich dachte über seine Worte nach: »Wie genau würdest du das anstellen?«

In einem hatte Noah recht, so eine Art Falle war nicht nett, doch ich hatte das Gefühl, dass ich genau dies brauchte. Sein Vorschlag war es, dass ich Harry darum bat zu drei wichtigen Terminen zu kommen. Ich sollte verdeutlichen, wie viel es mir bedeuten würde.

»Ich würde jetzt nicht drauf zählen, dass er alle drei Termine gewuppt kriegt, aber zu einem sollte er echt kommen können«, meinte Noah. »Kannst du nicht in seinem Tourkalender nachsehen? Nicht, dass er an diesem Abend ein Konzert spielt. Es müsste ja schon fair sein.«

In meinem Nacken prickelte es und sobald ich meine Fish & Chips aufgegessen hatte, zog ich einen Block heran und suchte am Handy nach Harrys provisorischen Kalender. So wusste ich immer, wann er wo live spielte oder gesetzte TV-Termine hatte.

Nach einigem hin und her hatte ich meine drei Fallen. Da war der Deaf Slam in Chicago. Harry hatte durchaus die Möglichkeit dort mit mir hinzugehen, weil One Direction genau dann in dieser Stadt war.

Das Reibekuchenessen meiner Eltern war der zweite Termin. Einmal im Jahr schmissen meine Eltern eine Party im Wintergarten. Sie hatten extra ein professionelles Gerät, in dem man viele Reibeplätzchen gleichzeitig braten konnte. Zuvor kam unsere gesamte Familie zusammen und schälte die Kartoffeln. Mein Großonkel hatte einen Metzgerbetrieb und sorgte dafür, dass die Kartoffeln zerkleinert wurden.

Meine Oma holte dann gefühlte hundert Gläser selbstgemachten Apfelmus aus ihrem Keller und jedes Jahr luden meine Eltern eine andere Gruppe ein. Mal den Sportverein meines Dads, die Mitarbeiter meiner Mutter, die direkten Nachbarn. Bislang war es immer ein rauschendes Fest. Auf Bierbänken, mit Bowle, Bier und Feuerstellen, dauerte das Fest jedes Mal bis in die Nacht.

Jeder konnte essen so viel er wollte. Flint und ich liebten es. Und es wurde Zeit, dass ich Harry meinen Eltern vorstellte. Es wäre die perfekte Gelegenheit. Er war ihnen nicht komplett ausgeliefert und er würde alle auf einem Schlag kennenlernen.

Termin drei war im September. Das Fest für das Ende des Sommers. Noah und ich feierten es immer im Garten und luden eine Menge Freunde ein. Egal ob es regnete, die Sonne schien, oder es stürmte, wir grillten immer noch ein letztes Mal. Jeder brachte Alkoholreste mit und je nachdem, wie das Wetter war, überlegten Noah und ich uns etwas für die Party.

Als es letztes Jahr so stürmisch war, hatten wir nicht nur gegrillt, sondern Drachen steigen gelassen. Kindisch, aber es machte eine ganze Menge Spaß. Davor das Jahr hatte es nur geregnet, doch mit Gummistiefel und ein Wohnzimmer, das aussah, wie eine selbstgebaute Bude und wir machten einen kuscheligen Abend daraus.

»Das wird schon, Foxy. Harry Potter wäre schön blöd, wenn er nicht ein wenig Initiative zeigen würde«, machte Noah mir Mut. Trotzdem blieb ein merkwürdiges Gefühl. Ich wollte normal mit Harry darüber sprechen, aber die Stimme in meinem Kopf flüsterte eindringlich, dass ich mir jeden Atem sparen könnte.

Mäßig motiviert begann ich Abends meinen Koffer zu packen. Doch ständig fiel mir etwas ein, das ich vergessen hatte. Mein Koffer wirkte merkwürdig leer und mein Rucksack auch. Es dauerte etwas, bis mir auffiel, dass es vielleicht daran liegen könnte, dass ich nichts für die Uni mitnehmen musste.

Nachts fiel ich müde ins Bett und verbrachte den folgenden Tag damit ewig im Bad herumzuhängen, mit Fluffy durch den Park zu streifen und zu staunen, wir enorm groß er mittlerweile war. Er hörte nicht immer auf Kommandos und hatte Angst vor Fahrräder. Ich machte ein paar niedliche Fotos mit dem Handy von ihm, damit ich sie Harry zeigen konnte und dann fiel mir ein, dass ich meine professionelle Kamera doch noch mitnehmen könnte.

»Versuch ein bisschen dich zu entspannen«, riet Noah mir, als er mich zum Flughafen brachte. »Wenn du zurückkommst, dann haben wir ewige Sitzungen von HearZone vor uns, weil wir neu bis Januar planen müssen.«

»Erinnere mich nicht daran«, stöhnte ich. Noah zog mich in seine Arme, lachte und hielt mich so fest, dass ich kurz den Boden unter den Füßen verlor, dann grinste er breit: »Daran wird gedacht, wenn du zurückkommst. Aber jetzt kauf wieder ganz coole Dinge, die du uns nach Hause schickst.«

»Und du übst so viel für den Deaf Slam, wie du nur kannst. Ich kann es nicht erwarten zu sehen, wie Chicago merkt, wie gut du bist.«

Mein bester Freund lief knallrot an und schob mich dann in die Richtung Eincheck. Vielleicht sollte Noah fliegen und nicht ich. Im Flugzeug selbst wollte ich automatisch den Weg zur Economy Class einschlagen, doch die Stewardess hielt mich auf.

Natürlich... es hätte mich nicht überraschen sollen, dass man mir First Class gebucht hatte. Mit Eleanor hatte es Spaß gemacht zu fliegen, doch dieses Mal war ich alleine. Die zehn Stunden Flug würden durchaus besser in der ersten Klasse werden, als in der Zweiten. Trotzdem ließ ich mich nur zögerlich ins weiche Sitzpolster fallen.

Als das Flugzeug in der Luft war, wollte ich Filme schauen. Doch ich musste feststellen, dass sie ohne Untertitel waren und ich die Kopfhörer nicht benutzen konnte. Statt Entspannung gab es nur angestrengte Aufmerksamkeit. Also kramte ich in meinem Rucksack und nutze den Reader, den ich von Harry zu Weihnachten bekommen hatte.

Endlich kam ich mal wieder dazu richtig zu lesen und nicht nur aufgezwungene und wichtige Fachliteratur. Ich hatte mir vor dem Flug mehrere Zeitschriften für die Fotografie heruntergeladen, damit ich besser mit meiner Kamera zurecht kam. Seit ich mit Benny wieder verhärtete Fronten aufzog, hatte er mir natürlich keine Kniffe mehr gezeigt.

Zwischen Tipps für gute Bilder, zwitschte ich immer mal wieder zu einem kitschigen und vorhersehbaren Groschenroman. Irgendwo im Mittelalter rettete irgendein Lord mal wieder eine Maid, von der er nicht wusste, dass sie adelig ist. Jeder wusste, wie es ausging, aber trotzdem zog man sich diesen Schwachmatenunsinn rein.

Trotz super First Class, tollem Essen, Bewegungsfreiheit und Bonus-Luxus, war ich froh, als ich zehn Stunden Später endlich am William P. Hobby Airport in Houston landete und wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Ich fühlte mich gerädert und zog mich schleppend durch den VIP-Bereich. Mein Gepäck kam früher, ich brauchte nicht anstehen und nutze jede Rolltreppe, die ich kriegen konnte.

In Houston war es schon später Nachmittag und ich war erschlagen vom Jetlag. Es war, als würde mir ein ganzer Tag fehlen und jemand hätte ihn mir geklaut. Auf der Rolltreppe schaltete ich mein Handy wieder ein und wollte Harry gerade fragen, in welches Hotel ich musste. Bei all dem, was in letzter Zeit los war, war mir dieses Detail völlig entgangen.

Doch darüber musste ich mir keine Gedanken mehr machen, denn als ich aufsah, da erkannte ich am Fußende der Rolltreppe einen Schrank von einem Mann, der ein Schild mit einem lustigen Fuchs hochhielt. Automatisch musste ich breit grinsen: „Hey Jerry! Was machen die Ziegen?"

„Treiben meine Frau in den Wahnsinn, büchsen ständig aus und kacken überall hin", antwortete er prompt. Herzlich wurde ich begrüßt und war froh darum, dass er mich abholte. Automatisch nahm der Personenschützer mir das Gepäck ab und warnte mich vor: „Krieg gleich keinen Schlag, aber es ist furchtbar heiß draußen."

Er übertrieb nicht. 35 Grad knallten mir entgegen, als wir den Flughafen verließen. Ich schwitzte schon beim ersten Schritt und lernte die erste Lektion. Nämlich, dass die Amerikaner jedes Gebäude herunterkühlten.

„Meine Fresse, was ist das denn?", stöhnte ich und Jerry grinste. Er holte mich mit einem weißen Range Rover ab und sofort schaltete er auch dort die Klimaanlage an.

„Das tolle Wetter in Texas. Ich hoffe, du hast ganz viel Sonnencreme dabei, denn noch fünf Tage bleiben wir hier", teilte er mir mit. „Übrigens, Arlo hat sich für morgen gemeldet auf dich aufzupassen."

Ich prustete vor lachen: „Ach, hat er das?"Automatisch freute ich mich auf den kleinen blonden Bengel. Aufmerksam versuchte ich Jerry zu zuhören: „Ja, Cal muss morgen Arbeiten und in den letzten Tagen hat er Arlo oft mit zu Shootings genommen. Doch der Dreikäsehoch pfuschte immer wieder dazwischen. Er soll also dem Shooting fern bleiben."

Durch Jerry erfuhr ich, wie viel Zeit Harry in den nächsten Tagen für mich haben würde. Leider nicht allzu viel, aber das hatte ich ja bereits erwartet. Vielleicht schaffte ich es ein, zwei Dinge mit Harry zu unternehmen. Aber ohne Jerry würden wir wohl kaum alleine rausgehen können. Der Funken Begeisterung erlosch schon wieder.

Nach einer halben Ewigkeit hielt Jerry den Wagen vor einem Hotel, umgeben von Palmen. Der Fassadenbau war simpel, doch das Hotel Granduca Houston punkte mit seinem Inneren. Im alten italienischen Stil erinnerte es mich direkt an die Serie der Borgias. Die Moderne schien sich dort nicht ausgebreitet zu haben. Man setzte auf ältere Klassiker, wie rustikale runde Kronleuchter, auf denen früher Kerzen gesteckt hätten. Dunkle Holzmöbel und offene Räume ließen den Empfang des Hotels größer wirken, als er wirklich war.

Mit Vintage zu glänzen, schaffte nicht jedes Hotel, aber der hohe Standard ließ keinen Zweifel zu, dass es sich nicht hinter den Luxus aus Hamburg und Frankfurt versteckte. Ich mochte es, denn das Hotel passte zur Vorstellung, die man von Texas hatte. Fehlte nur noch der reiche Cowboy, der durch das Foyer spazierte.

Ich checkte ein und ein Page nahm mein Gepäck, um mich bis zur traditionellen Junior Suite zu bringen. Er bediente den Fahrstuhl und öffnete sogar die wuchtige schwere Hotelzimmertür. Obwohl der Service toll war, so wünschte ich, ich hätte den kurzen Weg alleine zurücklegen können.

Was jetzt, gab man dem Pagen Trinkgeld?

Ich hatte gar keine Dollar dabei.

Er säuselte irgendetwas, was ich nicht verstand und ich atmete erleichtert durch, als er mich endlich alleine in der Suite ließ. Ich stellte den Rucksack ab und sah mich in dieser schönen Suite um. Harry hatte sich bereits breit gemacht, aber ich verwettete meinen Hintern darauf, dass er die wuchtigen Sessel nicht ausprobiert hatte und ihm der tolle Ausblick auf dem Pool egal war. Über das Wasser spannten Lichterketten mit Glühbirnen. Edle gestreifte Pavillons reihten sich am Rande des Pools auf und schützen die Liegen vor der texanischen Sonne.

Jetzt leuchtete jedoch lediglich die Lichterkette und zahlreiche Kerzen. Die Gäste tranken Wein, Whisky und ich vermutete, dass Musik gespielt wurde, die ich nicht hörte. Ich wandte mich ab und bestaunte die dunklen Holzmöbel und schob zwei Schiebetüren auf, die wie Fenster wirkten. 

Das Schlafzimmer war toll. Es war, als würde man eine Zeitreise machen. Schwere dunkelrote Vorhänge hingen um das Bett herum, ich fühlte mich, als wäre ich in einen alten Wilden Westen Film gepurzelt.

Mitten auf dem Bett lag ein dunkelbrauner Stetson aus Leder. Ich runzelte die Stirn und griff nach dem Zettel, der dabei lag. Es standen nur drei kleine Worte in Harrys Schrift drauf und automatisch musste ich Lächeln. Dann nahm ich den Stetson zur Hand und setzte ihn auf.

„Scheiße ist das Ding cool", flüsterte ich und drehte mich um. Neben dem Schrank stand ein altmodischer Schminktisch mit einem ovalen Spiegel. Ich betrachtete mich amüsiert.

Und während ich alleine im Zimmer stand, merkte ich, dass meine durchtriebene Fantasie, die von der Bachelorarbeit aufgesaugt worden war, wieder zurückkam.

Es wurde Zeit sie auszuleben und ich vermutete nicht, dass Harry irgendetwas dagegen haben würde.

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