30 Ist okay.
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Es war absolut ruhig in Harrys Perwoll-Haus.
Zuerst war das ungewöhnlich, denn in der WG gab es immer irgendwelche Geräusche und wenn es nur der Wind war. Normalerweise irritierten mich Geräusche dieser Art, aber die Stille tat es ebenfalls. Also legte ich meine CI's ab und breitete mich in Harrys Wohnzimmer aus. Dort nutze ich den mächtigen Esstisch und die Couch.
Ich hatte sämtliche Bücher, die ich für meine Bachelorarbeit brauchte, ausgeliehen. Fizzy war so lieb und fuhr mich mit dem Auto und der Fracht zu Harrys Haus.
Jetzt lagen Bücher, Notizen und Texte wie ein Meer verteilt. Mein System war kompliziert, doch ich wusste ganz genau wo was lag. Seit über einer Woche wohnte ich hier, hatte eingekauft und Harry Bescheid gesagt. Größten Teils ernährte ich mich von chinesischen Instant-Nudeln, Fertigpizza, Jogurt und Chips. Und natürlich von Koffein in Form von Kaffee, Cola und Eistee.
Eigentlich liebte ich mein Thema: Italienische Kunst im Faschismus. Meine zwei betreuende Dozenten war großartig und unterstützend. Sie gaben Hinweise zur passende Literatur, schwärmten selbst von Bauten aus Italien, die sie schon besucht hatten und winkten mein schriftliches Grundgerüst mit ein, zwei Anmerkungen ab.
Danach haute ich rein. Ich gab mir selbst den imaginären Startschuss, sobald ich bei Harry zu Hause war. Sämtliche Fachliteratur von Sammelbänden, Monografien, Berichten, Lexikas und Zeitschriften waren mit gefühlt tausend Zettelchen in verschiedenen Farben gekennzeichnet.
Ich gab alles, und wenn ich nicht für Hearzone los musste und ein Video drehte, dann verkroch ich mich mit meinen Unterlagen. Benny ignorierte ich und wechselte kein Wort mit ihm, auch wenn er immer wieder versuchte mich mit dummen Sprüchen zu provozieren.
»Foxy, du siehst aus, wie eine graue Regenwolke, pump mehr Vitamine in dich rein. Sonst setzten sich noch Staubfussel an dir fest, weil sie denken ihre Königin sei auferstanden.«
Dies irritierte Fizzy und Noah und ich begann Benny wieder genauso zu hassen, wie ich es vorher getan hatte.
»Kommst du eigentlich überhaupt noch mal nach Hause?«, wollte Noah wissen und ich vertröstete ihn auf: »Sobald meine Bachelorarbeit fertig ist.«
Vor meinen Augen hatte ich ein Ziel. Ich wollte Harry im Sommer unbedingt länger in Amerika besuchen und dabei auch den finalen Deaf Slam in Chicago erleben. Nur dafür rackerte ich mich ab und verzichtete auf unzählige freie Abende und legte Nachtschichten ein. Mein Vorteil war, ich konnte wissenschaftlich wirklich gut schreiben.
Was mich aufhielt waren diese verfickten Fußnoten. Und für jedes scheiß Medium musste ich anders zitieren. Dies kostete mich nur unnötig Zeit.
So erreichte ich am heutigen Nachmittag jedoch endlich das Beinahe-Ende. Nur noch das Fazit, der sogenannte Schluss wartete auf mich. Stolze 45 Seiten hatte ich in zwei Wochen geschafft und mein Hirn kochte gefühlt in seiner eigenen Suppe.
Fix und fertig lag ich auf dem Teppichboden im Wohnzimmer, umzingelt von der Fachliteratur und alles was ich tat war atmen. Ich war fix und fertig. Dabei durfte ich mich nicht zu früh freuen, denn ich musste mein Baby ja noch zur professionellen Korrektur schicken. Danach wurde es noch ein, zweimal überarbeitet.
Doch heute würde ich keine Zeile mehr tippen. Ich konnte mich nicht mehr richtig konzentrieren und brauchte dringend eine Pause. Wie auf Kommando sah ich mein Handy aufleuchten. Sofort hob ich den Kopf und grapschte nach.
Meine beste Freundin Amanda wollte wissen, wie genau Harrys Adresse lautete. Sie wollte mir ein Päckchen dorthin schicken, wenn ich schon nicht in der WG war. Schwerfällig antwortete ich ihr und dann blieb ich wieder liegen. Irgendwann rollte ich mich auf den Rücken und starrte an die Decke.
Bevor Harry wieder nach London kam musste ich in seinem Haus unbedingt klar Schiff machen, sonst traf ihn der Schlag. Insbesondere seine Küche hatte ich zugemüllt.
Wieder leuchtete mein Handy auf und dieses mal runzelte ich bei der Nachricht die Stirn.
'Dein Päckchen steht vor Harrys Haustür. Beweg dich und hole es dir, bevor es jemand klaut.'
Das glaubte sie doch selbst nicht!
Trotzdem kämpfte ich mich auf die Beine und fühlte mich, als hätte ich einen mörderischen Kater. Wissen konnte also auch high machen. Hastig band ich mein strähniges Haar zusammen und kniff mir in die Wangen. Nicht, dass mich auch nur irgendeiner so entdeckte und die Polizei rief.
Sobald ich die Haustür aufriss, sah mich nicht nur irgendjemand, sondern gleich zwei Paar Augen, die ich nur allzu gut kannte. Fluffy, mittlerweile so groß wie ein Pony, sprang mich begeistert an und sorgte fast dafür, dass ich den Boden küsste. Direkt dahinter stand Amanda und musterte mich amüsiert.
Das Erste, was sie sagte war: »Du muffelst, Foxy.«
»Freundlich, wie eh und je«, stellte ich fest und sie schob sich an mir vorbei. Kaum hatte ich die Haustür geschlossen, da roch ich an meinem Shirt, konnte jedoch nichts Verdächtiges feststellen.
Ungeniert betrat Amanda das Wohnzimmer, stellte ihre Reisetasche ab und sah sich im Chaos um. Fluffy lief natürlich eiskalt über meine Stapel von Arbeitsblätter und sprang auf Harrys gefühlter 1 Mio Pfund Couch. Zu meinem Chaos gesellten sich nun noch Hundehaare und vielleicht ein paar Unfälle. Wer wusste schon wie viel Fluffy in Form eines Ponys in zehn Minuten kaputt machen konnte?
Amanda drehte sich einmal um sich selbst, dann erklärte sie: »Du gehst jetzt erst Mal duschen. So ertrage ich dich nicht. Man atmet ja nur noch durch den Mund in deiner Nähe.«
»Was zum Teufel machst du hier?«, erschöpft rieb ich mir über das Gesicht und sah auf das breite Grinsen meiner besten Freundin: »Mich um dich kümmern. 'Pickel' käme sonst in einem Interessenkonflikt und Harry Potter turnt auf einem anderen Kontinent herum. Also übernehme ich das. Irgendwelche Einwände?«
So schnell konnte ich gar nicht nach einer schlagfertigen Antwortsuchen, wie Amanda mich abwürgte: »Keine! Fein, jetzt geh' erst einmal baden, komm.«
Sie bestand darauf, dass ich Harrys Wanne benutzte und trichterte mir ein, dass ich auf jeden Fall das volle Programm nötig hätte. Mir wurde etwas, wie eine selbstgemachte Maske ins Gesicht geschmiert, das ganze Bad war so warm, wie eine Sauna und Amanda hatte mir eine ziemlich teure Haarkur mitgebracht, die ich fast 20 Minuten einwirken ließ.
In der Wanne wäre ich fast eingeschlafen und kämpfte mich eher ungern aus dem warmen Wasser. Aber als meine Haut schrumpelig wurde, da konnte ich es nicht mehr hinauszögern. Mehrmals musste ich an mein letztes langes Bad denken und meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
Mit Harry zu baden hatte sich unglaublich intim angefühlt und ich hoffte, wir würden das ganz bald wiederholen. Ich vermisste Harry unglaublich, aber ich vermisste auch meinen normalen Alltag. Einen, der nicht so stressig war und wo alles irgendwie... so war, wie ich es kannte.
Im Schlafzimmer kämpfte ich mich in meinen Pyjama und fiel erst einmal erledigt in dieses übergroße Bett. Nur ganz kurz wollte ich die Augen zu machen und musste zugeben, dass ich mich nach dem Bad besser fühlte.
Leider blieb es nicht bei nur mal kurz die Augen schließen. Ich fiel in einen komatösen Schlaf und als ich wieder wach wurde, da hielt ich die Decke umklammert, als wäre sie ein übergroßes Kissen. Völlig verrenkt und desorientiert merkte ich, dass es hell draußen war und es roch leicht nach Hund.
Fluffy hatte den Kopf auf die Matratze gelegt und sah mich ruhig mit seinen treuherzigen Augen an. Ich streckte die Hand nach ihm aus und kraulte ihn hinter dem Ohr. Er genoss das sichtlich und ich sah auf die Uhr auf der Nachtkonsole.
Heiliger Bimbam, ich hatte mehr als zwölf Stunden geschlafen. Nur langsam fiel mir wieder ein, dass meine beste Freundin mich am Vortag überfallen hatte. Ich sprang etwas zu hastig aus dem Bett, stolperte über Fluffy und eilte barfuß die Treppen runter. Schon im Flur roch es nach Backware, aber auch nach etwas, was nur Amanda kochen konnte.
Auf dem Esszimmertisch stand ein Blech Apfelkuchen, daneben eine große Schüssel bunter Salat und das Honig-Senf-Dressing in einem extra Glas war definitiv von ihr selbst gemacht. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, denn meine Beste war eine kleine Zauberin.
In der Küche hatte sie sich ordentlich breit gemacht und ohne Hemmung war sie einfach an Harrys Schränke gegangen. Amanda brauchte keinen Thermomix, sie war der Meinung, dass man Essen schmecken, riechen und berühren musste. Von einer blöden Maschine wollte sie sich nicht vorschreiben lassen, wie sie zu kochen hatte.
Jetzt standen auf der Arbeitsfläche mehrere Säfte, regelrechte Vitaminbomben und in einem Topf köchelte etwas gemütlich vor sich hin. Amanda war gerade dabei die Sauerei aufzuräumen. Als sie mich bemerkte, da hörte sie auf eine Pfanne abzutrocknen und strahlte mich an. Sofort stellte sie die Pfanne ab und gebärdete: »Heute siehst du schon viel besser aus. Die Mütze Schlaf hat dir gut getan.«
Ich konnte nicht anders, ich musste sie einfach fest umarmen und spürte, dass sie lachte. Es hatte selten so gut getan Amanda zu sehen und ich hatte die Dosis die-Beste-aller-Zeiten dringend gebraucht.
»Gott sei dank stinkst du nicht mehr. Aber an deinen Haaren müssen wir noch was machen, die Kur gestern hat nicht alles gerettet«, rieb sie mir unter die Nase. »Deine Augenringe sind auch eher Autoreifen, statt Schatten.«
»Sehr witzig, vielleicht sollte ich Botox probieren«, meinte ich sarkastisch, doch Amanda wehrte mit der Hand ab: »Quatsch, wir kriegen das mit gutem Essen schon wieder hin. Also, worauf hast du als erstes Hunger?«
Ich sah zum Topf auf dem Herd und hob den Deckel an.
Ach du Scheiße!
Das war der Osmanische Tontopf!
Niemand, nur Amanda und ihre Oma kannten das Rezept. Egal wie betrunken man sie auch machte, sie verriet niemals, wie sie ihn kochte. Ich liebte ihn abgöttisch und sie kochte ihn nur, wenn sie glaubte, man habe ihn verdient.
Eine ziemlich fiese Regel und ich hatte mich schon das eine oder andere Mal ins Koma gebettelt, damit sie in zauberte. Doch Amanda blieb hart und erklärte mir jedes Mal, dass es den Osmanischen Tontopf nicht jeden Samstag gab.
»Ich bin gerade wunschlos glücklich«, genießend atmete ich den vertrauten Geruch des Eintopfes ein. »Kann ich den auch schon zum Frühstück essen?«
»Klar, der Eintopf weiß ja nicht, wie spät es ist«, witzelte meine Beste ziemlich platt und ich nahm zwei Schüsseln aus dem Schrank. Wir setzten uns an den Esstisch und während Fluffy meine Füße wärmte, spachtelte ich den heißen Eintopf. Das frische Essen tat einfach unglaublich gut.
Amanda goss mir ein großes Glas Saft ein und schnitt den Apfelkuchen an. »Du bist fertig mit deiner Abschlussarbeit?«
»So gut wie«, gab ich zu. Kurz schwieg sie und ich bemerkte, dass sie eigentlich ganz andere Fragen hatte, also forderte ich sie auf: »Was ist? Komm schon, was beschäftigt dich?«
»Wenn du fertig bist, wirst du dann wieder zu Harry Potter fliegen?«
»Wahrscheinlich. Ich weiß noch nicht genau in welcher Stadt ich ihn besuche, aber es geht wohl definitiv in die Staaten.« Ich erzählte ihr davon, dass ich Noah auf jeden Fall in Chicago bei der Deaf Slam Weltmeisterschaft unterstützen wollte. Am liebsten würde ich Harry mitnehmen und hoffte, sein Terminkalender würde es möglich machen.
Amanda nickte schließlich: »Und er hat keine Zeit hier mal vorbei zu schauen? Ich meine, Blauauge hat es sogar zum Puh-Pasch geschafft.«
Dazu schwieg ich, denn ehrlich gesagt fand ich es toll, dass Niall im Puh-Pasch aufgetaucht war. Von Harrys Bandkollegen kannte ich ihn mittlerweile am Besten, doch die Sprachhürde blieb. Aber er machte wirklich Fortschritte, was die Gebärdensprache anging.
»Blauauge hat mächtig dazu gelernt, was die Gebärde betrifft«, wich ich dem eigentlichen Thema aus, doch Amanda war zu clever dafür, um sich austricksen zu lassen: »Aber Harry Potter kann sicher besser gebärden, oder?«
Ich stopfte mich mit Essen voll und Amanda runzelte die Stirn: »Harry Potter kann doch mittlerweile die eine oder andere Gebärde?« Sie starrte mich in Grund und Boden, weshalb ich schließlich zugab: »Nein, wir reden und brauchen die Gebärde nicht.«
»Aber es ist ein Teil deiner Sprache und wenn es laut wird, dann-«, Amanda hielt inne. Sie musste mich nicht belehren. Ich wusste selbst, wie furchtbar eine laute Umgebung war. Meine beste Freundin schien nachzudenken, schließlich fragte sie: »Würdest du dich nicht darüber freuen, wenn Harry Potter gebärden könnte?«
»Natürlich, aber wie gesagt, er braucht sie nicht und weshalb soll er dann Zeit aufwenden, für etwas, was er nicht aktiv nutzt?«, ich atmete tief durch und erklärte ihr, dass Zeit allgemein ein Problem bei Harry war. Alles passierte in Hektik, er hatte immer etwas zu tun und ich wollte nicht, dass ich noch mit zusätzlichen Anforderungen um die Ecke kam.
Geduldig versuchte Amanda Harrys Welt zu verstehen. Ich erwähnte die vielen Reisen, die Ausflüge von uns zusammen, ein paar Vorkehrungen, wie Jerrys Begleitung, damit mir nichts passierte und das man Harry eben teilen musste. Ich konnte in Amandas Gesicht nicht lesen, was sie dachte und erzählte und erzählte.
Bei Noah hatte ich immer das Verlangen Harry zu verteidigen und bei Amanda wollte ich, dass sie verstand, wie anders die Welt meines Freundes war. Als ich endete, da war ich ziemlich erschöpft und meine beste Freundin stand auf und füllte mir den Teller mit neuer Suppe nach. Dann reichte sie mir eine Scheibe Brot dazu.
»Foxy, darf ich ganz ehrlich sein?«, fragte sie und ich nickte: »Klar!«
»Ich finde, dass Harry Potter sich das alles ziemlich einfach macht und du es bist, die den Preis für euch beide bezahlt.«
Langsam ließ ich das Brot in den Händen sinken und sie fuhr fort: »Es ist eine Beobachtung, die auch 'Pickel' schon gemacht hat und du weißt, ich bin nicht oft einer Meinung mit ihm. Du bist es, die Harry Potter hinterher reist. Du bist es, die sich seinem Alltag anpasst, du änderst auf Socia Media alles was du kannst und er postet nicht einmal ein klares Statement, das euch zusammen zeigt. Du änderst sämtliche Termine, Uni, Arbeit, Freunde, damit ihr euch sehen könnt. Du hältst dich regelmäßig in seiner Welt auf, er sich allerdings nie in deiner. Du bist völlig erschöpft, wenn du von Besuchen zurückkehrst. Du wartest auf ihn, ob in Hotels, Flughäfen, Tourbussen. Alles, was du tust wirkt, als wäre er der Nabel der Welt. Aber das ist er nicht.«
Es war wie ein Schlag ins Gesicht das so gesagt zu bekommen.
»Ich glaube nicht, dass Harry Potter dich nicht liebt«, stellte Amanda direkt klar. »Als er zum Deaf Slam kam, war nicht zu übersehen, wie er dich ansieht und was du ihm bedeutest. Aber ich denke, er leugnet einen Teil von dir, den er nicht richtig akzeptiert.«
Mein Magen zog sich schwer zusammen und atmen fiel mir schwer. Denn auch mir hatte eine leise, fiese Stimme im Kopf genau dies schon zugeflüstert.
Amanda und ich waren jedoch schon zu lange befreundet, als dass sie mir nicht die Wahrheit sagen würde, was sie wirklich dachte: »Er ignoriert, dass du ein Handicap hast.«
»Nein«, wehrte ich mich. »Er nimmt durchaus Rücksicht.«
»Er nimmt so minimal Rücksicht, wie er nur kann«, korrigierte sich Amanda. »Und das ist scheiße wenig! Als Freund ist Harry Potter ein absolutes Arschloch.«
Nun wurde ich wütend: »Das ist nicht wahr! Er ist ein toller Freund, er liebt mich, behandelt mich anständig und-«
»Würde er dich wirklich anständig behandeln, dann würde er nicht so viel Energie darauf verschwenden deiner Welt auszuweichen«, meine beste Freundin blieb hart. »Foxy, wir, deine Freunde, die Gebärdensprache, die Stille, deine visuelle Wahrnehmung, die Tatsache, dass die Hörenden anstrengend sind, all das gehört zu dir.«
Ich stand auf, mir war der Appetit vergangen. Aber Amanda war noch nicht fertig, sie folgte mir in die Küche und schnipste mit den Fingern vor meinem Gesicht herum: »Wir waren immer ehrlich zueinander und ich werde damit jetzt nicht aufhören, nur weil dein Kerl angeblich so wichtig ist. Er ist nicht wichtiger als du. Eine Beziehung sollte ausgeglichen sein und wenn ich dich ansehe, dann ist es das nicht.«
»Woher willst du das wissen? Wir kommen gut klar!«, behauptete ich und bemerkte, dass Amandas Miene sich änderte. Sie wurde traurig: »Ja, das habe ich auch einmal gedacht, als ich eine Beziehung mit einem Hörenden hatte, und weißt du noch, was du da zu mir gesagt hast?«
»Nein«, meinte ich bockig.
»Ich aber. Nämlich, dass eine Beziehung aufhört gut zu sein, wenn sie auf Kosten eines einzelnen Partners existiert. Das ist bei dir der Fall.«
Darauf reagierte ich nicht. Ich liebte Harry und wenn ich Zeit mit ihm verbrachte, dann fühlte sich das absolut richtig an. Als... wäre er dieser eine Mensch, der wie eine zweite Hälfte zu mir passte. Ich hatte noch nie solche Gefühle für jemand anderen gehabt. Alles andere war eine kindische und oberflächliche Schwärmerei gewesen. Wieso konnte Amanda das nicht sehen?
Sie strich mir über den Arm und neigte leicht den Kopf: »Ich frage dich zwei Dinge und wenn du beide mit Nein beantwortest, dann sehe ich ein, dass ich mich geirrt habe.«
»Okay, lege los«, verlangte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Du bist nicht unglücklich? Jetzt, gerade, genau in diesem Moment und wahrscheinlich schon die ganze letzte Woche?«
Was war das für eine Frage?
»Glück ist schwierig zu definieren«, fand ich und merkte selbst, dass ich auswich. Amanda ging darauf nicht ein, stattdessen stellte sie mir die zweite Frage: »Du bist innerlich total erschöpft und fühlst dich, wie eine Kerze, die dabei ist auszugehen, nicht wahr?«
Ich sah sie stumm an, langsam löste sich meine abwehrende Haltung, denn so sehr ich Harry auch liebte, so wusste ich ganz tief in mir drin, dass ich keine ihrer Fragen mit einem klaren Nein beantworten konnte. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich suchte rasend nach einer passenden Erwiderung. Doch alles was ich tat, war zu schweigen.
Ohne, dass ich es wollte, merkte ich, wie der Kloß in meinem Hals immer größer wurde und als er schließlich platze, da rollte die erste Träne über meine Wange. Amanda presste die Lippen aufeinander, aber dann lächelte sie tapfer und meinte: »Ist okay.«
Und ihr Okay endete damit, dass sie mich fest in den Arm nahm und mich weinen ließ.
Es war das erste Mal, nach einer langen Zeit, in der ich eine hohe starke Mauer um mich herum baute, dass ich mich wirklich wieder okay fühlte.
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Hallo ihr Lieben :)
Ich hoffe, es ist noch jemand da? Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, ich habe lange über das Gespräch zwischen Amanda und Isabell nachgedacht und ich hoffe, man versteht, was Amanda eigentlich sagen will. So 100% zufrieden bin ich mit diesem Kapitel nicht, aber ich denke, man sollte ein solches Gespräch nicht so extrem ausschreiben.
Kocht hier jemand mit einem Thermomix? Oder hat das mal getan?
Was ich fragen wollte, soll ich ein extra Kapitel anlegen, wo ich die Gebärdennamen aller einmal aufliste und man sich einen Überblick verschaffen kann, wenn man es einmal vergessen sollte? Bitte sagt eure Meinung :)
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