53

Jack

"Jack?" fragt mich plötzlich Lola und ich wende meinen Blick zu ihr. Wir sind mittlerweile schon eine Stunde lang durch den Wald gelaufen, doch gefunden haben wir immer noch nichts.

"Ja?" gebe ich zurück und sehe die Verunsicherung in ihren Augen.

"Bist du sicher, dass wir uns nicht schon wieder verlaufen haben?" fragt sie und ich bin mir selbst schon nicht mehr sicher.

"Nein. Zumindest hoffe ich das. Wir sind doch immer geradeaus gegangen oder?" frage ich und sie nickt.
"Dann kann ja gar nichts schief gehen."

"Aber du hast doch gar keine Beweise dafür. Vielleicht sind wir sogar noch viel weiter weg gegangen." sagt sie und blickt traurig zu Boden.

"Okay. Wir machen es auf die einfachere Weise." sage ich und nehme ihre Hand etwas fester.

"Jack? Was hast du vor?" fragt sie unsicher, doch ich achte nicht darauf und stoße mich vom Boden ab.
Wir fliegen los und als ich wieder zu Lola schaue, sehe ich, dass ihre Augen vor Verwunderung geweitet sind.
"Wow!"
Wir fliegen über den Wald und halten Ausschau nach Lolas Zuhause.

"Lola?" frage ich und sie wendet ihren Blick mit den strahlenden Augen mir zu. "Wie lange bist du eigentlich schon im Wald?"

"Also am Morgen bin ich losgegangen...fast einen ganzen Tag schon." sagt sie und das Strahlen verschwindet.
"Meine Mama wird sich sicher schon Sorgen machen."

"Aber wenn du zurückkommst, dann wird sie wahnsinnig froh sein, dich wieder zu sehen." sage ich und lächle sie an. In ihr Gesicht schleicht sich ebenfalls ein Lächeln.

"Ja. Das wird sie." sagt sie und blickt wieder nach unten, um ihr Haus zu finden.
Ich schaue auch wieder nach unten und plötzlich erblicke ich ein kleines, aus Holz gebautes, Häuschen. Es hat ein rotes Dach und einen kleinen Schornstein, aus dem Rauch qualmt.

"Ähm...Lola?" frage ich, lasse aber das Häuschen nicht aus den Augen.
"Hat dein Haus zufällig ein rotes Dach und ist aus Holz?"

"Ja! Wieso fragst du? Hast du es gefunden?" fragt sie schnell und blickt in meine Richtung. Als sie ihr Zuhause erblickt funkeln ihre Augen vor Freude, was mich zum lächeln bringt.

"Komm!" rufe ich und fliege noch etwas schneller, wobei ich aufpasse, dass ich Lola nicht verliere.
Wie ein Blitz rasen wir in der Dunkelheit auf das wenig erleuchtete Haus zu und kurz darauf landen wir.
Ich höre, wie Lola ein kleines Quietschen ausstößt und muss grinsen, dann werde ich wieder ernster.

"Jack? Kannst du bei mir bleiben? Zumindest heute noch?" fragt sie dann und ihre Augen sehen mich so flehend an, dass ich nicht Nein sagen kann.

"Na gut." sage ich und seufze.
Bei diesem wahnsinnig süßen Blick kann ich einfach nicht Nein sagen.
Dann wende ich mich wieder dem wichtigen zu und hocke mich hin, sodass ich auf Lolas Größe bin.
"Lola. Du musst mir jetzt ganz genau zusehen."
Sofort wird ihre Miene stahlhart und sie nickt ernst.
"Du darfst deiner Mutter nichts von mir erzählen. Du musst so tun, als ob ich nicht da wäre." sage ich und sie legt den Kopf schief.

"Aber wieso denn nicht? Was hat meine Mutter denn getan?" fragt sie und ich schüttele leicht den Kopf.

"Deine Mutter hat gar nichts getan, aber sie glaubt nicht an mich. Nur ihr Kinder tut das. Das heißt deine Mutter kann mich nicht sehen und sie würde dich für verrückt halten, wenn du sagst, dass du mit Jack Frost über den Wald geflogen bist." sage ich und sie lächelt.

"Okay. Ich habe verstanden. Aber du bist trotzdem da, oder? Ich kann dich immer sehen." sagt sie unsicher und mein Lächeln wird noch breiter.

"Natürlich. Du glaubst an mich. Also kannst du mich auch sehen. Und jetzt lass uns reingehen. Ich verspreche dir, dass ich immer in deiner Nähe bleiben werde." sage ich und sie beginnt zu grinsen.

"Und ich verspreche, dass ich meiner Mutter nichts sagen werde." sagt sie, dann hält sie ihren kleinen Finger zwischen uns. "Kleiner-Finger-Schwur?"
Ich muss mir ein Lachen verkneifen, doch Lola bleibt ernst.

"Kleiner-Finger-Schwur." sage ich und hacke meinen kleinen Finger in ihren ein.

"Gut. Dann klopfe ich jetzt an." sagt Lola und hebt ihre Hand an die Tür um zu klopfen. Ich nicke ihr zuversichtlich zu, dann klopft sie.
Ich höre schnelle Schritte aus dem Haus, dann wird die Tpr auch schon aufgerissen und eine Frau stürmt heraus. Sie hat blonde Haare und trägt auch nur ein paar braune Lumpen als Kleidung. Ihre Augen, die eigentlich grün sein sollten, sind rot und verweint.

"Lola!" ruft sie und umarmt Lola stürmisch. "Wo warst du denn? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht."
Sie legt ihre Hände um Lolas Wangen und streichelt diese leicht.

"Alles ist gut Mama. Ich bin ja wieder da." sagt Lola und blickt kurz zu mir, dann wieder zu ihrer Mutter.
"Ähm...könnten wir reingehen?"

"Ja natürlich, mein Schatz." antwortet ihre Mutter und blickt kurz in meine Richtung, sodass ich mich frage, ob sie mich vielleicht doch sieht, dann wendet sie sich ab und geht hinein. Lola und ich folgen ihr unauffällig.
Wir gehen durch das kleine Haus und bleiben in einem Raum stehen, indem ein Esstisch steht. Lolas Mutter geht zu einer Art Küche und nimmt einen Kochtopf vom Herd. Lola setzt sich auf einen Stuhl am Esstisch und ich schwebe über ihr in der Luft.
Lolas Mutter stellt den Kochtopf auf den Tisch und öffnet ihn. Dann stellt sie ein Körbchen voller Brot daneben und wendet sich an Lola.

"Ich muss noch kurz auf die Toilette. Du kannst schon beginnen zu essen, Schatz." sagt sie und wartet bis Lola nickt, dann geht sie aus dem Raum und lässt Lola und mich allein.
Lola nimmt sich ein paar Nudeln aus dem Topf und legt sie auf ein Teller vor sich. Dann nimmt sie sich etwas Brot und sieht zu mir nach oben.

"Möchtest du auch?" fragt sie und hält mir das Brot entgegen. Ich bejahe und nehme das Brot an mich. Dann beginne ich zu essen, bis Lolas Mutter wiederkommt.
Sie setzt sich zu Lola an den Tisch und nimmt sich ebenfalls etwas zu essen.

"Wieso warst du denn den ganzen Tag fort, Lola?" fragt sie und Lola hört auf zu essen.

"Ähm..ich habe mich verlaufen und dann irgendwie wieder hergefunden."  antwortet Lola und wendet sich wieder ihrem Essen zu.

"Das ist toll, dass du dich schon so gut orientieren kannst." sagt ihre Mutter und lächelt, dann isst sie weiter.
Nach kurzer Zeit sind die beiden fertig mit dem Essen und Lolas Mutter und Lola erheben sich vom Tisch.
Lola möchte beim Wegräumen helfen, doch ihre Mutter schüttelt den Kopf.

"Ich mache das schon. Geh du ins Bett. Es ist schon spät." sagt sie und lächelt kurz, dann wendet sie sich wieder dem Wegräumen zu und Lola blickt zu mir. Dann geht sie aus dem Raum und weiter in einen anderen. Der Raum ist mit rosa Tapeten, die schon verblichen sind und einem Bett eingerichtet. Lola schließt die Tür hinter mir und seufzt.

"Was ist denn los?" frage ich und Lola blickt traurig zu mir.

"Meine Mutter ist traurig. Das sehe ich ihr an. Und deswegen bin ich auch traurig." antwortet sie und ich verstehe.

"Aber du musst deswegen doch nicht traurig sein. Deine Mitter hat sich nur Sorgen um dich gemacht und deswegen ist sie noch ein bisschen geschockt." sage ich und Lolas Blick erhellt sich.

"Ich will jetzt nicht traurig sein. Kannst...kannst du nochmal zaubern?" fragt sie und der alte frohe Glanz ist wieder in ihren Augen zu sehen.

"Klar." sage ich, dann mache ich eine kleine Handbewegung und eine Schneeflocke tanzt um Lolas Gesicht herum. Sie beginnt sofort zu kichern und will die Schneeflocke fangen. Diesmal bin ich zu langsam und Lola hat sie gefangen, bevor ich sie zerspringen lassen konnte. Langsam öffnet sie die Hände und sie betrachtet die Schneeflocke, die langsam in ihren Händen schmilzt.

"Du solltest jetzt wirklich schlafen." sage ich und Lola nickt mit einem Lächeln im Gesicht.

"Ja." sagt sie und zieht sich die Schuhe aus. Sie stellt sie vor ihr Bett, dann legt sie sich ins Bett, macht aber die Augen nicht zu.
"Aber ich will nicht alleine schlafen. Ich will, dass du dich zu mir legst. Sonst könntest du wegfliegen und mich alleine lassen. Und das will ich nicht." Diese Aussage lässt mich schmunzeln.

"Na gut. Aber morgen früh fliege ich weiter. Okay." sage ich und Lola nickt ganz schnell.
Dann lege ich mich neben sie und sie schließt sofort die Augen. Kurz darauf ist sie auch schon eingeschlafen.
Als ich zu ihr blicke, erinnert sie mich sehr an Elsa und sofort bekomme ich Heimweh. Sofort habe ich ein Bild von Elsa vor meinem inneren Auge. Ich würde so gerne schon jetzt bei ihr sein. Wie es ihr wohl geht? Und vermisst sie mich genauso sehr, wie ich sie? Ich schiebe diese Gedanken beiseite, dann schließe ich ebenfalls die Augen und schicke in Gedanken noch eine stille Botschaft nach Arendelle.
Bald sind wir wieder vereint, Elsa.

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