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»Fröhlichen zweiten Weihnachtsfeiertag.«
»Fröhlich ist er wohl ganz und gar nicht. Letztes Jahr habe ich den Tag heulend in meinem Zimmer verbracht. Genauso wie die Tage davor und danach.«
»Aber dieses Jahr verbringst du ihn mit mir.«
»Stimmt.«
»...«
»Sag mal, hast du schon mal überlegt, dir das Leben zu nehmen?«
»Ich habe darüber nachgedacht, aber ich würde es niemals tun. Man hat schließlich nur ein einziges Leben, nur eine einzige Chance, die man nutzen sollte.«
»Selbst wenn es einem heute schlecht geht, ist morgen ein neuer Tag, an dem wieder alles ganz anders aussehen kann, stimmt's?«
»Ich denke egal wie schlecht es einem geht, es gibt Menschen auf dieser Erde, die dich lieben und die trauern würden, wenn man sich dazu entscheiden würde, die Erde zu verlassen.«
»Ich wäre ziemlich traurig, wenn unser tägliches Nachtgespräch nicht mehr zustande kommen würde.«
»Ich auch. Auch wenn ich dich gar nicht kenne.«
»Ich kann dir gerne etwas über mich erzählen, was auch immer du wissen willst.«
»Da gibt es so vieles. Was machst du, wenn es dir schlecht geht? Und was, wenn es dir gut geht?«
»Wenn es mir schlecht geht, schließe ich mich in meinem Zimmer ein und lasse die ganze Trauer oder Wut heraus, bis es mir wieder besser geht. Und wenn ich gut drauf bin, gehe ich unter Leute und gebe ihnen etwas von meiner positiven Energie ab.«
»Das ist wirklich schön. Also mir hast du bereits gute Laune verschafft.«
»Das freut mich. Jetzt erzähl' mir etwas über dich.«
»Da gibt es nicht sonderlich viel. Ich habe einen Hundenamen, unterhalte mich täglich mit einem Fremden, bei dem ich nicht mal weiß wie er aussieht und ich bin ein Nachtmensch.«
»Das weiß ich doch alles schon. Erzähl mir was Neues.«
»Das war schon das Interessanteste, das es über mich gibt.«
»Nein, sicher nicht. Als ich dich in der Schule gesehen habe, habe ich mich immer gefragt, wer hinter dem Mädchen mit den vielen blauen Flecken an den Beinen und dem süßen Lachen steckt.«
»Dahinter stecken lediglich Judo und eine Zahnspange.«
»Das glaube ich dir nicht.«
»Glaub was du willst. Das ist die Wahrheit.«
»Wie kann jemand, der so viel Leid ertragen musste, täglich lächeln, als wäre ihm noch nie etwas derart Schlimmes passiert?«
»Übung. Ein Lächeln vorzutäuschen ist oft einfacher als zu erklären, wieso es einem schlecht geht.«
»Ich habe dir das Lächeln abgekauft. Vielleicht weil ich mich darin verliebt habe. Aber jetzt weiß ich wie es dir wirklich geht.«
»Wie kann man sich in ein falsches Lächeln verlieben? Das ist als würde man sich in die Rolle eines Schauspielers verlieben, der das alles nur gespielt hat.«
»Vielleicht weil das ganze Leben bloß ein Schauspiel ist und das Schicksal uns die Rolle vorgibt, die wir spielen sollen.«
»Dann würde ich jetzt gerne wissen, was in dem Skript für die nächste Szene steht.«
»Ich schätze mal, dass wir nach Hause gehen und morgen weiterreden, denn ich bin ziemlich müde. Gute Nacht, Quinn.«
»Gute Nacht, Mike.«
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