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Ich fing an zu zittern. Phillip hatte ein echtes Handy in der Hand. Wir sind gerettet.

"Man hat damit nur neben der Haustür Empfang und es hat kaum noch Akku."
"Ich gehe in den Flur und rufe heimlich die Polizei. Geh du nach oben und halte Wache ob Jax kommt. Halte ihn auf falls ich noch nicht fertig bin." Phillip nickte. Wir beide rannten nach oben. Es musste alles super schnell gehen. Jax durfte nichts mitbekommen.

Ich stellte mich dicht neben die Haustür und wählte mit zittrigen Händen die 911.

Es klingelte und ich stellte so leise wie möglich.
Ich wurde durchgestellt oh mein Gott.

"Polizeidienststelle Portland, Oregon. Wie kann ich ihnen helfen?"
"Hier ist Josette Sawyer. Jax Parker hat mich entführt. Bitte helfen sie mir und orten das Handy."
"Beruhigen sie sich, wo sind sie Josette?"
"In einem großen Haus. Es hat kaum Nachbarshäuser. Ich weiß es nicht genau. Bitte kommen sie schnell ich hab nicht viel Zeit."
"Wir werden ihnen helfen. Halten sie das Telefonat noch kurz aufrecht."
"Wenn er mich erwischt bin ich tot. Beeilen sie sich bitte."

"Jax brauchst du noch ein Handtuch?" Rief Phillip von oben. Fuck, fuck, fuck! Jax war fertig mit Duschen.

"Kommen sie schnell." Flüsterte ich.
"Nur noch eine Minute dann haben wir sie Josette. Bleiben sie ruhig."

"Püppchen wo bist du? Willst du nicht jetzt auch duschen?" Nun war es aus und vorbei. Jax würde mich erwischen und dann töten. Ich sah mein Ende schon kommen.

"Nein ich mach das später." Rief ich nervös.
"Was machst du gerade?" Jax rief von oben runter.
"Ich lese. Lass mich kurz das Kapitel zuende lesen und dann komm ich hoch."
"Okay Baby."
Ich atmete hörbar aus. Für einen kurzen Moment hatte ich die Situation entschärft.
Ich guckte auf das Telefon. Es war schwarz. Alles schwarz, es ging nichts mehr an. Fuck, der Akku war alle.
Das darf nicht wahr sein. Das war sie, meine Chance auf Freiheit. Ich habe sie schon wieder nicht genutzt. Was kann ich eigentlich außer alles zu vermasseln?

"Kommst du mein Schatz?"
"Ja." Geknickt ging ich nach oben. Den Tränen viel zu nah als mir lieb war.
Als ich oben angekommen war sendete Phillip mir fragende Blicke zu. Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich hatte es nicht geschafft uns hier raus zu holen.

"Was ist los Josielein?"
"Nichts."

Im gleichen Moment fing ich an zu weinen. Es war zu viel. Ich hatte schon wieder meine Chance auf Freiheit vergeben.
Jax nahm mich in den Arm und schenkte mir Trost. Es änderte zwar nichts an der Situation aber es gab mir etwas halt.

"Wie wärs mit einem heißen Bad? Ich weiß zwar nicht so ganz genau was du hast aber das hilft bestimmt etwas." Jax führte mich ins Bad. Ich sah das riesige Schaumbad was Jax für mich eingelassen hatte. "Und es steht in keiner Aussicht, dass ich rausgehe." Ich nickte. Mir war es egal. Ich werde sowieso bis an mein Lebensende bei ihm bleiben. Da kann er mir auch ruhig beim Baden zusehen. Das ist gerade wirklich mein kleinstes Übel.

Ich holte mir ein Handtuch und fing an mich auszuziehen.

Hätte man mich vor ein paar Wochen gefragt ob ich noch Hoffnung habe würde ich klar mit Ja antworten. Doch jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Man sagt immer die Hoffnung stirbt zuletzt. Und was wenn ein Mensch keine Hoffnung mehr besitzt? Was bleibt mir am Ende des Tages? Die Antwort erschreckt mich. Ich will es nicht aussprechen. Aber es ist so. Es bleibt mir nur noch Jax.

Jax Parker ist das einzige was mir schlussendlich bleibt. Er geht nicht. Eher bin ich diejenige die er eines Tages gehen lässt. Aber andersrum sicher nicht. Er ist im Moment meine einzige Konstante. Das macht mir wahnsinnige Angst. Aber kann ich daran was ändern? Alle Versuche zu fliehen scheitern immer an diesem einen Mann. Der Mann der auf dem Rand der Badewanne sitz und mir beim ausziehen zu guckt.

"Josie?"
"Mh?"
"Willst du in Unterwäsche in die Badewanne?"
"Ich weiß es nicht."
"Püppchen warum bist du so verwirrt? Was ist in deinem Kopf los dass du so abwesend bist."

Ich guckte ihn an und meine Tränen liefen sofort wieder.
"Bitte rede nicht mit mir. Ich verkrafte das gerade nicht." Jax stand auf und ging einen Schritt auf mich zu.

Er nahm meine Hand in beide Hände und küsste meine Handfläche.

"Hör bitte auf. Bitte fass mich nicht an."
"Warum nicht Josie? Was ist das Problem an einem Handkuss." Er fragte es so als ob er mehr zu sagen hätte. Er wollte auf etwas anspielen.
"Alle deine Berührungen brennen wie die Hölle."
"Das glaub ich dir nicht."
"Glaub was du willst Jax." Ich wollte mich umdrehen doch Jax zog mich sanft zurück. Ich weinte. Ich konnte auch nicht damit aufhören. Jax nahm mich in den Arm. Es stürzte alles auf mich ein. Alle gescheiterten Fluchtversuche prasselten wie Hagel auf mich ein. Und jedes Mal war der Mann schuld, der mich gerade in den Armen hielt.

"Ich hasse dich Jax Parker!" Schrie ich in seine Brust. Sein Hemd war schon aufgeweicht und ganz nass von meinen Tränen.

Meine Gedanken spielten mir Streiche. Es war nicht witzig. Ich hörte Polizeisirenen. Wie kaputt kann jemand sein und sich Polizeisirenen vorstellen. Soll es ein Trost sein? Soll es eine Homage an mein wiederholtes Scheitern sein? Was ist mit mit falsch?

"Hörst du das auch Püppchen?" Jax löste sich aus der Umarmung und guckte mich fragend an. "Du hörst sie auch?"

Sie sind echt.

Ich hab es geschafft. Die Polizei kommt. Der Anruf war nicht umsonst.

Jax wurde nervös und guckte aus dem Fenster. Ich sah sie auch. Mindestens zehn Streifenwagen standen vor dem Haus. Ich hab es geschafft.

"Fuck Josie was hast du angestellt?" Jax schrie mich an. Er rannte durch den Raum wie ein Verrückter.

Ich musste einfach nur Laut lachen. Ich fing so laut an zu lachen, dass es alles übertönte. Ich knickte in mich zusammen und lachte einfach nur. Auch wenn ich kurz davor bin wahnsinnig zu werden, konnte ich nicht aufhören. All die Trauer verflog.

"HAHAHAHAHA"

"Halt dein Verdammtes Maul! Du hast alles zerstört." Jax packte mich am Kragen und setzte sich auf mich. "Halt deine Fresse du Miststück!" Mein Entführer schrie mir mitten ins Gesicht. Er war am Ende. Das wusste er. Es gab kein Entkommen.

Er fing an mir ins Gesicht zu schlagen.  Mitten ins Gesicht mit seiner Faust. Ich lachte aber nur noch. Ihm endglitt die Situation komplett. Jax wusste nicht mehr was er machen sollte.

"Was hast du nur angestellt meine liebe kleine Josette? Aber wenn ich dich nicht haben kann, dann soll dich keiner haben."

Mein Lachen verstummte.
Jetzt fing Jax an zu lachen.

"Baby ich nehm dich mit in dem Tot. Du kommst da nicht raus, dass versprech ich dir." Er stand auf und zog mich auf die Beine.

Ich hörte wie Polizisten nach oben stürmten. Jax fehlte die Zeit. Hastig schloss er die Badezimmertür ab und lief auf mich zu.

"Das kannst du mir nicht antun!"

Jax machte kurzen Prozess und packte meinen Hals. Er riss mich zur Badewanne. "Grüß deinen Daddy von mir mein Liebling." Er drückte meinen Kopf unter Wasser. Ich wehrte mich.

Ich kratzte.
Ich trat nach ihm aus.
Ich versuchte ihn zu schlagen.
Nichts half.
Mein Kopf blieb unter Wasser.

Ich merkte wie viel Wasser ich schluckte. Es war fast schon zu viel.

Dann hörte ich wie die Polizisten ins Bad stürmten. Sie schrieen etwas. Ich hörte Jax lachen. Er lachte wie ein Irrer.

Mir ging die Kraft aus.
Ich sah mein Leben an mir vorbei ziehen.

Doch kurz bevor es zu spät war wurde ich aus der Wanne gezogen.
Ich lag auf dem Boden und spuckte so viel Wasser aus. Es war räudig. Jax wollte mich umbringen. Er wollte mein Leben beenden kurz bevor meine Rettung bevor stand. Wie kann ein Mensch nur so grausam sein?

Jax kniete auf dem Boden und wurde von zwei Beamten festgehalten. Der eine legte ihm gerade Handschellen an.

Ich konnte nicht mehr. Jetzt musste alles raus.

Ich rannte auf ihn zu und fing an auf ihn einzuprügeln. Er hatte mich fast ein Jahr fest gehalten. Der ganze Frust musste raus.

Ich schrie ihn an. Meine Fäuste trafen sein Gesicht. Dieses böse, böse Gesicht was ich so hasse.

"Du hast mein Leben zerstört! Ich kann nie wieder ein normales Leben führen. Du hast alles zerstört. Ich bin fucking sechzehn und mein Leben ist vorbei! Du bist so ein krankes, widerwertiges, schreckliches Monster! Du gehörst niemals geboren! Du hast mich zerstört. Das werde ich dir niemals verzeihen. Du wirst in der Hölle schmoren, dafür sorge ich!"
Ein Officer hielt mich zurück. Er zog mich von ihm weg. Ich wollte ihm noch so viel mehr antun. Ich nahm eine Bürste und warf sie mit voller Wucht auf ihn. Es traf ihm am Kopf. Doch er grinste nur.

"WARUM LACHST DU SO BESCHEUERT?!"

"Du wirst nie wieder dein Leben führen können. Ich bin ab sofort jeden Tag in deinem Kopf verpflanzt. Du wirst nicht mehr schlafen können ohne dass du dir meine Nähe herbei wünscht. Du wirst keinen Mann mehr ficken können ohne dir mich vorzustellen. Ach was rede ich da, du wirst keinen Mann mehr an dich ran lassen. Die Katze ist aus dem Sack, da wird nichts mehr laufen.
Du wirst dir mich herbei sehnen. Du wirst mich in so vielen Momenten deines Lebens vermissen weil du es nicht anders kennengelernt hast. Ich habe dir so viele Sachen gezeigt und beigebracht die du ohne mich gar nicht kannst weil du zu unsicher bist. Ich schwöre dir dass du dein Leben nicht mehr auf die Kette bekommen wirst weil du mittlerweile abhängig von mir bist. Du brauchst mich und das weißt du ganz genau. Du weißt ganz genau dass Harry da draußen noch rum läuft. Du weißt ganz genau dass nur ich dich vor ihm beschützen kann. Egal was es ist, ich bin die Lösung. Du bist so abhängig von mir und merkst es nich mal. Aber das wirst du noch. Denn du bleibst immer meine Puppe die ich nach meinen belieben geformt habe. Du bleibst auf ewig mein kleines Püppchen.

Ich riss mich los und ging auf ihn zu. Ich spuckte ihm ins Gesicht.
Jax störte das nicht. Aber es war mir egal.

Die Polizisten wollten Jax abführen. Doch er hielt inne und guckte mich nochmal an.

"Weißt du wann ich wusste dass ich dich hatte?"
Ich machte gar nichts aber Jax redete weiter.
"Heute morgen wusste ich, dass du auf ewig mein sein wirst. Ich wusste als ich dir in die Augen geschaut habe, dass der Schalter bei dir umgedreht war. Nach meiner Entschuldigung hast du daran gedacht wie es wäre wenn wir ein Paar wären. Du hast den Gedanken für einen kurzen Moment zugelassen, dass du mich lieben könntest. Und das macht den Schaden irreversibel. Mir gehört dein Herz und das weißt du ganz genau. Deswegen hast du verloren." Jax wurde nach vorne geschubst und aus dem Raum geführt.

Ich sank in mich zusammen. Ich hatte nicht verloren. Ich habe gewonnen. Ich bin frei und nur das zählt. Die Sanitäter kamen ins Bad und behandelten mich. Ich war nicht mehr ansprechbar. Ich war gedanklich woanders.

Mittendrin fing ich an zu lachen und zu weinen. Ich konnte meine Gefühle nicht steuern. Alles hatte nun ein Ende.

Ich war frei.

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