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"Nimm sie einfach mit!" Hörte ich es durchs Handy rufen. Jax telefonierte gerade mit seinem Bruder. "Meinst du ich würde dich anrufen wenn ich das könnte?"
"Ich spring nicht für dich ein und babysitte deine Schlampe. Wer bin ich, Fran Fine?"
"Du bist echt ein riesen großer Kacklappen. Ich würd alles für dich tun!"
"Halt einfach dein Maul Jax. Wir beide kennen die Wahrheit. Ich wünsch dir noch viel Spaß mit deinem kleinen Problem. Bis dann."
Ohne zu antworten legte Jax auf und guckte auf mich herab.

"Was mach ich jetzt nur mit dir?"
Ich sagte gar nichts. Ich würde sowieso wieder geschlagen werden.

"Ich muss in 10 Minuten weg. Und mitkommen kannst du auf gar keinen Fall. Ich kann nur noch eine Person anrufen."

Ich betete dass es Fabi war. Jax war nämlich nicht darüber erfreut. Das kann doch eigentlich nur Fabi sein.

"Saúl? Jax hier. Komm sofort her. Du musst auf Josie aufpassen bis ich wieder zurück bin." Man konnte ein genervtes Stöhnen hören und dann wurde auch schon aufgelegt.

"Püppchen du weißt, dass ich es nicht will, dass du diese drecks Kette trägst." Er guckte auf mein Medallion von Fabi. Natürlich hat er es mir geschenkt aber es war auch vollkommen klar, dass die Kette eine Provokation in Richtung Jax war. Ich trag sie jeden Tag bei mir. Wenn Jax im Raum ist tue ich sie für gewöhnlich in eine Hosentasche oder so. Aber da er jetzt eh ab haut kann er dagegen nichts sagen.

Es dauerte ein paar Minuten bis es an der Tür klingelte. Jax machte auf und beide kamen wieder ins Wohnzimmer.
"So, mein kleiner dicker Angestellter wird jetzt ein paar Stunden auf dich aufpassen. Benimm dich, er wird mir alles berichten."

Jax gab mir einen Abschiedskuss und verließ hastig das Haus.

Ich saß auf dem Sofa und schaute zu Saúl der sich auf den großen Sessel fallen ließ.

"So Schlampe hol mir ein Bier."
Ich schüttelte mit dem Kopf und wollte aus dem Wohnzimmer gehen.
"Glaub mir ich werde Jax so viel Scheiße erzählen wenn er wieder kommt."
Ich war kurz am überlegen. War es das wert? Jax würde mir wieder grundlos weh tun nur weil ich Saúl kein Bier geholt habe.

Widerwillig ging ich in die Küche und holte dem Widerling ein Bier. Er grinste nur dumm und öffnete sich sein Bier.

Ich wollte eigentlich wieder in mein Zimmer gehen aber Saúl hinderte mich daran. Er nahm meine Hand und zog mich zu sich. "Bei mir hättest du es so viel besser. Du würdest wie eine Prinzessin behandelt werden. Dir würde es an nichts fehlen."
"Das glauben ja auch nur sie. Sie behandeln Frauen genau so wie Jax. Nämlich wie ein Stück Dreck!
"Wenn du meinst meine Liebe. Es war ein einfaches Angebot."

Ich ging einfach weg, denn ich hatte keine Lust mehr diesem schmierigen Typen nach der Pfeife zu tanzen.

Ich ging nach unten in mein Zimmer. Ich hatte erst überlegt zu Phillip zu gehen, aber seine Zimmertür war abgeschlossen. Jax hatte ihn eingesperrt.

Ich legte mich in mein Bett und wollte schlafen. Es war schon dunkel und ich war etwas müde. Aber da man das Zimmer nicht abschließen konnte würde ich sowieso nicht einschlafen. Denn das wäre zu gefährlich mich schutzlos Saúl anzubieten.

Ich schnappte mir einfach ein Buch und fing an zu schmökern. Also wirklich, Dr. Lecter hätte mir kein besseres Geschenk machen können als diese ganzen Bücher. Ich liebe sie alle. Dadurch wird meine Zeit hier ein Stückchen erträglicher.

Nach einiger Zeit hörte man wie Haustür aufgeschlossen wurde. Beziehungsweise das aufschließen konnte man nicht hören, eher das zu knallen.

Ich ging nach oben und wollte Jax sofort sagen, dass egal was Saúl erzählt, Lügen sind.

Er scheint ja mächtig sauer zu sein wenn er die Türen so zu knallt.

Ich betrat den Flur.
Dort stand aber nicht Jax.
Sondern Harry.
Fuck.

Ich guckte ihn an und wusste nicht was ich machen sollte. Saúl kam auch in den Flur gestürmt und wollte sehen was passiert war. Doch Harry fackelte nicht lange und schoss ihm in den Bauch.

Scheiße. Scheiße. Scheiße.
Ich entschied mich dazu in mein Zimmer zu rennen und mich zu verbarrikadieren. Jax wird bestimmt bald kommen. Ich spürte wie jemand gegen die Tür drückte. Die Kommode musste reichen. Mehr konnte ich nicht verschieben, beim besten Willen nicht.

Ich hörte wie Saúl jämmerlich schrie und Harry mit mehr Leuten in den Keller kam. Jetzt war ich geliefert. Wo ist Jax wenn man ihn mal braucht?

Ich sah wie die Tür immer weiter aufgemacht wurde.

Ich kauerte mich in die hinterste Ecke meines Bettes und zog mir die Decke über den Kopf. Ich hörte wie die Kommode umgestoßen wurde. Die Tür wurde geöffnet und ich sprach meine letzten Gebete.

Mir wurde die Decke weggezogen und da stand er nun vor mir.
Harry. Ein noch schlimmerer Mensch als Jax. Er hat nämlich gar keine Gefühle. Bei Jax kommen sie manchmal durch. Er ist einfach nur Gefühlskalt.

"Na meine Kleine, hast du mich vermisst?"
"Bitte nimm mich nicht mit." Wimmerte ich leise und unverständlich.
"Süße was denkst du warum ich hier bin?" Er kniete sich vor mir aufs Bett und guckte mich belustigt an.
"Willst du noch irgendwas wichtiges mitnehmen?"
Ich überlegte aber mein Verstand funktionierte kaum noch. Ich zeigte auf den Pulli der auf dem Schreibtischstuhl lag. Es war Fabis dicker, flauschiger Pulli der hält mich immer warm und gibt mir wenigstens etwas Schutz vor widerlichen Blicken.

Harry drehte sich um und nahm den Pulli. "Denk nichtmal an Flucht. Vor der Tür stehen zwei von meinen Leuten, also vergiss es einfach."
Ich konnte sowieso kaum noch denken. Harry hatte wieder meinen ganz Kopf besetzt. Ich war komplett leer. Mein Körper war einfach nur eine Hülle.

"Brauchst du noch etwas?" Ich deutete auf das Märchenbuch von Dr. Lecter und auf den kleinen Plüschlöwen den Jax mir zu dem Zimmer hier geschenkt hatte. Ich weiß ich komme rüber wie eine 6-Jährige aber das ist gerade meine geringste Sorge.

"Süß." murmelte Harry leise.
"Also Schätzchen, werden wir ein Sedativum brauchen oder bekommen wir das so hin?" Ein Mann ganz in schwarz gekleidet nahm die von mir gewünschten Sachen und hatte eine kleine Spritze in der Hand. Das Sedativum.

Ich schüttelte mit dem Kopf. Denn eins weiß ich sicher, schutzlos möchte ich nicht in Harrys Armen liegen.

Er packte mich und hob mich hoch. Ich werte mich nicht. Ich will nicht dass er mir nochmal weh tut.

Er ging zu einem schwarzen Van und setzte sich mit mir auf die Rückband. Der Mann am Steuer fuhr los und wir verließen die Einfahrt. Ich konnte gar nichts mehr. Ich war in einem anhaltenden Schockzustand. Als angehende Psychologiestudentin sollte ich sowas erkennen.

Mein Körper bewegte sich nicht mehr. Ich lag mit dem Kopf auf Harrys Schoß und guckte auf die Straße durch die Windschutzscheibe. Harry streichelte immer wieder über meinen Kopf. Es war beängstigend dass er eine ruhige Melodie pfiff.

Mir wurde übel. Ich übergab mich komplett auf Harrys Schuhe. Wie gesagt, die Kontrolle über meinen Körper habe ich seit fünf Minuten verloren. Harry schmiss mich erschrocken vom Rücksitz. "Du miese kleine Schlampe. Weißt du wie teuer diese scheiß Schuhe waren?" Ich lag auf dem Boden in meiner eigenen Kotze und zitterte nur. Wie erbärmlich. Was ist nur aus mir geworden?

Es dauerte eine Stunde bis die Türen des Autos wieder geöffnet wurden. Alles stank wie die Hölle. Es war so widerlich. Harry hob mich vom Boden auf und trug mich irgendwo hin. Es war reudig wie sehr ich stank. Doch Harry interessierte das gar nicht. Ich konnte sehen wie wir viele Treppenstufen hochgingen. Es sah aus wie ein Mehrfamilienhaus. Ich drehte meinen Kopf etwas um mich zu vergewissern.

"Süße versuch nicht zu schreien. Alle Wohnungen habe ich gemietet. Glaub mir hier wird dich keiner hören." Er war mir immer einen Schritt voraus. Er war in meinem Kopf. Vielleicht macht mir genau das Angst? Ich weiß es nicht.

Wir betraten eine Wohnung und ich wurde auf etwas Kaltes abgelegt. In eine Dusche. "Ich muss dich erstmal sauber machen. Ich denke nicht, dass du dich ausziehen willst, deswegen wird das auch so gehen."

Harry ließ eiskaltes Wasser über mich herablaufen. Das Erbrochene ging Stück für Stück aus meinen Haaren. Harrys Hände waren grob und wuschelten ständig über meinen Kopf. Es war kaum auszuhalten.

"Kannst du mittlerweile wieder sprechen oder bist du Immer noch in Schockstarre."
"Bitte töte mich nicht." flüsterte ich.
"Baby ich kann mit dir so viel Geld verdienen. Es muss schon viel passieren, dass ich dich töte."
"Was meinst du?"
"Du bist das wertvollste Eigentum von Jax Parker und dazu auch noch bildhübsch. Viele Feinde von Jax würden ein hübsches Sümmchen für dich bezahlen, glaub mir."
"Ich glaube nicht, dass ich der wertvollste Besitz bin. Sonst würde er anders mit mir umgehen."
"Denk was du willst, ist mir sowieso egal."

Harry trocknete mich samt Kleidung etwas ab was dennoch nicht viel brachte. Er warf mir Fabis Pulli hin und befahl mir mich auszuziehen. Ich schüttelte mit dem Kopf.

Er entriss mir meinen Pulli gewaltsam und ließ mich neben der Badewanne liegen. "Zieh endlich die Scheiße aus!" Ungewollt zog ich meine Jeans aus und saß in Unterwäsche vor Harry.

Ich nahm mir Fabis dicken Pulli und blieb sitzen. In der letzten Stunde ist zu viel passiert. Mein Kopf kann das nicht verarbeiten.
Aber das einzige was zählt ist, dass ich mit Harry in einer dunklen Wohnung sitze und nicht weiß was ich machen soll.

"Dein Schlafplatz ist schon hergerichtet. Ich glaube du musst dich erstmal ausruhen."
Der Mann mit den lockigen langen Haaren half mir auf und schubste mich vor sich her.

"Setzt dich hier hin." Harry deutete auf eine kleine dreckige Matratze neben einer Heizung. An der Heizung waren Handschellen montiert.

Nein nicht schon wieder! Ich kann mich nicht schon wieder anketten lassen. Ich drehte mich um und guckte hoch zu Harry. "Bitte nicht schon wieder Handschellen."
"Komm schon Mädchen, stell dich nicht so an." Er drückte mich runter auf die Knie und befestigte eine Handschelle an meinem Fußgelenk. Es war viel zu fest.

Harry warf mir das Buch und den Plüschlöwen zu. "Schlaf jetzt und nerv mich einfach nicht."

Ich nahm mir die dünne Decke und deckte mich mit ihr zu.

Do we hate Harry?

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