37

Frisch geduscht und ohne Perspektive verließ ich das Badezimmer. Mein Leben war erneut ein Stück zerstört. Es wurden mir wieder nur Scherben hinterlassen. Wieder muss ich versuchen die Scherben zusammenzufügen.

Das Handtuch was ich fest um meinen Körper geschlungen hatte, war mein einziger Schutz vor der Kälte und vor ekligen Blicken. Jax war den ganzen Tag sauer auf mich, er hat kaum ein Wort mit mir gewechselt. Noch ein Punkt mehr warum ich mich scheiße und benutzt fühle.
Erst Missbraucht er mich und dann ist er auch noch sauer auf mich, geht's noch?

Jax hat mir gesagt ich solle nach dem duschen ohne umwege nach unten gehen. Eigentlich meinte er auch, ich sollte nackt nach unten kommen, aber das ist mir egal. Deprimiert tappste ich die Treppe herunter. Meine Beine und Füße waren noch nicht ganz abgetrocknet, deswegen musste ich aufpassen, dass ich nicht ausruschte.

"Püppchen hau rein, meine Gäste warten schon."

Gäste?

Wieso Gäste?

Langsam und leise schlich ich zum Türrahmen. Ich lehnte mich hinter der Wand an und guckte ins Wohnzimmer. Jax, Saúl Mantra und noch ein weiterer Mann saßen auf der Couch und dem Sessel. Sie besprachen irgendwas. "Komm jetzt endlich du dumme Schlampe!" Motzte Jax böse.

Ich hatte überhaupt gar keinen Bock mehr auf irgendwelche Strafen, deswegen ging ich ohne zu mucken zu Jax. "Komm her Baby." Er packte mich und setzte mich auf seinen Schoß. "Wieso hast du das Handtuch noch um? Hatte ich nicht gesagt du sollst nackt nach unten kommen." Ich hielt mein Handtuch fester um mich, da ich Angst hatte, dass man es mir entreißt. "Es tut mir leid. Bitte nimm es mir nicht weg." Flüsterte ich leise.

"Aber wie soll Mr. H dich sonst bewerten, hmm?"
Jax guckte mich eindringlich an. "Bitte lass es mich anbehalten."
Jax kraulte meinen Hinterkopf und sagte nichts weiter. Er führte sein Gespräch mit den Männern fort. Anscheinend durfte ich das Handtuch behalten.

Ich legte meinen Kopf auf Jax Brust und machte die Augen zu. Ich wollte bei deren komischen Gesprächen nicht mithören, mir war es egal was die drei Männer besprachen.

Ich hörte plötzlich wie Jax mit mir redete, doch ich konnte ihn nicht genau verstehen. Er wurde immer lauter.
"Josette wach endlich auf!"
"Ich hab nicht geschlafen." Leise murmelnd guckte ich in die Runde.
"Nein nein, du hast mich nur wieder mal fast zwei Stunden vollgelüllt!"
"Oh das tut mir leid." Ich guckte peinlich berührt hoch zu Jax. Er sah dezent genervt aus...

"Stell dich hin, Mr. H fährt gleich los!"
"Ja und, lass ihn doch losfahren. Das kann er bestimmt auch wenn ich sitzen bleibe." Ich dachte gar nicht dran aufzustehen. Bei Jax war es warm und gemütlich. Wieso sollte ich nur im Handtuch aufstehen und diese Wärme freiwillig aufgeben? Dieser komische Mr. H lachte nur kurz auf und machte sich eine Zigarette an. Schmieriger kleiner Waschlappen. So wie ihn stelle ich mir einen richtigen Geschäftsmann vor. Haare leicht angegraut aber ganz ordentlich nach hinten gegeelt. Teurer Anzug samt Krawatte. Und die glänzenden Lackschuhe durften auch nicht fehlen. Ach ja und der Schwarze Aktenkoffer ist natürlich auch notwendig! Mister Oberwichtig scheint in den 40ern zu sein. So um die 45 würde ich ihn schon schätzen. Der Typ ist mir nicht ganz geheuer.

Mr. H und Saúl standen auf, sie warteten nur noch darauf dass ich mich hinstelle. "Josielein verpiss dich jetzt endlich von meinem Schoß!" Knurrte Jax. Doch ich umklammerte Jax Bauch und wollte nicht loslassen. "Mir ist aber kalt!"
"Und mir ist das egal!" Jax packte mich und stand dann auf. Er trug mich, da ich nicht mal dran dachte loszulassen. "Tut mir leid meine Herren, ich komme gleich. Saúl du findest selbst raus. H du wartest ja noch kurz."
Ich sah wie Mr. H Jax zuzwinkerte. Die beiden haben was im Schilde... und das heißt nichts gutes!

"Und dich ziehen wir erstmal an." Damit war wohl ich gemeint.

Jax ging nach oben in sein Zimmer. Er setzte mich aufs Bett und reichte mir die Decke. Womit wir das Kälteproblem gelöst hätten. "Wer ist dieser komische Mann?"
"Er ist der, der mir die Frauen besorgt für mein neues Bordell. Irgendwie muss ich ja auch wieder Geld verdienen. Sonst könnte ich mir unser neues Zuhause gar nicht leisten." Jax schmiss mir Unterwäsche und eine Jeans hin. Einen Pulli von sich legte er neben mich. "Unser neues Zuhause?" Fragte ich überrascht.
Doch Jax ging auf meine Frage gar nicht ein. Mistkerl.

"Zieh dich an."
"Zieh dich an und blas mir einen, du dumme Hure... zu mehr bist du ja nicht gut genug! Ich bin Jax Parker und hasse alles was lebt und atmet!" Äffte ich meinen Entführer nach. Der fand das anscheinend nicht so witzig und schmiss ein Buch nach mir. "Hör auf so frech zu sein. Ich glaub Mr. H ist nicht so einer der das duldet." Das Buch hat mich zum Glück nur verfehlt. "Mir doch egal. Der ist sowieso nur einen von deinen kack beschissenen Gästen!" Motzte ich und zog mir den Pulli über den Kopf. Ich war gerade richtig genervt, von alles und jedem. Jeder geht mir grad richtig auf den Piss!
"Wenn du meinst." Doch Jax ließ sich nicht provozieren. Ihn juckte meine Frechheit anscheinend nicht großartig.

"Komm jetzt du Hormon gestörtes Etwas."
"So was nennt man Frau!" Knurrte ich und nahm seine große Hand. "Stimmt hatte ich vergessen." Witzelte er und grinste. Haha, Mister Oberwitzig oder was?

Endlich standen wir vor Mr. H. Endlich konnten wir ihn verabschieden. "Sie ist anscheinend etwas gereizt, deswegen würde ich sie mit dem Kindersitz mitnehmen." Schlagartig verschlug es mir den Atem. "Wie? Ich fahre mit ihm? Willst du mich verkaufen?" Ich bekam kaum Luft und klammerte mich an Jax Hand. "Nein du Dummerchen. Wie gesagt ich habe uns ein neues Zuhause gekauft und in den nächsten Tagen werde ich hier ausziehen und ins andere Haus einziehen. Und da bei einem Umzug ständig die Türen offen stehen und ich dabei nicht auch noch auf ein kleines Mädchen aufpassen kann, nimmt Mr. H dich mit zu sich." Gerade als Jax seinen Satz beendet hatte fuhr ein Auto in die Einfahrt.
Es war Kais Van. Ich konnte durch die Haustür erkennen dass Kai und Fabi ausstiegen. "Wieso kann Fabi nicht auf mich aufpassen?"
"Meinst du die Frage ernst?"
"Fabi ist immer nett zu mir gewesen. Bitte."
"Vergiss es!" Schmollend gab ich nach und guckte wütend zu diesem Mr. H.

Ich hörte wie ein Schlüssel sich umdrehte und die Haustür sich öffnete. Fabi und Kai betraten den Flur. Sie waren etwas verwirrt als sie uns alle hier auffanden. "Ist hier das Treffen der allgemeinen Arschlöcher?" Fragte Fabian in die Runde und guckte mich freundlich an. Ich musste mir ein leises Lachen verkneifen, denn der Blick von Mister Aktenkoffer war unbezahlbar.
"Und wer sind sie wenn ich fragen darf?"
"Nein dürfen sie nicht." Fabi zog sich seine schweren Schuhe aus und stützte sich an der großen Kommode ab. Ich grinste so sehr dass Jax meine Hand vor Wut zerquetschte. Mr. H guckte perplex zu Jax. "Beachte den Wichser nicht, er ist es nicht Wert." Doch Fabis Grinsen verschwand nicht aus seinem Gesicht. Ich fand es echt amüsant.

"Nun denn, hier nimm sie. Pass auf all deine Telefone, Waffen, Messer etc. auf, sie kommt manchmal auf dumme Ideen."
"Ja alles klar." Mr. H nahm meine Hand und wollte gerade die Haustür öffnen. Ich riss mich los und rannte zu Fabi. "Ich will dich nicht verlassen! Du bist immer nett zu mir gewesen." Schluchzte ich etwas und umklammerte Fabian. Er war so überrascht, dass er seine Schlüssel fallen ließ. "Ja ja, ist ja gut." Behutsam tätschelte er meinen Rücken.

"Ich will nicht weg."
"Komm jetzt du Hure." Jax riss an meiner Schulter und versuchte mich von Fabi loszukriegen.
"Ich will bei Fabi bleiben!"
"Lass los Josie, das wird für niemanden gut enden. Ich werde dich vermissen Kleines."

Er ging in die Hocke und richtete meinen Pulli. "Du wirst das schaffen. Ich glaub fest an dich." Er ging wieder in den Stand und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich werde dich auch vermissen!" Murmelte ich. Ein paar Tränchen kullerten über meine Wange. "Und vergiss nicht, Regeln sind da um gebrochen zu werden!" Flüsterte er so leise dass nur ich es hören konnte. Damit zauberte er mir wieder ein kleines Lächeln auf die Lippen.

Ich ging freiwillig zu Jax und er nahm mich an die Hand. "Lass uns jetzt zu H's Auto gehen Püppchen." Ein letzter Blick zu Fabian und dann schritten wir zu dritt durch die große Haustür. Jax führte mich zu Mr. H's Auto. "Steig ein. Und Josie, benimm dich einfach. Er ist ein wichtiger Geschäftsmann, verärgere ihn einfach nicht."
Ich stieg vorne in das Auto ein und bestätigte Jax kleine Rede mit einem Nicken.

"Bis in ein paar Tagen Püppchen!"

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