32
Fabi und Kai hatten den Tisch freiwillig abgeräumt und hatten uns alleine gelassen. Ich schob mir gerade den letzten bissen von dem Marmeladebrötchen in den Mund und guckte hoch zu Jax, der versuchte etwas zu sagen, doch Kai kam in den Raum. "Notfall Jax, der Freund von Fabi kommt zu Besuch. In ein paar Minuten ist er da!"
"Bring den um." Jax zuckte mit den Schultern und wollte sich wieder mir widmen. "Meine Fresse ich kann nicht jeden umbringen nur weil Mr. Wichtig und Mrs. Oberzicke frei rumlaufen wollen. Entweder du verpisst dich jetzt nach oben oder ihr fahrt irgendwie weg. Ansonsten schmeiß ich dich raus. Wir haben auch noch ein Privatleben!" Wumms! Das hat gesessen. Jax saß erstarrt auf dem Stuhl und funkelte seinen kleinen Bruder wütend an.
"Pisser, hälst nicht mal zu deinem Bruder."
"Ich halte zu meinem Privatleben du Held."
"Komm Kitten wir gehen!" Er nahm mich an die Hand und ging mit mir nach oben. "Zieh das über, wir besuchen einen Freund." Jax warf mir einen Pulli von sich und eine Jogginghose rüber. "Kenne ich den?" Murmelte ich und zog mir den warm flauschigen Pulli über. "Ich kenn seinen Vater aus der Irrenanstalt."
"Wow das lässt ja Vorfreude aufwecken."
"Sei nicht so frech, er ist Doktor und Psychiater."
Ich sagte gar nichts mehr, es ist sowieso alles falsch was ich sage. Genervt ließ ich mich von Jax ziehen. Er zog und zerrte ständig an meinem Handgelenk. Ich bin ihm wohl zu langsam. Aber wenn Mister Wichtig Misses Oberzicke schnell aus dem Haus bekommen will, weil ein Gast bald eintrifft, dann ist doch klar, dass Misses Oberzicke so langsam und träge ist wie es nur geht. Ist doch logisch oder etwa nicht?
Jax verabschiedete sich noch schnell, sagte er wüsste nicht wann er wieder Zuhause wäre und ging dann mit mir nach Draußen. Er verfrachtete mich in den großen Van von Kai und stieg dann selber ein. "Wie heißt dein Freund?" Fragte ich leise um die Stimmung etwas anzuheben.
"Josh."
"Kommt das von Joshua?"
"Ja. Warum fragst du so 'ne Scheiße?"
"Vielleicht weil ich niemals mehr unvorbereitet auf Fremde Psychopathen treffen will. Die letzten Male ging das nicht gut aus!"
"Touché."
"Ist er auch krank oder hast du zur Abwechslung auch mal normale Freunde?"
"Das kannst du dir selbst beantworten."
Genervt von der Situation guckte ich sauer nach draußen und ließ meine Gedanken einfach hin und her schwirren. Wenn ich jetzt einfach aus dem Auto springen würde, dann hätte ich vielleicht die Chance Lebend davon zu kommen? Kann man bei 70 Km/h überhaupt aus dem Auto springen oder überlebt man das nicht? Wollte ich es ausprobieren? Keine Ahnung.
"Ach ja, nimm nichts zu essen bei Joshua an. Ich verbiete es dir."
"Warum!"
"Weil du grad genug gegessen hast, deswegen!"
"Ja ist ja gut du-" ich hörte lieber auf zu reden, nicht das er gleich ganz plötzlich und unerwartet die Lust auf Autosex verspürt...
"Hast du was gesagt Püppchen?"
"Nein."
"Dann ist ja gut. Wir sind übrigens gleich da."
Jax fuhr auf eine kleine Landstraße die von vielen Bäumen umringt war. Am Ende der Landstraße war eine großes Rasenstück mit einem riesigen Springbrunnen. Und dann sah man es. Das riesige Haus. Es hätte auch eine kleine Villa sein können. "Ist der Typ irgendwie überreich oder warum lebt der hier?"
"Das gehört nicht dem."
"War ja klar!" Motzte ich etwas und bewunderte das große Eisentor durch was wir gerade fuhren.
Wir standen mit dem Van nun vor dem Haus und Jax parkte es etwas abseits.
"Komm jetzt." Er nahm mein Handgelenk und zog mich aus dem Wagen. "Ich kann selber laufen."
"Das ist mir relativ egal, du sollst mir hier nicht verloren gehen." Was will der denn jetzt damit andeuten?
Jax klingelte einmal und wartete darauf, dass ihm jemand die Tür aufmachen würde. Ein großer Mann im Smoking öffnete ihm die Tür und begrüßte Jax mit seinem Nachnamen. "Guten Tag Sir Parker, waren sie angemeldet?" Ein Butler, dass muss einfach ein Butler sein. "Nein aber Josh hat sowieso keine Freunde außer sie und mich."
"Da darf ich mich nicht zu äußern Sir Parker."
"Ich weiß Kumpel." Jax klopfte dem Engländer auf die Schulter und betrat dann das Haus. Eine kleine Eingangshalle kam zum Vorschein und eine riesige Treppe ragte in die Höhe.
"Sebastian, wer war-" auf der obersten Treppenstufe stand ein junger Mann der in Jax alter war, wenn nicht sogar älter. Er guckte auf uns drei herab und war sichtlich überrascht.
"Ach Jax mein alter Freund. Was machst du denn hier?"
"Ich wollte dich mal besuchen Kumpel."
"Mal besuchen? Ohio ist 30 Autostunden von hier entfernt?"
"Ich musste gezwungener Maßen umziehen. Ich lebe jetzt vorübergehend bei meinem Bruder."
Dieser Joshua ging nickend die Treppe runter und lief auf uns zu.
Er gab Jax die Hand und guckte dann mich an. "Und wer ist deine reizende Begleitung hier?"
"Josette Sawyer, sie ist ein Mitbringsel aus Ohio." Jax zwinkerte mir zu aber ließ dennoch nicht meine Hand los. Der große braunhaarige verbeugte sich vor mir und gab mir einen kleinen Handkuss. Manieren hat der Mann ja schon, dass muss ich sagen.
"Sehr erfreut Josette." Ich musste etwas grinsen und nickte ihm zu. "Gehen wir doch nach oben, ich habe gerade Kaffee aufgesetzt." Mein Entführer nickte und zog mich weiter mit sich. Also Händchen halten ist echt sein Ding. Ist ja nicht so dass ich selbstständig laufen kann, aber egal, den juckt das nicht.
"Mach dich schon mal bereit deine Sachen gleich auszuziehen." Flüsterte Jax mir zu und drückte meine Hand fester
"Nein, Jax, bitte nicht." Flüsterte ich verzweifelt.
"Oh doch, da kannst du Gift drauf nehmen." Ich schüttelte mit dem Kopf und wollte mich aus seiner Gefangenschaft lösen. Ich zerte an meiner Hand und wollte versuchen frei zu kommen.
"Ich hasse dich!" Murrte ich und machte mich extra schwer. "Stell dich nicht so an."
"Setzt euch, ich hole den Kaffee."
Jax riss mir die Jogginghose von dem Beinen und versuchte mir den Pulli auch noch wegzunehmen. Doch ich war geschickter als er und wich ihm aus. "Stell dich nicht so an du kleine Hure!"
"Lass mich in Ruhe!"
"Du wirst die ganze Zeit auf meinem Schoß sitzen, ist das klar? Dann darfst du den Pulli auch anbehalten."
Ich nickte und ging langsam auf Jax zu. Er schnappte mich und verfrachtete mich in seiner Lieblingsposition auf seinem Schoß. Gesicht vor Gesicht, ich konnte ihm direkt in die Augen gucken. Meine Beine umschlagen seinen Körper, das war wesentlich gemütlicher als meine Beine in alle Richtungen auszustrecken.
"Falls ihr gekommen seid, weil ihr ein Zimmer für euch braucht, dann seid ihr hier falsch." Meinte Joshua monoton. "Nein nein, Josie ist nur etwas schüchtern, dass ist alles. Oder etwa nicht Josette."
Ich reagierte gar nicht, mir war das ganze rumgesäusel einfach nur zu doof. Jax kniff mir in den Arsch und guckte mich streng an.
"Ja ist so."
Langsam legte ich meinen Kopf auf Jax Schulter und guckte zu Joshua. Er war ein mysteriöser Mann. Er war einer der höflichsten Menschen die ich bis jetzt kennengelernt habe und ihn kenne ich jetzt maximal zwei Minuten. Edelmütig ist er auch irgendwie, ich kann das nicht beschreiben. Wie er da so stand mit seinem weißen Hemd und der schwarzen Hose. Diese Lackschuhe irritieren mich auch. Sie passen nicht zu seinem alter.
"Wie alt sind sie Joshua?" Brachte ich still und heimlich mal in die Konversation der beiden ein. "Unterbrich mich nicht du Miststück." Knurrte Jax und kniff mir wieder in den Hintern. "27 warum fragst du Josette."
"Nur so mich interessierte das einfach."
Der Butler Sebastian kam in das große Aufenthaltszimmer und faltete die Hände zusammen wie das ein Butler nunmal tut. Er wollte etwas sagen aber wartete höflich ab, bis unsere Konversation beendet war.
"Der Kaffee ist so weit fertig Sir Lecter."
"Danke Sebastian, aber ich heiße Joshua, mit Sir Lecter kannst du meinen Vater ansprechen."
"Sehr wohl, Sir Joshua." Ein kleines Schmunzeln musste ich mir dann doch verkneifen. Sebastian ist echt knuffig. Aber irgendwas was war komisch. Joshua Lecter, dieser Name, der kam mir doch bekannt vor. Ich kannte ihn irgendwo her.
Der Kaffee wurde serviert und kleine Butterkekse standen auch auf dem Tisch. Ich wollte unbedingt welche haben, ich liebe Butterkekse.
"Darf ich auch einen." Flüsterte ich zu Jax als er sich genüsslich einen in den Mund steckte. "Nein und jetzt halt deinen Mund."
"Bitte Jax." Flehte ich und guckte ihn augenzwinkernd an. "Ich habe Nein gesagt!" Schmollend legte ich mein Kinn auf seine Schulter. Von der Couch aus konnte man nach unten gucken, es war alles sehr offen und hell gestaltet. Wunderschönes Haus. Es gibt hier viele alte Dinge. Statuen, Skulpturen vieles was echt alt scheint.
"Schmecken die Kekse? Mein Vater hat sie gemacht." Auf einmal prustete Jax los und verschluckte sich tüchtig. Er griff zu einem Taschentuch und wollte den Keks anscheinend schnell wieder los werden. "Keine Angst mein Teuerster, ich war dabei. Er hat damit keine Sünden begannen."
"Ich will es hoffen."
Was meinen die damit? Warum Sünden begannen. Welche Sünden kann man denn mit Keksen begehen? Ja gut wenn man zu viele ist, dann rollt man am Ende wieder nach Hause, aber sonst? Und Jax sieht mir jetzt nicht danach aus, als hätte er Gewichtsprobleme.
Auf einmal ertönte ein klingelton und meine Augen richteten sich auf Joshua. "Entschuldigt mich, da muss ich rangehen." Jax nickte ab und Joshua stand auf.
"Was hätte denn mit den Keksen sein sollen?" Murmelte ich zu Jax und guckte auf die Kekse. "Egal, brauchst du nicht zu wissen, du würdest dich nur aufregen."
"Mimimi Egal, mimimi halt deinen Mund, mimimi egal was du sagst es ist scheiße!" Ich äffte seine Stimme nach. Mich nervtes komplett, dass ich seit heute morgen aber auch gar nichts richtig machen kann. "Mimimi du bist gleich tot." Knurrte Jax sauer und griff unter meinen Pulli. Er spielte mit dem Ekligen BH und faste stellen an, die er nicht abzufassen braucht. "Lass mich in Ruhe du Arsch." Sauer wie ich war versuchte ich mich von ihm runter zu bewegen. "Halt dein Maul du wertlose Schlampe!" Fauchte er und kniff so sehr in meine Arme, dass es mir Tränen in die Augen trieb.
Auf einmal öffnete sich eine Tür, Jax war einen Moment abgelenkt, meine Chance! Ich drückte mich rasch von ihm weg und rannte los! So schnell ich konnte rannte ich die Treppe runter und ab zu Haustür. "Komm zurück du Hure!". Die Haustür war zu, scheiße! Mir blieb nur die Tür am ende des Flures.
Ich rannte auf sie zu, Jax war schon nah an mir dran.
Schnell öffnete ich die Tür, betrat das Zimmer und stemmte mich gegen die Tür. Den Schlüssel, der im Türloch steckte, wurde hastig von mir umgedreht. Schnell atmend, ja fast schon hyperventilierend, sank ich zu Boden und versuchte mich wieder zu beruhigen. Ich werde so Ärger bekommen, das steht fest.
Ich hörte nur noch Jax wie er sauer gegen die Tür hämmerte.
Doch
auf einmal wurde das Licht angemacht. Aber nicht von mir...
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