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Ich saß in dem fahrenden Auto und heulte mir die Seele aus dem Leib! Jax hatte seinen ehemaligen Fahrer aus dem Auto geschmissen und ließ mich einfach auf der Rückbank liegen. "Meine Fresse hör jetzt endlich auf zu heulen! Er ist tot, wow! Kanntest du ihn, nein?! Ich verstehe nicht wie man so viel heulen muss wie du Mia!"

Mia? Wieso denn Mia? Ich verstehe nichts mehr. Denkt er ich wäre irgendeine Mia und hat doch die falsche entführt?

"I-Ich heiße nicht Mia?"

"Ich hab' beschlossen dich so zu nennen, wenn du mir nicht deinen richtigen Namen verrätst. Da ich dich eh behalte kann ich dich nennen wie ich will."

"Du bist krank!"

"Schätzchen ich war nicht ohne Grund in der Psychiatrie." Er guckte durch den Rückspiegel zu mir und lachte abfällig.

"Man kann keinen Menschen behalten!" Ich schluckte und guckte aus dem Fenster. Wir waren seit Stunden unterwegs, es wurde nämlich schon dunkel! "Ich kann und werde dich behalten. Ich brauche schließlich Gesellschaft!"

"Dann such dir Freunde! Aber warte das geht ja nicht, weil du ein kranker Soziopath bist!" Er lachte etwas und guckte dann wieder zu mir. Ich will nicht, dass er mich anguckt! Er soll mich einfach frei lassen und dann an einem Autounfall verrecken.

"Wir sind gleich da!" Er wurde etwas langsamer und fuhr in eine Wohnsiedlung und hielt in einer kleinen Einfahrt. Ich wunderte mich, als wenn ein Soziopath so lebt. Ich habe mir zwar noch nie darüber Gedanken gemacht, aber so hätte ich es mir nie vorgestellt.

"So, trautes Heim, glück allein!" Ich fasse es nicht, anscheinend wohnt er hier wirklich. Er stieg aus joggte um das Auto und wollte mir die Tür aufmachen. Ich versuchte dagegen zu halten. Ich zog so stark ich konnte gegen die Tür, damit ich nicht mit ihm mitkommen muss. Er wird mich nach zwei Tagen eh umbringen, und zwar weil ich ihm zu langweilig werde. Und das werde ich nicht zu lassen. Soll er sich jemand anderen suchen.

"Mia lass los! Ich komme sowieso da rein." Ich schüttelte ängstlich den Kopf und umklammerte -so fest es ging- die Tür. Ich sah wie er die Pistole rausholte und auf mich richtete. Er konnte mich nicht sehen, die Scheiben sind verdunkelt! Vielleicht trifft er nicht. Ich hörte den Schuss und zuckte zusammen. Alles in mir spannte sich an. Leicht atmete ich auf, er hatte wirklich verfehlt. Er guckte mich sauer an und packte meinen Arm durch die kaputte Autoscheibe. "Komm da raus, oder ich schlitze dir deinen Arm auf." Bedrohlich nahm er eine Scherbe vom Boden und hielt sie demonstrativ an meinen Arm. "Ich zähle jetzt bis drei und wenn du dann nicht da raus kommst, hast du eine durchtrennte Pulsader mehr!" Ich schüttelte verzweifelt den Kopf und versuchte mein Handgelenk aus seinen Fängen zu befreien!

"1"

Ich zog immer noch an der Autotür, so dass mein Entführer nicht an mich rankam. Er lächelte als die nächste Zahl über seine Lippen gingen.

"2"

Er grinste wirklich wie ein Honigkuchenpferd, was mich etwas verstörte.

Er legte die Scherbe an mein Handgelenk. Ich kniff meine Augen zusammen und machte die Tür auf. Ich wollte heute mehrmals sterben und dann doch wieder nicht. Bin ich so feige? Wieso habe ich ihn nicht einfach machen lassen?

Mit leerem Blick starrte ich nach draußen. Jax Arme griffen unter meinen Körper und hoben mich hoch. Entkräftet ließ ich meinen Kopf hängen und guckte in die Sternenlose Nacht. Er ging zur Tür und machte sie einfach auf, sie war nicht mal verschlossen. "Ah, da ist er ja." Ich hörte etwas klimpern, das Geräusch ähnelte einem Schlüsselbund. Die Tür wurde verschlossen und der Schlüsselbund abgelegt.

Er ging in einen weiteren Raum, machte das Licht an und ließ mich auf etwas weiches fallen. Eine Couch. Ich hustete von dem ganzen Staub der Hochgewirbelt wurde. So etwas sollte mich eigentlich wach machen aber ich war immer noch müde und erschöpft. Ich durfte aber nicht einschlafen, er würde mich umbringen ganz sicher! "So Josette, mein Kontaktmann in der Psychiatrie hat sich gemeldet und alles über dich rausgefunden. Da alle anderen Schüler tot sind weiß ich jetzt wer du bist." Ich bekam das kaum mit. Eigentlich verstand ich nur die Hälfte von dem was er sagte.

"Weißt du Schätzchen, die legen da immer Akten an, auch von Besuchern. Und da dein hübscher Pass auch dabei war weiß ich wer du bist. Ich weiß wo du wohnst, dein Alter und deinen hübschen Nachnamen weiß ich auch. Josette Sawyer, ein etwas ungewöhnlicher Name aber das kann man ja jetzt nicht mehr ändern. Ich finde Mia zwar schöner aber wenn Josette dein richtiger Name ist. Und die Tatsache, dass du erst 16 bist macht das alles viel spannender."

Ich schloss meine Augen und öffnete sie wieder etwas. Und das geschah immer wieder in etwas größeren Abständen. Dann schüttelte ich den Kopf und sprang auf. "Ich darf nicht einschlafen!" Rief ich und stützte mich an dem kleinen Wohnzimmertisch ab. "Du siehst sehr müde aus." Er machte sich lustig über mich, eindeutig!

"Fick dich!" Und schon wieder einfach nur schamloses lachen. Wie mich das aufregte. Ich war in so einem komischen Zustand, man hätte meinen können, dass ich sturzbesoffen bin aber das lag einfach am stundenlangen Auto fahren, ich bin total müde. Das gerade mit der Pistole hat mir den Rest gegeben. Ich machte ein paar holprige Schritte nach vorne und knallte fasst auf den Boden. "Hör mal zu Freundchen!" Etwas schummrig tippte ich ihm auf die Brust. "Ich will hier weg! Ich habe keinen Bock mehr auf dich!" Ich stolzierte zur großen Haustür und wollte sie aufmachen.

"Die ist ja zu." Stellte ich monoton fest. Ich ging zurück zu diesem Mann dessen Name mir nicht mehr einfiel.

"Jasper? Jayden (...) Jason? Nein... wie heißt du noch?" Ich stand vor ihm und viel vor Müdigkeit fast hin. Ich machte meine Augen zu und merkte wie sich alles entspannte. Ich kippte nach vorne direkt in seine Arme. Mein Kopf knallte gegen seine Brust. Ich bin wirklich im Stehen eingeschlafen. Das habe ich noch nie geschafft.

"Guten Morgen Sleepyhead." Jax stand vor mir. Ich musste meinen Kopf fast schon verrenken, damit ich in angucken konnte. Ich lag auf dem Wohnzimmerboden. Mein Rücken und meine Schulter schmerzten schrecklich. Jax tritt mir etwas in die Seite. "Steh jetzt auf! Wie kann man nur so lange schlafen. Ich bin schon dreimal einkaufen gegangen." Er schüttelte den Kopf und beobachtete mich weiter. Als ich immer noch nicht auf stand kippte er eine heiße Flüssigkeit über mich. Es war Kaffee! Ich schrie und stand sofort auf. Es brannte so unfassbar auf meiner Haut. Mein ganzes Oberteil war heiß und klamm vom Kaffee. "Endlich, ich hoffe ich war nicht zu grob. Sagt man das so, wenn es jemandem leidtut?" Er guckte mich schief an und ging in einen weiteren Raum.

"Dir tut das leid?!" Zischte ich vor Wut und rannte hinter ihm her.

"Nein eigentlich nicht, aber wenn ich jetzt mit jemandem zusammenlebe muss ich doch wenigstens Reue vortäuschen können." Er grinste und zwinkerte mir zu.

"Ich will nicht mit dir zusammenleben! Ich will nach Hause."

"Kommst du aber nicht und jetzt hör auf zu meckern!" Er schrie mich an und ließ mich zusammenzucken.

Tränen bildeten sich und sie ließen nicht lange auf sich warten. Ich fing an zu weinen. "Bitte lass mich gehen. Bitte." Winselte ich.
Das eine Person so krasse Stimmungsschwankungen hat kenne ich nur von anderen. Ich möchte hier raus, ich möchte nicht mit einem Soziopathen zusammenleben! Er hat vor meinen Augen einfach Menschen umgebracht, er hat eine Leiche achtlos weg geworfen ohne Reue und Scham! Ich werde fliehen, und das jetzt sofort, ich kann keine Sekunde mehr bei ihm bleiben.

Schnell guckte ich mich um. Im Wohnzimmer war eine gläserne Terrassentür. Da muss ich durch!

Ich rannte los, ich rannte um mein Leben. "Bleib stehen oder ich bringe dich um." Ich war zwar nicht so schnell wie er aber der Überraschungsmoment war auf meiner Seite. Ich erreichte die Tür. Verschlossen, sie war zu. Ich musste da durch egal wie. Kurz bevor Jax mich erreichte knallte ich so fest gegen die Terrassentür, dass sie zersprang und ich hindurch konnte.

Mein Fuß mit der Schusswunde machte das kaum noch mit, ich keuchte und guckte mich um. Der Garten war von einer großen Hecke umringt. Ich konnte hier nicht weg, meine Einzige Waffe war meine Stimme! Ich schrie so laut ich konnte um Hilfe.

Ich spürte eine Hand um meine Taille. Mit der anderen hielt man mir den Mund zu. "Du kleines ungezogenes Etwas. Gerade noch am heulen und jetzt?" Seinen Kopf legte er auf meiner Schulter ab. Auf einmal tritt Jax auf meinen kaputten Fuß!

Soziopathen müssen immer alles unter Kontrolle haben, sie brauchen die Macht!

Ich schrie in seine Hand. Der Schmerz war zu groß um mich zu wehren. Ihn machte es Spaß die Kontrolle wieder an sich zu reißen.

"Du stinkst nach Kaffee! Zieh das aus." Er sagte das als ob es das normalste der Welt wäre. Ich ziehe nicht mein Oberteil aus, das kann er vergessen!

Ich ließ mich wieder ins Haus ziehen. Ich bin ausgelaugt und kraftlos. Ich will nicht noch mehr Wunden! "Ich hasse dich." Flüsterte ich immer wieder und wischte mir gleichzeitig die Tränen weg.

"Ich verstehe dich nicht, du kannst hier kostenlos mit einem super heißen Typen zusammenleben der im Bett so gut ist wie er aussieht. Wie kannst du da heulen. Und dir jetzt das Oberteil auszuziehen hat auch nur Vorteile" er grinste und zog sein Shirt auch aus. "Guck ist gar nicht so schwer." Ich guckte weg.

"Komm schon wir könnten gute Freunde werden." Ich lachte etwas abfällig.

"Soziopathen können keine Freundschaften aufbauen, sie können sich nicht in Personen herein versetzen. Zumal habt ihr kein Sozialwissen!"

Er schnaufte belustigt und ging ein paar Schritte auf mich zu. "Aber ich weiß wie man lügt." Ich ging ein paar Schritte zurück und viel auf ein Sofa.

"Wieso hast du mich mitgenommen?"
"Ach kleine Josie, ich sagte das doch schon."
"Sicherlich nicht weil du Gesellschaft brauchst!"
"Wenn du mir nicht glaubst ist das deine Sache. Ich tue dir so lange nichts, bis du mir zu langweilig wirst."
"Du brauchst doch keine Gesellschaft. Du brauchst nur dich selber."
"Ich habe in meinem Jungen leben mittlerweile 17 Menschen umgebracht! Nicht nur diese eine dumme Familie, sondern auch 13 Prostituierte." Er sagte das einfach so, ohne jeden Zusammenhang. Ich war geschockt!

Er starrte leer in den Raum und fügte noch hinzu.

"Sie waren einfach zu langweilig."

Josette guckte den jungen Mann an und konnte kaum fassen was er sagte. Die Menschen waren ihm halt einfach zu langweilig geworden. Sie waren nichts Besonderes mehr. Die ganzen Nutten fickten tagtäglich, sie konnten Angst nur vorspielen. Und dabei waren sie auch noch schlecht. Doch er wusste, dass Josie nicht langweilig wird. Er hatte schon zu viel gefallen an ihr gefunden, dass er sie nur im äußersten Notfall umbringen wird.

Sie wird sich unter ihm winden als wäre er der Teufel persönlich.

Sie wird unter seinem Messer schreien als wäre es ihr Untergang

Sie wird in seinen Armen weinen als hätte sie keinen Ausweg mehr.

Sie weiß es noch nicht, sie denkt sie würde bald freikommen, weil er das Interesse an ihr verliert. Sie überlegt die ganze Zeit wie sie fliehen kann. Doch irgendwann wird sie aufgeben, sie wird bei ihm bleiben wollen. Sie wird mehr Angst vor der schrecklichen Welt haben als vor ihm.
Er weiß es, denn die Welt ist schrecklicher als er es je sein könnte. 

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