Wie mein Freund es schaffte meinen Hass auf Schreibwarenläden zu verdoppeln
Wir standen in der Winkelgasse. Um uns herum wuselten überall Menschen herum. Ätzend. Echt ätzend. Konnten die nicht mal stehen bleiben? Oder wenigstens Platz machen? Ich meine: Hallo?! Wir sind die Potters! Mein Dad hat Voldemort besiegt! Sollte man ihn dafür nicht mindestens, ach keine Ahnung- vielleicht verehren, oder vergöttern?! Doch anscheinend teilte keiner der Umstehenden die selben Gedanken mit mir.
"Na, worüber denkt unser Jamsieleinchen denn gerade nach?"
Ich drehte mich um, nur um Teddy in die Augen zu blicken. Meinem anderen Bruder, zumindest wenn man mal nicht den Familienstammbaum anguckte. Dort gehörte er nicht zu uns - er war ein Lupin. Aber mal ganz im Ernst, wer guckt denn bitteschön auf einen 'Familienstammbaum'?! Ich kenne nichts womit man mich noch mehr langweilen könnte...
Besagter Lupin grinste mich an. Heute trug er mal blonde Haare und eine längliche Nase, was ihm eigentlich ziemlich stand. Das würde er aber nie erfahren. Zumindest nicht von mir.
"Ach, dies und das - unwichtig", winkte ich ab und sah mich daraufhin nochmal um. "Wo sind Hugo, Rose, Tante Hermione und Onkel Ron?"
"Die sind wahrscheinlich wieder zu spät", mischte sich Al in unser Gespräch ein. "Oh man", stöhnte ich, fuhr mir durch die Haare und sah Teddy wieder an. "Meint ihr die schaffen es irgendwann mal rechtzeitig zu kommen?" Ted lachte:" Oh bitte! Was wäre Einkaufen in der Winkelgasse, ohne das Warten auf die liebe Familie?". "Sagst du! Du gehst doch seit fünf Jahren nicht mehr nach Hogwarts... Ergo: du hast seit fünf Jahren hier nichts schulisches mehr eingekauft!", beschwerte sich Al, während ich ihm nickend zustimmte. "Ach, ihr wisst gar nicht wie sehr mir Hogwarts fehlt...", erwiderte Teddy mit einem schwachem Lächeln. Ehe ich noch was sagen konnte, sprach Mom: "Da sind sie ja! Endlich!" Und deutete auf eine Gruppe Leute, die größtenteils rote Haare hatten. "Onkel Ron! Tante Hermione!", schrie Lily und stürmte geradewegs auf sie zu.
Endlich alle vereint machten wir uns auf den Weg zum Besenstiel, einem Wirtshaus und beliebten Treffpunkt, wo wir unsere Sachen abstellten. " So", meinte meine Tante, "ich würde sagen ihr nehmt jetzt alle euer Geld und eure Listen und geht einkaufen! Macht keinen Quatsch, wir sehen uns in einer Stunde wieder hier! Wenn ihr irgendetwas braucht, wir Erwachsenen sitzen hier. Und wehe einer von euch setzt einen Schritt in die Nockturngasse!", funkelte sie mich mit einem unauffällig auffälligem Blick an. Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf, während Teddy hinter mir kicherte. Ja, als ich klein war, hatte ich mal versucht einen Blick in die Nockturngasse zu werfen... Es war sehr gruselig gewesen und hatte damit geendet, dass mein Dad mich (da ich heulte und eine Ablenkung brauchte) zu Fortescues geschleift hatte, und ich mir geschworen hatte nie wieder auch nur einen Blick da rein zu werfen. Teddy hatte das alles natürlich sehr amüsant gefunden, und zieht mich heute noch damit auf. "Also, worauf wartet ihr?! Ab mit euch!"
Ich sah wie Lily sofort weg zu einer ihrer Freundinnen stürmte und Al mit diesem Skorpion abhaute. Oder wie auch immer er hieß... In mir zog sich etwas zusammen. Ja, ich hatte Al damit aufgezogen, dass er nach Slytherin kommen könnte, aber das er dann am Ende wirklich dahin gekommen war, hatte mich dann schon überrascht. Ich war enttäuscht gewesen und obwohl ich es nie zeigte, gefiel es mir nie meinen eigenen Bruder in grün zusehen. In den Slytherin-Farben. Ich hatte immer ein mulmiges Gefühl im Bauch. Und dann war da auch noch sein bester Freund. Dieser Malfoy! Ich konnte ihn nicht leiden, fragt mich nicht wieso. Durch ihn kapselte sich Al immer weiter von uns ab - von seiner Familie: Lily, Teddy und mir...
Bevor jemand mein Starren bemerken konnte drehte ich mich um, um nach meinen Freunden zu suchen. Wir hatten uns hier, im Besenstiel verabredet, um gemeinsam einkaufen zu gehen. Und da sah ich sie auch schon. Sie winkten und bedeuteten mir herzukommen. Grinsend verabschiedete ich mich von Teddy und den Erwachsenen, nahm meine Sachen und rannte rüber zu meinen Freunden.
Alex, mein bester Freund hatte wie immer seine Nase in einem Buch stecken. Sein blondes Haar war ein wenig verwuschelt, doch das störte ihn wahrscheinlich kaum. Ich meine, im Gegensatz zu meinen, waren seine Haare der reinste Traum! "Ey, du Streber!", meinte ich und zog ihm das Buch aus den Händen. Wir mussten lachen. Er stand auf und umarmte mich brüderlich, "Hey, wie waren deine Ferien?"
"Ach, wie immer eigentlich", sagte ich. Alex war nicht ohne Grund mein bester Freund. Wir hatten uns auf unserer ersten Hogwartsfahrt kennengelernt. Auch wenn alle ihn für einen Streber hielten, wusste ich, dass er auch andere Seiten hatte. Durchgedrehte, verrückte Seiten, die ihn zu dem Alex machten, den ich kannte und mochte. Zu meinem besten Freund eben! Und nicht zu vergessen Co-Streicheplaner, aber das ist jetzt wirklich nicht erwähnenswert. Ich musterte den Rest unserer Gang. Matthew war schon wieder gewachsen, was ich bis vor einer Minute noch für unmöglich gehalten hätte, aber: Hey! Why not? Das Leben ist (zum Teil) ein großer, unfairer Arsch... Wieso sonst gibt es Schule?
Logan stand weiter hinten, strich sich seine braunen Haare immer wieder aus dem Gesicht und versuchte mit einem ihm total fremden, aber hübschen Mädchen zu flirten. Erfolglos, aber ich würde niemals die Träume meiner Freunde zerstören - oder? Leise in mich hineinlachend wollte ich Matthew etwas sagen, als mich eine kalte Hand an der Schulter berührte. Erschrocken blickte ich nach hinten in ein Paar graue Augen. "Hat sich da jemand erschreheckt?!", flötete Jake, doch ich verdrehte einfach die Augen. Hinter mir lachten Alex, Matthew und auch Logan, der beschlossen hatte endlich die Finger von dem Mädchen zu lassen und seinen Arsch hier her zu bewegen...
Meine Freunde hatten mich angesteckt, denn nun musste auch ich lachen. "Oh man, ihr habt mir echt gefehlt!", sagte ich, eine Lachträne aus dem Auge wischend.
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"Die hier sieht doch gut aus!", meinte Logan und hielt mir eine Adlerfeder vor die Nase. Nachdem wir alle fertig mit einender auslachen gewesen waren, hatten wir unsere Sachen gepackt und waren losgestreunt. Einfach wild drauf los. So kam es, dass Alex uns in ein Schreibwarengeschäft geschleift hatte, mit der Meinung, wir bräuchten alle mal wieder neue Unterrichtssachen. "Ja, ich schätze schon...", erwiderte ich gelangweilt und fuhr mir durch die Haare. Alles was ich wollte, war hier raus zu kommen. Um die Ecke warteten schon Weasleys zauberhafte Zauberscherze auf uns und wir standen hier. In einem Schreibwarenladen. Ich meine: Euer Ernst Leute?!!
Mit dem Bimmeln der Türglocke, kamen zwei lachende Mädchen herein. Eines hatte braune, schulterlange Haare, gestikulierte wie wild und redete die ganze Zeit auf ihre lachende Freundin ein. Diese hatte rot-braune zu einem Dutt gebundene Haare und fröhliche, braune Augen. Annabeth. Annabeth und ihre beste Freundin Lauren.
Ich merkt wie Alex neben mich trat und mir seinen Ellenbogen leicht in Seite rammte. "Du starrst", flüsterte er so sachlich wie möglich und netterweise so, dass nur ich es hören konnte. "Nein tue ich nicht!", flüsterte ich aufgebracht zurück, doch meine Augen, die schon wieder zu Annabeth gehuscht waren, verrieten mich. Genau in dem Moment trat Matthew nach vorne und grinste breit: "Was verschafft uns die ehre, zwei so feine Damen hier anzutreffen?" Lauren verdrehte grinsend die Augen und ging an Matthew vorbei zu den Pergamenten. Doch Annabeth war stehen geblieben und dieser fröhliche Ausdruck in ihren Augen - er war verschwunden. Stattdessen hatte sie nun ihre Lippen zusammengepresst und die Augen ein klein wenig verengt. "Seit wann geht ihr denn in solche Geschäfte? Ich dachte in euren Köpfen geht es nur darum wie man am den nächsten Streich am besten plant, oder den Unterricht am besten verpasst!", meinte sie verärgert. "Tja, falsch gedacht", konterte Logan sie schulterzuckend und drehte sich wieder zu den einzelnen Schreibfedern, die zur Schau gestellt wurden. "Das nennt sich Multitasking McCallister!", fügte ich grinsend hinzu, bekam aber nur einen finsteren Blick seitens Annabeth. Bevor noch etwas schlimmes passieren konnte, mischte sich Lauren ein:" Vergiss es einfach An! Wir sind doch hier um Sachen für die Schule zu holen, nicht um dummen Jungs denken bei zu bringen..." Sie warf uns einen entschuldigenden Blick zu. Ich hatte mich schon immer gut mit Lauren verstanden. Seufzend blickte Annabeth zur Decke und sah dann Alex an. "Wo ist eigentlich Jake?"
Augenblicklich versteifte ich. Alex sah mich besorgt an.
Wo ist eigentlich Jake?
Ja, dieser Satz- diese vier Wörter- sie ließen alles in mir zusammenkrampfen. All die Zuversicht in mir, die Hoffnungen - sie verschwanden mit einem Puff.... Als ob ich sie nie empfunden hätte, als ob es sie nie gegeben hätte. Ich hasste mich dafür. Ich hasste mich für die Gefühle, die in mir aufkamen, wenn ich die beiden zusammen sah. Doch, wie mein Dad manchmal zu sagen pflegte: "Manche Dinge kann man nicht ändern..." Annabeth und Jake waren letztes Jahr zusammengekommen, sie waren beide so glücklich miteinander und alles was ich wollte war, mich mit ihnen freuen zu können, und wie alle anderen diesem glücklichen Paar nur das beste wünschen zu können. Wenn ich dann aber sah, wie sie sich einander anlächelten, ihre Hände verschränkten, und sich wie verliebt in die Augen sahen, musste ich immer mit aller Kraft versuchen meinen Kotzreiz zu unterdrücken. Es war wie jetzt: mein Magen zog sich zusammen und ich konnte dieses wilde Monster, das Jake am liebsten umbringen würde nur mit Mühe zurückhalten... Meine Eifersucht. Und genau dafür hasste ich mich: Für meine Eifersucht gegenüber Jake - einer meiner engsten Freunde.
Ohne etwas dagegen unternehmen zu können fuhr ich mir verärgert über die Haare, den besorgten Blick meines Freundes ignorierend. Es war ein Reflex, nicht das ich stolz darauf wäre, früher vielleicht, früher hatte ich gedacht, das es mich cooler machte, diese Bewegung hatte mir immer Selbstvertrauen gegeben - aber jetzt? Jetzt fand ich sie nur noch nervig, das einzige was mir diese Angewohnheit brachte waren noch unordentlichere Haare..
"Der ist auf dem Klo", sagte ich, wahrscheinlich ein tikken zu forsch, denn Annabeth guckte mich, verwirrt, von meiner plötzlichen Stimmungsschwankung, an. Als ich mein seltsames Verhalten bemerkte, setzte ich ein gemurmeltes: "Er kommt gleich wieder..." ,hinzu. Im Augenwinkel sah ich noch Laurens misstrauischen Blick, da kam Jake wieder. Als er Annabeth sah erhellte sich sein Gesicht und er eilte sofort zu ihr, um erstmal einen innigen Kuss mit ihr zu teilen. Die Beiden hatten sich ja die ganzen Sommerferien über nicht sehen können - wie schrecklich! Sarkasmus lässt grüßen...
Bei dem Anblick der Zwei zog ich meine Augenbrauen zusammen und guckte finster, ich sah wahrscheinlich mordlustig aus... Also drehte mich um und widmete mich wieder interessanteren Dingen: den ganzen Schreibfedern - schwierig, welche sollt ich bloß nehmen? Die Adlerfeder......?
Wetten er fasst ihr gleich an den Hintern!!!
Konzentrier dich James - Konzentration! Lass dich nicht von dieser bescheuerten Stimme, die verstörender Weise genauso wie Teddys klingt, ablenken! Also vielleicht doch die Eulenfeder...? Die andere ist so hart und.....
Oh, ich sehe es schon vor mir! Irgendwann heiraten die Beiden, kriegen Kinder und alles was du tuen darfst ist zugucken und alleine sterben. Gaaaanz alleine!
Ich umklammerte die Eulenfeder so fest, dass man meine Knöchel hervortreten sehen konnte. Das weiße wurde heller, je fester ich drückte. Je fester ich meine Gefühle, die Eifersucht, unterdrücken - ignorieren wollte. Panisch versuchte ich an etwas anderes zu denken. Alles außer Jake und Annabeth. Quidditch! Ja, das war perfekt! Dieses Jahr startete die neue Saison, ...
James, James, James....
Teddys Stimme tadelte mich.
Was soll nur aus dir werden? Dein Freund hat dir das Mädchen vor der Nase weggenommen und alles was du tust ist daneben stehen und zugucken - natürlich nur im metaphorischen Sinne gemeint. Anscheinend liegt dir nicht so viel am Zugucken...
Scheiß Stimme!
Du bist echt ein Schwächling, traust dich wohl nicht, was? Du hast Angst es könnte dich vollkommen zerstören! Und so einer schimpft sich Gryffindor - ich dachte ihr kennt keine Angst...
Ich bin nicht schwach! Niemand wagt es mich schwach zu nennen! Einen Moment... Ließ ich mich da gerade ernsthaft von einer Stimme in meinem Kopf - naja, eigentlich von mir selbst mobben?! Kopfschüttelnd griff ich nach irgendeiner anderen Feder und tat so als ob sie super spannend wäre. Was war bloß los mit mir? Gedankenverloren starrte ich die Feder an.
"James? James! Alles in Ordnung, Kumpel?", lachte Jake neben mir. Ich setzte ein gezwungenes Lächeln auf und drehte mich zu ihm um. "Ja, alles bestens!", krächzte ich. Jake sah mich zweifelnd an. Stille. Peinliche Stille. Ich entdeckte Annabeth und Lauren etwas abseits, auf der Suche nach irgendwelchem besonderen Papieren oder so... "Na, habt ihr euch also endlich wieder von einander lösen können?!", fügte ich mit einem wissenden Nicken in Annabeths Richtung hinzu. Das hatte das Eis anscheinend gebrochen, denn Jake fing an lauthals los zu lachen. "Und ich dachte irgendwas würde nicht mit dir stimmen!", grinste er und schlug mir brüderlich auf die Schulter. Ein schiefes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht:
"Mit mir stimmt doch nie etwas!"
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