Kapitel 7

Scotts Sicht:

Okay. Also das Problem mit Liam war gelöst. Zumindest bis zum nächsten Vollmond. Ich hoffte wirklich, dass er solange die Kontrolle behalten konnte. Aber das war vermutlich das kleinste userer derzeitigen Probleme. Da gab es noch Clary, von der wir nichts wussten und von der Stiles immer noch glaubte, sie wolle uns alle umbringen. Aber das ergab keinen Sinn. Hätte sie uns umbringen wollen, warum hatte sie ihre Chance dann nicht schon längst genutzt. Ich meine, jetzt wo wir wussten, dass sie eine Jägerin war, waren wir automatisch viel vorsichtiger, was sie anging. Aber naja. Auch Clary war nicht unser größtes Problem. Es gab noch ein viel größeres, dass alles andere in den Schatten stellte. Eine Todesliste. Und wir alle standen darauf.
Wir hatten keine Ahnung, wer sie erstellt hatte, oder warum. Aber sie war nunmal da. Und das bedeutete, das wir alle in Gefahr waren.
Es war nun Sonntag Nacht. Es waren inzwischen zwei Tage vergangen, seit wir die Todesliste hatten. Oder zumindest einen Teil davon. Und wir waren noch keinen Schritt weiter. Ich wollte eigentlich, dass wir Clary einweihten, aber Stiles meinte, dass wir ihr so nur noch mehr Gründe geben würden, uns zu töten.
Naja. Jetzt besprachen wir uns erst einmal mit Sheriff Stilinski. Denn ich war mir sicher, dass die Killer, nicht unbedingt andere übernatürliche Wesen waren. Das bedeutete wir hatten es mit Menschen zu tun.
Am Freitag, nachdem Liam sich wieder beruhigt hatte, waren Chris und ich wieder zum Haus zurück gegangen. Ich hatte es schon von weitem gerochen. Das Blut. Und dann fanden wir den Mann, der das Bier geliefert hatte. Demarco. Er war enthauptet worden. Und ich war mir sicher, dass Donovan Teil eines Rudels gewesen war. Das bedeutete, dass es ein ganzes Rudel in Beacon Hills gab, dass wir beschützen mussten. Und noch mehr. Ich war mir wirklich nicht sicher, ob wir dass schaffen würden. Naja. Jetzt fasste Stiles erst einmal alles über die Todesliste zusammen, was wir wussten.

"Also die Walcotts waren die ersten. Zumindest die ersten von denen wir wissen. 4 Morde. Shawn, sein Bruder und deren Eltern. Sie wurden von einem Professionellen Killer Namens -der Stumme-umgebracht. Seine Waffe: ein militärische Tomahawk. Doch dann wurde der Stumme von Peter Hale umgebracht, nachdem er versuchte Derek mit einer Claymore Mine in die Luft zu jagen." fasste er zusammen, was sein Vater ihm erzählt hatte.
"Als nächstes Demarco. Er lieferte ein Fass Bier zu Lydias Party zum Wassergrundstück und wurde vor seinem Auto enthauptet. Und dann letzte Nacht. Die 23 jährige Carrie Hudson."

"Es ist eine Todesliste. Eine Liste aller übernatürlicher Kreaturen." erklärte ich Stiles Vater und zeigte ihm die Liste, die Lydia entschlüsselt hatte. "Das ist nur ein Teil davon. Der Rest muss noch dekodiert werden."

"Wer hat diese Liste gefunden?" fragte Sheriff Stilinski.

"Lydia." antwortete Stiles.

"Und wie?" fragte der Sheriff nach.

"Naja, sie schrieb sie. Eigentlich hat sie sie geschrieben ohne es zu merken." erklärte Stiles, wobei ich eigentlich glaubte, dass sein Vater es nicht verstehen würde.

"Banshee?" fragte er zu meiner Überraschung, woraufhin Stiles nickte. "Und was bedeuten diese Nummern neben den Namen?"

"Das erklär ich dir noch." meinte Stiles. "Du musst wissen, dass der Code mit einem Chiffre Schlüssel geknackt wurde."

"Also sowas wie ein Passwort?" fragte sein Vater.

"Naja, es ist eigentlich ein Name." erklärte Stiles.

"Allison." sagte ich woraufhin eine kurze Stille herschte.

"Das hat ein drittel der Liste geknackt." erkklärte Stiles nach einer Weile der unbehaglichen Stille.

"Das bedeutet es gibt sicher noch zwei weitere Chiffre Schlüssel." folgerte ich.

"Die uns hoffentlich den Rest der Namen verraten werden." kombinierte der Sheriff. "Okay. Und wie kommen wir an diese Schlüssel?"

"Genauso wie an den Code." begann Stiles unseren Plan zu erklären. "Lydia. Sie ist das ganze Wochenende auf dem Wassergrundstück gewesen und versuchte die anderen Schlüssel zu finden."

Aber leider hatte Lydia noch keinen Erfolg gehabt. Ich hoffte wirklich, dass wir schnell die restlichen Namen herausfinden würden. Wir mussten wissen, wen wir beschützen mussten. Wen wir warnen mussten.

"Ihr wusstet nichts von Demarco und Carrie, oder?" fragte der Sheriff, woraufhin wir nur die Köpfe schüttelten. "Und was ist mit diesen beiden Namen hier. Kayleen Bettcher und Elias Town? Sind das auch Werwölfe?"

"Keine Ahnung. Aber laut Deaton zieht der Nemeton übernatürliche Kreaturen hier her." erklärte ich ihm weiter was wir wussten.

"Du meinst Beacon Hills, oder Beacon County?" fragte er nachdenklich. "In Beacon Hills leben weniger als 30 000 Menschen."

"Ja, eher fallend." warf Stiles ein, woraufhin er zwei böse Blicke zugeworfen bekam.

"Aber wenn wir von Beacon County reden, müsstet ihr eher mit 500 000 rechnen." brachte er uns noch weitere Sorgen. "Also mal ehrlich. Von wie vielen Werwölfen, Banshees, Kitsunes oder was da draußen sonst noch rum läuft reden wir eigentlich? Und was wenn der nächste Chiffre Schlüssel nicht 12 Namen aufdeckt, sondern 500?"

"Nein, das glauben wir nicht." versuchte Stiles seinen Vater zu beruhigen. "Es gibt ein Limit."

"Aufgrund dieser Zahlen." kamen wir wieder auf seine vorherige Frage zurück. "Wir denken, sobald wir alle Namen entschlüsselt haben, lassen sich die Zahlen bis 117 addieren."

"117 was?" fragte der Sheriff verwirrt.

"Millionen." erklärte ich.

Dabei ging es um das Geld was Peter gestolen wurde. Wer auch immer das Geld gestohlen hat, hat auch diese Liste geschrieben und bezahlt die Killer.

"117 Millionen Dollar. Gestohlen aus dem Hale - Verließ, Dad." erklärte Stiles. "Es wird von jemandem benutzt um all diese Morde zu finanzieren."

"Jemandem der alles übernatürliche in Beacon Hills tot sehen will." nannte ich den einzigen Anhaltspunkt, den wir auf den Benefactor hatten.

"Okay. Diese Codierte Liste wird also heraus geschickt. Und irgendwie kommen diese Auftragskiller an diese Liste." begann der Sheriff nochmal alles zusammen zu fassen.

"Und den Chiffre Schlüssel." fügte Stiles hinzu.

"Und dann sind sie hinter den Namen dieser Liste her. Das sind dann, der Killer ohne Mund, Killer mit Tomahawk, Dratschlingen, die einem den Kopf abtrennen." schien der Sheriff es sich selbst zu erklären.

"Und Carrie hier wurde erstochen. Was bedeuten diese Male hier?" fragte Stiles und deutete auf ein Leichenfoto von Carrie.

Um die Stichwunden waren 6 eckige Kästchen. Das war tatsächlich komisch. Aber ich hatte nicht die geringste Idee, wodurch diese Kästchen verursacht worden sein konnten. Und Stiles und sein Vater wussten es auch nicht.

"Keine Ahnung. Wir warten noch auf den Bericht des Leichenbeschauers." erklärte der Sheriff. "Da ist noch etwas, das ich nicht verstehe. Woher wusste der neue Auftragskiller, das Demarco auf dem Wassergrundstück war?"

"Jeder weiß, dass er für extra Kohle auch Alkohol an Teenager liefert." begann ich unsere Theorie dazu zu erklären und der Sheriff verstand sofort, worauf ich hinaus wollte.

"Also wer auch immer das Fass bestellt hat, hat Demarcvo getötet." folgerte er.

"Der jenige war auf der Party." meinte Stiles und sah mich dabei mit einem vielsagenden Blick an.

"Ein Schüler." sagte ich und blieb damit im allgemeinen Raum.

"Eine Schülerin um genau zu sein." fing Stiles wieder mit seiner Theorie an, doch sein Vater verstand kein Wort.

"Stiles glaubt, dass die neue Schülerin Clary etwas damit zu tun hat." klärte ich seinen Vater auf.

"Und wieso glaubst du dass?" wandte sich sein Vater an ihn.

"Weil sie nicht einfach nur eine Schülerin ist. Sie ist eine Jägerin." begründete Stiles seine Vermutung.

"Warte, du meinst so wie Allison?" fragte der Sheriff nach.

"Nein, eben nicht wie Allison. Clary ist gefährlich. Sie ist eine Calavera." begann Stiles sich wieder in Rage zu reden.

"Stiles. Sie war die ganze Zeit bei Chris. Sie hat Demarco nicht getötet." versuchte ich ihm erneut zu erklären.

"Okay, vielleicht nicht Demarco. Aber was ist mit Carrie? Vielleicht hat Clary sie umgebracht." gab er seine Theorie immer noch nicht auf. "Wenn ich es dir doch sage Scott. Irgendetwas stimmt mit diesem Mädchen nicht."

Ich konnte einfach nicht glauben, dass Stiles recht hatte. Ich meine, sie war gerade mal 15 Jahre. So alt wie Liam. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie eine Auftragskillerin war. Aber Stiles hatte Recht. Irgendetwas war komisch an ihr.

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Clarys Sicht:

Das restliche Wochenende verbrachte ich mit meiner Mum zusammen zu Hause. Da ich ja Hausarest hatte, war mir auch nichts anderes übrig geblieben.
Ich hatte zwischendurch auch mit meinen alten Freunden aus Chicago geschrieben. Meine Freunde fehlten mir sehr. Clara und Nick. Ich kannte die beiden seit dem Kindergarten. Der Abschied war uns wirklich schwer gefallen. Aber als meine Eltern sich scheiden ließen, und meine Mutter dann eine Stelle hier im Beacon Hills Krankenhaus angeboten bekommen hatte, war die Sache sowas von klar gewesen. Naja. Ich war froh, dass ich wenigstens regelmäßig mit ihnen schreiben konnte und sie mich nicht vergessen hatten.
Naja. Aber jetzt stand erst mal der Unterricht an. Ich hatte schon wieder nicht richtig schlecht geschlafen. Ich hatte ständig diese Alpträume von solchen komischen Dingern. Sie trugen eine Knochenrüstung. Dieses Geräusch der klappernden Knochen, ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Es klang wirklich gruselig. Ich war wieder so müde und abwesend, dass ich sogar fast in Cassy hineingelaufen wäre.

"Hey. Wo bist du denn mit deinen Gedanken?" meinte Cassy fröhlich.

"Hey. Entschuldige. Ich hab letzte Nacht nicht sonderlich viel geschlafen." erklärte ich und steuerte auf meinen Spind zu.

"Was war denn?" fragte sie mit etwas Besorgnis in der Stimme und folgte mir zu meinem Spind.

"Ich hab bloß schlecht geträumt." erklärte ich und war froh, dass ich ihr sogar mal die Wahrheit sagen konnte.

"Was hast du denn geträumt?" fragte Cassy weiter.

"Ach nichts besonderes." tat ich den Traum ab, während ich ein paar Bücher aus meinem Spind nahm.

"Du kannst es mir ruhig erzählen. Ich hatte auch schon Alpträume." meinte Cassy, was mich nun etwas neugierig machte.

"Ach ja?" fragte ich also nach und sah sie gespannt an.

"Ja. Sommerschlussverkauf. Und ich kam zu spät!" erzählte sie und sie klang ziemlich entsetzt.

Ich wusste sie meinte das ernst. Und ich wusste, dass sie sich um solche Dinge wie Werwölfe keine Sorgen zu machen brauchte. Aber ich konnte mir ein Lachen einfach nicht verkneifen. Doch als Cassy mich böse ansah, beruhigte ich mich wieder.

"Entschuldige. Es ist nur so..." begann ich, doch ich stoppte.

Ich konnte nicht sagen, -normal-. Dann würde sie mich fragen, was denn nicht normal in meinem Leben wäre. Und dann müsste ich wieder lügen. Und dass wollte ich nicht.

"Mein Alptraum hat sich nicht um einen Sommerschlussverkauf gedreht. Es war, eher gruselig." erklärte ich.

"Worum ging es?" fragte sie weiter, während wir uns auf den Weg zu unserer ersten Stunde machten.

"Ich weiß nicht genau." sagte ich während ich versuchte mich an den Traum zu erinnern. "Ich bin weg gelaufen. Und ich hatte schreckliche Angst."

"Vor was?" fragte Cassy und sah mich besorgt an.

"Ich weiß nicht. Ich hab so etwas noch nie vorher gesehen. Ich glaube es waren mal Menschen gewesen. Aber sie trugen solche komischen Rüstungen. Knochenrüstungen." erzählte ich ihr, woran ich mich erinnerte.

"Du meinst Berserker." meinte sie.

Ich wollte gerade in den Klassenraum gehen, doch ich stoppte und drehte mich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck zu ihr um.

"Menschen mit Rüstungen aus Tierknochen. Die nennt man Berserker. Sie tragen einen Tierschädel." erklärte sie, ganz so, als ob es nichts besonderes wäre und ging an mir vorbei in den Klassensaal.

"Woher weißt du das?" fragte ich sie verwundert und folgte ihr.

"Naja, mein Bruder hat einen Haufen Comics. Die liegen immer im ganzen Haus rum und irgendwann hab ich angefangen ein paar davon zu lesen. Und was ich nicht verstanden habe, hab ich nach geschlagen. Und glaub mir, das war wirklich sehr viel." erklärte sie, wärend wir uns hin setzten. "Und naja, in einem ging es eben auch um diese Menschen mit den Knochenrüstungen."

Wow. Cassy schaffte es immer wieder mich zu faszinieren. Und wenn ich jetzt schonmal die Chance hatte, ehrlich mit Cassy zu reden, würde ich diese Chance auch nutzen. Also beschloss ich sie weiter über diese Berserker aus zu fragen.

"Was weißt du noch über diese Dinger?" fragte ich also.

"Naja nicht viel. Das ist schon eine ganze Weile her. Ich bin schließlich kein Geek." meinte sie und lachte.

"Cassy komm schon. Versuch dich zu erinnern." bat ich sie.

"Okay, okay. Aber wieso ist das so wichtig?" fragte sie und hörte auf zu lachen.

"Ich weiß nicht. Ich hab das Gefühl es könnte wichtig sein." sagte ich gedankenverloren.

Ich wusste nicht, was es war. Woher dieses Gefühl kam. Vielleicht lag es daran, dass ich eine Jägerin war und eine generelle tief verwurzelte Neugierde gegenüber allem Seltsamen hatte. Vielleicht war ich auch einfach nur verrückt geworden und steigerte mich in alles noch so unwichtige viel zu sehr hinein. Ich wusste es wirklich nicht.
Aber als ich bemerkte, wie verwirrt Cassy mich ansah, musste ich mir doch eine kleine Lüge überlegen.

"Naja. Ich meine. Ich hatte diesen Alptraum schon öfter. Und vielleicht hilft es ja, wenn ich mehr über diese Dinger weiß." redete ich mich heraus.

Und tatsächlich schien sie mir zu glauben. Sie setzte wieder ihr fröhliches Lächeln auf und begann zu überlegen.

"Naja, also ich weiß noch, dass die Berserker keinen Schmerz fühlen. Alle Wunden, egal ob durch ein Schwert oder eine Pistole verursacht, haben sie einfach ignoriert." erklärte sie nachdenklich. "Mehr weiß ich leider nicht. Aber ich kann mal nach sehen, ob ich noch was in den Comics meines Bruders finde wenn dir das hilft."

"Das wäre wirklich fantastisch. Danke Cassy." sagte ich und lächelte ihr dankbar zu.

Cassy wollte gerade ein anderes Thema beginnen, als die Schulklingelt ertönte. Also packte ich mein Buch aus und schlug es einfach irgendwo auf. Kurz bevor der Lehrer herein kam, setzte sich plötzlich noch jemand neben mich. Mit einem Blick nach rechts, erkannte ich Liam.

"Hey, Claire." begrüste er mich, doch ich ignorierte ihn.

Ich wollte nicht mit ihm reden. Also eigentlich ja schon. Aber ich musste standhaft bleiben. Er gehörte zu Scott. Und ich konnte Scott nicht vertrauen. Also konnte ich auch Liam nicht vertrauen.

"Du ignorierst mich. Wirklich?" flüsterte er.

"Es gibt nichts, worüber wir sprechen könnten." antwortete ich also und hoffte, er würde mich in Ruhe lassen.

Doch so leicht schien er nicht aufgeben zu wollen.

"Clary, es gibt eine Menge, worüber wir reden sollten." sagte er, doch ich versuchte ihn weiter zu ignorieren. "Da gibt es etwas, was sie dir noch nicht erzählt haben."

Und plötzlich hatte er meine Aufmerksamkeit. Natürlich war ich daran interessiert. Ich wollte wissen, was hier in Beacon Hills vor sich ging.

"Was meinst du?" fragte ich also nach.

"Es gibt eine..." begann er doch er wurde durch den Lehrer unterbrochen.

"Mr. Dunbar. Haben sie uns etwas zu erzählen?" fragte der Lehrer, woraufhin Liam bloß seinen Kopf schüttelte. "Dann seien sie gefälligst still. Das gilt auch für sie, Miss Russo."

Sofort tippte Cassy mich an und sah mich mit einem riesen großen Fragezeichen im Gesicht an. Doch ich schüttelte bloß den Kopf. Sie sollte glauben, es sei nichts wichtiges gewesen. Aber so wie Liam mich angesehen hatte, schien es wichtig gewesen zu sein. Sehr wichtig sogar. Also musste ich jetzt irgendwie die Stunde herum bekommen. Aber so einfach war das nicht. Ich zerbrach mir die ganze Zeit den Kopf darüber, was Scott mir so wichtiges verheimlicht hatte. Und dann klingelte es endlich. Noch nie hatte ich dieses Geräusch mit Erlösung verbunden, aber in diesem Falle würde es mich von der Qual der Unwissenheit befreien. 
Ich packte sofort meine Sachen ein und ging dann auf den Flur. Doch als nächstes kam nicht Liam zu mir, sondern Cassy.

"Hey. Was war das denn da drin?" fragte sie und klang schon fast etwas sauer.

Kein Wunder, dass sie sauer war. Sie mochte Liam. Und sie wusste nicht, dass ich ihn auch mochte. Und sie wusste auch nicht, dass es bei unserem Gespräch keines Falls um Dates oder so drehte. Ich hatte ein echt schlechtes Gewissen, weil ich sie schon wieder anlügen musste.

"Französisch. Aber ich rate mal und vermute, dass du etwas anderes meinst." tat ich auf unschuldig.

"Ich meine das mit Liam. Worüber habt ihr geredet?" fragte sie und klag dabei nun echt sauer.

"Ehm, nichts. Es ging bloß um den Unterricht." log ich sie an und hoffte, sie würde mir glauben.

"Ach ja?" fragte sie wieder etwas ruhiger, woraufhin ich sie unschuldig ansah und nickte. "Entschuldige. Ich hab überreagiert. Ich weiß doch, dass du mir das nicht an tun würdest."

Sie grinste wieder und sah mich mit ihren funkelnden Augen an.

"Jetzt mal was anderes. Du kommst doch heute Abend bestimmt mit zum Lacrosse Spiel." meinte sie fröhlich.

Es war eigentlich föllig egal, ob ich jetzt ja oder nein sagte. Denn Cassy hatte mich nicht einfach nur  gefragt. Das war ihre Art zu sagen: -Du kommst gefälligst mit!-
Und den Grund dafür kannte ich auch schon. Liam. Wow. Dabei sagte sie doch, sie würde dieses Stalker Zeug lassen. Aber es sah für mich echt so aus, als würde sie ihn schon fast verfolgen. Und dann begann Cassy mit irgendeiner Geschichte. Ich hatte wirklich nicht die geringste Ahnung, was sie mir erzählte. Aber ich war sicher, es würde mich nicht umbringen, wenn ich ihr nicht zu hörte.
Aber wo ich schon mal an Liam dachte. Ich musste ja noch mit ihm reden. Dringend. Aber wo war er überhaupt? Ich sah mich kurz um und entdeckte ihn dann ein paar Meter von uns entfernt bei Mason. Wie sollte ich Cassy denn jetzt los werden? ich überlegte und überlegte. Und dann fiel mir etwas ein. Ich ging einfach an einen Ort, an den Cassy freiwillig niemals einen Fuß setzen würde. Die Bücherei. Jetzt musste ich nur noch Liam bescheid geben.
Ich sah ihn an und als er meinen Blick erwiderte, tippte ich mit meinem Zeigefinger auf mein Ohr, als Zeichen, dass er sein Werwolf Gehör einsetzen sollte.

"Komm zur Bücherrei." flüsterte ich und hoffte er hätte es gehört.

"Was sagst du?" fragte plötzlich Cassy und riss mich aus meinen Geanken.

"Ehm, Bücherei. Ich muss noch zur Bücherrei. Ich muss noch etwas nachschlagen. Für eine Hausaufgabe." log ich sie schon wieder an und machte mich dann ohne eine Reaktion ihrer seits ab zu warten auf den Weg.

Ich beeilte mich, um zur Bücherrei zu kommen. Denn bald würde die Pause zu Ende sein.
Ich hoffte inständig, dass Liam mich verstanden hatte. Und tatsächlich. Etwa eine Sekunde später packte er mich am Handgelenk und zog mich zwischen die Regale.

"Also. Was haben sie mir verschwiegen?" fragte ich gerade heraus.

"Es gibt eine Todesliste." sagte Liam ebenso direkt.

"Was meinst du, mit Todesliste?" fragte ich etwas erschrocken.

"Eine Liste mit übernatürlichen Kreaturen in Beacon Hills. Bis jetzt haben wir bloß einen Teil der Liste. Lydia hat sie irgendwie gefunden oder entschlüsselt oder so." erzählte er weiter.

Aber ich verstand nicht ganz, wieso er fand, dass das so wichtig für mich war. Schließlich war ich kein übernatürliches Wesen.

"Warum erzählst du mir das?" wollte ich also wissen.

"Weil Stiles glaubt, du hast etwas damit zu tun. Er glaubst, du seist hinter den Namen auf der Liste her." erzählte Liam.

"Langsam kann ich den Typen echt nicht mehr ausstehen." sagte ich und wurde wütend dabei. "Ich hab nichts damit zu tun. Ich bin nicht wie Araya. Ich könnte niemals jemanden töten."

"Ich weiß." erwiderte Liam, woraufhin ich ihn verwundert an sah. "Claire, wir waren eine ganze Nacht lang zusammen im Bootshaus. Wenn du uns töten wolltest, dann wäre ich schon tot. Und außerdem..."

Er glaubte mir. Womöglich hatte ich mich ja geirrt. Vielleicht konnte ich Scott und seinen Freunden nicht vertrauen. Aber Liam schon. Er war anders als die anderen.  Aber apropo anders. Gerade wurde er irgendwie seltsam. Er hatte sich selbst unterbrochen.

"Was ist los?" fragte ich und begann schon das schlimmste zu befürchten.

"Sie sind hier." sagte er und ließ mich dann einfach stehen.

Ich verstand nur Bahnhof. Aber ich musste ihm hinter her. Ich hatte deutlich die Wut gespürt, die Liam gerade in sich gehabt hatte. Keine Ahnung, was er gehört hatte, aber es war etwas, was ihn richtig wütend machte.
Ich verfolgte Liam bis nach draußen. Dort hielt gerade ein Bus, aus dem ein Haufen Jungs ausstiegen. Liam ging zielstrebig auf einen von ihnen zu.

"Brett." rief Liam, woraufhin ein Junge ihn ansah, der ein gutes Stück größer war als Liam.

Und schon begannen sich Leute um uns herum zu versammeln. Einer davon war auch Mason. Er kam zu mir und stellte sich neben mich.

"Oh verdammt." fluchte Mason und beobachtete Liam dabei genau.

"Was ist denn los? Wer sind diese Typen?" richtete ich mich an Mason.

"Das ist Liams altes Team. Von der Devenford Prep. Sie spielen heute Abend gegen unser Team ein Probespiel." antwortete er.

"Ich schätze mal, sie verstehen sich nicht sonderlich gut, oder?" fragte ich in der Hoffnung die beiden würden sich gleich Freundschaftlich um den Hals fallen.

"Nein, nicht wirklich. Die können sich nicht ausstehen." zerstörte Mason meine Hoffnung.

Aber so wie es aussah, sollte es doch anders kommen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde, aber Liam schien sich unter Kontrolle zu haben.

"Ich wollte nur sagen..." begann Liam wütend, wurde jedoch dann etwas ruhiger. "..auf ein gutes Spiel."

Und dann hielt Liam diesem Brett die Hand hin. Doch dieser begann bloß zu Lachen. Das war keine gute Idee. Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn Liam so richtig sauer wurde. Ich sah mich hilfesuchend um, und entdeckte dabei Scott und Stiles. Sie sahen dem Geschehen ebenfalls gespannt zu. Die beiden schienen bereit ein zu greifen, genauso wie ich.

"Echt süß Liam. Hast du dass in der Agressionstherapie gelernt?" scherzte dieser Brett ohne zu wissen, dass er gerade mit dem Feuer spielte. "Eine Entschuldigung und alles ist wieder gut? Du hast das Auto vom Coach zerstört."

"Ich hab dafür bezahlt." sagte Liam mit sehr viel wut in der Stimme.

"Nein, du wirst dafür bezahlen." korregierte Brett. "Wir werden dir da draußen deinen Arsch auf reißen. Und es wird natürlich alles deine Schuld sein."

Ich sah Liam deutlich an, dass es ihm schwer fiel, sehr schwer fiel, sich zu beherschen. Dieser Brett sollte wirklich auf passen. Er hatte ja keine Ahnung, wie stark Liam war.
Doch jetzt schien Liam genug zu haben. Ich musste handeln. Sofort. Gott sei Dank hatten Scott und Stiles gerade genau den selben Einfall gehabt.
Scott und ich eilten an Liams Seite und versuchten ihn vom verwandeln ab zu halten, während Stiles mit diesem Brett redete und ich versuchte ab zu lenken.

"Wir müssen ihn hier weg bringen." sagte ich als ich Liams Hand bluten sah.

Er hatte seine Klauen ausgefahren und sich damit versehentlich selbst in die Handflächen geschnitten.

"Liam, kannst du es zurück halten. Versuch es zu kontrollieren." redete Scott auf ihn ein.

"Ich fürchte, dass schaff ich nicht." meinte Liam und sah uns dann mit gelb leuchtenden Augen an.

Jetzt sah Scott auch ein, dass wir ihn hier weg bringen mussten. Und so wie es aussah, hatte Scott auch schon eine Idee. Wir beide hielten Liam fest und versuchten ihn so schnell wie möglich weg zu bringen. Und nicht mal eine Minute später waren wir im Umkleideraum der Jungs.
Ich hatte keine Ahnung, was Scott vor hatte. Aber wenn es funktionierte, sollte es mir recht sein. Und schon im nächsten Moment stellten wir Liam unter die Dusche und Scott drehte kaltes Wasser auf.     Doch Liam gefiehl das ganz und garnicht. Er bekam Fangzähne und begann wie wild um sich zu schlagen. Scott schien es richtig leicht zu fallen, Liam fest zu halten. Doch ich hatte große Mühe damit. Wir hielten ihn an den Schultern fest und drückten ihn mit aller Macht gegen die Wand. Dabei umklammerte er undsere Arme und für einen Moment spürte ich einen kurzen Schmerz. Es waren seine Klauen, die meine Haut durchdrungen hatten. Aber das war jetzt unwichtig. Liam musste sich wieder beruhigen. Also ignorierte ich den Schmerz und drückte Liam mit aller Kraft nach hinten. Nach etwa 10 Sekunden unter dem kalten Wasser, fragte Scott, ob er sich jetzt beruhigt hätte. Darauf antwortete Liam mit lautem brüllen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn gleich jemand hier rein gekommen wäre. Und tatsächlich kam auch jemand. Stiles.
Wir versuchten Liam gerade wieder zurück an die Wand zu drücken, als Liam plötzlich ausholte. Ich konnte gerade noch so ausweichen, allerdings rutschte ich dabei auf den nassen Fließen aus und knallte auf den harten Boden.

"Okay, okay." sagte Liam plötzlich.

Liam taumelte ein paar Schritte und sank dann erschöpft zu Boden. Und dann war plötzlich Scott neben mir undhielt mir eine Hand hin.

"Ist alles in Ordnung?" fragte er und sah mich besorgt an.

Ich hielt mir den Kopf eine Weile. Aber es blutete nicht. Also war alles okay, weshalb ich schlielich auch nickte.
Ich setzte mich ein Stück von Liam entfernt auch auf den Boden und atmete erst mal durch. Das war wirklich anstrengend gewesen. Und zudem war ich jetzt auch noch total nass.
Als ich zu Liam sah, bemerkte ich, dass sein besorgter und entschuldigender Blick auf mir lag.

"Mir gehts gut Liam. Wirklich. Nichts passiert." meinte ich mit einem kleinen Lächeln.

"Du sagtest doch, das Auto gehörte deinem Lehrer." durchbrach Scogtt nach einer Weile die Stille.

"Er war auch mein Coach. Ich musste eine Saison aussetzen." erklärte Liam.

"Was hast du denn getan?" fragte Scott nach.

"Ich hab ein paar rote Karten kassiert." erklärte Liam.

"Ach, nur ein paar?" fragte Stiles mit jeder Menge Sarkasmus in der Stimme.

"Du solltest ehrlich zu uns sein." meinte Scott und kniete sich vor ihn. "Was is noch passiert?"

"Garnichts." sagte Liam zuerst, doch erzählte dann weiter. "Ja, gut. Ich flog von der Schule. Sie schickten mich für eine Beurteilung zum Psychologen."

"Und die Diagnose?" fragte Scott nach.

"Eine Impuls - Kontroll - Störung." gestand Liam.

"Ach du hast ne IKS? Ne impuls - Kontroll - Störung? Toll gemacht Scott. Wegen dir hat diese wandelnde Zeitbombe jetzt Superkräfte." gab Stiles mal wieder einen seine nicht hilfreichen kommentare ab.

"Stiles, halt die Klappe." mischte ich mich also auch ein, woraufhin ich einen bösen Blick von ihm zugeworfen bekam.

"Haben sie dir was verschrieben?" fragte Scott nach und schien Stiles und mich föllig zu ignorieren.

"Risperdal Tabletten." gestand Liam. "Ein Neuroleptikum."

"Ach, es wird ja immer besser." meldete sich Stiles wieder zu Wort.

"Ich nehm die nicht." meinte Liam.

"Offensichtlich." sagte Stiles.

"Stiles, ich schwöre dir, wenn du nicht sofort die Klappe hälst..." begann ich nun Stiles zu drohen, weil ich langsam echt die Nase voll hatte.

"Dann was? Wirst du mich umbringen?" meinte er und kam auf mich zu.

Ich stand nun auch auf und trat ihm gegenüber.

"Glaub mir. Ich bin ernsthaft darüber am nachdenken. Und da bin ich sicher nicht die erste." sagte ich, während ich wütender wurde.

"Leute!" rief Scott dazwischen, woraufhin Stiles und ich wieder auseinander gingen.

"Ich kann dann nicht Lacrosse spielen. Das Zeug soll einschläfernd sein." versuchte Liam sich zu verteidigen.

"Ich denke du solltest aus dem Spiel aussteigen. Sag  dein Bein tut noch weh." schlug Scott vor.

"Nein. Nein." meinte Liam und stand nun auf. "Ich kann spielen Leute. Du bist doch dann auch da."

"Liam, es geht nicht nur ums Spiel." meinte Scott und sah dann zu mir, was mich sehr verwirrte.

"Ich habs ihr gesagt. Das mit der Liste."  sagte Liam, und sah mich dabei an.

"Du hast es ihr gesagt?" funkte Stiles wütend dazwischen.

"Hey, ich hatte keine Wahl." verteidigte Liam sich. "Du bist davon überzeugt, dass sie uns alle umbringen will. Aber ich glaube das nicht."

"Achja, und woher willst du..." begann Stiles seinen Protest, doch er wurde von Scott unterbrochen.

"Woher hast du die Kette?" fragte Scott und hatte sofort die Aufmerksamkeit von uns drein.

Ich sah an mir herunter. Verdammt! Durch die unfreiwillige Dusche vorhin, war mein Tshirt ganz nass geworden. Und dadurch konnte man jetzt die Kette darunter sehen. Ich wollte gar nicht weiter darüber nach denken. Denn ich wusste, dass die beiden Werwölfe, sowieso schon verdammt gut sehen konnten. Da wollte ich gar icht wissen, wie weit sie durch nassen Stoff schauen konnten. 
Aber zurück zu der Kette. Ich holte sie hervor, sodass die drei sie sehen konnten.

"Sie war ein Geschenk." sagte ich schlicht.

"Von Chris." schien Scott weniger nach zu fragen, als viel mehr auf eine ungestellte Frage zu antworten.

Allso kannte er die Kette. Und das bedeutete natürlich auch, dass er wusste, dass sie Allison gehört hatte.

"Ist das nicht Allisons Kette?" fragte nun Stiles.

"Chris hat mir die Kette gegeben. Er sagte, ich würde ihn an Allison erinnern." erinnerte ich mich an das Gespräch mit Chris. "Und deshalb wollte ich auch, dass ihr mir vertraut. Nicht weil es mir wichtig gewesen war. Sondern weil es Chris am Herzen liegt."

"Er will das wir dich beschützen. Du bist wie eine Tochter für ihn." erkannte Scott endlich. "Er will dich nicht auch noch verlieren. So wie Allison."

Bei dem Gerede über Allison wurde Scott ganz traurig. Er hatte sie wirklich geliebt. Es war ein Jammer, dass sie so früh aus dem Leben gerissen wurde.
Vielleicht hätte ich jetzt gehen sollen. Also stand ich wieder auf und machte mich auf den Weg zur Tür.

"Warte." hielt Scott mich auf. "Du sagtest, es sei dir nicht wichtig gewesen, ob wir dir vertrauen. Wie ist es jetzt. Ist es dir jetzt wichtig?"

"Ja." sagte ich und sah dann an Scott vorbei  zu Liam. "Sehr sogar."

Ja, es war mir wichtig, dass sie mir vertrauten. Es war mir wichtig, dass ich mich auf jemanden verlassen konnte. Aber vor allem, war er mir wichtig. Und ich wollte ihn einfach nicht verlieren.

"Dann soltest du jetzt zu hören." meinte Stiles plötzlich.

Was war denn jetzt los? Vertraute er mir jetzt etwa? Glaubte er nicht mehr, dass ich hinter ihnen allen her war, um sie zu töten? Ich war fast zu sehr damit beschäftigt erstaunt über Stiles zu sein, dass ich fast nicht zu gehört hätte.

"Also. Wir denken, der Mörder von Demarco, könnte vielleicht sogar im Team sein." begann Scott, woraufhin Liam und ich ihn verwirrt an sahen.

"Wer ist Demarco?" fragte Liam.

"Der Typ, der das Bier zur Party gebracht hat.Der danach enthauptet wurde." klärte Stiles uns auf.

"Wir denken, dass der, der das Fass bestellt hat, auch der ist, der Dimarco getötet hat." erklärrte Scott, woraufhin Liam ziemlich nachdenklich aussah.

"Liam. Weißt du irgendwas?" fragte ich ihn.

"Ich weiß nicht, wer das Fass bestellt hat. Aber ich weiß wer es bezahlt hat." erklärte er. "Garrett."

Garrett? Ich fiel fast aus allen Wolken. Das hätte ich ihm niemals zu getraut. Aber so kann man sich in Menschen täuschen.

"Okay. Das heißt wir müssen Garrett im Auge behalten. Wenn er wirklich einer der Auftragskiller ist, dann befindet sich eine Klinge in seinem Lacrosse Stab. Das bedeutet wir müssen vorsichtig sein." erklärte Scott uns. "Okay, ich werde Kira suchen und ihr bescheid geben. Und ihr, naja Liam und Clary sollten sich erst einmal trockene Sachen anziehen."

Da hatte er recht. Aber leider hatte ich keine trockenen Kleider hier. Obwohl. Ich hatte noch eine Jacke in meinem Spind. Die würde ich auf jeden Fall gleich anziehen. Es war zwar warm, aber trotzdem wollte ich nicht mit einem nasen Shirt durch die Gegend laufen.

"Und was mache ich jetzt?" fragte Stiles und sah Scott ein bisschen verloren an.

"Naja, ich schätze du hast jetzt Mathe." meinte Scott, woraufhin Stiles genervt schnaubte.

Stiles machte sich auf den Weg nach draußen, und zurück blieben noch Liam und ich. Alleine bei diesem Gedanken begann mein Herz schneller zu schlagen. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, also wollte ich mich auf den Weg zur Tür machen.

"Claire?" hielt Liam mich auf.

Ich drehte mich um und er kam auf mich zu. Ich wusste, was er sagen wollte. Er wollte sich entschuldigen. Er wollte fragen, wie es mir ging. Ob ich in Ordnung war.

"Es geht mir gut. Wirklich." beantwortete ich also die unausgesprochene Frage.

"Es tut mir so leid." erklärte er und sah mich dann mit traurigen blauen Augen an.

"Ich weiß." erklärte ich. "Ich bin dir nicht böse. Ich weiß, dass du dich noch nicht richtig unter Kontrolle hast. Es ist in Ordnung."

Ich lächelte ihn noch einmal an und ging dann zur Tür. Doch bevor ich ging drehte ich mich noch mal um.

"Achso so und, nenn mich bitte wieder Clary." sagte ich, woraufhin er mich wieder mit einem süßen Lächen ansah.

Ich wusste es nicht genau, aber ich hatte eine Vermutung, warum er mich Claire genannt hatte. Den ganzen Tag lang schon, redete er mich mit -Claire- an. Das taten eigentlich nur Meine Eltern und Chris. Und meine nervige innere Stimme, aber die spielte jetzt keine Rolle. Clary nannten mich nur meine Freunde. Und nach allem was war, hatte er geglaubt, wir könnten nicht befreundet sein. Er hatte vermutlich gedacht, ich wollte nicht mit ihm befreundet sein. 
Aber da lag er falsch. Total falsch.
Mit den Gedanken an Liams süßes Lächeln, ging ich zu meinem Spind und zog mir die Jacke darin über.
Ich begann mir gerade Gedanken über meine jetzige Freistunde zu machen, als ich Stiles entdeckte. Er saß, vermutlich vor seinem Spind, auf dem Boden und sah ganz schön nachdenklich aus.
Ich überlegte kurz. Dann entschied ich mich dazu, mal mit ihm zu reden. Mich interessierte, warum er so plötzlich seine Meinung zu mir geändert zu haben schien.
Also ging ich auf ihn zu und setzte mich neben ihn auf den Boden.

"Ich dachte du hast Mathe." versuchte ich eine Konversation zu starten.

"Ja, ich... ich kann mich einfach nicht darauf konzentrieren." meinte er und rieb sich mit den Händen durchs Gesicht.

"Kann ich dich was fragen?" wollte ich jetzt auf den eigentlichen Grund meiner Anwesenheit zu sprechen kommen.

"Klar." meinte er und sah mich fragend an.

"Wieso hast du deine Meinung zu mir plötzlich geändert?" fragte ich gerade heraus.

"Hab ich nicht. Ich meine..." begann er, woraufhin ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. "Es ist... wegen Allison."

"Wie meinst du dass?" verstand ich seine Antwort nicht ganz.

"Naja, ich kannte sie. Seit ihrem ersten Tag hier in Beacon Hills." erklärte er und sah dabei traurig zu Boden. "Nachdem ich wusste, das ihr Vater ein Jäger war, war ich ihr gegenüber vielleicht etwas, unhöflich. Ich meine damals, hat Chris noch versucht Scott und Derek zu fangen. Vielleicht sollte ich diesen Fehler kein zweites Mal machen."

Ich führte zum ersten Mal eine normale Unterhaltung mit Stiles. Und zum ersten Mal hatte ich nicht den dringenden Wunsch ihn von einer Klippe zu stoßen. Nein, ganz im Gegenteil. Ich fühlte deutlich die Trauer über den Tod von Allison.
Sie hatte wirklich tiefe Spuren hier in Beacon Hills hinterlassen.

"Es tut mir wirklich leid,  was mit ihr passiert ist." bekundete ich ihm mein Mitgefühl.

"Vielleicht hat Chris ja recht. Es tut mir leid Clary." entschuldigte er sich aufrichtig.

"Ist schon okay. Ich schätze mit den Calaveras als Teil seines Stammbaums hat es niemand in der übernatürlichen Weld besonders leicht." erklärte ich, dass ich ihm nicht böse war.

Nachdem was er mir erzählt hatte, verstand ich seine Wut und sein Misstrauen auch. Araya hatte seine Freunde gefoltert. Das war schrecklich und einfach unverzeilich. Es war kein Wunder, dass er niemandem der etwas mit ihr zu tun hatte vertrauen wollte. Aber Fakt war nun mal, dass ich nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte.
Ich war zwar nicht Allison, aber ich war auch keine Calavera. Und ich würde alles tun, um die Menschen die ich liebe zu beschützen.

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