3. Ankunft in Hogwarts

Ihr Kopf pochte immer noch etwas, aber die Schmerzen waren größtenteils verschwunden. Sie kniff die Brauen zusammen und atmete tief durch. Auch der Schmerz in ihrer Nase war weg.

"Ich habe es dir gesagt, Severus, sie braucht nur etwas Ruhe."

Es war ein paar Jahre her, seit sie die Stimme das letzte Mal gehört hatte, aber sie erkannte sie sofort. Sie riss die Augen auf und versuchte sich aufzurichten.

"Bitte, nicht so schnell", sagte dieselbe Stimme. Albus Dumbledore stand neben ihrem Bett und berührte sanft ihre Schulter, damit sie sich wieder hinlegte. Sie ließ sich etwas zurücksinken, während ihr Blick über die anderen Personen um sie herum zuckte. Ihr Herz klopfte ihr im Hals. Sie befand sich im Krankenflügel und neben Dumbledore standen auch Snape und McGonagall um ihr Bett versammelt.

Ihr war plötzlich ganz kalt, als sie die Augen zusammen kniff und wieder öffnete. Zwei von diesen drei Personen sollten tot sein und doch standen sie nun vor ihr. Das konnte nicht ... sie musste irgendwie ... nein! Sie konnte nicht so weit in die Vergangenheit gereist sein, es müsste sich um Jahre handeln. Der Dieb hatte eine Taschenuhr gestohlen, die sie erst kürzlich von einem Fluch befreit hatten. Lyssa konnte sich noch genau erinnern, sie gesehen zu haben, aber sie hatte keine weiteren Angaben dazu.

Sie sah, wie Dumbledore sie aufmerksam mit seinen blauen Augen musterte, während in ihrem Kopf die Gedanken rasten.

Sie schloss die Augen und atmete tief durch, mit der Hoffnung sich plötzlich wieder in ihrem eigenen Bett zu befinden. Aber falls nicht, angenommen, das sei tatsächlich die Vergangenheit und nicht einen Traum oder ein unbekannter Zauber ... welches Jahr war das? Sie hatte Dumbledores Tod miterlebt, damals war sie in der zweiten Klasse, also musste es vor Frühling 1997 sein. Sie erinnerte sich wieder an die Gruppen ausländischer Schüler. War es das Schuljahr 1994/1995 ... Herbst 1994 wegen der Halloweendekoration? Neun Jahre in der Vergangenheit und ein Jahr bevor sie nach Hogwarts kommen wird.

"Sind wir uns sicher, dass es sich nicht um einen Muggel handelt, der sich verirrt hat?", konnte sie Snape sagen hören.

"Sie hatte einen Zauberstab bei sich, Severus. Aber ich bin mir sicher, es lässt sich alles erklären." Lyssa öffnete die Augen und blickte Dumbledore an, während sie krampfhaft nach einer Notlüge suchte. Wenn sie ihnen erzählte, dass sie aus der Zukunft kam, würde man sie wohl nach St. Mungo schicken ... außerdem wurde nicht in jedem Zeitreisefilm gesagt, dass man nichts in der Vergangenheit verändern sollte?

Dumbleodre lächelte sie warm an. "Ich bin Albus Dumbledore," stellte er sich von, "der Schulleiter von Hogwarts. Mit wem habe ich das Vergnügen?"

"Lyssa Lewis", antwortete Lyssa krächzend, bevor sie ihren Fehler bemerkte. Vielleicht hätte sie nicht ihren echten Namen geben sollen.

"Nun, Ms. Lewis, willkommen in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei."

"Ich ... ich bin die Austauschschülerin aus ...", sagte sie, bevor jemand etwas fragen konnte. Sie konnte sich sicher noch als 17 ausgeben, aber jetzt musste sie sich etwas einfallen lassen, woher sie kam. Sie überlegte, es war zu spät, um mit einem amerikanischen Akzent zu starten und sie konnte weder Beauxbatons noch Durmstrang sagen. Madam Pomfrey lief vorbei, um sich um einen anderen Schüler zu kümmern. Pomfrey war eine gute Freundin ihrer Tante und deren Partnerin und diese kam-"... aus der Schweiz", beendete sie ihren Satz. Gab es da eine Schule für Hexen und Zauberer? Glücklicherweise beantwortete Dumbledore die ungestellte Frage.

"Ich nehme an von der deutschen Schule im Schwarzwald oder ist es Beauxbatons?", fragte er und Lyssa nickte einfach mal.
"Ich mag mich nicht erinnern, dass wir eine Austauschschülerin von da erwarten, Albus", kam es von McGonagall.
Lyssa beobachtete, wie die beiden Lehrer den Schulleiter fragend ansahen. Sie musste sich nur ein paar Tage durchschlagen, bis sie einen Zeitumkehrer in die Hände bekommt und wieder zurückkann. Wie schwer konnte das schon sein.

"Ich meine, Peeves hat einen ganzen Stapel von Briefen verbrannt. Vielleicht war das Schreiben da drunter", fügte die Professorin nach einer kurzen Pause hinzu.

"Oder es liegt unter dem Stapel von Papierkram, der schon seit dem letzten Schuljahr in deinem Büro steht, Albus", sagte Snape mit missbilligender Stimme.

Albus sah zwischen den beiden Lehrern hin und her, die ihn mit strengen Blicken ansahen, bevor er sich wieder zu Lyssa umdrehte. "Das war wohl ein Versagen von unserer Seite, in Hogwarts ist jeder willkommen."
Lyssa lächelte dankbar, aber Snape musste es natürlich zerstören.
"Das erklärt noch immer nicht ihr Verhalten", kam es von ihm. "Oder dass sie erst jetzt kommt."
Lyssa fuhr sich durch das Haar und fischte einen kleinen Ast heraus, von ihrem Abenteuer im Wald.

Vielleicht war sie gar nicht in die Vergangenheit gereist, sondern ist gestorben und nun quälte man sie in der Hölle mit Snape.

"Ich hatte ... familiäre Angelegenheiten", log sie weiter. "Ich habe am Bahnhof hier gewartet, aber niemand kam, um mich abzuholen, also habe ich mich durch den Wald geschlagen." Das Lügen ging immer flüssiger, aber wenn es so weiter ging, musste sie mit Notizen anfangen, um den Überblick zu behalten.
Snape zog die Brauen hoch und so machte sie weiter.
"Ich wollte zu ihrem Büro", erzählte sie Dumbledore, "aber dann habe ich mich im Schloss verlaufen und dann waren da Geister ..." Sie versuchte einen möglichst entsetzten Gesichtsausdruck zu haben, um ihnen die Geschichte zu verkaufen. Gab es Geister an der deutschen Schule? Sie wusste es nicht und sie setzte darauf, dass es die drei Lehrer auch nicht wussten.

"Wo sind ihre Sachen, Ms. Lewis?", fragte Snape. Konnte er sich nicht einfach mit ihrer löcherigen Geschichte zufriedengeben?
"Ich habe keine Liste gekriegt, daher konnte ich mich nicht vorbereiten", presste Lyssa hervor. Sie konnte schon jetzt spüren, wie ihr Kartenhaus von Lügen wackelte.
"Ich bin sicher, irgendwo liegen noch alte Schulbücher herum, die Sie ausleihen können, bis Sie Ihre eigenen haben", meinte Dumbledore, bevor er sich an McGonagall wandte. "Minerva, bring doch den Sprechenden Hut her, das wird Ms. Lewis nach ihrem Tag bestimmt etwas aufheitern."

Lyssa sah Professor McGonagall nach. Sie wusste nicht, wie viel sie dabei hatte, aber das würde nie für alle Bücher, Zutaten, Kleidung und andere Materialien wie Kessel, Wage, Pergament oder Tinte reichen. Aber für die paar Tage, die sie hier plante, braucht sie das alles auch nicht. Dabei musste sie sich auch vor Poppy verstecken. Als gute Freundin ihrer Tante, kannte sie auch die junge Lyssa.

"Der Sprechende Hut ist eine Tradition hier in Hogwarts", erklärte ihr Snape, "jeder Erstklässler muss ihn aufsetzten und wird dann in eines der vier Häuser eingeteilt: Slytherin, Ravenclaw, Hufflepuff und Gryffindor." Das Letzte sprach er aus, als würde es einen schlechten Geschmack in seinem Mund hinterlassen.

Lyssa nickte, während er fortfuhr, ihr das Nötigste zu erklären.

Endlich kam McGonagall mit dem alten Hut zurück.
Lyssa setzte ihn schnell auf, ihr hatten damals mit elf Jahren so die Knie geschlottert, als sie vor der versammelten Halle auf dem Hocker saß und ihr der Hut über die Augen rutschte. Auch jetzt rutschte ihr der Hut tief in die Stirn und sie konnte seine Stimme in ihrem Kopf hören.

"Nanu, was ist denn das?", fragte er. "Ah, du bist eine von denen, die bereits eine konkrete Vorstellung haben, in welches Haus sie gehören, nicht?"
Sie atmete tief durch, sie war damals fast ein Hutklemmer geworden, weil der Hut sich nicht zwischen Slytherin und Ravenclaw entscheiden konnte. Aber nach sieben Jahren hatte sie einen gewissen Stolz in ihr Haus, außerdem hatte sie sich immer zu dumm für Ravenclaw gefühlt.
"Du hast einen rechten Ehrgeiz und Ambitionen", fuhr der Hut vor. "Du magst es recht zu haben und Gruppenarbeit ist nicht dein Ding, ebenso gehst eindeutig lieber mit dem Kopf durch die Wand als einen Schritt zurück zu machen und zu überlegen.
Da passt wohl am besten SLYTHERIN!"

Lyssa nahm den Sprechenden Hut ab und reichte ihn McGonagall zurück. Snape machte keine Luftsprünge, aber immerhin wusste sie so, dass es die Vergangenheit war und nicht ein alternatives Universum. Oder vielleicht war Snape einfach in jedem Universum eine unangenehme Person.

Die Lehrer klärten noch das Nötigste, bevor sie den Krankenflügel wieder verließen, um sich um andere Sachen zu kümmern.

Lyssa könnte noch hören, wie sich Dumbledore an Snape wandte und ihm erzählte: "Ich mag mich an ein Gespräch mit dem Schulleiter, Herr Dinkelsberg, erinnern. Es kann sein, dass wir da über einen Austausch gesprochen haben, aber ich mag mich nur noch an ein Gespräch über die Auswirkung des Strickmusters auf wie angenehm der Socken ist erinnern. Das ist so, Severus, Dinkelsberg ist der Meinung ..."
Lyssa schmunzelte bei dem Gedanken, dass sich Snape jetzt etwas übers Stricken anhören musste.

Kaum waren die drei weg, wurde der Sichtschutz zum Bett neben an beiseitegeschoben.
"Du hättest dem Hut sagen sollen, dass du nach Gryffindor willst", meinte der Junge auf dem anderen Bett. Er hatte rotes Haar und einen auffälligen, langen, weißen Bart. "Gryffindor sind die Besten, Slytherin ist ..." Er schnitt eine Grimasse, bevor sich wieder ein Grinsen auf sein Gesicht stahl.
Er streckte ihr die Hand hin. "Ich bin Fred und das ist mein Bruder George."

Die Weasley Zwillinge, das hatte sie sich schon gedacht. Als Slytherin-Erstklässler hatte sie nichts mit Gryffindor-Siebtklässlern zu tun, aber ihre Nasch-und-Schwänz-Leckereien hatten sie vor einigen todlangweiligen Lektionen gerettet.
"Wenn du einen Weg suchst, uns auseinanderzuhalten ..." kam es von George, der merkte, wie sie sie aufmerksam musterte, "ich bin der Besseraussehende."
Lyssa lachte lauf und deutete auf ihre Bärte. "Habt ihr euch als Dumbledore Verkleidung für Halloween?"
Fred strich über seinen Bart. "Wir haben versucht, die Alterslinie um den Feuerkelch auszutricksen. Madam Pomfrey meinte, sie kriegt das weg, bevor heute Abend die Champions bekannt gegeben werden. Ich bin sicher, sie kriegt dich bis dann auch auf die Beine."

Lyssa warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, das Nachtessen startete erst in knappen zwei Stunden. Sie winkte ab. Sie wusste, wer Champion werden würde: Fleur Delacour für Beauxbatons, Victor Krum für Durmstrang und für Hogwarts Cedric Diggory und Harry Potter.

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