3- "Ich hasse Bäume"

"[...] vor Ort werden die Neuzugänge eines Fähigkeitentests unterzogen, der von den einzelnen Gruppenleitern überwacht wird. Wer von ihnen Verwendung für die gezeigten Talente hat, kann, sofern eine Gruppe nicht die Größe von acht Mann überschritten hat, seine Einheit um ein neues Mitglied erweitern. Die Einheiten schlafen, trainieren und verrichten ihre gemeinnützige Arbeit gemeinsam. Ihr Ziel ist als einzelner Organismus zu funktionieren und sich so für mögliche Aufträge vorzubereiten. Ein jeder Gruppenleiter ist Mitglied des großen Rats. Die erfolgreichsten fünfzehn von ihnen werden zu Großgruppenleitern, die ebenfalls Zugang zum kleinen Rat haben und direkt mit dem Anführer der Rebellenorganisation über Ziele, Aufträge und Zukunftspläne entscheiden dürfen. [...]

-(Denhal Fiedrech, "Über Die Hand des Lichts- Der Wegweiser zu den Rebellen". S.42)

✥✥✥

          „Ich hasse Bäume."

„Niemand hasst Bäume."

„Ich schon."

Lewi schnaubte abfällig. Kleine Rauchwolken bildeten sich vor seinem Gesicht. Er war kein telepathisches Genie, aber er war sich in ziemlich sicher, dass Balthar sich das gerade erst ausgedacht hatte. Dieses Land war überwuchert von Wäldern groß oder klein! Er würde hier draußen eingehen.

„Ich mag diese Bäume auch nicht besonders", stimmte Lyanna mit ein, den Kopf in den Nacken gelegt, um zu den weit entfernten Wipfeln besser aufzublicken, „Sie sind so knotig."

Einzelne Schneeflocken fielen von den hohen Ästen herab. Das weiße Nass sammelte sich auf ihren Kleidern, dem Boden und jeder freien Stelle, die es finden konnte. Lewi schnaubte noch mal.

„Lass das, du bist kein Pferd", kommentierte sein Vater von hinten, dicht an die Flanke des Reittiers seines Sohnes gedrängt. Auch er war den Bäumen misstrauische Blicke zu, als erwarte er jeden Moment, dass sie sich in Bewegung setzen würden. Dabei verschluckte der Winter alle Geräusche um sie herum, als hätten sie sich in der Zeit verfangen. Nicht einmal sie selbst bewegten sich hier draußen wirklich.

„Ich hasse alle Bäume", bekräftigte Balthar mit einem mürrischen Laut, die Fäuste krampfhaft um die Zügel geschlossen. Vermutlich festgefroren.

„Sag es noch ein paar Mal und wir gehen tatsächlich das Risiko ein, dass einer die Wurzel hebt und dein Pferd zum Fallen bringt!", schnappte Lewi ungeduldig nach ihm. Seine Mutter runzelte vorwurfsvoll die Stirn. Doch bei allen Rilas und Erdgnomen, er konnte sich nicht helfen.
Sie ritten bereits den dritten Tag in diesem Wald herum und langsam sah jeder Stamm wie der andere aus. Dabei gab es so viel, das Eile gebot! Seine Schwester verrottete im Palastgefängnis der Hauptstadt und Eve in Tenur.
Und er ritt Zirkel in einem verfluchten alten Holzhaufen!
Seine untere Lippe schmerzte inzwischen so sehr, dass er kaum noch Trinken konnte, ohne dass sie brannte.

Am liebsten hätte er sein Schwert gezogen und Kerben geschlagen, doch das erinnerte ihn nur daran, dass seine funktionierende Hand nicht mehr da war, wo sie hingehörte.
Eine weitere Welle des Selbsthasses ergriff ihn und verfinsterte seine Miene noch mehr.

„Da vorne!", riss Lyanna ihn aus den sich drehenden Gedanken.

Ruckartig zog er den Kopf hoch und starrte in die vage Richtung, die sie ihnen deutete. Doch im Dunkel der eng stehenden Stämme hätte er sich genauso gut die Hand vor die Augen halten können.

Balthar, Lyanna und der glückliche Rest seiner Familie hatten da weniger Probleme.
„Ist das ein Palisadenzaun?", fragte sein Vater misstrauisch nach, mehr an seine Frau gewandt. Diese nickte von plötzlicher Begeisterung erfasst. Beherzt trieb sie die Schimmelstute an, die Augen groß und hungrig.
Lewi hatte sie noch nie so lebendig erlebt, wie in den letzten Tagen, da sie auf ihren eigenen Spuren der Geschichte wandelte. Die Erlebnisse in Tenur waren kaum noch mehr als die geschorenen Haare auf ihren Kopf.

Er blinzelte, doch alles was es verstärkte war die Enttäuschung über seine verminderten Sinne. Da gab es nichts zu sehen. Er war nutzlos! Nicht einmal die kleinsten Dinge konnte er bewerkstelligen. Warum gab er sich überhaupt Mühe?
Im Augenwinkel bemerkte er Balthars nachdenklichen Blick auf seinem Gesicht, doch er ignorierte den Jungen. Er brauchte das Mitleid des Suchers nicht. Er brauchte niemandes Mitleid!

In diesem zeichnete sich auch für ihn ein grober Umriss zwischen den Stämmen ab, der tatsächlich die zackige Form abgesägter Baumstämme hatte, deren Spitzen mit weißen Kappen überzogen waren. Dahinter hatten sich die Bäume gelichtet und tauchten den Wald in schummrige Sonnenstrahlen, die kleine Partikel durch seine Sicht tanzen ließ.

Mit jedem Schritt, den sein Reittier näherkam, erkannte er mehr. Es war ein offenstehendes Tor, auf dem zwei Menschen standen, die sich ihnen zugewandt hatten. Sie trugen braune, lederne Rüstung, jedoch keine sichtbaren Waffen. Was neuerdings nichts mehr zu bedeuten hatte.

Als sie in Rufweite waren, verschwand einer von ihnen mit einem leisen Ploppen von der Wehr und tauchte einen Herzschlag später mitten auf dem Weg vor ihnen auf. Lyannas Pferd scheute und drängte sich dicht hinter die Tiere seiner Eltern, die Ohren nervös gespitzt.
Er war ein kleiner gedrungener Kerl mit mehrfach gebrochener Nase und kurzen stoppeligen Haaren. Seine tiefliegenden Augen musterten die Gruppe nicht ohne Neugierde, ehe sie endlich bei Elayn innehielten. Ein schiefes Grinsen aus gelblichen Zähnen dehnte sich auf seinen Lippen auf und streckte sein Gesicht merkwürdig in die Breite.
„Elayn Lenlay! Ich hätte meine zwei Kinder verwettet, dass du nie wieder hier unten auftauchen würdest!"

Lewis Blick huschte zu seiner Mutter hinüber, die langsam von ihrem Pferd abstieg und ihren Zügel gewissenhaft am Sattel befestigte. Ein Manöver, um Zeit zu gewinnen. Cairi würde nicht von ihrer Seite weichen. Sie trieb es sogar so weit, ihr goldenes Medaillon wieder in ihren Ausschnitt zurück zu stopfen, ehe sie sich dem Mann zuwandte.
„Gut, dass den Priestern das Glücksspiel verboten ist, Oidlem", breitete sie schließlich die Arme aus und drückte den Kerl an ihre Brust.

Es gab keinen Zweifel, wie glücklich seine Mutter hier gewesen war. Was auch immer Oidlem erwiderte, sie warf den Kopf zurück vor Lachen. Hier lebten ihre Freunde. Ihre zweite Familie, die sie niemals besuchten, weil es ihn und Lya in Gefahr gebracht hätte.
Lewi kaute auf seiner Unterlippe herum. Warum hatte sie es also getan? Wieso war sie hier fortgegangen?

Inzwischen waren alle anderen Reiter ebenfalls abgestiegen und warme Handschläge und Begrüßungen wurden ausgetauscht. Sogar Lyanna reichte Oidlem höflich die Hand, ehe sie sich näher an das Tor herantraute, um einen Blick hinein zu werfen.

Lewi hielt sich lieber zurück. Auch er hatte von einem Ort wie diesen geträumt. Sein ganzes Leben hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als in die Fußstapfen seiner Mutter zu treten. Doch jetzt wo der Traum so nah an der Wirklichkeit war, war er doch nicht mehr als ein verzerrtes Spiegelbild der Wahrheit. Welten entfernt von dem was er sich ausgemalt hatte.
Lob und großartige Taten hätten ihn hierherbringen sollen. Er hatte aus dem Schatten seiner Mutter wachsen wollen. Aber wer vollbrachte schon großartige Taten mit nur einer Hand?

„Du musst Lewi sein."
Etwas flackerte in Oidlems Blick, als er auch ihm den Arm zum Gruße reichte. Also hatte er gehört, was Lewi war. Welche Gefahr einst von ihm ausgegangen war für jeden begabten Menschen. Aber anscheinend hatte er nicht die letzten Ereignisse mitbekommen.
Mit einem bitteren Lächeln hob Lewi seinen Armstumpf in die Höhe, als grausame Entschuldigung warum er nicht einschlug.

Oidlem verzog keine Miene. Er zögerte noch nicht einmal. Stattdessen breitete er wortlos die Arme aus, um Lewi in eine kurze Umarmung zu ziehen. Eine Welle trauriger Erleichterung machte sich in Lewi breit, als der ältere Mann ihm freundschaftlich auf den Rücken klopfte.

„Wir sollten rein gehen", löste er sich schlussendlich von dem Jungen und wandte sich dem Rest der Gesellschaft zu, „Ich wette, dass Hillow bereits von eurer Ankunft informiert worden ist und mit den Füßen scharrt Elayn wieder in ihre Finger zu bekommen."

Hillow?
Ganz unauffällig rückte Balthar ein wenig näher an Lewi heran, als alle auf das Tor zuliefen.
Seinem eigenen Stolz zum Trotz ließ Lewi ihn gewähren. Für das, was ihm bevorstand, würde er jede Unterstützung brauchen, die er bekam.

Doch zum Erstaunen der beiden Jungen grenzte der rechteckige Palisadenzaun nichts als eine breite schneefreie Fläche ein, die von merkwürdigen goldenen Adern durchzogen worden waren. Kein Baum wuchs hier und sie sahen endlich den Himmel wieder, aus dem es unablässig weiter schneite. Die Flocken blieben nicht lange genug auf der Erde liegen, als dass sich eine feine weiße Schicht hätte bilden können.
Zu ihrer linken hatte man einen kleinen Stall an die Wand gelehnt und in ihrer Mitte versperrten drei einzelne Gestalten den Blick auf eine breite hölzerne Luke im Boden.

„Wo ist alles?", nuschelte Balthar in Lewis Ohr, eine Hand nervös auf seinen Schwertknauf gelegt.
Lewi bemühte sich nicht um eine Antwort. Er wusste genauso wenig wie sein Begleiter, doch die Frau vor ihnen hatte sein Interesse geweckt.

Neben ihren bewaffneten Begleitpersonen sah sie klein und schmal aus. Weißblonde Locken, kaum länger als bis zu ihrem Kinn, umrahmten ein freundliches Gesicht. Ihre braunen Augen erinnerten an einen jungen Fuchs, doch die feinen Krähenfüße darum verrieten, dass sie über das Alter eines unerfahrenen Frischlings hinaus war.
Ihr Anblick war weit von den Geschichten entfernt, die Lewi von seinen Eltern gehört hatte. Doch ihr gerader Rücken und die unverkennbaren Narben überall auf ihrer Haut ließen keinen Zweifel an der Wahrheit. Ihre Anwesenheit erfüllte Lewi mit einer andächtigen Ruhe.

„Elayn." Ihre Stimme trug feierlich zu ihnen hinüber, ehe sie sich von ihren Wachen löste und mit beschwingten Schritten auf sie zu kam. In einer überschwänglichen Geste schloss sie erst Lewis Mutter und ebenso herzlich Jamah in die Arme. Zuletzt drehte sie sich Lyanna zu und reichte ihr den Arm.

„Sie hat mit meinen Eltern zusammen den Palastgarten des Königs gestürmt. Ist durch ein verfluchtes Glashaus geschleudert worden und hat es trotz hunderter Schnittwunden zurück hierhergeschafft", teilte Lewi sein Wissen leise mit dem beistehenden Balthar, ohne die Augen von der Rebellenführerin zu nehmen. Hillow Kamiri war eine unvergleichliche Heldin. Jemand, die ihren Platz an der Spitze der Rebellen mehr als nur verdient hatte.

„Es war ein Fenster im Festsaal des Palasts und ich bin auf dem Dach einer Kutsche aufgekommen. Die durchgehenden Pferde haben mich geradewegs aus dem Garten des Königs gezogen", korrigierte sie ihn in eben diesem Moment. Lewi errötete sofort und zog die Unterlippe wieder zwischen die Zähne.
„Aber ich freue mich natürlich, dass sich wenigstens einer daran erinnert, dass ich ursprünglich auch bei dem Vorstoß dabei war. Oidlem hier schwört bis heute, dass ich gar nicht erst über die Mauern des Palasts gekommen bin."

Ein warmes Lächeln ließ ihre Augen aufleuchten, als sie ihrem wachhabenden Rebellen einen gespielt ernsten Blick zuwarf, „Er erzählt es jedem unserer Besucher! Bald halten mich noch alle für eine Hochstaplerin!"
Der Angesprochene war nicht im Mindesten beeindruckt. Ein polterndes Lachen kam aus der Brust des gedrungenen Kerls, ehe sich beide den anderen zuwandten.

„Wir sollten hinunter gehen! Hier draußen ist es fürchterlich kalt", bedeutete Hillow ihren Gästen in einer ausladenden Geste zu der Luke. Zwei Burschen kamen herbei geeilten und nahmen ihnen Pferde und Gepäck ab.
Einer ihrer Wachmänner beugte sich zu dem dunklen Holz herunter und zog den Deckel an einem eisernen Ring nach oben. Darunter lag ein hell erleuchteter Gang, der sich stetig abfallend um die nächste Kurve schlang.
Hillow ließ Oidlem den Vortritt, ehe sie ihre Gäste selbst hinunterführte.

Die perfekte runde Wölbung des Ganges ließ Lewi vor dem Eintritt stocken. Er war groß genug, dass Lewi und Balthar nebeneinander herlaufen konnten, ohne sich dabei die Köpfe zu stoßen. Die Wände waren von denselben, goldenen Linien durchwoben, die Lewi auch oberhalb entdeckt hatte. Wie ein Adergeflecht flackerten und pulsierten sie mit jedem Schritt, den sie weiter hinunterstiegen. Sie tauchten die Gruppe in ein warmes Licht mit tausend kleinen Schatten, die hin und her zuckten und es schwierig machten nicht orientierungslos zu schwanken.

Alles war so makellos und befremdlich angelegt, dass Lewi darauf Acht gab nicht mit einer der Adern in Berührung zu kommen. Von ihnen strahlte eine ganz eigene Hitze ab, die ihn nach und nach die einzelnen Jacken, Handschuhe und Westen abstreifen ließ.

Allein die Wurzeln, beinahe so dick wie seine Oberschenkel, schafften es, einen Gang von dem nächsten zu unterscheiden. In riesigen Knoten hatten sie sich in die künstlichen Gänge hineingedrückt und gewaltvoll die goldenen Flüsse auseinandergesprengt.

Elayn und Jamah hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich in gedämpftem Tonfall über diese oder jene Veränderung, die Lewi noch nicht einmal auffielen. Lyanna hatte zu Oidlem aufgeschlossen und löcherte ihn in eher untypischer Weise mit allerlei Fragen, die Lewi sonst auch brennend interessiert hätten. Doch gerade jetzt hatte er deutlich mehr mit sich selbst zu kämpfen. Nach vier Kreuzungen und unzähligen Biegungen glaubte er, sogar um seines Lebens willen, nicht mehr den Weg nach draußen zu finden.

Stattdessen hatte sich der letzte Flur leicht ausgeweitet und endete abrupt in der ersten Tür, die er bisher hier unten gesehen hatte. Es war eine Flügeltür aus demselben Holz wie die Luke am Eingang. Hinter ihr hörte er das Summen hunderter Unterhaltungen, übertönt von dem Klappern und Schaben mindestens doppelt so vielem Geschirr.

„Seid ihr bereit?" Hillow stand vor der Tür, als wolle sie Lewis Eltern ein Königreich zurückgeben. In einer lächerlich einfachen Bewegung ihres Handgelenks ließ sie die Tür aufschwingen und tat einen Schritt zurück, um den Neuankömmlingen den Vortritt zu lassen.

Im Speisesaal der buchstäblichen Untergrundorganisation wurde es beinahe schlagartig still. Hunderte Köpfe, weitaus mehr als Lewi es aus der Burg der Kinder gewohnt war, drehten sich zu ihnen um. Er sah ihre Fragen, ohne wirklich in auch nur eines der Gesichter zu blicken.
Widerwillig gestand er sich ein, dass er Angst hatte. Was, wenn er niemanden wiedererkannte? Wenn Lyanna falsch gelegen hatte und niemand aus der Burg hier war? Kaelchon würde ihnen sicherlich Schreckliches antun.
Doch wenn sie hier waren, würden sie sofort sehen, dass er nicht mehr derselbe war. Seine Freunde würden ihn fürchten.

Lewi hob den Blick zur Decke. Im Gegensatz zu den Gängen bestand sie ausschließlich aus Wurzeln, die aus einem dichten Geflecht eine Art Teppich spannten. Von ihm herab, hingen schwere hölzerne Kronleuchter bis tief über die vielen langen Tafeln.
Kleine Lücken im Netzwerk zeigten den blauen Himmel und nahmen ein Stück des erdrückenden Gefühls hier unten.

Ein erleichtertes Seufzen ließ ihn den Kopf drehen, gerade noch rechtzeitig, ehe Balthar sich an ihm vorbei drängte und in großen Schritten zu einer Gruppe hinüber steuerte, die bei ihrem Eintritt sich von ihren Plätzen erhoben hatte.
Sich selbst zum Trotz ertappte Lewi sich dabei wie er sie alle kurz musterte. Da waren Kohen und Kimia, Brina Hendow und noch ein paar andere bekannte Gesichter. Unter freudigem Grölen nahmen sie Balthar in ihre Mitte.
Er erkannte Joell, der ihn einst einen Schönling genannt hatte und weiter hinten Mr. Creek in dessen Unterricht er sich immer weit von Glorya wegsetzen hatte müssen, um überhaupt etwas mitzubekommen. Sie alle wirkten unversehrt und überglücklich, den grauhaarigen Sucher wieder bei sich zu wissen.

„Elayn, Jamah. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr es mich freut, euch zu sehen."
Lewi tat sich schwer die Augen von diesem glücklichen Anblick zu reißen, doch Lady Beannas bekannte Stimme ließ ihn zusammenzucken. Sie hatte sanft gesprochen, eine Verbeugung andeutend.
Ihre Anwesenheit ließ ihn stumm dafür danken, dass sie genug Verstand besessen hatte nicht darauf zu warten, dass Ravn dem König den genauen Standpunkt der Burg verraten hatte. Mit dem Schlüssel in den Händen des Ziehsohns hätten sie keine Chance gegen seine Macht gehabt.

„Beanna", begrüßte sein Vater sie mit einem knappen Kopfnicken. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, als wolle er sicher gehen, dass die Burgherrin nicht doch auf die Idee kommen würde ihn zu umarmen.

Bemerkte die weißhaarige Frau seine abweisende Haltung, so ließ sie sich doch nichts anmerken. Stattdessen erhitzte ihr Lächeln die ohnehin schon warme Luft noch um einige Grad, als es auf Lewi traf.

Dieser tat es seinem Vater gleich und kreuzte lieber die Arme. Er konnte nicht ganz benennen, woher die Abneigung gegen die Schulleiterin gekommen war. Vor einem Monat hatte sie ihn noch durch das halbe Land jagen wollen! Und wehe er hätte nicht ihren Plänen mit ihm zugestimmt. Jetzt so freundschaftlich begrüßt zu werden, als wäre nichts geschehen, war falsch.

„Lady Beanna", brachte er gerade noch so heraus, ehe seine Mutter sich vor ihn stellte und der Angesprochenen einen Zeigefinger vor die Brust rammte. Es geschah so plötzlich, dass Lewi erschrocken zurück stolperte und von seinem Vater am Ellenbogen aufgefangen wurde.

„Wie konntest du nur-..." Elayn war absolut entschlossen der Burgherrin ein Loch ins Schlüsselbein zu stechen. Die linke Hand hatte sie zur Faust geballt und Lewi wollte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn sie Beanna die Nase brach.

„Elayn? Jetzt ist nicht der Zeitpunkt."
Hillows Stimme klang gefasst, während sie sich neben die ehemalige Schulleiterin stellte und Lewis Mutter einen vielsagenden Blick zuwarf. Diese zögerte kurz und Lewi erwartete, dass die Hand doch noch ein anderes Ziel finden würde. Aber wie durch ein Wunder schaffte Hillow tatsächlich das, woran Lewi seinen Vater über Jahre hatte scheitern sehen. Elayn hielt noch mitten im Satz inne, straffte die Schultern und trat kommentarlos einen Schritt zurück.

Doch ihr Ausdruck hätte Metall schmelzen können. Und offensichtlich versuchte sie gerade das bei Beanna.
Zu gerne hätte Lewi gehört, was seine Mutter zu sagen hatte, doch das wurde momentan verschoben, als Hillow auf einen weiter entfernten leeren Tisch deutete und sie bat alle zusammen das Mittagessen einzunehmen.

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"Voted, weil die Autorin sich dieses Kapitel nicht stoppen konnte und deshalb DOPPEL-UPLOAD!" - Lewi. 

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