3- "Deine glorreiche Zeit ist vorbei!"

TEIL II

✥✥✥

In lagen Schritten marschierte Hillow quer durch die Halle. Sie wirkte größer, zwischen ihren Leuten. Doch die gesammelte Aufmerksamkeit galt allein der Gruppe, die ihr wie verlorene Schafe folgten.

Lewi spürte die Blicke auf sich. Sie tuschelten, wenn sie erkannten wer da hinter seinen Eltern herlief wie ein getretener Hund. Sie rückten von ihm ab und flüsterten seinen Namen, deuteten auf den Armstumpf, als könne er nicht sehen wie sie darüber rätselten, was ihm widerfahren war.
Und es brach sein Herz.
Das hier war die Albtraumversion seiner Vorstellung wie er ankommen würde. Alle Bewunderung war nichts weiter als Spott. Für sie hatte er die Menschlichkeit, seine große Begabung und den Rang eines Wunderkindes verloren. Sie hatten ihn als Betrüger enttarnt, ein bösartiges Wesen, das sie alle versucht hatte zu täuschen.

Stur blickte er geradeaus, bemühte sich, nichts anderes zu sehen, als den Tisch, der wie eine rettende Insel im Meer des Getuschels vor ihm auftauchte. Er würde das hier überstehen. Nur einen Abend, ehe sie sich aufmachen konnten, um seine Schwester und Eve zu retten.

Lyanna, die sich bis hierher erstaunlich im Hintergrund gehalten hatte, ließ sich mit einem äußerst uneleganten Plumpsen neben ihn auf eine Bank fallen und lehnte sich ein Stückchen zu ihm hinüber, dass nur Lewi ihre Worte verstand. „So wie die alle über dich reden, bin ich froh, dass niemand mehr weiß wer ich bin. Es hat durchaus seine Vorteile zwanzig Jahre tot zu sein. Vielleicht solltest du es auch mal probieren."

„Ich habe dich sehr wohl erkannt", berichtigte Beanna sie gleichmütig, kaum da sie sich ihnen gegenüber niedergelassen hatte, „Du hast dich wirklich kaum verändert."

Lyanna schenkte ihr ein ironisches Lächeln, ehe sie sich demonstrativ ihrem Bruder zuwandte und ihn in ein Gespräch verwickelte. Wäre Lewi nicht so sehr mit dem eigenen Strudel negativer Gefühle in sich beschäftigt, hätte er sich gefragt, woher diese offene Abneigung zwischen der Familie seines Vaters und Beanna kam.

Stattdessen fing Hillow den gequälten Blick auf und interpretierte ihn zielsicher falsch.
„Ich habe gehört, dass du dir vor all deinen Eskapaden überlegt hattest hier her zu kommen? Beanna hatte mir nach deiner Abreise von der Burg ein Schreiben zukommen lassen, dass dich in den höchsten Tönen gelobt hat. Wenn du möchtest, finde ich für dich eine Gruppe? Deine anderen Kameraden aus der Burg haben sich ebenfalls prima eingegliedert."

Lewi hätte sich fast auf die Zunge gebissen.
Die waren auch keine Verfluchten Kinder oder magielose Krüppel. Er wäre für jede Gruppe eine Last.

Und wieder deutete Hillow sein Schweigen falsch. Mit einem gewinnenden Ausdruck erhob sie sich von ihrem Stuhl, noch ehe Lewi sie aufhalten konnte.

Die allgemeinen Gespräche, die Lewi bis hierhin überhaupt nicht mehr gehört hatte, verstummten neuerlich, bis auf das Knarren einiger Bänke, als sich einzelne Personen zu ihrer Anführerin umdrehten.
„Ich würde gerne den Moment nutzen, da wir alle versammelt sind und unsere Gäste vorstellen. Ich bin mir sicher, dass die Meisten unter euch bereits Elayn und Jamah Lenlay erkannt haben. Es ist für uns alle eine Ehre", sie legte Elayn eine Hand auf die Schulter und drückte sie einmal kurz, „Und wenn wir ganz nett fragen, können wir sie vielleicht auch um die ein oder andere Anekdote aus ihrer eigenen Rebellenzeit bemühen."

Tosender Applaus und Trommeln auf den Tischen unterbrach Hillow bei ihrer Rede. Hier und da steckten einige die Köpfe zusammen, doch dieses Mal war alles, was Lewi sah, reine Begeisterung und Anerkennung. Viele hier vergötterten seine Mutter ähnlich wie ihre Anführerin.

„Kaum weniger bekannt, wenn auch schwieriger zu erkennen, dürfen wir ebenfalls Lyanna Tiàlan unter uns begrüßen", fuhr Hillow mit einem breiten Lächeln fort, das ihre Narben noch blasser aussehen ließ.

Es war, als hätte jemand einen Stollengnom in der Halle freigelassen.
Wie eine Welle griffen die überraschten Laute über die Tische um sich und ebbten in Tuscheln und hektischen Gesten ab, die Lewi weitaus besser verstand, als Hillows seelenruhige Art mit der Rückkehr der ehemaligen Kronprinzessin umzugehen.

Sogar seine Tante wirkte ein wenig verwundert über die nonchalante Art, mit der Hillow derartige Begebenheiten einfach akzeptierte und ihre Neugierde auf einen passenderen Augenblick zurückdrängte.

„Wie ihr alle, brenne auch ich darauf, die Geschichte ihrer Wiedergeburt zu hören." Während vereinzelt Gelächter auf ihre lockeren Worte antwortete, schaffte sie es Lyanna ein jugendliches Zwinkern zuzuwerfen, das so viel mehr über die Anführerin der Rebellen aussagte, als all ihre Sätze.

Für einen kurzen Moment verspürte Lewi so etwas wie tiefe Sympathie für die Frau, doch dann setzte sie zu ihrem nächsten Satz an, der seine Welt umkippte wie einen Stuhl.

„Und natürlich erinnern sich viele von euch noch an euren Freund Lewi?"

Schweigen.

Atemloses, allumfassendes Schweigen, das sich wie Charmaräe-Blut in seine Ohren fraß.

Keine Frage, sie erinnerten sich alle.

Lewi glaubte, unter ihren Blicken zu ersticken. Das erste Mal in seinem Leben wollte er sich verstecken. Er wollte aus der Halle stürmen und ihre fragenden Gesichter hinter sich lassen, wollte auswandern in eine andere Welt, in der ihn niemand kannte. Er hatte gehört, in Kaesh konnte man sich den Skilii anschließen.

Auch Hillow fiel diese dehnbare Stille auf und so fuhr sie fort: „Wie unsere letzten Gäste aus der Burg, braucht auch Lewi eine Gruppe, die ihn aufnehmen würde. Welcher von den anwesenden Gruppenleitern wäre denn bereit?"

Wieder Ruhe. Dieses Mal war sie lauter. Lewi wollte nicht hinsehen, doch er konnte kaum verhindern, wie verzweifelt seine Augen nach Hoffnung suchten.
Sie alle hatten sich zusammengerauft, flüsterten und tuschelten aufgeregt. Doch niemand wollte dem fragenden Blick ihrer Anführerin begegnen.
Er sah, wie jemand auf seine Hand deutete. Ein anderer schüttelte so vehement den Kopf, dass er sich erst einige Schritte von seiner Gruppe entfernte, bis sie ihn zurückholten.

Lewi glaubte, man habe ihm in den Magen geschlagen. Natürlich. Natürlich nicht.

Ein junges Mädchen mit schwarzen Haaren brach in Tränen aus. Vollkommen hysterisch wippte sie vor uns zurück, als fürchte sie um ihr Leben. Zwei Freundinnen trösteten sie und warfen ihm vorwurfsvolle Blicke zu.

Das hier war seine Schuld. Er hatte das verdient.

„Ilchem?", fragte Hillow in die Runde, doch der angesprochene Kerl mit feuerrotem Bart schüttelte sofort den Kopf. Er schaffte es dabei, noch nicht einmal in Lewis Richtung zu sehen, doch die Erleichterung seiner kleinen Gruppe war deutlich spürbar, als Hillow sich sogleich dem nächsten Leiter zuwandte.

„Mage?" Das Kopfschütteln war wie ein Messer, das sich in Lewis Magen umdrehte. Eine Wunde, die keiner sonst sah.

Niemand würde sich melden. Niemand traute sich ein Verfluchtes Kind in ihre Mitte zu nehmen.
Er schmeckte Blut, bevor er bemerkte, dass er sich auf die Lippe gebissen hatte.

Die Rebellenanführerin hatte inzwischen drei weitere Leiter vergeblich nach ihrer Hilfe gefragt und Lewi glaubte, jeden Moment den Raum verlassen zu müssen. All seine Ängste hatten sich hier drinnen versammelt für ein schreckliches Schauspiel öffentlicher Zurückweisung.

„Hillow?"

Lewis Herz machte einen ungewollten Stolperer, als sich Mr. Creek am anderen Ende des Saals von einem Tisch erhob. Er war ein hagerer Typ mit hoher Stirn und dem Ausdruck absoluter Wichtigkeit in seine Falten geschnitten.
„Wir würden Balthar in unsere Gruppe aufnehmen, wenn das vereinbar mit dir wäre?"

Lewis Schultern sanken ein Stück zurück. Was hatte er erwartet? Vor einem Jahr hätte er kaum anders reagiert. Er hätte noch nicht einmal seine eigene Schwester in seine Gruppe aufgenommen, ganz zu schweigen von einem magielosen Krüppel, der keine Waffe schwingen konnte.

„Danke, aber ich bleibe lieber bei Lenlay."
Balthar war mit so einem Ruck aufgestanden, dass einige um ihn herum erschrocken zurückzuckten. Etwas umständlich befreite er sich aus seinem Sitzplatz in der Gruppe aus der Burg und hob sein Schwert vom Boden auf.

Lewi verstand nicht ganz. Unruhig flackerte sein Blick von Hillow zu dem grauhaarigen Sucher, der mit geschulterter Waffe zu ihm hinüber schlurfte und sich demonstrativ laut neben Lewi auf die Bank fallen ließ.

„Was tust du da?", zischte er ihn an. Balthar hatte Freunde hier. Freunde, die er länger kannte als Lewi. „Wenn du so weiter machst, wirst du noch genauso gruppenlos bleiben wie ich! Hast du denn keinen Ehrgeiz in den kleinen oder Großen Rat aufzusteigen?"

„So ätzend du auch bist, Mann, ich kann doch nicht bei so etwas zusehen", brummte Balthar und griff quer über den Tisch nach dem einzigen Teller mit Brot, der vor Beanna gestanden hatte.

„Das ist deine Zukunft, die du da-...", mischte sich Beanna ein, doch Balthar schnitt ihr das Wort ab.

„Wir wissen beide, dass ich davon noch nie sonderlich viel hatte."
Und aus irgendeinem Grund brachte das die ehemalige Schulleiterin tatsächlich zum Schweigen.

Lewi hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so dankbar gefühlt. Er hatte die Tränen bereits gespürt, doch im letzten Moment schaffte er es, sie zurück zu kämpfen. Wahrscheinlich wäre er nie in der Lage diese Erleichterung gegenüber dem Grauhaarigen in Worte zu fassen, doch er würde sie sicher nicht vergessen.

Ein verdächtiges Schnauben ließ Lewi direkt in Oidlems rundes Gesicht blicken. Er musste ihnen zugehört haben und versuchte, sein Lachen in einem Bierkrug zu ertränken. Als ihm dies nicht gelang, schenkte er den zwei Jungen ein entschuldigendes Schnaufen und kam etwas schwerfällig auf die Beine.
„Ich nehme die beiden Burschen gerne auf", verkündete er so selbstverständlich, als hätte man ihm gerade einen halben Braten und ein Glas Rila-Branntwein angeboten.

Dasselbe Raunen, das erst Lyannas Namen gefolgt war, griff wieder um sich und wurde von den hohen Wänden der riesigen Höhle zurückgeworfen. Niemand hatte geglaubt, dass irgendwer sich bereiterklären würde ein Verfluchtes Kind aufzunehmen. Oidlem war Mitglied des Kleinen Rats!
Lewi spürte dieselbe Verbundenheit, die er eben noch empfunden hatte, von Hillow abstrahlen, als sie dem Mann zunickte.
„Gut, da das geklärt ist, würde ich keine Zeit verschwenden und eine Ratsversammlung einberufen. In einer viertel Stunde erwarte ich alle Großleiter im östlichen Saal. Unsere Gäste bringen bestimmt Neuigkeiten und wir sollten uns über die weiteren Schritte beraten."

Es war das Stichwort zum allgemeinen Aufbruch. Überall kamen die einzelnen Gruppen in Bewegung, Bänke wurden verrückt und Geschirr zusammen gestapelt.
Oidlem winkte einen Jungen heran, ehe er sich Balthar und Lewi zuwandte.
„Ich denke, ihr beide kennt Joell? Er bringt euch zu unserem Gruppenschlafzimmer. Ich werde nach dem Treffen zu euch stoßen und euch mit den Regeln hier unten bekannt machen. Heute Abend haben wir Wasserdienst für die vorderen Viehställe, aber morgenfrüh zeige ich euch den großen Trainingsparcours!"

Lewis Kopf schwirrte. In einem Moment wollte er Hillow bitten ihn bei der Versammlung teilhaben zu lassen. Im Nächsten zog Balthar ihn auf die Füße und zu dem jungen Burschen hinüber, mit dem Lewi sich vor einer gefühlten Ewigkeit duelliert hatte.
Oh Himmel. Den hatte er vollkommen vergessen.

„Balthar. Lenlay", begrüßte Joell sie knapp, ohne sich die Mühe zu machen, erfreut über ihre Anwesenheit, zu wirken. Anscheinend funktionierte sein Gedächtnis besser als Lewis.
„Wenn ihr mir folgen wollt."

Lewi wollte alles andere. Während der Sucher ihn unerbittlich hinter sich her schleifte, verrenkte er sein Genick, um zu sehen, wohin Hillow die Ratsmitglieder führte.
Sie nahmen nicht denselben Ausgang aus der Halle, sondern öffneten eine krumme Tür unter einer knochigen Wurzel.
Dann hatte Balthar ihn aus dem Saal manövriert.

„...und links geht es zu den Waschsälen. Wir haben zwei Mal pro Woche Dienst sie mit ausreichend Wasser zu versorgen, das die Elementbändiger zwar quer durch den Wald, aber nicht gefahrfrei in unsere Höhle leiten können", vernahm Lewi Joells sarkastischen Ton.

Immer noch darum bemüht, zu den anderen zurückzukommen, stolperte er über eine Wurzel und wurde von Balthar am Kragen aufgefangen. Er gab einen unkommentierenden Laut von sich.

„Übrigens ist Camanero ebenfalls in unserer Gruppe. Bin mir sicher, er ist froh, dich zu sehen, Balthar", fuhr der Junge ungerührt fort, als sei Lewi überhaupt nicht anwesend. Der Sucher schnaubte einmal und warf Lewi einen Blick zu, der verdeutlichte, dass die Freude ganz auf Camaneros Seite war.

Doch Lewi kam abrupt ins Stocken, sodass die anderen beiden nacheinander genauso gezwungen waren anzuhalten.
Es war, als hätte jemand seine Gedanken aus einer langen Nacht befreit, die seinen Puls beschleunigen ließ. Das war's! Das war die Idee!

„Camanero ist ebenfalls hier?", vergewisserte er sich noch einmal, einen bedeutenden Blick dem grauhaarigen Sucher zuwerfend. Dieser runzelte lediglich verwirrt die Stirn.
Natürlich verstand er nicht. Keiner von ihnen dachte wirklich mit!

„Das habe ich gerade eben gesagt", schnappte Joell abweisend, bereit, den Weg zu den Zimmerräumlichkeiten seiner Gruppe fortzusetzen. Doch Lewi hielt den Sucher zurück. Das hier war eine einmalige Chance und er würde sie nicht entwischen lassen. Nicht, wenn so viel auf dem Spiel stand.

„Wir müssen zu dieser Ratsversammlung! Ich weiß wie wir Eve befreien können!", platzte es mit einer Energie heraus, die er einige Minuten vorher noch vollkommen verloren glaubte.

Balthar dagegen wollte Lewi irgendeinem Priester vorstellen, der ihn von derartigen Wahnvorstellungen heilen würde.
„Wir haben überhaupt keine Befugnis in so ein Treffen hinein zu platzen. Und ehrlich gesagt-...", er hob abwehrend eine Hand, ehe Lewi von vorne anfing, „...hätte ich gegen ein wenig Schlaf nichts einzuwenden."

Lewi schnaubte abfällig. „Du tust kaum was anderes als Schlafen und Essen. Ich sage dir: Sie werden wissen wollen, was wir ihnen zu sagen haben."

Ein theatralisches Stöhnen hinter Balthar ließ Lewi innehalten. Joell hatte sich inzwischen gegen die Wand gelehnt, die Arme lässig vor seinem Oberkörper verschränkt und starrte ihn aus halboffenen Augen an. „Hat dir die heutige Demonstration nicht bereits gereicht, Lenlay? Wie lange braucht es, bis es auch dein Ego versteht, dass sich nicht mehr alles nur um dich dreht. Deine glorreiche Zeit ist vorbei."

„Wenigstens hatte ich eine. Aber als Laufbursche der Gruppe ist das bei dir ja nur noch eine Frage der Zeit", entgegnete Lewi kühl und machte auf dem Absatz kehrt.
Er hatte keine Zeit für derartige Streitigkeiten. Nicht wenn Leben auf dem Spiel standen.

Es kostete ihn eine Stunde, bis er per Zufall durch die richtige Tür platzte. Der Raum dahinter unterschied sich kaum von den anderen übrigen Höhlen, bis auf einen großen ovalen Tisch und die zwanzig Menschen, die sich darum versammelt hatten. Alle sahen sie ihn an, als hätte er gerade eine Waldelfe in ihr Lager geschubst.

Oidlem war der Erste, der sich von seiner Überraschung erholte. „Hat Joell den Lageplan falsch herum gehalten, oder warum bist du nicht da, wo ich dich hinbeordert hatte?"

Aber Lewi war zu aufgeregt über seine Idee, als dass er den kritischen Blicken der Anderen große Aufmerksamkeit hätte schenken können. Ohne die Tür hinter sich zu schließen oder Rücksicht auf die empörten Ausrufe der Großleiter zu nehmen, stellte er sich neben Hillow an den Tisch.
Darauf lag eine ausgewaschene Karte ihres Landes ausgebreitet, mit allen Flüssen und Wäldern, Bergketten und Städten, die ihnen bekannt waren. Für einen winzigen Moment studierte er ihre eigene Lage und die Richtung, die Lya von ihrem gemeinsamen Treffpunkt eingeschlagen hatte.

„Hier liegt Tenur", verkündete er nach einigen Herzschlägen selbstsicher und blickte endlich auf in die verdutzten Gesichter der Umstehenden. Ein kurzes Schweigen folgte, in dem Lyanna zu Kichern begann und Lewis Vater schwer seufzte.

„Das wissen wir Lewi", warf seine Mutter mitfühlend ein, bereit einen tröstenden Arm, um ihren so bemühten Sohn zu legen. Doch Lewi schüttelte sie ab. Sie nahmen ihn nicht ernst!

„Gut. Ich will mit Tante Lyanna und Camanero dahin reiten und Eve befreien", erklärte er sich weiter. Es war nicht sein Ziel gewesen Geographie zu diskutieren. Er hatte einen konkreten Plan und nichts würde ihn davon abhalten.

„Camanero ist meine Einheit. Wie kommst du darauf, dass ich zwei meiner Leute mit der Tochter des Königs nach Tenur reisen lasse?", mischte sich Oidlem ein. Er klang viel mehr neugierig als wirklich verärgert.

„Camanero hat den Schutzzauber über die Burg der Kinder gewirkt. Er hat genug Kraft, um ein ganzes Gebäude von der Landkarte verschwinden zu lassen, weshalb ich zuversichtlich bin, dass er auch sämtliche Bannzauber von einer Strafanstalt heben kann."
Lewi stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch ab. Sollte er recht haben- und er irrte sich nur in den seltensten und meist auch schlimmsten Fällen- hatte er eine reelle Chance Eve zu retten.

„Du willst den Magiebannzauber im Gefängnis aufheben", riet Hillow in das Schweigen hinein, in ihren Augen glomm Verständnis. Geschäftig beugte sie sich noch einmal über die Karte, um den Standpunkt besser zu sehen.
„Das würde Chaos auslösen. Die Wachen wären niemals ihren Häftlingen gewachsen", spann Jamah den Faden weiter, einen nachdenklichen Blick mit seiner Frau tauschend.

Lewis Puls beschleunigte sich noch mehr. Er beobachtete, wie nacheinander der Funke seiner Idee auf die widerwilligen Köpfe der Ratsmitglieder übergriff. Ihre ablehnende Haltung verblasste im Angesicht eines so findigen und dreisten Plans.
„Es wäre ein herber Schlag für den König."
„Und ein großer Gewinn für uns!"
„Die Gazel wäre eine wahre Bereicherung für unsere Reihen!"

Während die einzelnen Herren sich gegenseitig zu dieser genialen Idee beglückwünschten, war es Oidlem, der Lewi ein anerkennendes Kopfnicken schenkte, ehe er zum nächsten Schritt überging.
„Mit Verlaub, Hillow, würde ich diese Expedition gerne leiten. Lewi und Camanero sind meine Männer und meine Gruppe."
Die Anführerin der Rebellen nickte, ohne auch nur einen Einwand zu erheben. Auch sie strahlte zu Lewi hoch, als hätte ihr eigener Sohn gerade den König von seinem Thron gestoßen.
„Ich denke nicht, dass der Rat über diesen Vorschlag abstimmen muss?", fragte sie in die Runde.

„Ihr solltet die Tochter des Königs nicht mitnehmen."
Bis zu diesem Augenblick hatte Lewi die Herrin von Hochherrlichstein überhaupt nicht bemerkt. Doch mit ihren wenigen Worten kippte Beanna die eben noch euphorische Stimmung im Raum.
Die Hände vor sich gefaltet, tat sie einen Schritt zurück, um besser gesehen zu werden, im Licht der goldenen Adern.

„Und wer hat dich dabei gefragt?", schnappte Lyanna aufgebracht, als niemand sonst das Wort erhob. Ihre Augen nahmen eine befremdlich grüne Färbung an, während ihre Pupillen sich zu langen Schlitzen zogen. „Du glaubst doch nicht immer noch, dass ich meinem Vater auf den Thron folgen wollen würde!", fauchte sie, jeden Muskel angespannt.

Beanna gab sich unbeeindruckt. Mit einer wegwerfenden Handbewegung drehte sie Lyanna den Rücken zu, um Hillow ins Gesicht zu blicken.
„Nein, Lyanna, die zwanzig Jahre Exil haben deinen Standpunkt zu diesem Angebot mehr als verdeutlicht. Aber sollte die Mission scheitern, können wir uns nicht leisten, dass die Tochter des Königs noch einmal in seine Hände fällt. Schon gar nicht, wenn sie mit den anhaltenden Übergriffen der Elfen auf diese Höhlen viel dringender hier gebraucht wird."

„Die Gazel ist meine Aufgabe!", hielt Lyanna dagegen, doch Hillow schüttelte bereits den Kopf.
„Es tut mir leid, aber ich stimme Beanna in diesem Punkt zu. Oidlem und seine Gruppe werden nach Tenur reiten und versuchen die Gazel und alle anderen zu befreien", mit einem weichen Ausdruck, der nicht über ihre eigene Aufregung hinwegtäuschte, wandte sie sich an Lewi, „Ihr werdet die nächsten Tage für diesen Einsatz trainieren. Dafür- und nur dafür- entbinde ich Oidlems Gruppe von ihren gemeinnützigen Pflichten. Nicht, dass wieder irgendwer behauptet, dass ich ihn bevorzugen würde."

Lewi glaubte, sein Herz müsse in seiner Brust zerspringen. Er würde dabei sein, wenn sie Eve retteten. Das war die beste Nachricht seit Monaten!

✥✥✥

"Voted und ich lasse euch ebenfalls bei Eves Befreiung mitmachen!"- Oidlem

Da will man einmal schreiben und Office stirbt. Nichts ging mehr, kein Word kein gar nichts! Und alle Nase lang streikt bei Wattpad die Eingabe, sodass ich nicht weitertippen konnte. Danke für nichts. 

Sodele. An dieser Stelle gebe ich einmal zu, dass ich ein großer Lewi- Fan bin und ich mich super darüber freue in diesem Dritten Teil endlich mehr aus seiner Sicht zu schreiben :D

Ich hoffe ihr habt die Feiertage alle gut überstanden und helft fleißig mit fremdartige Mischwesen aus Staatsgefängnissen zu befreien!

                        xoxo

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