Neben mir~ Cady
Ich hatte ihm sagen wollen was er mir bedeutet, aber ich habe den Mund nicht aufbekommen. Ich wusste auch nicht wo ich anfangen sollte. Warum ist immer alles so kompliziert?! Ich ärgere mich gerade so über mich selbst! Ich bin so doof.
Oma hatte mir, als wir wieder auf dem Hof waren, Queeny direkt abgenommen und war mit ihrer Stute in die Halle. Ich hatte erst überlegt, ob ich Jo nicht vielleicht beim absatteln helfen sollte, aber er hätte das auch nie für mich gemacht, somit schaute ich Oma beim reiten zu. Was blieb mir, dann auch anderes übrig? Ich langweilte mich, also in der Halle.
Nach ungefähr 15 Minuten kam Jo dazu "Kommst du heute mit?" "Wohin?" fragte ich etwas verwirrt. "Erstes S-Springen feiern?" er grinste. Ich wies auf Oma "Sie ist eh nicht da." und grinste. "Oma?" rief ich durch die Halle. Oma trabte auf mich zu und blieb an der Bande stehen. "Ich wollt heute noch weg, aber ist ja eh kein Problem, oder?" Oma nickte. "Du bist auch dabei?" fragte sie Jo. Der nickte. "Na, dann kann ja nichts passieren!" meinte sie nur lächelnd und ritt wieder an. Jo zog nur die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern. "Wir wollten uns um 8 hier treffen, da ich noch mal nach ein paar Pferden meiner Eltern sehen soll." Jo grinste. "Wer ist noch dabei?" fragte ich. "Nick und noch ein Kumpel. Du bist, dann umgeben von Springreitern!" lachte Jo. Ist doch super?! Springreiter sind doch viel aufregender, als irgendwelche Dressurreiter oder sogar Fußballer.
Kaum war ich zu Hause hüpfte ich unter die Dusche und versuchte mir schon mal in Gedanken, was zum Anziehen rauszusuchen. Schlussendlich wurde es eine Skinny Jeans und ein Annisokay T-Shirt. Ich föhnte meine Haare und fing an meine Augenlieder erst mit weißem und dann mit schwarzem Liedschatten einigermaßen ordentlich und gleichmäßig zu verschönern. Ich versuchte einen möglichst ordentlichen Eyelinerstrich zu ziehen und meine Wimpern ordentlich zu tuschen. Spätestens bei meinen Haaren gab ich die Hoffnung ich würde heute gut aussehen auf. Sie wollten einfach nicht so wie ich sie wollte! Kurzerhand flocht ich sie zu einem Zopf und hoffte, dass der etwas halten würde.
Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich noch etwas Zeit hatte. Trotzdem war ich etwas aufgeregt. Keine Ahnung warum, aber ich hatte das Gefühl, das ich diesen Abend so schnell nicht vergessen werde!
Gegen acht trafen wir uns auf dem Stallvorplatz. Jo wollte schon den Mund auf machen und was sagen, aber ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen "Spar dir das Panda Kommentar!". Jo machte den Mund sofort wieder zu und ich begrüßte lachend Nick. Erst da fiel mir der andere Junge bei Ihnen auf. Auch recht groß, dünn, blaue Augen und dunkle Haare, eindeutig jünger, als Jo und Nick. "Finn Claasen" stellte er sich mit einem netten Lächeln vor. "Cady Stüwe." meinte ich nur. Jo hatte ihn schon ein paar mal erwähnt. "M-Springer?" fragte ich. Er nickte "Noch. Ich hoffe, aber auf eine Hochstufung nächste Saison". "Na dann, Viel Glück" ich sah zu Jo rüber "Hast du schon nach allen Pferden gesehen?" Jo nickte und streckte beide Daumen hoch "War alles in Ordnung!".
Ich weiß nicht mehr viel vom Abend. Ich habe schlicht und ergreifend ein kleines bisschen zu viel getrunken, aber ich erinnere mich noch daran, dass Finn irgendwann etwas verwirrt gefragt hatte, ob ich und Jo zusammen wären. Den Kontext weiß ich schon gar nicht mehr und auch Nicks Antwort darauf war meinem Alkoholkonsum zum Opfer gefallen.
Am nächsten Morgen wachte ich in einem fremden Bett auf, in einem fremden Zimmer. Ich sah sofort mehrere Turnierschleifen an der Wandhängen und in einem Rahmen eine Schärpe, deshalb schloss ich, dass derjenige der einen Arm um mich gelegt hatte Springreiter seien musste. Oh Gott! Ich hatte mir ja einen total Absturz geleistet! Nick konnte ich, also ausschließen, der war noch nie wirklich Turniere geritten. Ich fuhr der Person, die eindeutig noch schlief über den Arm, aber das gab auch nicht viel Aufschluss darüber, bei wem ich gelandet war. Das nächste was ich berührte waren zwei Knie und spürte sofort an einem von ihnen eine kleine Unebenheit, eine Narbe. Dünn und länglich, war also mit einem Skalpell geschnitten worden. Das hieß es war eine OP-Narbe und das wiederum ließ mich darauf schließen, dass Jo neben mir lag. Ich wusste, aber nicht wirklich ob ich jetzt erleichtert aufatmen sollte oder mich selber Ohrfeigen. Ich spürte, wie er langsam wach wurde und zog meine Hand schnell weg. Ich drehte mich zu ihm um. "Kopfschmerzen?" murmelte er mit noch geschlossenen Augen. "Nein" murmelte ich. Das wunderte mich ganz ehrlich, denn ich muss ja schon etwas mehr, als sonst getrunken haben. "Hmh." war sein einziges Kommentar. Morgens war er wohl nicht ganz so gesprächig. Jo öffnete langsam die Augen und sah mich an. Irgendwie könnte ich mich an den Anblick gewöhnen. Mit einem Mal drängte sich mir eine Frage auf. Hatte ich mit Jo geschlafen? Oh Gott! Ich weiß so gut, wie nichts mehr! "Haben wir....?" fragte ich schließlich. Jo schüttelte den Kopf "Ich wollte dich nur nicht so besoffen, alleine lassen". Erleichterung machte sich in mir breit. Das waren gute Nachrichten! Irgendwie war es voll süß von ihm mich nicht allein lassen zu wollen. Er richtete sich auf und streckte sich, wobei ich seine Schulter und seine Wirbelsäule Knacken hörte. "Frühstück?" fragte er. Ich nickte. Das wäre jetzt wirklich nicht schlecht! "Wo sind eigentlich deine Eltern?" Er zuckte mit den Schultern "Paris oder Château du Chantilly." antworte er. Ich musste grinsen. Typisch Jo. Jo stand auf und wollte zur Tür raus, lief aber fast vor den Türrahmen. "Wie lange wohnst du schon hier?" fragte ich grinsend. " Über 17 Jahre" "und du läufst immer noch fast für Türrahmen?" "Ähm..." Jo ist und bleibt die verpeilteste Person die ich kenne.
Ich stand auch auf und schlüpfte wieder in meine Jeans. Ich sah jetzt bestimmt echt aus, wie ein Panda! Ich sollte mir angewöhnen immer ein kleines Päckchen Abschminktücher mit mir rumzuschleppen. Ich warf noch einen schnellen Blick auf mein Handy und musste mit Schrecken feststellen, dass wir schon fast 10 Uhr hatten. Ich hatte meinen Rausch, also gut ausgeschlafen! Soviel Nervengift war bestimmt nicht gut für meinen Körper, aber seit wann interessiert mich sowas? Oma würde mich bestimmt gleich anschreiben und wissen wollen wo ich war. Das konnte ja lustig werden zu erklären!
Jo streckte den Kopf wieder zur Tür rein "Wirklich keine Kopfschmerzen?" ich schüttelte den Kopf. "Du bist echt trink fester, als ich dachte!" stellte er trocken fest. "Hey! Was soll das jetzt heißen?!" fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Nichts, alles gut!" beschwichtigte er sofort. Ich musste lachen.
Früher hätten wir uns angegiftet und gegenseitig so lange fertig gemacht bis einer freiwillig mit Mega schlechter Laune den Raum verlassen hätte, aber heute?! Heute waren wir über die Sachen hinweg und das ist gut so! Ich will mich nie wieder so mit Jo zoffen, zumal das ein ziemlich Sinnloses Unterfangen ist, da Jo und ich fast auf einem Level sind, auch wenn ich mittlerweile einfach feststellen musste, dass Jo schlicht und ergreifend viel zu lieb für diese Welt ist.
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