𝐒𝐩𝐞𝐜𝐢𝐚𝐥 𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫
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Mit zitternden Händen lief Jungwoo die dunklen Straßen entlang und pustete in seine Hände, um diese wenigstens etwas zu wärmen. Sein Kinn hatte er in seinen Schal versteckt, während er am ganzen Körper zitterte. Seine Nase, samt Wangen waren rot und seine Haaren standen in allen möglichen Richtungen ab.
Bis eben war er noch in seinem Entertainment und hatte für sein Album gearbeitet, dass in zwei Monaten veröffentlicht wird. Nicht nur die Tänze waren diesmal etwas anders, auch die Songtexte unterschieden sich zu seinem letzten Album. Er sang nicht mehr über fröhliche Sachen, liebe oder Hoffnung, sondern seine Gefühle waren gemischt. Er sang über verlorene Freunde, Fehler, Angst und Unsicherheit.
Es war keines Falls etwas geschehen, weswegen Jungwoo sich dazu entschlossen hatte sein Album düsterer zu gestalten. Es war seine Entscheidung und er hätte es schon viel früher getan, jedoch war er sich zu unsicher. Hatte Angst das es seinen Fans nicht gefallen würde, weil Jungwoo eben immer der fröhliche kleine Virus war, der jeden zum lachen brachte. Man erwartete schon praktisch von ihm, dass er mit einem Lächeln durchs Leben lief, dabei sah die Realität ganz anders aus. Auch Jungwoo hatte Tage an denen es ihm nicht gut ging und einfach alleine sein wollte. Natürlich zeigte er sich vor laufender Kamera nicht so, doch mit seinem neuen Album wollte er seinen Fans zeigen, dass der schöne rosa, rote Schein trügen kann und in Wirklichkeit viel düsterer war als man denkt.
Jungwoo schüttelte kurz seinen Kopf und kniff seine Augen zusammen. In letzter Zeit dachte er viel nach, auch über viel unbedeutendes. Manchmal störte es ihn, weil er sich so selbst Probleme erschaffte, die eigentlich gar nicht da waren, aber manchmal wurde er deswegen auch kreativer, inspirierender und dies war wiederum gut für's Songtexte schreiben.
Es hatte angefangen zu schneien. Kalte, nasse Schneeflocken fielen auf Jungwoo, die sich jedoch auflösten nachdem sie auf Jungwoo landeten. Jungwoo kniff seine Augen zusammen, ehe er seine Schritte verschnellterte und durch die dunklen Straßen Seoul's rannte, auf dem Weg nachhause.
Würde ihn jemand sehen, würde diese Person sicher denken, Jungwoo würde um sein Leben rennen, so schnell flitzte er durch die rutschigen Straßen. Ab und an rannte er an Läden vorbei, wo das Licht noch immer hell brannte und dachte kurz darüber nach halt zu machen und sich in einem solchen Laden nieder zu lassen, bis der Sturm vorbei war. Doch er entschied sich jedes mal dagegen, aus Angst es würde später noch stärker schneien.
Jungwoo wurde langsamer als er in einem Park ankam und lehnte sich erschöpft an einem Baum. Er wollte zwar so schnell wie möglich nach Hause, jedoch brauchte er dringend eine Pause. So sportlich war er dann nun auch nicht.
Er weilte mindestens 5 Minuten an diesen Baum, bis er sich dazu entschloss endlich weiter zu gehen, jedoch wurde daraus nichts. Stattdessen zuckte er auf, als er eine dunkle Stimme hinter sich wahrnahm.
,,Darf ich dich kurz entführen?"
Bei dieser Stimme konnte Jungwoo nicht anders als seine Augen weit aufzureißen und seinen Atem anzuhalten. Er drehte sich nicht um, stand mit dem Rücken zu der Person und fand einfach nicht den Mut sich umzudrehen. Er zitterte am ganzen Körper und wusste selbst das dies nicht an der Kälte lag. Dieses mal nicht.
Eine Weile war es einfach nur still und Jungwoo hatte gehofft die Person wäre gegangen, doch er irrte sich. Er hörte das gleichmäßige Atmen hinter sich und wäre am liebsten weg gerannt, doch etwas hielt ihn auf. Nur wusste Jungwoo selbst nicht so ganz was es war.
Er biss sich auf die Unterlippe und kniff seine Augen zusammen, dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen und drehte sich um. Er drehte sich dabei so langsam um, dass ihm alles schon wie in Zeitlupe vorkam.
Als er dann endlich vollständig umgedreht zu der Person stand, setzte sein Herz einen Moment lang aus, ehe es im nächsten Moment wild zu schlagen begann. Seine Hände schwitzten, obwohl es so kalt war und seine Augen waren geweitet. Er wusste von Anfang an wer hinter ihm stand, hatte die Stimme gleich erkannt und trotzdem war er geschockt die Person zu sehen.
,,Johnny" hauchte Jungwoo so leise dass nur er und sein gegenüber es hören konnten. Vor ihm stand doch tatsächlich Johnny.
Jungwoo musterte ihn. Er hatte sich verändert. Er hatte einen anderen Haarschnitt, war kräftiger gebaut, sein Gesicht hatte mehr Farbe und sein Kleidungsstil war anders. Und dennoch sah er gut aus.
Jedoch fielen Jungwoo auch sofort die starken Augenringe auf, die Kratzer auf seinen Armen und die bis zum Fleisch abgekauten Fingernägel. Auch der blaue Fleck auf seiner Wange, den Johnny vergeblich versucht hatte mit Schminke zu verstecken, fiel Jungwoo auf. Er konnte schwer sagen, ob Johnny besser oder schlechter als beim letzten mal aussah. Und ihr letztes Treffen war vor 2 Jahren.
,,Lang ist es her" ein leichtes grinsen schlich sich auf Johnny's Lippen und er verschränkte seine vor Kälte zitternden Arme. ,,Es müssten 2 Jahre sein?"
,,Sogar ziemlich genau" flüsterte Jungwoo und senkte seinen Kopf. Er erinnerte sich noch zu gut an das letzte Treffen mit Johnny. All seine Spielchen wurden von Jaehyun und Taeyong aufgedeckt und er wurde aus dem Entertainment geworfen. Als er seine Sachen gepackt und aus dem Entertainment gehen wollte, kam Jungwoo, wollte mit ihm reden, sich vergewissern wie es den jetzt nun weiter gehen würde, doch Johnny ignorierte ihn. Er lief an ihm vorbei, als kannten die beiden sich gar nicht, nicht einmal verabschiedet hatten die beiden sich. Und danach war er weg. Johnny hatte seine Nummern geändert, war nicht mehr auf Instagram aktiv und es gab auch keine Schlagzeilen mehr über ihn. Er war wie vom Erdboden verschwunden und Jungwoo hatte seit dem nie wieder etwas von ihm gehört. Bis jetzt.
,,Wie wäre es wenn wir in einer Bäckerei hier in der Nähe gehen? Dort ist es schön warm"
,,Oh...i-ich weiß nicht. I-ich muss eigentlich nach-..."
,,Ich lad dich ein"
,,Johnny..."
,,Bitte"
Jungwoo weitete kurz seine Augen. Er hatte Johnny noch nie bitte sagen hören und überhaupt hatte Johnny ihn noch nie so flehend angesehen. Es zerriss Jungwoo beinahe schon fast das Herz, den sonst so starken, großen und selbstsicheren Johnny so schwach zu sehen. Es passte einfach nicht.
Und letzten Endes gab Jungwoo sich dann doch geschlagen und stimmte zu. Sofort erhellte Johnny's Gesicht sich und ein warmes Lächeln war auf seinen Lippen zu sehen. Dieses Lächeln sah gesunder und echter aus, als Jungwoo es jemals von Johnny gesehen hatte.
Der Weg zur Bäckerei verlief still. Und es war zugegebenermaßen sogar ziemlich unangenehm, doch Jungwoo sagte nichts. Er bemerkte das Johnny etwas auf der Seele brannte, doch vermutlich wollte er mit Jungwoo darüber im warmen reden, weswegen Jungwoo auch nichts sagte.
In der Bäckerei kaufte Johnny Jungwoo eine Zimtschnecke und dazu noch für ihn und sich einen warmen Kakao. Sie setzten sich an einem freien Tisch, am Fenster und Jungwoo begann unsicher das gekaufte zu verspeisen, wartete nur darauf das Johnny endlich zu sprechen begann.
,,Wie geht's dir, Jungwoo?"
,,E-es könnte nicht besser laufen und wie geht es dir?"
,,Ich hab gehört du bringst dieses Jahr ein neues Album raus?"
,,Ja"
,,Ich freu mich schon darauf"
Jungwoo nickte und biss von seiner Zimtschnecke ab, fragte sich ständig was das ganze hier sollte und warum Johnny ihm nicht auf die Frage, wie es ihm geht, geantwortet hatte.
,,Wo lebst du eigentlich gerade?" Brach dann letztendlich Jungwoo erneut die Stille, weswegen Johnny seufzte, seine Finger verschränkte und aus dem Fenster sah. ,,In einer WG mit zwei weiteren Leuten"
,,Oh? Wie sind sie so?"
,,Scheiße"
,,Und warum bist du dann noch dort?"
,,Wo soll ich den sonst hin?"
,,Nachhause zu deinen Elter-..."
,,Wurde rausgeworfen und bin nicht mehr willkommen" zuckte Johnny gleichgültig mit den Schultern, als würde es ihn komplett kalt lassen.
,,Tut mir leid..."
,,Naja mir war es von Anfang an klar, dass sie mich nicht mehr sehen wollen, nachdem raus kam was ich Taeyong alles angetan hab"
,,Und du bist selbst Schuld" meinte Jungwoo ehrlich und blickte aus dem Fenster.
Johnny wendete seinen Blick sofort ab und musterte Jungwoo mit einem undefinierbaren Blick. Seit wann war er den so direkt? ,,Das weiß ich selbst, Jungwoo"
Jungwoo zuckte mit den Schultern. ,,Hast du eine Arbeit oder wenigstens irgendwas?"
Johnny lachte und nippte an seinem Kakao. ,,Ich arbeite in einem Gemüseladen, um wenigstens etwas Geld zu verdienen und nicht ständig von Paparazzi's oder Fans verfolgt zu werden"
,,Klappt ziemlich gut. Seit 2 Jahren hört man nichts mehr von dir"
Johnny nickte. ,,Ich weiß und das bleibt auch so. Ich zieh mich komplett aus der Öffentlichkeit zurück"
,,Und willst du für immer in diesen Gemüseladen Arbeiten?"
Johnny schüttelte seinen Kopf. ,,Ich konnte Kontakt zu einem meiner Cousins und seinen Eltern in Amerika ausmachen. Sie leben auf einem Bauernhof und wären bereit mich aufzunehmen. Mein Flug ist in zwei Tagen"
Jungwoo nickte und wirkte dabei ziemlich traurig. ,,Also war's das mit Korea? Du kommst nicht mehr zurück"
,,Wenn du mir einen Grund gibst, dann komm ich. Aber ansonsten nein, ich komme nicht mehr wieder"
,,Bist du glücklich mit der Entscheidung?"
Johnny musste nicht einmal lange überlegen und nickte sofort. ,,Es tut gut nicht in der Öffentlichkeit zu sein. Und auch tut es gut bei meiner Familie zu sein. Es war die richtige Entscheidung. Das spüre ich"
Jungwoo nickte stumm. Er glaubte selbst, dass es das beste für Johnny war sich aus der Öffentlichkeit zu entziehen. Die Öffentlichkeit, der Druck, die Fans, die Reporter, all dies hatten Johnny doch erst recht kaputt gemacht. Er war geblendet von der Aufmerksamkeit, wollte immer mehr und irgendwann stieg ihm alles zu Kopf. Es wurde so schlimm, dass er schon Nervenzusammenbrüche bekam, wenn er Abonnenten verlor oder nicht mehr so viele Kommentare unter seinen Bildern waren. Es war krank. Er wurde krank und hat sich letztendlich selbst zerstört. Er hatte sich so sehr zerstört, dass er bereit war andere zu zerstören um Aufmerksamkeit zu bekommen. Natürlich war dies keine Entschuldigung für all das was Johnny getan hatte, jedoch konnte Jungwoo sich nur allzu gut in ihn hineinversetzen.
Doch jetzt wirkte Johnny in seinen Augen viel gesünder. Viel ruhiger und Bodenständiger. Er war nicht mehr so besessen und man sah sogar einen kleinen Funken Reue in seinen Augen.
,,Und? Hast du noch was von Taeyong und den anderen gehört?" Fragte Johnny interessiert und trank seinen Kakao aus.
,,Ich schreib ab und zu mit Lucas und bekomm so vieles mit"
,,Zum Beispiel?"
Erst war Jungwoo unsicher ob er mit Johnny über die anderen reden sollte, doch entschied sich dafür da Johnny sowieso nicht viel mit den Informationen machen konnte. Und sowieso stand alles was er ihm sagte auch im Internet.
,,Naja Taeyong, Doyoung, Ten und Lucas sind ziemlich erfolgreich in Amerika und brechen einen Rekord nach dem anderen. Taeyong und Jaehyun sind so glücklich wie am Anfang und die beiden sind einfach unzertrennlich. Jaehyun's Show ist die beliebteste in ganz Amerika und bricht jedes mal auf's neue die Einschaltquoten. Alle sind super erfolgreich und haben es auch verdient"
,,Das haben sie" flüsterte Johnny und blickte nachdenklich auf das leere Kakao Glas vor ihm, während Jungwoo sein's immer noch leer trank. ,,Kann ich dich was fragen?"
Jungwoo legte sein Glas zur Seite und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf Johnny, da er das Gefühl hatte jetzt kam der eigentliche Grund warum die beiden überhaupt hier saßen. ,,Nur zu"
,,Warst du mit mir befreundet weil du Angst vor mir hattest? Hast du alles was ich wollte nur mitgemacht weil du Angst vor mir hattest?"
Stille. Die beiden sahen sich stumm in die Augen und versuchten dort antworteten zu finden. Johnny suchte nach antworten zu seiner Frage und Jungwoo suchte nach Emotionen, gründe warum Johnny ihn das fragte.
Nichtsdestotrotz musste er darauf antworten und er entschied sich mit der Wahrheit. ,,Ja, ich hatte Angst vor dir. Sogar sehr große Angst. Ich hatte Angst das du mir was tust, meinen ruf zerstörst oder mich verprügelst wenn ich nicht das mache was du sagst. Deshalb hab ich alles mitgemacht...Aber nichtsdestotrotz war ich nicht nur deswegen mit dir befreundet. Okay ich hatte Angst, aber ich mochte dich auch als Mensch. Mit dir hab ich mich sicher gefühlt und nicht mehr so klein. Auch warst du immer für mich da und hast mir Kraft gegeben, mich aufgebaut und ich kann mit stolz sagen, dass ich nur wegen dir heute da bin, wo ich jetzt bin. Ich war mit dir befreundet weil ich dich trotz deiner Fehler mochte, Johnny"
Johnny's Augen funkelten wegen den aufkommenden Tränen und einige verließen sogar seine Augen und rollten seine Wangen runter. Doch so schnell wie sie kamen, wischte Johnny sie auch wieder weg und blinzelte. ,,E-es tut mir so leid"
,,Was?"
,,Alles"
Danach umhüllte eine stille die beiden, die ziemlich lange anhielt. Johnny musste sich nicht einmal erklären, den Jungwoo verstand auch so was er meinte, was ihm leid tat. Johnny brauchte nicht groß darüber zu reden, Jungwoo erkannte das er es ernst meinte und es ihm wirklich leid tat.
,,Ist schon in Ordnung"
Johnny stützte erleichtert sein Gesicht auf seinen Händen ab und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Deshalb war er hier. Um Vergebung von Jungwoo zu bitten und dies hatte er ihm nun auch gegeben. Obwohl er das nicht hätte tun müssen...
,,Danke...für alles" flüsterte Johnny und strich sich seine aufkommenden Tränen aus dem Gesicht, bevor Jungwoo sie sehen konnte. ,,Ich weiß das ich meine Taten nicht mehr rückgängig machen kann, aber ich habe daraus gelernt und will ein besserer Mensch werden. Und ich werde es auch schaffen, aber ich brauche Zeit. Das du mir verzeihst, gibt mir unheimlich viel Kraft und ich bin dir wirklich dankbar. Ich hoffe ich kann noch mehr wachsen und aus meinen Fehlern lernen und wer weiß, vielleicht verzeiht Taeyong mir auch irgendwann mal"
,,Ich wünsche dir wirklich nur das beste und hoffe das du dein Ziel erreichst"
...
Gerade waren die beiden auf dem Weg nach Hause. Besser gesagt, Johnny begleitete Jungwoo nachhause, da es doch schon ziemlich spät geworden war. Sie saßen noch mindestens 2 Stunden in der Bäckerei und hatten über alles und nichts gesprochen, zusammen gelacht und alte Erinnerungen hervorgerufen. Es war schön. Für beide.
Sie kamen an Jungwoo's Haus an und blieben davor stehen. Jetzt hieß es Abschied nehmen. Eine Weile sahen sie sich einfach nur an, ehe sie sich auch schon in eine Umarmung schlossen. Die Umarmung war intensiv und lange, keiner wusste ob es die letzte war oder nicht. Sie genossen den Moment, schlossen ihre Augen und verharrten in dieser Position für mehrere Minuten.
Doch leider musste auch dieser Moment enden und die beiden lösten sich voneinander.
,,Versprich mir das du auf dich aufpasst und immer dein Glück an erster Stelle stellst" meinte Johnny grinsend und legte seine Hand auf Jungwoo's Kopf, um sanft darüber zu streicheln.
,,Ich verspreche es" schmunzelte Jungwoo. ,,Wirst du dich bei mir melden?" Fragte er mit lieblicher Stimme, woraufhin Johnny lächelnd nickte. ,,Ich werde mich bei dir melden"
Die beiden verabschiedeten sich voneinander, ehe Johnny seine kalten Finger in seinen Jackentaschen legte und ging. Jungwoo sah ihm noch so lange hinterher, bis er vollständig von der Dunkelheit umhüllt war und nicht mehr zusehen war. Danach verschwand auch er im Haus.
Nach diesem Abend meldete sich Johnny nie wieder bei Jungwoo, doch das war okay, denn Jungwoo wusste, Johnny war glücklich.
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