6 - Hogwarts-Express
Am ersten Schultag lief ich mit meinen Eltern über Gleis neun.
"Wo, verdammt noch mal, soll den ein Gleis neundreiviertel sein?", regte sich mein Vater auf.
Tja, hier war eben keine Absperrung, die das markierte, und drei Viertel eines Gleises abzumessen ist auch nicht besonders leicht und exakt.
Mum schlug vor: "Fragen wir doch den Schaffner da!"
Das taten wir.
"Soll das etwa witzig sein?", schimpfte der Mann und hielt das Ticket hoch. "So ein Gleis haben wir nicht!"
Ich sprang in die Luft und schnappte mir das Ticket. Meine Familie und ich gingen etwas entmutigt weiter. Dad zog meinen - meiner Meinung nach - viel zu großen Koffer hinter sich her. Aber für einen wagen war mein Gepäck doch zu wenig gewesen.
Auf einmal entdeckten wir eine Familie, die vor einer Mauer stand. Der Mann hatte kurze braune Haare und eine Brille wie Harry Potter. Moment, war er das vielleicht?
Ich rannte zu ihm hin und stellte fest, dass ich etwa halb so groß wie er war
Ich rannte zu ihm hin und stellte fest, dass ich etwa halb so groß wie er war. Mir etwas klein vorkommend, sah ich auf und fragte, als er mich bemerkte: "Sind Sie ein Zauberer?"
"Ja", antwortete er freundlich und warf einen Blick auf meine abgehetzten Eltern.
"Heißen Sie Harry Potter?"
Er seufzte. "Ja."
Sein vermutlich Sohn mit hellbraunen Haaren musterte mich. Er schien ein bis drei Jahre älter zu sein als ich. Ich lief rot an und fragte mit dünner Stimme: "Kann ich bitte ein Autogramm haben?"
Harry Potter lächelte gequält und gab mir eines. "Wir müssen jetzt aber los, du auch?"
"Ja. Wie kommt man da hin?"
"Komm, ich zeig's dir", meinte der ältere Junge und nahm mich am Handgelenk. Wir rannten direkt auf die Absperrung zu.
"Ich kreischte: "Wir werden-"
Wusch, und schon waren wir durch.
Er grinste: "... es überleben."
Staunend sah ich mich um. Hier war ein ganz anderes Gleis, das, wie ich überrascht feststellte, mit "Gleis 9 3/4" gekennzeichnet war. Ein außergewöhnlicher Zug hielt gerade. Es war eine richtige alte Lok. Alles wie im Film.
Verlegen ließen wir uns los.
Der Junge stellte sich dann noch vor: "Ich bin James, und du?"
"Jade." Mehr brachte ich nicht heraus.
Dann kamen die anderen mitsamt meinen Eltern, die sie irgendwie hereingeschmuggelt hatten und ich bekam mein Gepäck. Wir trafen noch auf Hermine, die ich nur aufgrund Ron erkannte (er sah soweit noch ähnlich wie im 1. Film aus). Nie hätte ich gedacht, dass sie heiraten würden. Sie hatten zwei Kinder: Rose und der ein Jahr jüngere Hugo.
Wir stiegen ein. Ich setzte mich neben Rose; James und dessen verspätet kommender kleiner Bruder Albus saßen uns gegenüber. Ein Schokofrosch kletterte an der Scheibe herum und sprang auf Roses Hand, was Hermine sehr niedlich zu finden schien. Während der liebe James Albus weiter versuchte, ihn mit der Vorstellung, er werde nach Slytherin kommen, zu ängstigen, was irgendwie erfolglos verlief, winkten Rose und ich Harry, Hermine, Ron, Lily und Hugo zu, die uns tief gerührt nachsahen, als der Zug wegfuhr.
Ich sah noch, wie sich Harry lächelnd an die narbe auf seiner Stirn fasste. Was hatte das zu bedeuten?
Die Zugfahrt begann. Ich unterhielt mich mit Rose, brach aber mitten im Satz ab, als Scorpius auf einmal an der Wagontür stand. "Oh, hi, Scorpius!", sagte ich.
Er grinste und trat ein. "Hi, Jade."
Die anderen waren verstummt.
"Ihr kennt euch?", wollte James wissen.
Scorpius erklärte überraschend überheblich: "Ja, Potter. Wir haben uns in der Winkelgasse getroffen."
"Dad meint, ihr Malfoys seid versnobte, egoistische, rassistische Arschlöcher", gab Rose zum Besten und kassierte einen wütenden Blick von mir.
"Das ist gar nicht wahr", verteidigte ich Scorpius' Familie. "Sie haben mir in der Winkelgasse und bei Gringotts geholfen." Dass Astoria sehr wohl rassistisch war, ließ ich unerwähnt.
Der jüngste Malfoy sagte mit einem giftigen Unterton: "Dass meine Großmutter Harry Potter zum Sieg über Voldemort verholfen hat, indem sie ihm das leben rettete, hat dein toller Vater wohl nicht verbreitet, oder?"
Alle schwiegen überrascht.
Scorpius fuhr fort: "Das ist nämlich der Grund, weshalb meine Familie hier überhaupt noch leben darf!"
Ich bat ihn: "Nicht streiten. Setz dich doch."
Das tat er, und zwar demonstrativ neben mich.
Während der Zugfahrt kam noch der Süßigkeitenwagen und wir kauften uns ganz viele Schokofrösche. Da Scorpius wusste, dass ich nicht viel geld hatte, spendierte er mir fünf. An das andere Zeug traute ich mich nicht heran. Rose hatte, zu ihrer Begeisterung, ihre Mutter auf der Schokofroschkarte und ich eine hübsche, schwarzhaarige Hexe, die fies in die Kamera grinste.
"Komisch, diese Karte habe ich noch nie gesehen", bemerkte James. "Und ich kenne alle."
Ich las, was unter dem Bild stand: Bellatrix Lestrange, Todesserin, treueste Dienerin Voldemorts. Ich wollte meine Entdeckung gerade den anderen mitteilen, da legte sie ihren Zeigefinger auf die Lippen und sah mich bittend an.
Schnell versteckte ich die Schokofroschkarte in meiner Umhangstasche und ging auf die Toilette, um meine Schuluniform anzuziehen.
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