32 - Dementoren!

(Bellatrix' Sicht)

Jade wurde noch blasser, als sie ohnehin schon war. "Dementoren", hauchte sie. Woher nahm dieses Mädchen nur das ganze Wissen? Ich konnte ihr Gesicht durch den schmalen Spalt ihrer geöffneten Jackentasche sehen.

Als die Tür gespenstisch langsam aufging, bekam ich Panik. Lange genug hatte ich ihre Anwesenheit ertragen müssen. Vierzehn Jahre! Die Kapuzengestalt, die dort stand, wandte sich Jade und mir zu.

Ich schrie entsetzt auf. Das durfte doch nicht wahr sein! Fanden die mich denn überall? Und jetzt hatte ich auch noch Jade in den Schlamassel hineingezogen. Wenn sie ihr etwas antäten, könnte ich mir das nie verzeihen... Ja, irgendwie war sie mir schon ans Herz gewachsen, und außerdem meine einzige realistische Chance, wieder zu einem lebenden Menschen zu werden.

Auf einmal riss etwas an mir. Panisch krallte ich meine Fingernägel in meinen Zauberstab, der mir als Bildobjekt gehörte. Ich schlug verzweifelt um mich, doch ich wurde unaufhaltsam aus meinem Horkrux gezogen. Ich wusste, dass ich eine blau leuchtende, kleine Lichtkugel war, die auf den Dementor zuschwebte. Verängstigt schloss ich die Augen.


(Jades Sicht)

Was passierte hier mit Bella? Konnte man einem Horkrux seinen Seelenteil entziehen, ohne diesen zu beschädigen? Ich wollte es nicht herausfinden, also zückte ich meinen Zauberstab, der an meinen Koffer gepackt worden war, und rief mir trotz der kalten Traurig- und Hoffnungslosigkeit, die durch das Abteil waberte, meine schönste Erinnerung vor Augen: Als ich von dem Baby erfahren hatte.

Los, es musste klappen!

"Expec- Expecto Patronum! "

Nichts passierte, außer dass meiner Zauberstabspitze ein blauer faden entwich, der sich in der Luft auflöste. Dafür wandte sich der andere Dementor, den ich gerade erst entdeckte, mir zu. Oh-oh. Noch mal probieren, hieß die Devise. Diesmal aber mit einer anderen Erinnerung, denn ich war bei der alten wohl zu überrascht gewesen, um glücklich genug für einen Patronus zu sein. Einen zweiten Ausrutscher konnte ich mir nicht erlauben, wenn ich, Bella und alle anderen überleben sollten. Ich dachte fieberhaft nach.

Doch schon schob der Dementor mit seinen schorfigen Fingern die Kapuze ein Stück zurück, sodass ich seinen ekelerregenden Schlund sehen konnte. Ich fühlte, wie er an meinem Geist zerrte. Wirre, traurige Erinnerungen geisterten durch meinen Kopf. Ich fühlte mich, als würde alles Glück aus mir herausgesogen und ertrank beinahe in dem Gefühl.

Da schrie Bella entsetzt auf und riss mich aus meiner Starre. Sie war nur noch einen halben Meter von dem Monster entfernt.

Jetzt oder nie.

James! Einfach an James denken. Wie er mich aufgefangen hatte, beim Besenfliegen... Mein Magen vollführte Saltos.

"Expecto Patronum! ", kreischte ich, irrerweise mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich weiß, ich bin unlogisch.

Aus der Zauberstabspitze stieg ein Wolf, der blaue Wellen aus Licht von sich gab. Die zwei Dementoren wurden davon mitgerissen und durch das hinter ihnen liegende halb geöffnete Fenster, das danach einen Sprung aufwies, aus dem Zug geschleudert.

Bellas Seele wurde von dem Patronus sanft in Richtung ihres Horkruxes gestupst, wohin sie gerne zurückkehrte.

Ich sah zu den anderen. Sie schienen die Erscheinung von Bellas Seele dem Auftauchen der Dementoren zuzuordnen, und da würde ich sie auch nicht korrigieren. Gut, dass sie keinen Verdacht schöpften.

Hugo löste fassungslos die leicht festgefrorene Hand von der Fensterscheibe.

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