Kapitel 35:

Bellatrix schreit als Erste freudig auf und zaubert das Mahl des dunklen Lords in den Himmel. Snape packte sich Draco an der Schulter und die restlichen Todesser verschwanden augenblicklich danach.

Die ganze Zeit über stand ich unter Schock und Harrys Gesicht konnte ich nicht beschreiben. Er war dennoch der einzige Vernünftigere von uns beiden; er konnte irgendwie noch bei Verstand bleiben, während ich wie verstarrt da stand. Hastig zog er mich zurück, als die Todesser die Treppen herunterliefen. Wir warteten bloß einige Sekunden, bis ich wieder zu mir kam.

„Er... er hat ihn umgebracht.", weinte ich. „Er hat Albus getötet."

„Jade...", sagte Harry mit zittriger Stimme. „Wir müssen los! Komm!"

Wir rannten die Treppen herunter und folgten den Todessern unbemerkt, die bereits damit fertig waren die Große Halle zu zerstören. Bellatrix zerstörte jedes Glas im Raum und die Fenster waren alle kaputt, sodass die kalte Luft die fliegenden Kerzen an der Decke auslöschten und es eine kahle dunkele Leere im Raum gab. Dann verließen sie Hogwarts und schritten in Richtung zum Verbotenem Wald. Als wir gerade Mal aus dem Schloss waren, hielt Harry inne.

„Jade, du bleibst hier."

„Nein! Ich komme mit dir."

„Du bleibt hier, Jade!"

„Harry, er hat Albus getötet! Da werd' ich doch nicht einfach hier bleiben!"

„Jade, ich kann das nicht..."

Ich verpasste Harry eine Ohrfeige, obwohl mir es die Sekunde danach Leid tat. „Harry James Potter, ich komme verdammt nochmal mit dir!"

Harry rang nach Luft, denn die Ohrfeige wäre eigentlich für Snape gedacht, aber die Wut in mir wurde immer größer und sie wuchs ohne Halt. Harry nickte unwillig, doch wollte wirklich nur ungern, dass ich mit ihm ging.

Es schien so, als wollte er etwas tun und nicht, dass ich es sah. Auf schnellstem Weg rannten wir aus dem Schloss direkt in Richtung Wald; den Hügel hinunter, wo wir die Gruppe der Todesser erblickten.

Bellatrix hüpfte fröhlich mit ihrem Zauberstab in der Hand herum und rief fröhlich nach Hagrid und ob dieser in seiner Hütte wäre.

„SNAPE!", brüllte Harry und wir sprinteten den Hügel schneller herunter zu ihnen. „ER HAT IHNEN VERTRAUT!"

Bellatrix zündete mit einem Schwung ihres Zauberstabs Hagrids Haus an und Snape befahl Draco den anderen zu folgen. Die Todesser flohen in den Verbotenen Wald und waren auch nicht mehr zu hören. Auch Bellatrixs Gelächter verstumme binnen Sekunden.

Incarcerus!", griff Harry Snape an, doch dieser blockte den Zauber bloß ab. Dieser Zauber schleuderte auf uns zurück, sodass wir beide nach hinten geschleudert werden.

Nun zeigte sich die Wut in Harrys Augen deutlicher denn je, als er Snape immer näher kam. Wir beide standen sofort wieder auf und ich hielt zitternd meinen Zauberstab in der Hand.

Expelliarmus!", schrie ich, doch Snape blockte den Zauber erneut ab; diesmal schleuderte der Zauber in den grauen Himmel.

„WAS IST?", brüllte Harry. „WEHREN SIE SICH! LOS, SIE FEIGLING, SIE SOLLEN SICH WEHREN!" Harry nahm tief Luft. „Sectumsempra!"

Snape blockte den Zauber ab und er traf uns noch mehr, als der Erste. Wir beide landeten vier Meter weiter nach hinten auf den Rücken. Ein großer Schmerz machte sich in mir breit und ich zwang mich langsam aufzustehen, doch es klappte einfach nicht. Harry stöhnte vor Schmerzen auf und versuchte das Gleiche, doch erfolglos. Wir hörten die Schritte, die immer näher kamen. Schließlich stand Snape bei uns und ich befürchtete das Schlimmste.

„Ihr habt die Kühnheit meine eigenen Zaubersprüche gegen mich einzusetzen?", fragte Snape und schaute zu uns herab. „Ja, ich bin der Halbblutprinz."

Es war ein widerlicher Anblick, den ich zu Gesicht bekam. Snape sah nicht weiter zu uns herunter, wie wir auf dem nassen Rasen lagen, sondern folgte den anderen Todessern in den Verbotenen Wald. Über uns hörten wir das Geräusch des Mahles über Hogwarts; ein lautes Grollen, das bloß die Dunkelheit und das Böse siegen ließ.

Und wir beide blickten hoch auf das Mahl in der Vergewisserung, dass der Krieg begonnen hatte.

„H-harry...", krächzte ich und versuchte aufzustehen. „Harry?" Ich kroch zu ihm herüber und rüttelte an ihm, als er zu husten begann.

Harry stand noch schneller auf den Füßen, als ich, und half mir hoch. Wir schauten uns lange an und ich musste ihn einfach umarmen, weil ich das noch am meisten brauchte. Erst, als ich ihn losließ, starrten wir wieder hoch in den dunklen Himmel, wo wir das dunkele Mahl von Voldemorts Anhängern fanden.

Und dann machten wir uns auf dem schnellsten Weg zurück ins Schloss, wissend, dass die Todesser gemeinsam mit Snape und Draco verschwunden sind. Wir rannten den Hügel wieder hoch, stolperten über die Steine hinweg und liefen über die Brücke, wo wir im Innenhof ankamen.

Dort hatten sich bereits alle Schüler und Lehrkräfte aus Hogwarts versammelt. Harry und ich drängeln uns zwischen ihnen hindurch und ich erblickte Cho und Luna in der Menge, die mit Tränen in den Augen da standen und mich anschauten. Erst, als wir uns bis ganz nach vorne kamen, erblickten wir ihn.

Dumbledore.

Ich konnte nicht mehr gleichmäßig kontrollieren. Das konnte nicht wahr sein. Es durfte nicht wahr sein. Der Anblick von Dumbledores, meines Großvaters, Leiche zerbrach mir förmlich den Kopf.

„Jade, es tut mir so Leid...", weinte Cho und fasst kurz meine Schulter.

Harry gesellte sich stumm neben Hermine und Ron, währenddem ich alleine zu Dumbledore schlenderte, mich neben ihn niederkniete und ihm einige Haare aus dem Gesicht strich. Seine Augen waren verschlossen und sein Gesicht war bereits so kalt, als läge er bereits seit Stunden in der Kälte. Er sah so friedlich aus, als würde er schlafen; dabei starb er auf qualvollste Weise.

Ich hoffte auf irgendein Lebenszeichen von ihm, doch der Todesfluch hatte ihn getroffen und von diesem gab es kein zurück. Tonlos verließen die Tränen meine Augen und kullerten mir bis zum Kinn herunter. Ich verkniff mir einen Weinen, indem ich mir auf die untere Lippe biss. Ich wollte nicht vor der ganzen Schule los weinen, obwohl ich jedes Recht dazu hatte. Im Hintergrund hörte ich das eine oder andere Weinen, doch ich wollte am liebsten schreien.

Ich nahm Dumbledores Hand, legte meine andere freie Hand auf seine Brust, wo ich keinen Herzschlag mehr spürte und begann schließlich dann zu weinen.

Einer der letzten Überlebende meiner Familie war nun fort. Und das für immer. Nun gab es nur noch seinen Bruder, Aberforth Dumbledore, den ich noch nie kennengelernt hatte und es womöglich auch niemals werde. Gäbe es eine Chance, würde ich sie ergreifen.

Luna gesellte sich zu mir, umarmte mich von der Seite und legte dabei ihren Kopf auf meine Schulter. Dies konnte mein Weinen trotzdem nicht eindämpfen.

Und dann begann es als Erste Professor McGonagall: sie hob ihren Zauberstab und ließ ein Lichtfunken daraus funkeln. Wenige Sekunden später taten es alle.

Hunderte Lichtpunkte von oben, die der Dunkelheit zeigen, wo es lang ging. Das Mahl verschwand langsam und Licht trat langsam wieder ein.

Doch kein Licht dieser Welt konnte mehr helfen.

Kein Licht konnte den Schmerz in meiner Brust weg nehmen.

Und ich hatte das Gefühl in dem Moment, dass der Schmerz für immer andauern wird.

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