Kapitel 34:
Es dauerte eine lange Zeit, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Ein en Nervenzusammenbruch ist nicht etwas, das von einer Sekunde zur anderen verschwindet. Zuerst wusste ich nicht mal, dass ich einen erlitt, bis es zu spät war.
Ich saß eine Zeit lang gegen die Mauer gelehnt auf dem kalten Boden und versuchte mein Zittern irgendwie unter Kontrolle zu bekommen, was erst nach mehreren Minuten etwas funktionierte. Erst dann zwang ich meine Beine aufzustehen, welche sich wie Pudding anfühlten. Sie waren so schwach und konnte mich kaum halten, aber trotzdem zwang ich mich langsam voran zu gehen. Meine Augen waren gerötet und ich versuchte die Tränen loszuwerden, doch immer mehrere verließen meine Augen.
Erst, als ich einige Schritte machte, stolperte ich gegen die Mauer beim Ausgang des Krankenflügels und hustete laut, bis ich so schnell lief, wie meine Beine mich nur tragen konnten. Ich lief in ein anderes Stockwerk, die Treppen immer weiter hoch und änderte mehrere Male die Richtung, bis ich zu den Treppen kamen, die mich zum Astronomieturm führten.
Ich war außer Puste und meine Kraft zwang mich bis zu den Knien. Erst nach mehreren Minuten hatte sich mein Herzschlag wieder beruhigt und ich konnte wieder normal ein-und ausatmen. Und dann kamen sie. Harry und Dumbledore apparierten direkt vor meiner Nase. Harry hielt Dumbledore fest, der jeden Moment zusammensacken könnte.
„Albus! Harry! Mein Gott, was ist passiert?"
„Jetzt nicht!", zischte Harry. „Wir müssen ihn in den Krankenflügel bringen. Zu Madame Pomfrey!"
Von dort kam ich gerade. Ich half Harry dabei Dumbledore langsam auf die Bank hinzusetzen, wobei dieser vor Schmerz aufstöhnte. Dieser war kreidebleich im Gesicht und rang schwer nach Luft.
„Nein...", murmelte er und drückte uns beide von sich weg. „Severus... Severus..."
„Professor Snape?", fragte ich verwirrend.
„Severus ist der, den ich brauche. Weckt' ihn auf. Erzähl ihm, Harry, was los war. Sprecht mit niemand anderes sonst. Habt ihr mich verstanden?"
Harry und ich zögerten nicht lange und liefen Richtung Ausgang, als wir hörten, dass eine Tür unten geöffnet und verschlossen wurde. Wir blicken zurück zu Dumbledore in der Hoffnung, er wüsste, was zu tun ist.
„Geht runter und versteckt euch! Niemand darf euch sehen. Sprecht mit keinem ohne meine Erlaubnis. Egal, was passiert, ihr müsst unbedingt unten bleiben. Tut, was ich euch sage." Er lächelte uns breit an, als wäre er der stolzeste Großvater von zwei Enkeln. „Vertraut mir."
Wieder hörten wir, wie eine Tür geöffnet und verschlossen wird. Das Beruhigen von vorhin hatte nicht wirklich viel geholfen, denn das schreckliche Herzklopfen war wieder da und diesmal ohne jegliche körperlichen Anstrengungen.
Harry und ich rannten die Treppen schnell herunter und versteckten uns in dem Stockwerk unter der obersten Ebene des Astronomieturmes. Wir huschten zurück, als wir sahen, wie jemand die Treppen von unten hochkam.
Es war Draco.
Was zum Teufel macht er denn hier? Draco hielt seinen Zauberstab bereit und richtete ihn auf Dumbledore, als er oben ankam.
„Guten Abend, Draco. Was führt Sie an diesem wunderschönen Frühlingsabend her?"
„Wer ist noch hier? Ich hab' Sie reden hören.", fragte er frech.
„Ich führe oft Selbstgespräche. Ich finde das außerordentlich hilfreich. Haben Sie mal in sich hineingehorcht, Draco?"
Harry und ich schlichen unter den beiden so her, dass wir sie entdecken können und nicht nur hören. Wir sahen die Angst ins Dracos Gesicht geschrieben. Seine Lippen bebten.
„Draco...", seufzte Dumbledore schließlich. „Sie sind kein Mörder, lassen Sie es."
„Sie ahnen nicht, wozu ich fähig bin! Sie wären schockiert, wenn Sie es wüssten!"
„Sie haben meine Enkelin Jade Brian verhext, damit sie ein mit einem Fluch belegten Collier zu mir bringt. Sie haben eine Flasche Met mit einer vergifteten vertauscht. Verzeihen Sie mir, Draco, aber Sie können wohl kaum mit ganzen Herzen dabei gewesen sein. Angesichts dieser schwachen Versuche."
Draco begann zu wimmern; es sah so aus, als würde er zu weinen beginnen. „Er vertraut mir! Ich wurde auserwählt!"
Er ließ seinen Zauberstab sinken und zeigte das dunkele Mal auf seinem Arm. Das Mal eines Todessers. Ich wollte fast einen lauten Atem vor mir geben, aber ich hielt mir stattdessen vor Schreck den Mund zu und begann augenblicklich zu weinen. Meine Vorahnungen hatten sich damit bestätigt.
Harry legte einen Arm um mich und ich versuchte tonlos zu weinen, was das schwerste war, das ich je machen musste. Ich wollte nämlich losschreien.
„Dann will ich es Ihnen leicht machen.", murmelte Dumbledore und hielt seinen Zauberstab in der Hand.
Draco reagierte schnell: „Expelliarmus!"
Dumbledores Zauberstab flog ihn aus der Hand weg und Harry zuckte neben mir zusammen.
„Sehr gut, sehr gut.", flüsterte Dumbledore, als wir hörten, dass die Tür ein letztes Mal wieder geöffnet und verschlossen wurde. „Es kommen also noch andere? Sie sind nicht allein? Wie haben Sie das gemacht? Lassen Sie hören?"
„Das Verschwinde-Kabinett, im Raum der Wünsche! Ich habe es repariert."
„Ah, verstehe. Es gibt ein Zweites. Ein Gegenstück."
Harry ließ mich los, nahm mich bei der Hand und zog mich nach hinten, sodass die, die hochkommen uns nicht sehen konnten, wenn sie an uns vorbei die Treppen bis ganz nach oben hochgehen. Wir versteckten uns hinter Türmen von Kartons, in denen Ferngläser und sonstiger Kram drin lag.
„Bei Borgin und Burkes. Sie bilden einen Übergang.", knurrte Draco angewidert und ängstlich zu gleich.
„Genial." Dumbledore lächelte ihn an. „Draco, ich kannte einen Jungen vor sehr vielen Jahren, der einen vollkommen falschen Weg eingeschlagen hat. Bitte lassen Sie mich Ihnen helfen."
„Ich will Ihre Hilfe nicht!", weinte Draco. „Wollen Sie das nicht verstehen? Ich habe keine Wahl! Ich muss Sie töten. Sonst tötet er mich."
In dem Moment kamen vier Personen die Treppen neben uns hoch und ich kniff die Augen vor Angst zusammen und hoffte, dass wir unentdeckt blieben. Als ich meine Augen öffnete und wir beide wieder hervor gingen, konnte ich zwei von den vier Todessern identifizieren: Bellatrix Lestrange und Fenrir Greyback.
„Oh, was haben wir denn da?", fragte Bellatrix freudig und flüstert Draco etwas ins Ohr, der so zitterte, dass ich es sogar spürte.
„Guten Abend, Bellatrix. Wir sollten uns einander vorstellen, oder?"
„Liebend gern, Albus. Aber wir sind leider etwas knapp dran.", sagte sie mit heller Stimme und befahl Draco ihn zu töten. „Tu es! Na los! Auf was wartest du, Draco? TU ES!"
„Er hat nicht den Mumm dazu. Genau wie sein Vater.", murmelte Greyback. „Lass ihn mich auf meine Art erledigen."
„Nein! Der Dunkle Lord besteht darauf, dass der Junge es tut! Das ist dein großer Augenblick, Draco! Tu es!"
In dem Moment schreckte ich auf und Harry hielt mir diesmal den Mund zu. Ich betete innerlich, dass niemand uns gehört hatte. Denn Snape stand urplötzlich neben uns und Harry hielt seinen Zauberstab auf ihn gerichtet, sowie er seinen auf uns. Doch er griff uns nicht an, sondern deutete uns darauf hin, dass wir still sein sollten. Dann ging er die Treppen hoch und gesellte sich zu ihnen.
„Mach schon, Draco! JETZT!", schrie Bellatrix hysterisch.
„Lass es.", sagte Snape und kam hinter Draco hervor, welcher seinen Zauberstab sofort sinken ließ und zurück wisch.
Ich konnte mir das Ganze kaum noch länger ansehen, denn ich fühlte mich noch nie so nutzlos, wie in diesem Augenblick. Dumbledore schaute kurz zu Harry und mir herunter und für einen kleinen Augenblick trafen sich unsere Blicke. Dann schaute er wieder geradeaus nach vorne zu Snape.
„Severus...", flüsterte Dumbledore und es war dann einige Atemzüge still.
Seine Lippen zitterten und ich hatte Dumbledore noch nie von Furcht gefressen gesehen. Ich konnte meinen eigenen Atem hören und hielt mich an Harry fest, denn ich drohte jede Sekunde umzufallen, was den Tod für uns beide garantieren würde. Ich wollte am liebsten so laut schreien, damit wir Dumbledore retten können, aber wir hatten es ihm versprochen.
„Bitte.", flehte Dumbledore.
Snape hielt seinen Zauberstab hoch und richtete ihn gegen Dumbledore. Dann zuckte er ihn.
„Avada Kedavra!"
Ein grüner Strahl verließ seinen Zauberstab und traf Dumbledore wie einen Blitz.
Das Letzte, was ich sah, war wie Dumbledore vom Astronomieturm stürzte.
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