Kapitel 31:

Nachdem wir uns von Aragog verabschiedet hatten und Hagrid ihn richtig beerdrigen konnte, gingen wir in seine Hütte. Dort machte er sich sofort ans Bier zu schaffen und Professor Slughorn konnte dem ebenso nicht widerstehen. Sie sangen, als gäbe es keinen Morgen mehr, während ich bei ihnen saß und so tat, als würde es mich irgendwie erfreuen. Schleimerei war nie mein Ding gewesen. Doch mein Plan ging auf: Professor Slughorn auf andere Gedanken bringen. Ihm die schöne Seite von Hogwarts zeigen, sodass er mir seine Seite zeigt. Nun ja, ich konnte ihn genauso gut um seine Erinnerung fragen, aber das würde ein Reinfall werden und ich würde mit leeren zu Dumbledore gehen.

Es dauerte nicht lange und die beiden waren sturzvoll, oder wie sie es sagen: bloß etwas leicht angetrunken. Hagrid nickte ein und schnarchte laut, sodass Professor Slughorn zu mir schaute und mich breit anlächelte. Der Alkohol müsste bereits gewirkt haben. Dabei kam mir wieder das in den Sinn, was Dumbledore mit Harry vorhatte. Vielleicht könnte ich irgendwie etwas tun, damit ich heute mit einer kleinen Flasche mit der Erinnerung von Slughorn aus Hagrids Hütte gehen könnte. Slughorn zuckte mehrmals mit seinem Mund, und schaute dann zur Wand, als er begann mir eine Geschichte zu erzählen.

„Eines Frühlingstages stand auf meinem Schreibtisch plötzlich ein Glas mit nur einer Handbreit klarem Wasser darin. Auf der Wasseroberfläche schwamm ein Blütenblatt. Ich sah zu, wie es hinuntersank." Dann schaute er wieder zu mir und hob die Augenbrauen in die Höhe. „Kurz bevor es am Boden ankam, hat es sich auf einmal in einen kleinen Fisch verwandelt. Es war ein so schöner Zauber. Wundersam anzusehen. Die Lilienblüte hatte ich von Lily... Harrys Mutter. Der Tag, an dem ich hinunterkam, der Tag, an dem das Glas leer war, war der Tag an dem seine Mutter..." Er stoppte und seufzte kurz. „Ich weiß, wieso Sie hier sind, Jade. Aber ich kann Ihnen nicht helfen. Es würde meinen Ruin bedeuten."

„Wissen Sie, wieso Harry überlebt hat?", fragte ich. „Wieso er dem Dunklen Lord als Kleinkind die Stirn geboten hat?"

Professor Slughorn stotterte lange und kam zum Entschluss nichts zu sagen.

„Wegen seiner Mutter, Lily. Weil sie sich, um ihn zu retten, geopfert hat. Weil sie sich geweigert hat, bei Seite zu treten. Weil ihre Liebe mächtiger war, als Voldemort. So etwas Ähnliches könnte ich auch von meinen Eltern behaupten."

„Sagen Sie nicht seinen Namen.", unterbrach er mich.

„Ich habe keine Angst vor seinem Namen, Professor." Ich stand auf und ging auf den Tisch zu; auf ihn direkt zu. „Ich werde Ihnen jetzt etwas erzählen. Etwas, worüber andere nur rätseln." Ich versuchte die richtigen Worte zu finden. „Harry ist der Auserwählte, es ist wahr; nur er kann ihn vernichten. Aber dafür muss er von Ihnen wissen, was Tom Riddle Sie vor all den Jahren in Ihrem Büro gefragt hat. Und er muss wissen, was Sie ihm gesagt haben. Beweisen Sie Tapferkeit, Sir. Wie Harrys Mutter sie bewiesen hat. Ansonsten verraten Sie sie. Ansonsten sind sie um sonst gestorben. Ansonsten bleibt das Glas auf Ihrem Schreibtisch leer. Für immer."

Professor Slughorn fehlten die Worte und er starrte erschrocken zu mir hoch. Er wusste, dass ich Recht hatte. Er wusste es bereits von dem Moment an, als wir Fuß in Hagrids Hütte getreten haben. Er wollte es nur noch zur Zustimmung hören. Langsam nahm er seinen Zauberstab unter seinem Gewand heraus.

„Bitte... denken Sie nicht schlecht von mir, wenn Sie das sehen. Sie haben keine Ahnung, wie er schon damals war."

Er hielt den Zauberstab an seine Schläfe und zog die Erinnerung heraus, die wie ein glänzender hellblauer Faden aussieht. In der anderen Hand nahm er eine kleine Flasche heraus und zitterte wie verrückt mit beiden Händen, wobei ich die Hand mit der Flasche festhielt und er langsam die Erinnerung eingeben konnte.

„Danke, Sir."

Da ich hatte, was ich wollte, bedankte ich mich schnell bei Hagrid für seine Gastfreundschaft, und stürmte heraus.

Ich musste zu Dumbledore und das auf der Stelle. Ich durfte keine Sekunde lang zögern und von keinem Lehrer entdeckt werden. Falls Filch oder Mr. Norris mich entdecken würde, muss ich ihnen irgendwie entgehen. Die Punkte meines Hauses sind mir schon immer irgendwie egal gewesen. Dieser Pokal sind für Erst- und Zweitklässler etwas ganz Besonderes, aber ich bin nun mal in der sechsten Klasse und ich widme mich nur noch meiner Zukunft, die es vielleicht nicht mehr geben wird, wenn ich diese kleine – vielleicht wichtigste Flasche auf dieser Welt – zu Dumbledore bringe. Schon seltsam, wie sich die Art der Dinge ändern, wenn man nur etwas Kleines tut. Das haben auch diese Zeitumkehrer in sich.

Als ich vor Dumbledores Büro stand, ging es von ganz alleine auf – ohne, dass ich auch nur das neue Passwort sagen musste, das er mir vor einigen Tagen erzählt hatte. Ich rannte die Treppen hoch, die sich bereit für mich stellten und schlug die Tür ohne zu Klopfen auf.

„Albus! Albus! Ich habe die Erinnerung! Ich habe sie!"

„Ich weiß."

„Ich...- was?" Ich näherte mich ihm und starrte ihn verwirrend an. Er saß auf seinem Stuhl sah mit verschränkten Armen zu mir. „Wie?"

„Ich habe dich mit Slughorn zu Hagrid gehen sehen."

„Oh..." Ich sah auf die Flasche in meiner Hand und reichte sie Dumbledore herüber.

„Danke, Jade. Ich habe zwar nicht gedacht, dass du uns diese Erinnerung beschaffen wirst, aber sei's drum." Er stand schnell auf und ging zu einem Gemälde eines älteren Mannes, den ich nicht kannte. „Gehe hinüber zu deinem Gemälde im Gryffindor Gemeinschaftsraum und berichte Mr. Potter, dass er auf dem schnellsten Weg zu mir kommen sollte." Der Mann verschwand mit einem Nicken aus seinem Gemälde und Dumbledore schaut zu mir. „Wie hast du das eigentlich angestellt, Jade?"

„Um ehrlich zu sein, weiß ich es selbst nicht. Ich habe von Harrys Eltern geredet..." Ich schaute zu Boden.

„Und?"

„Ich wollte fast über meine Mutter reden. Immerhin hatte Slughorn sie auch gekannt."

„Ja..."

Er lächelte breit, als er auf ein Foto schaute, das auf seinem Büro stand. Auf diesem ist Ade in ihrem letzten Schuljahr in Hogwarts zu sehen.

Und sie zwinkerte mir zu.

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