#66 - besties for life
Grad, dass ich mich nicht verschluckte und starb und somit jemand Anderes meine Rolle spielen würde.
„Wusstet ihr schon, dass 5 Seconds Of Summer den Titelsong von unserem Film singen?", fragte Quila nämlich begeistert und ihre dunklen Augen funkelten, während sie einen quietschenden Ton von sich gab und in die Hände klatschte wie ein kleiner Affe mit seinen Trommeln.
„Klar", kommentierte Daria unbeeindruckt und stopfte sich ein neues Stück Sushi in den Mund. „Ich habe schon öfter mit denen zusammengearbeitet, das erste Mal 2014. Bei diesem Videodreh konnte ich leider nicht dabei sein, aber war gut, oder?"
Daria stellte natürlich mir die Frage, schließlich konnte sie sich vorstellen, dass ich bei dem Videodreh als Protagonistin des Films dabei gewesen war – doch Quila schien den Bogen nicht zu spannen.
Mit ihren großen Knopfaugen sah sie mich an, als würde sie mich das erste Mal überhaupt richtig wahrnehmen, und ihr rosa geschminkter Mund stand ein Stück offen.
„Wie, du warst da dabei?", fragte sie erstaunt und ehrlich gesagt beleidigte sie mich damit ein wenig.
Als wäre ich nicht würdig, mit 5SOS ein Video zu drehen. Thank you very much.
„Ohhh, dann hast du bestimmt Sierra getroffen, oder?!", fragte sie begeistert.
Nun war ich diejenige, deren Mund ein wenig offen stand. Ich sah zu Daria, die allerdings voll und ganz mit ihrem Sushi beschäftigt war, bevor ich den Blick wieder auf Quila wandte, die schon weiterplapperte.
„Die war bestimmt auch da."
„Wieso sollte Sierra da gewesen sein..?", fragte ich langsam und kapierte echt nicht, was sie von mir wollte.
Sie musste es mir sagen.
Wort für Wort.
Und genau das tat sie auch.
„Na, wenn ihr Freund ein Video dreht in der Stadt, in der sie lebt, dann hat sie ja bestimmt mal bei ihrem Schatzi am Set vorbeigeschaut", sagte Quila selig lächelnd und seufzte, „ach, die beiden sind so süß."
Ruhe bewahren, Ferroni.
Ruhe.
„Kennst du Sierra gut?", fragte ich, denn ich hatte nebenbei schon gemerkt, dass Quila keine war, mit der man ein normales Gespräch führen konnte. Sie hörte nicht zu. Kein Stück. Hauptsache, der Fokus blieb auf ihr.
Deswegen gefiel ihr gerade umso mehr natürlich meine Frage nach einer bekannten Sängerin, die sie zu kennen schien.
„Ja, wir kennen uns schon eeeewig", frohlockte sie und strich sich eine ihrer langen Haarsträhnen über die Schulter. „Wir sind besties for life, wir würden füreinander sterben."
Ohne zu blinzeln, starrte ich sie mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck an.
„Aha", war alles, was mein Hirn produzieren konnte.
Dann riss ich mich am Riemen und fragte: „Wann hast du Sierra das letzte Mal gesehen?"
„Vorgestern. Gott, sie ist so cute einfach! Also hast du sie gesehen?"
„Bitte?", hakte ich nach, um mir ein wenig Zeit zu verschaffen. Ich hatte nämlich keinen Schimmer, was zur Hölle ich darauf antworten sollte!?
Nein, denn Luke ist nicht mehr ihr Freund. Luke ist mein Freund.
Oder besser:
Nein, ich habe sie nicht hier in LA, sondern in London getroffen auf der Hochzeit meiner Cousine. Die hat Harry Styles geheiratet. Weißt schon, DEN Harry. Ja, der von One Direction.
„Ob Sierra beim Videodreh war."
„Nein", antwortete ich schlicht.
„Komisch, sie meinte noch, sie würde hinfahren", sagte Quila.
Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Hast du nicht gerade noch gemutmaßt, dass sie dort war?"
„Was?" Quila hatte mir überhaupt nicht zugehört. Und tat es jetzt auch nicht.
Sie hatte schon ihr Handy herausgeholt und scrollte gerade.
„Ja, hier hat sie mir noch ein Selfie von sich und Luke geschickt. – Ach Mensch, die sind ja in Vegas, das habe ich gar nicht gesehen! Ist ja cute."
Einatmen.
Ausatmen.
Einatmen.
Habt ihr schon mal ein Herz zerbrechen hören?
Nein?
Wenn ihr jetzt ganz leise seid, dann könnt ihr meins hören, allerdings bricht es nicht, es zerspringt gerade in tausend Stücke.
Wieso?
Wieso habe ich dem Typen wieder vertraut? Wieso habe ich das wirklich getan?
„Oh mein Gott, dieses Sushi ist sooo gut! Jennifer! Hast du das schon gegessen!?", rief Quila mitten durch den Raum und stöckelte dann hinüber zu der Kostümdesignerin, die sich eigentlich gerade mit Harry unterhalten hatte.
Harry drehte sich genauso wie Jennifer in die Richtung der Stimme. Sein Blick sprang von Quila zu mir, die schräg hinter ihr auf dem Tisch saß, und keine zwei Sekunden später stand er vor mir.
„Was ist passiert?"
Mein Gesichtsausdruck war wohl nicht nur für meine Cousine ein offenes Buch.
„Luke ist mit Sierra in Vegas", sagte ich tonlos und starrte, ohne zu blinzeln, ins Leere.
„Quatsch", war alles, was Harry von sich gab.
„Jana."
Einatmen.
Ausatmen.
„Jana."
Einatmen.
Ausatmen.
„Jana!"
Ich sah zu Harry auf. Seine grünen Augen starrten mich intensiv an, sodass ich keine andere Option hatte, als ihm zuzuhören.
„Du musst damit aufhören."
„Womit?"
„Dass du alles kaputtmachst, indem du Geister siehst", erklärte er mir sachlich. „Niemals ist Sierra in Vegas mit Luke. Wieso denn? Weil eine Statistin es sagt? Woher will sie das denn wissen?"
„Sie ist eine der besten Freundinnen von Sierra."
„Sagt wer?", hakte Harry mit einer hochgezogenen Augenbraue nach.
„Sie."
Seufzend stieß Harry die Luft aus. Er legte beide Hände auf meine Schultern.
„Jana. Weißt du, wie viele beste Freunde ich auf diesem Planeten habe?", ließ er verlauten und ein Grinsen zupfte an seinem Mundwinkel.
Ich hatte kapiert, worauf er hinauswollte.
„Millionen", antwortete ich augenverdrehend. „Millionen, weil jeder, der mal einen Ton mit dir gesprochen hat, sich einbildet, dich zu kennen."
„Richtig. Und würde jemand, der mich wirklich kennt, damit prahlen? Würde jemand meiner besten Freunde wirklich damit angeben? Oder würde Nialls bester Freund das rumposaunen? Oder Arianas beste Freundin? Oder Timothées bester Freund?"
„Also wenn ich Timmys beste Freundin wäre, würde ich das schon allen auf die Nase binden", ploppte mir heraus, bevor ich mich selbst aufhalten konnte, und grinste Harry breit an.
Dieser lachte nur.
„Na, siehst du. Alles easy."
Er zog mich in eine feste Umarmung und ich legte das Kinn auf seine Schulter.
„Du bist genauso ekelhaft logischdenkend wie Sam", grummelte ich.
„Naja, du weißt ja, dass sie nicht immer so war", gab er trocken zurück und zwinkerte mir zu, bevor er zurück zu Jennifer ging, die inzwischen auch schon wieder von Quila in Ruhe gelassen wurde.
Ich stopfte mir ein Stück Sushi in den Mund und kaute nachdenklich.
Aber hatte er recht?
Dass das nur Quatsch war?
Woher wollte er wissen, dass Quila nicht wirklich eine gute Freundin von Sierra war?
Vielleicht hatte Quila gedacht, wir waren hier in einem safe space, in dem sie erzählen konnte, dass Sierra Deaton ihre bestie war?
Jetzt ärgerte ich mich, dass ich sie nicht gefragt hatte, ob sie mir das Selfie zeigte, das sie von Sierra und Luke aus Vegas bekommen hatte.
Aber ... woher sollte sie denn sonst wissen, dass die Jungs in Vegas waren, wenn nicht Sierra wirklich dort war?!
Ich wollte einfach nur heulen. Kurz zwei Minuten alles Wasser, das sich in mir aufgestaut hatte und mich ertrinken ließ, loswerden.
Fuck.
Allerdings wurde jetzt das Mittagessen so langsam beendet und wir machten mit der Drehbuchlesung weiter.
Fuck fuck fuck.
Also: weiterleiden, Jana. Herzlichen Glückwunsch.
~
~
~
„Ich geh nicht."
„Ich schwöre dir, irgendwann werde ich dich entweder aus dem Fenster werfen oder dich in der Badewanne ertränken, wenn du nicht deinen Hang zur Dramatik ablegst."
Schwer schnaufend stand Sam vor meinem Bett und zog an der Decke, die ich mir allerdings so fest unter die Arme geklemmt hatte, dass sie keine Chance hatte.
„AHHHH!"
Blitzschnell ließ ich die Decke los, denn Sam hatte gerade an meinem kleinen Zeh, der unter der Decke hervorschaute, gezogen und das nicht gerade leicht.
„Du bist der wahrgewordene Teufel, weißt du das?", zischte ich sie an.
„Buh-huh", machte Sam unbeeindruckt, „da bringst du mich ja glatt zum Weinen. Los. Umziehen und Haare kämmen. Sonst lass ich dich von dem Film feuern."
„Kannst du gar nicht", gab ich zurück, während ich an ihr vorbei Richtung Bad ging.
„Oho", hörte ich sie noch machen, „erstens bring mich nicht in Versuchung, und zweitens weißt du ganz genau, dass ich das kann."
Natürlich wusste ich das.
Genauso wusste ich, dass ich lieber ihr Angebot mit dem Fenster oder der Badewanne hätte annehmen sollen, als wir auf der Party ankamen.
Denn das Erste, das ich sah, als ich diese krasse Rooftop-Party mit Palmen und Scheinwerfern und Lichtern und schönen Menschen betrat, war ein hoher schwarzer Pferdeschwanz, der gerade um Sierras Kopf schwang, als sie über etwas lachte, was niemand anderes
als
Harold
Edward
Styles
zu ihr sagte.
„Wieso spricht Harry mit Sierra?", fragte ich tonlos meine Cousine, während ich Sierra wie hypnotisiert anstarrte.
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